Hinweis:
Die Schreibweisen der Lokalitäten unterscheiden sich infolge
der Transkription aus dem Arabischen ins Deutsche und
Englische erheblich. So findet man auch die Bezeichnungen:
Djebel Dokhan, Djebel Dukhan oder Gebel Abu Dukhan. Das Wadi
Abu Ma´amel erschließt das Steinbruchgelände und zweigt vom
längeren Wadi Umm Sidri (nach dem Sidri-Baum (Syrischer
Christusdorn,
Ziziphus spina-christi) ab. Für den Mons
Porphyrites wird auch die Schreibweise Mons Porphyritis
gefunden.
Die Steinbrüche
In der
Ostwüste von Ägypten befinden sich ca. 45 km
westlich von Hurghada der Mons Porphyrites (die
deutsche Bezeichnung "Porphyrberg" passt nicht,
das es sich weder um einen Berg noch um einen
einzelnen Steinbruch handelt). In der steinigen,
schroffen und steil aufragenden Bergwelt am Wadi
Abu Ma´amel einer extrem trockenen
(hyperariden) Wüste entdeckte der römischer
Legionär Gaius Comenius LEUGAS 18 n. Chr. das rote
porphrische Gestein, welches einen
unvergleichliche Bedeutung in der Welt des
römischen Kaiserreiches bekommen sollte; die
Faszination hält bis heute noch an. Für die
wenigen Kunstwerke im Handel werden sehr hohe
Geldbeträge aufgerufen.
Mit
dem Einstellen des Abbaues in Ägypten im 5. Jhdt. -
nachdem die Araber das Gebiet erobert hatten -
ging das Wissen um die Herkunft in Europa verloren. Darauf
nimmt der Name Porfido rosso antico Bezug (der rote
Poprhyr aus der Antike); es war war wohl in Italien nur noch
bekannt, dass das Gestein in der römischen Antike verwandt
wurde. Erst 1822 entdeckte der Brite James BURTON die
Steinbrüche in der abgelegenen Region Ägyptens zufällig
wieder (SIDEBOTHAM 2008:72). Im Buch von LEONHARD
(1823:210ff) über die Felsarten war noch nicht bekannt,
woher diese roten Steine kommen; es wurde auch der nahe
Sinai als Quelle vermutet.
Zeittafel der Erkundung
- Während der Kaltzeiten ("Eiszeiten") waren Teile
der heutigen Wüsten Nordafrikas grün und wurden durch
den Menschen genutzt. Dies wird auch hier durch
Streufunde aus Feuerstein belegt (siehe unten)
- ägyptische Steinzeit: Das sehr harte und spröde
Gestein war sicher bekannt, erfreute aber niemanden, so
dass es nur ganz selten einer Verwendung zugeführt wurde
(DEL BUFALO 2013:13ff). Das pharaonische Ägypten
verwandte andere Gesteine wie Granite, Diorite, Basalte,
Kalksteine, ...
- 18 nach Chr. Entdeckung für Rom durch den römischer
Legionär Gaius Comenius LEUGAS
- besonders im 1., 2. und 3. Jahrhundert n. Chr.
intensiver Abbau der Felsen in der Kammregion der Berge,
wobei nicht klar ist, warum man den Gesteinsabbau im Tal
vermied
- bis etwa 500 n. Chr. diskontinuierlicher
Porphyr-Abbau durch römische Pächter und Handel in das
gesamte Römische Reich
- Beduinen besuchen das Gebiet, aber kein Abbau und
infolge der Aridität, des Wassermangels und der
fehlenden Vegetation entstehen auch keine
Siedlungen
- 1822 der Brite James BURTON findet die Steinbrüche
und stellt die Verbindung zum einstigen Rom her (keine
eigene Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift)
- 1823 der italienische Mineraloge Giovanni Battista
BROCCHI besucht die Steinbrüche - der in Italienisch
verfasste Bericht wird 15 Jahre nach seinem Tod
publiziert
- 1823 der Ägyptologe Sir John Gardner WILKINSON
besucht das Wadi und Steinbrüche (Publikation erst 9
Jahre später)
- 1837 LEFEBVRE (welcher?) besuchte die
Steinbruchregion und DELESSE publiziert die Ergebnisse
- 1877 & 1878 Georg SCHWEINFURTH; er beschreibt
dann die Geogrphie und Geologie
- 1898 Thomas BARRON und William Fraser HUME
kartieren das Gebiet und fertigen Analysen an
- 1907 besucht der Agyptologe Arthur E. P. WEIGALL
die Region und verfasst ein Buch darüber (WEIGALL
1913:90ff)
- 1908 Jules COUTAY beschreibt u. a. den antiken
Transport (damals waren noch Wagenspuren
vorhanden)
- 1925 & 1938 George William MURRAY beschreibt
den Lykabettos-Steinbruch
- 1931 Reginald ENGELBACH prüft die Möglichkeit der
Wiederaufnahme einer Gesteinsgewinnung und unter Prinz
FARUK werden einige Blöcke aus den römischen
Hinterlassenschaften des Lykabettus-Steinbruchs
abgespalten und für das Theater in Kairo (1971
abgebrannt) verwandt.
- 1931 C. O. H. SCAIFE publiziert Inschriften
- 1940er Jahre David MEREDITH & Leo Arthur
TREGENZA erforschen die Region
- 1949 Leo Arthur TREGENZA bereist sehr lange die
Gegend und publiziert eine ausführliche,
allgemeinverständliche Reisebeschreibung
- 1961 Der Archäologe Josef RÖDER reist in die Region
- 1964 Die Archäologen Theodor KRAUS, Josef RÖDER
& Wolfgang MÜLLER-WIENER untersuchen den Mons
Porphyrites und Claudianus
- 1985 Michael J. KLEIN erstellt eine Monographie zu
den Mons Porphyrites
- 1991 - 1992 erkunden BROWN & HARELL (1992) von
der Universität Toledo (Ohio) die Steinbrüche der
Ostwüste, entnehmen Proben und veröffentlichen eine
Liste der Steinbrüche mit Beschreibungen und chemischen
Analysen
- 1994 - 1998 führen die britischen Archäologen
Valerie MAXFIELD und David PEACOOK erstmals umfangreiche
Ausgrabungen durch und publizieren die Ergebnisse
- 2012 der ägyptische Geologe Mahrous ABU EL-ENEN
forscht als Geologe in der Ostwüste.
- 2016 Mahrous ABU EL-ENEN reist mit weiteren
Fachleuten nochmals in die Ostwüste und es werden
geologische Fragen geklärt und Proben genommen. Die
geologisch-mineralogischen Ergebnisse werden 2018
veröffentlicht.
Das völlig vegetationslose und sonnendurchglühte
Steinbruchgebiet des Mons Porphyrites: Wir stehen am
talseitigen Rand des Lepsius-Steinbruches und schauen hinab
auf das Wadi Abu Ma´amel. Links der Bildmitte überragt der
Djebel Dokhan mit 1.660 m die Region. Rechts davon liegen im
Kammbereich die Ramius-Steinbrüche, weiter rechts folgen die
Lykabettus-Steinbrüche und dann kann man im Foto auch die
Nordwest-Steinbrüche am Grat der Berge erahnen. Ganz rechts am
Bildrand liegt tief unter uns im Wadi der Brunnen und am Hang
das relativ oft besuchte römische Fort. Der aus den hier am
Wadi anstehenden Syenit erbaute Serapis-Tempel liegt weiter
links am Rand des Wadis im Vordergrund des Fotos,
aufgenommen am 17.02.2016
Nahaufnahme eines roten Porphyrs (poliert) mit dem typischen
Mineralbe-
stand aus den weißen Feldspäten, den schwarzen
Amphibol-Kristallen und
dem Erzmineralien in der roten Grundmasse,
Bildbreite 2 cm
Wie bei
lange bekannten Dingen, gibt es auch hier eine
Vielzahl von Namen:
- Imperialer Porphyr
- Roter Porphyr
- Porfio rosso antico
- Porfido rosso duro antico
- Porphyrites leptosephos
- Lapis porphyrites
- Porfido rosso Egiziano
- The Stone of Rome
- Lapis hieracitis (grün-schwarze Variante)
- Porfido verde Egiziano (grüne Variante)
- Lapis porphyrites niger (schwärzliche Variante)
Das Gestein mit dem porphyrischen Gefüge hat eine
dacitische bis andesitische Zusammensetzung und
stammt von vulkanischen Schmelzen aus dem
Ediacarium, die eine sehr große Fläche in den
Bergen des Ostwüste bedeckten. Radiometrische
Altersdatierungen ergaben für den roten Porphyr
Alter von 602±9 und 593±13 Millionen Jahren (ABU EL ENEN 2012:133f). Die porphyrischen
Gesteine werden von jüngeren Graniten und Syeniten
begleitet. In Gängen durchsetzen auch Rhyolithe
und Basalte die Granite. Es kommen auch Xenolithe
von basaltsichen Gesteinen in den Syeniten bzw.
Graniten vor.
Kein
Steinbruch:
Entlang nahezu senkrecht stehender Klüfte in würfelfömige
Massen zerlegter
Granit am Wadi Umm Ma´amel, davor die ägyptischen Geologen
Prof. Dr.
Mahrous Abu EL ENEN und Prof. Dr. Hassan A. ELIWA, rechts
daneben
am
Bildrand Muhammad HUSSEIN;
aufgenommen am 17.02.2016
Der Porphyr dieser Region besitzt nicht nur das
geschätzte Rot, sondern es kommen auch schwarze,
graue, grüne und pinke Spielarten vor, die sich
auch in der Größe der Feldspat-Kristalle
unterscheiden. In den Halden unterhalb der
Steinbrüche sind Blöcke angetroffen worden, die
einerseits rot und andererseits grün sind - oder
schwarze und grüne Partien benachbart vereinen.
Lokal sind auch brekziöse Bereiche abgebaut
worden, wobei die Klasten bis zu 1 m Größe
erreichen können - siehe weiter unten.
Meißelspuren an dem harten und spröden
Porphyr-Felsen. Dies belegt, dass man nur mit
gehärteten
Stahlwerkzeugen gearbeitet hat. Infolge des
hohen Verschleißes mussten die Werkzeuge
(Meißel)
ständig nachgeschmiedet, gehärtet und angelassen
werden.
Links Bildbreite 15 cm, rechts 8 cm
Die römische Verwaltung baute für den Transport
wie auch die Versorgung des Steinbruchbetriebes
eine etwa 190 km lange Straße (Via Porphyrites)
zwischen dem Wadi Umm Sidri und dem am Nil
gelegenen Quena, über die der Transport der bis zu
45 t schweren Steinblöcke erfolgten. Teile der bis
zu 8 m breiten Straße sind heute noch im Gelände
zu sehen - siehe unten. Nach der Überlieferung
verwandte man große Wagen, die von Eseln oder
Maultieren gezogen wurden (die zitierten Ochsen
sind und waren in dem Klima wohl ungeeignet). In
den Bergen nördlich des Gebel Abu Dokhan (1.661 m)
wurden zahlreiche Steinbrüche angelegt, um den
imperialen Porphyr zu gewinnen. Es gibt 6
Steinbruchkomplexe mit sehr unterschiedlich großen
Gewinnungsstellen:
- Bradford Quarry
Der kleine Steinbruch (benannt nach Nicholas ("Nick")
BRADFORD) war sehr wahrscheinlich nur ein Versuch, denn
die Masse der Halde unterhalb entpricht in etwa dem
Volumen des Steinbruchs. Hier steht der schwarze Poprhyr
an. Das Panoramafoto wurde am 15.02.2016 aufgenommen.
Der Porphyr ist hier vorwiegend schwarz; der Farbeindruck
wird durch die
dunkle Grundmasse erzeugt. Die Feldspat-Kristalle sind
relativ groß und
man erkennt die beginnende Vergrünung durch Sprossung von
Epidot.
Bildbreite des polierten Stückes 8 cm
- Northwest Quarry
Die teils erheblich verstürzten Steinbrüche (der Name
wurde nach der Lage vergeben) erstrecken sich im
Kammbereich um einen Berggipfel, so dass man einen langen,
steilen und beschwerlichen Anmarschweg aus dem Seitental
des Wadi Umm Sidri über das Village der Steinbrucharbeiter
zurück legen muss. Der rote Poprhyr ist auf den
Kluftflächen hell- bis gelbbraun, so dass sich die wahre
Natur des rosa bis roten Gesteins erst nach dem Anschlagen
erkennen lässt. Im Bild rechts ist der Beduine Muhammad
Hussien und der ägyptische Professor für Geologe Dr.
Mahrous Abu El Ehnen zu sehen; aufgenommen am 16.02.2016.
Rosafarbener, sehr harter Porphyr mit kleinen
Feldspat-Kristallen die ebenfalls
rosa gefärbt sind. Hinzu kommen wolkige Alterationen im
oberen Drittel des
Bildes.
Bildbreite des polierten Stückes 8 cm
- Lepsius Quarry
Die sehr unterschiedlich großen Steinbrüche (benannt nach
dem sächsischen Archäologen Karl Richard LEPSIUS, *1810 †1884) weisen große Halden auf; die
großen Steinbrüche sind teilweise durch große Massen an
Verwitterungsschutt der kaltzeitlichen (?)
Tiefenverwitterung verstürzt. Neben dem roten Porphyr
findet sich auch die grüne Variante. Das Foto zeigt den
Blick von der Steinbruchwand mit den eindrucksvollen
Klasten des auch hier stark brekziösen Gesteins im Rücken
auf den schmalen Zugang des größten der
Lepsius-Steinbrüche mit dem Wadi Umm Ma´amel im
Hintergrund; aufgenommen am 17.02.2016.
Bruchstück
der schwarzen Poprhyr-Variante mit
unterschiedlicher Textur
aus dem Lepsius-Steinbruch. Man erkennt
hier, dass es sich um Klasten
eines Agglomerates handelt. Dies ist auch
bei zahlreichen Kunstwerken
zu beobachten,
Bildbreite 10 cm.
- Lykabettus Quarry
Die Steinbrüche (benannt nach dem Stadtberg von Athen)
liegen auf einer Höhe von 1.150 m und sind gut erhalten.
Hier fand der letzte Abbau um 1930 für den ägyptischen
König FARUQ I. (1920-1965) statt. Diese bis ca. 200 kg
schweren Rohlinge sind an den von den römischen
Keiltaschen abweichenden Bearbeitungsspuren leicht
erkennbar.
Das Bild zeigt einen der vielen Abbaue an einer
natürlichen Felsrippe neben den eigentlichen Steinbrüchen,
sehr exponiert auf einem Grat gelegen und von zahlreichen
Keilspuren in einer Schalrinne und geschrämmten Flächen
durchzogen, aufgenommen mit dem Bedunien Mohammad Hussien
als Maßstab am 18.02.2016. Der Block sollte gespalten
werden; unten sind 2 Keiltaschen bereits ausgehauen, oben
ist einer angerissen worden Die Rampe ins Wadi zum
Abtransport der Steinblöcke hat eine Länge von ca. 1,7 km.
Porphyr-Bruchstück
des meist geschätzten, tiefroten und
homogenen
Gesteins mit den weißen Feldspat-Kristallen
aus dem Lykabettus-Steinbruch,
Bildbreite 10 cm
- Rammius Quarry
Der kleine Steinbruch (benannt nach dem römischen
Gouverneur von Ägypten Quintus Rammius Martialis 115 - 117
n. Chr) mit dem roten imperialen Porphyr liegt auf einer
Höhe von ca. 1.200 m, kaum erkennbar unterhalb des
Bergkammes im linken Bilddrittel über der sehr gut
erhaltenen Römerstraße zum Transport der Steine wie auch
des Nachschubs; aufgenommen am 19.02.2016. Der Steinbruch
ist extrem abgelegen und man benötigt etwa 6 Stunden
Fußmarsch vom Pistendene für die Geländewagen um ihn zu
erreichen.
Auffallend Hornblende- und Hämatit-reicher, roter Porphyr
mit weißen
Feldspäten. Die Hornblende-Leisten sind als schwarze
Felcken sichtbar,
Bildbreite des polierten Stückes 8 cm
- (Big)Foot Quarry
Hier steht schwarzer Porphyr an (wurde von uns nicht
besucht).
Wie der Transport ins Wadi geschah, ließ sich auch
nach einem Besuch im Februar 2016 vor Ort nur
ansatzweise verstehen. Die Versorgung mit
Lebensmitteln, Wasser, Brennstoffe, Futter für die
Tiere und Holz muss schwer gewesen sein, denn die
Umgebung ist (und war wohl auch zu römischer Zeit)
völlig unbewachsen, so dass alles aus größerer
Distanz (vermutlich das Niltal) beschafft worden
sein muss, was eine ausgefeilte und beständige
Logistik erforderte. Die Steinbrüche wurden je
nach Bedarf des Gesteins sicher nicht gleichzeitig
betrieben. Vermutlich hat man auch in den heißen
Sommermonaten nicht gearbeitet, denn hier sind
Temperaturen von weit über 40 °C die Regel.
Das Gestein ist völlig frei von Hohlräumen, sehr
spröde, so dass man es relativ gut mit Hammer und
Meißel bearbeiten kann. Die Felsen werden nur von
wenigen Klüften mit Epidot durchzogen. Offene
Klüfte sind noch seltener, aber hin und wieder
auch in den Kunstwerken zu sehen. Blöcke zeigen
einen hellen Klang, so dass eine Rissprüfung mit
dem Geologenhammer selbst bei Blöcken mit einem
geschätzten Gewicht von 20 t möglich ist. Die
abrasive Bearbeitung ist dagegen sehr schwer, denn
insbesondere der rote imperiale Porphyr ist sehr
hart und dementsprechend nur mit einigem Aufwand
zu schleifen und polieren; die grünen Bereiche
sind weicher. Es gibt im Gelände so gut wie keine
Verwitterung; abgeschlagene Splitter und Scherben
zeigen auch nach mehr als 1.500 Jahren so gut wie
keine Verwitterungserscheinungen oder
Aufwachsungen durch biologische Systeme (z. B.
Flechten).
Der römische Abbau der Rohblöcke erfolgte durch
ein geschicktes Abkeilen mit Holz- oder
Metallkeilen (dann in Keilschuhen) von genormter
Größe und durch Einschlagen von manchmal mehrere
Meter langen Schlitzen. Es wurden wohl nur
Steinbrüche an den Stellen angelegt, die eine
Aussicht auf ein weitständigen Kluftnetz erahnen
ließen, so dass die Steinbrucharbeiter ausreichend
große und rote Felsblöcke abkeilen konnten. Nach
unseren Beobachtungen über das fehlende
Gesteinsvolumen und die vor den Steinbrüchen
befindlichen Halden lag die Ausbeute an
Werksteinen bei vielleicht 25 % des Volumens. Wenn
man dann noch die Massen bei der Zurichtung der
Rohblöcke vor Ort und den Abfall bei der
Endbearbeitung abzieht, dann konnten wohl nur
weniger als 10 % genutzt werden, von dem sich der
größte Teil in Museen, Kirchen, Moscheen, auf
öffentlichen Plätzen, in Parks, römischen
Ausgrabungsstätten und in wenigen Privatsammlungen
befinden. Die Bearbeitung der Rohblöcke erfolgte
zu einem Halbfabrikat mit einem Aufmaß (das sogn.
Werkzoll). Dies führte einerseits zu einer
Verringerung des Gewichts beim weiten Transport
und andererseits war es ein Schutz gegen
Beschädigung. Die entgültige Bearbeitung erfolgte
dann am Ort der Verwendung oder ein einer nahen
Werkstatt, von denen es in Rom sicher mehrere gab.
Der Abbau des Porphyrs (z. B. das
Schlagen der Keillöcher und der schmalen Schlitze) und die
anschließende formgebende Bearbeitung gelang nur mit
Meißeln aus gehärtetem Stahl. Dafür muss es irgendwo eine
Schmiede gegeben haben. Diese brauchte neben einer Esse
mit dem Schmiedefeuer auch Holzkohle als Brennstoff und
zum Aufkohlen des Stahls und Wasser zum Härten und
Anlassen der Werkzeuge. Und man braucht einen Blasebalg
zum Einblasen von Luft ("Wind") in die Esse, so dass man
entsprechende Temperaturen erreichen konnte, die eine
leichte Schmiedbarkeit das Stahls ermöglicht. Die uns
gezeigten "Schmieden" sind dafür nicht ursächlich, weil es
ihnen an der Holzkohle und Zunder fehlt. Diese überdauern
in dem Klima locker 2.000 Jahre, so dass man die Spuren
heute noch sehen würde. Ausschließlich Schlacken als
Beweis für eine Schmiedetätigkeit reichen nicht.
Möglicherweise lagen die Schmieden im Tal, so dass diese
vom Sediment begraben sind.
Die Quelle des purpurnen Gesteins war im Römischen
Reich bekannt. Mit der Eroberung Ägyptens durch
die Araber im 4. Jahrhundert wurde der Abbau
eingestellt und das Wissen der Herkunft in Europa
ging verloren. Die Bezeichnung der italienischen
Steinmetze Porfido rosso antico, also der
rote Porphyr aus der Antike, nimmt nur auf die
alte Herkunft Bezug. Der heute international
verbreitete Name "Imperial Porphyry"dagegen
verweist auf die einst kaiserliche Verwendung in
der (römischen) Antike hin. Nach der heutigen
Nomenklatur handelt es sich um einen Dacit mit
Übergängen zu Quarzandesit bzw. Trachyandesit mit
einer porphyrischen Struktur (ABU EL ENEN &
OKRUSCH 2012:135f).
Das ornamentale Gestein wird
gegenwärtig nicht abgebaut. Die römischen
Steinbrüche sind gegenwärtig für einen
motorisierten Betrieb nicht erreichbar. Die
eleganteste Methode wäre ein Hubschrauber, was
aber in Ägypten derzeit nicht möglich ist. Das
auf dem Markt befindliche Material stammt aus
dem Wadi Ma´amel bzw. Umm Sidri und ist
weitgehend verworfenes Gut aus römischer
Produktion oder sind Spolien aus der einst
römischen Produktion in seinen ehemaligen
Grenzen.
Eine Wiederaufnahme einer Werksteingewinnung
wäre mit einem sehr hohen (finanziellen)
Aufwand verbunden, denn man müsste die
gegenwärtige Straße von Hurghada so ausbauen,
dass man mit einem LKW bis in einen Steinbruch
fahren könnte. Dies wäre im Wadi noch einfach,
würde aber in den Bergen eine Bohr- und
Sprengarbeit erfodern, die an alpine
Verhältnisse reicht. Die Gewinnung der Felsen
kann dann leicht mit den bekannten Methoden
erfolgen (Bohren, hydraulisch abkeilen oder
einfach sägen; ein Sprengen mit brisanten
Sprengmitteln ist wegen der Rissbildung nicht
sinnvoll). Für den kaiserlichen Porphyr gäbe
es sicher einen Markt, der auch bereit wäre,
einen gegenüber ähnlichen Gesteinen höheren
Preis zu zahlen. Nach meinem Kenntnisstand
gibt es keine technischen Daten; da der rote
Prophyr aber seit etwa 1.800 Jahren verbaut
wird und auch an einigen Plätzen so lange im
Freien überdauert hat, ist der Nachweis seiner
Eigung im praktischen Langzeitversuch
erbracht worden.
Es wäre sowohl für die Erschließung der Region
als auch für die ägyptische Bevölkerung eine
zusätzliche Einnahmequelle. Auch ließen sich
daraus hübsche und wertvolle Souveniers
(Andenken) herstellen, die sich wohltuend von
dem sonstigen Ramsch abheben würden, der
allerorten angeboten wird, wo Touristen
auftauchen. Denkbar wär auch ein Abbau der von
uns erkannten Vorkommen an den Rändern des
Wadis, so dass man die römischen Abbaue nicht
antasten muss. Eine Schädigung der "Natur" ist
nicht zu befürchten, da es dort keine
nennenswerte Lebewelt gibt. Es gibt nur in den
Wadis bis kniehohe Büsche eines Kreuzblütlers,
hin und wieder eine Eidechse und schwarze
Käfer; ganz selten mal ein Kamel. Die
Berghänge und Gipfel sind biologisch als "tot"
zu bezeichnen. Es soll auch noch ein paar
Steinböcke geben, aber da fragt man sich,
wovon die leben sollten, denn wir sahen keine
Pflanzen in den hohen Regionen (im Camp Samira
hing ein Gehörn eines Steinbocks an der Wand;
TREGENZA (1958) sah bei seinen Reisen im
Sommer 1947 und 1948 Steinböcke in der
Region).
Weitere Gesteinsvarianten:
Bruckstück des sehr verbreiteten grüner Porphyrs
vom Mons Porphyites.
Diese Farbe war wohl am wenigsten geschätzt und
wurde in nur in geringem
Umfang abgebaut,
Bildbreite 9 cm.
Schwarze, graue
und sehr unterschiedlich grüne Poprhyre stellen
den größten Anteil des Vorkommens. Man sieht im
direkten Vergleich sehr schön die
unterschiedliche Größe und Anteile der hellen
Feldspatkristalle in der Grundmasse, was zu
einem anderen Farbeindruck führt. Die tiefrote Farbe
ist wohl auch weit verbreitet, aber vermutlich
ín den Gipfelregionen ist das Kluftnetz so
weitständig, dass sich große Stücke gewinnen
lassen. Die Textur wie
auch die Farbe des Porphyrs ist sehr variabel;
verbreitet sind auch brekziöse Massen. Im
Gelände des Mons Prophyrites ist die graue und
schwarze Gesteinsfarbe am meisten verbreitet.
Die Klasten in den brekziösen Partien sind oft
heller wie die umgebenden Gesteinsmassen. Die
Verwitterung greift diese hellen und manchmal
auch gerundeten Einschlüsse verstärkt an, so
dass man an den Felsen diese als Vertiefung
erkennen kann.
Auch im Anstehenden sind die brekziösen
Porphyr-Felsen gut zu sehen.
Es handelt sich wirklich um vulkanische
Brekzien, der Geleogenhammer als
Maßstab ist 40 cm lang. Die Felsen sind
angewittert, so dass man die Farbe
erst nach dem Herstellen eines frischen
Anschlags begutachten kann.
Aufgenommen am Zugang zum Lykabettus-Steinbruch
am 18.02.2016.
Die porphyrischen Vulkanite weisen nur
selten Risse und offene Klüfte auf,
die von den typischen Kluftmineralien
überkrustet oder ausgefüllt sind. In
den meist nur mm-breiten Klüften wurden folgende
Mineralien neu gebildet:
Calcit, Quarz, Amphibol (und an anderen Stücken
auch Epidot). Das
abgebildete Stück stammt aus dem
Lykabettus-Quarry, Bildbreite 3 cm.
Silbrig glänzende, bis zu 1 mm große
Erzkörnchen, vorwiegend aus Hämatit
und Ilmenit bestehend, in einer polierten Fläche
des imperialen Porphyrs,
Bildbreite 2 cm
Mit der faszinierenden roten Farbe haben sich
zahlreiche Forscher auseinander gesetzt. Diese ist
auch der wohl entscheidene Grund für die
Beliebtheit in römischer Zeit. Die Ursache der
Färbung liegt in einem hohen Gehalt von
feinschuppigem Hämatit. Die größeren, aber nicht
farbgebenden, Hämatit- und auch Ilmenit-Körnchen
sind in den polierten Steinen bereits mit bloßem
Auge zu sehen - siehe Bild oben. Es ist ein
weiteres Charakteristikum des ägyptischen Gesteins
vom Mons Porphyrites. Der färbende Anteil des
feinschuppigen Hämatit-Pigments ist nur im
Dünnschliff unter dem Mikroskop zu erkennen. Dass
es auch Mn-haltigen Epidot (Piemontit) als
Gesteinsbestandteil gibt, der ebenfalls mit einer
rötlichen Farbe zu dem Farbeindruck beiträgt, ist
nur von untergeordneter Bedeutung (ABU EL-ENEN
& OKRUSCH 2012:135f). Die Bildung von Epidot
kann als sicheres Indiz für eine niedriggradige
Metamorphose gepaart mit dem Einfluss von Fluiden
angesehen werden, die einen Teil des
Mineralbestandes veränderten und zum Ausfällen von
Quarz geführt hat. Der bedingt die große Härte,
Sprödigkeit und die sehr gute Politurfähigkeit -
und in der Folge die große Widerstandsfähigkeit
gegenüber der Verwitterung beim Aufstellen der
Kunstwerke im Freien.
Die
im Handstück weißen Feldspäte (großer Kristall in der
Bildmitte) sind in eine sehr feinkörniges Gemenge aus
Schichtsilikaten alteriert. Die schwarzen
Kristalle bestehen aus Eisenoxid und die braunen Kristalle
sind der Amphibol. Die durch ein Fließen orientierte
Grundmasse ist ebenfalls alteriert und
besteht aus Feldspäten und Quarz. Das färbende Hämatit-Pigment
ist in dieser Vergrößerung noch nicht sichtbar, da die
Hämatit-Kristalle viel dünner sind
als der Dünnschliff. Ausschnitt aus Dünnschliff 16-27
Bildbreite 2,5 mm, links linear polarisiertes Licht, rechts
gekreuzte Polarisatoren.
Zu
den Frühausscheidungen aus dem Magma gehören auch Amphibole
(großer Kristall unterhalb der Bildmitte), einmal längs und
quer zur c-Achse
geschnitten. Darüber ist ein ehemaliger Hohlraum mit Calcit
ausgekleidet (erkennbar an den Streifen der Verzwilligung).
Die schwarzen Kristalle
bestehen aus Eisenoxid. Die durch ein Fließen orientierte
Grundmasse ist ebenfalls alteriert und besteht aus Feldspäten
und Quarz. Dünnschliff 16-27,
Bildbreite 2,5 mm, links linear polarisiertes Licht, rechts
gekreuzte Polarisatoren.
Verheilte Kluft in dem Porphyr. Die Kluftfüllung besteht aus
Gesteinsbruch-
stücken, die mit Quarz verkittet sind, so dass man diesen
ehemaligen Riss
erst in der Politur erkennt. Das Stück stammt aus dem
Lepsius-Steinbruch.
Angeschliffen und poliert,
Bildbreite 8 cm
Kluftsystem, ausgefüllt von Quarz und Hämatit. Solche Risse
sind selten und
aufgrund der nahezu farbgleichen Füllung sind diese erst im
bearbeiteten
Zustand zu erkennen; angeschliffen und poliert,
Bildbreite 5 cm
Die heutige Zufahrt in die Region kann nur mit
einem Geländewagen (besser zwei) erfolgen, der
sich über eine schlechte Piste im Wadi quälen
muss; das Fahren ist nur Menschen zu empfehlen,
die einen gesunden Rücken aufweisen. Im Wadi Umm
Sidri und dem Wadi Abu Ma´amel bzw. auf den etwas
erhöhten Terrassen sind zahlreiche Reste der
römischen Besiedelung zu sehen und können zu Fuß
leicht erreicht werden: Straßen, Gebäude, Tempel,
Wachtürme, Brunnen, Zisternen, usw. Hölzerne Reste
sind nicht mehr vorhanden (vermutlich war das über
viele Jahre der Brennstoff für die wenigen
Einheimischen und die Besucher in der neueren
Zeit). Die vielen Tonscherben bestehen aus einer
Art römischer Gebrauchskeramik. Ganz selten sieht
man Ziegel, Holzkohle oder Schlacke.
Das Besuchen der Steinbrüche ist
wegen der exponierten Lage in den Gipfel- bzw.
Gratbereichen der Berge ohne gute Schuhe
(Wanderstiefel) nicht zu empfehlen; bei einem
Umknicken im Gelände kann eine externe Hilfe
sehr lange dauern. Auch muss man reichlich
Trinkwasser mitnehmen, denn es gib keinen
Schatten - und selbst Wolken sind selten. Die
Lufttemperaturen liegen auch im Winter im
Schatten bei etwa 30 °C. Für Hin- und Rückweg
muss man auch als guter Geher 6 bis 9 Stunden
einkalkulieren, da man bis zu 600 Höhenmeter
überwinden muss. Problematisch ist
insbesondere beim Abstieg das lose liegende
Material aus einem Felsschutt in allen
Größenordnungen bei etwa 45° Hangneigung; das
einst gut ausgebaute römische Wegenetz aus
schmalen Pfaden bis zu breiten Wegen ist nur
noch in Teilen vorhanden und wird auch nicht
gepflegt. Es gibt mit den normalen
Mobiltelefonen keinen Empfang. Mit Regen ist
nicht zu rechnen, das es unter Umständen nur
alle 10 Jahre nennenswerte Niederschläge gibt.
Die hoch gelegenen Steinbrüche werden nicht
jedes Jahr von Besuchern und auch nicht von
Einheimischen erstiegen. Angenehm ist die
niedrige Luftfeuchtigkeit und das fast völlige
Fehlen von Insekten, wie z. B. lästige
Fliegen.
In den Sommermonaten, von etwa Juni bis
September, ist wegen der extrem hohen
Temperaturen von bis zu 50 °C im Schatten von
einer Fahrt dringend abzuraten.
Archäologisch bedeutsame Reste
Von den Unterkünften der Arbeiter und Stein-
metze sind nur noch die zerfallenen Mauern
vorhanden. Sie sind ausnahmslos aus Steinen
ohne Mörtel hergestellt und hatten sicher ein
Dach, welches nicht erhalten ist;
aufgenommen unterhalb der Rammius-Stein-
brüche am 19.02.2016
|
Die römische Steinbearbeitung hatte ein Norm-
maß für die Keiltaschen, in die dann Holz- oder
Stahlkeile eingesetzt wurden, die die Kraft für
das Absprengen erzeugten. Aus den Spuren und
der Größe, wie auch der Zahl würde ich auf
Holzkeile schließen, denn bei Stahlkeilen mit
Keilschuhen wären wemiger und kleinere Keil-
taschen notwendig.
Aufgenommen im Lykabettus-Steinbruch
am 18.02.2016
|
Basis eines turmförmigen Gebäude s hoch
über dem Wadi Umm Ma´amel mit unbe-
kannter Verwendung,
aufgenommen am 18.02.2016
|
Vorgerichteter Steinblock aus dem imperialen
Porphyr mit einer Vertiefung und der geschlif-
fenen Oberfläche,
aufgenommen vor dem Lepsius-Steinbruch
am 17.02.2016
Die Besonderheit ist der Wechsel der roten
und grünen Gesteinsvarinate im dm-Maßstab
in der geschliffenen Fläche!
|
Natürlicher Felsblock aus einem Porphyr mit
der Patina von einigen Tausend Jahren
("Wüstenlack"), darin eingepickt eine
griechische Inschrift,
aufgenommen am 18.02.2016
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Streufunde aus Chalcedon (Silex, Flint)
zwischen den örtlich anstehenden basaltischen
Gesteinen in den Händender Archäologen
Rainer KUHN aus Magdeburg,
aufgenommen am 17.02.2016.
Die Funde belegen eine sehr alte Besiede-
lung der Region. Während der letzten Eiszeit
war infolge der globalen Abkühlung die Gegend
sicher grün und ließ ein Leben der Menschen zu.
|
Nach den umfangreichen Forschungen mit Ausgrabungen in
den Jahren 1994 - 1998 von PEACOCK & MAXFIELD (2007)
konnte bestätigt werden, dass es nach dem 5. Jhdt. keine
Bewohner dort gab, die Spuren hinterlassen haben. Auch für
frühchristliche Eremiten gibt es keine Bestätigung. Bei den
Ausgrabungen konnten zahllose Kleinfunde geborgen werden,
die eine Rekonstruktion der Besiedelung und Nutzung der
Bauten zulässt. Dabei konnte man auch eine zeitliche Abfolge
belegen, die auch eine grobe historische Zuordung
ermöglichte. Die Funde aus den sporadischen Grabungen
bestehen aus: botanisch bestimmten Samen der Nahrung für
Menschen und Tiere, Samen von Wildpflanzen, Holzkohle (wurde
radiometrisch datiert), Knochen von Säugetieren, Vögeln und
Fischen, Schalen von Muscheln und Schnecken - z. T. zu
Haushaltsgegenständen verarbeitet, Scherben von
Haushaltsgegenständen aus Keramik, Öllampen aus Keramik,
Glasscherben, Gegenstände aus Stein wie Mühlsteine, Münzen,
Reste von Objekten aus Metall, Spielsteine - auch aus
Elfenbein, Reste von hölzernen Gegenständen, Textilien und
Gewebereste, Sandalen und Körbe, Reste aus Leder. Darüber
hinaus wurden zahlreiche schriftliche Zeugnisse dokumentiert
und übersetzt.
Merkwürdigerweise wurden keine Werkzeuge gefunden, die eine
Verwendung in den Steinbrüchen erklären würde. Man würde
Keile, Hämmer, Meißen, Seile, usw. erwarten.
Die in den
Reiseführern genannten Verwendungen und Erklärungen
der römischen Sachreste und Spuren halten einer
kritischen Prüfung vor Ort oft nicht stand:
- Dass dort Gefangene (die Verdammten "damnati")
gearbeitet haben, lässt sich nach einer antiken
Beschreibung nicht ausschließen. PEACOCK & MAXFIELD
(2007) fanden dafür keine Belege. Im Gegenteil, denn es
lebten sicher auch Frauen und Kinder dort. Und die
Tontafeln belegen die Bezahlung der Arbeiter.
- So wurden Schlackenreste und die damit belegten Orte
einfach als "Schmiede" angesehen. Auf die Frage, wo denn
die Reste der schwarzen Holzkohle sei, musste man
feststellen, dass es keine gibt. Und solmit war die
Stelle auch keine Schmiede, denn für das Schmieden der
Meißel war eine Holzkohle unbedingt notwendig (in einem
reinen Holzfeuer kann man keinen Stahl aufkohlen). Und
diese Holzkohle hinterlässt schwarze Spuren, denn
Holzkohle wird auch in Jahrtausenden nicht
zerstört.
- Einer der ein Felsen wird als Stein angesehen, an dem
man Meißel geprüft hätte. Bei dem Umfang einer sich über
Jahrzehnte hinziehenden Abbaudauer und einer Schmiede an
gleicher Stelle wäre nach dem Testen von dem Stein
nichts mehr vorhanden. Ein erfahrener Schmied - und
solche waren hier am Werk - prüft den Meißel nach dem
Härten und Anlassen am Klang und nicht, in dem er
rechteckige Löcher in Steine schlägt.
Die heute
weitgehend leere, weil hyperaride Region, war wohl
bereits in pharonischer Zeit, aber spätestens seit
der römischen Besatzung mit breiten Straßen
zwischen Nil und Rotem Meer gut erschlossen und es
wurden an zahlreichen Orten Rohstoffe
gewonnen. Neben den Porphyren und
Dioriten waren dies: Amethyst, Smaragd und Gold.
Da es keinen Suezkanal gab, wurden wohl alle Waren
aus dem Persischen Golf und weiter östlich
liegenden Ländern wie z. B. Indien in den Häfen am
Roten Meer umgeschlagen und über Land und damit
durch die Ostwüste zum Nil gekarrt.
Sporadische Ausgrabungen in der Region legten ein
breites Feld an Funden frei, aus denen eine lang
anhaltende menschliche Besiedelung mit Frauen und
Kindern geschlossen werden kann. Dazu gehören auch
sehr zahlreiche Funde von beschrifteten
Tonscherben (Ostraka), die sogar die Lohnzahlungen
der Steinbrucharbeiter belegen (SIDEBOTHAM
2008).
Sie haben jetzt Lust, die Steinbrüche zu besuchen?
Dann lesen Sie die Erfahrungen am Ende der Seite!
Kunstwerke
aus dem imperialen Porphyr (Imperial Poprhyry) aus der
Ostwüste Ägyptens:
Über 400 Jahre wurde das Rohmaterial von der Ostwüste
Ägyptens in das römische Reich transportiert. Von den sicher
einst zahlreichen Säulen, Büsten, Gefäßen, Skulpturen,
Sarkophagen, Schalen, Obelisken, Verblendungen und sonstigen
Kunstwerken haben, weil wertvoll bis heute überdauert. In
Zweit- und Drittverwendungen wurden die Kunstwerke geändert,
zersägt und zum Teil auch zu neuen, dann aber immer
kleineren Gegenständen umgearbeitet. Der Bedarf an sehr
großen Ronden oder Säulen hat dazu geführt, dass man auch
solche Teile aus Einzelstücken zusammen setzte (z. B. die
Ronden in S. Peter und im Pantheon im Rom, siehe LORENZ
2012:86f).
DELBRÜCK (1932) listete in dem epochalen Werk etwa 150
Kunstwerke aus dem roten Porphyr der Alten auf. DEL BUFALO
(2013) beschreibt in einem großformatigen Buch etwa 850
Kunstwerke und bildet die meisten in guten Fotos davon ab.
Wenn man davon ausgeht, dass auch diese Auflistung nicht
vollständig ist, sollten es nach einer eigenen Abschätzung
etwa 1.000 Kunstwerke sein, die es aus dem faszinierenden
Gestein gibt.
Palermo, Italien:
Der berühmte Sarkophag aus rotem, ägyptischem Porphyr für der
Staufer-Kaiser FRIEDRICH II (1194-1250) in der Kathedrale von
Palermo, Sizilien,
aufgenommen am 23.04.2009.

Titelseite des Führers von GIORDANO (1977).
In der Hofkapelle des Normannenpalasts (Capella Palatina,
erbaut 1132 - 1140 unter ROGER II.) finden sich zahlreiche
Kunstwerke aus dem roten Porphyr: Platte in der Kanzel und in
den Wänden, Säulen und Kosmatenarbeiten mit einigen Rotae aus
rotem Porphyr.
Im Normannenpalast (Palazzo dei Normanni) selbst befinden sich
Rotae im Fußboden des Rogersaals.
Große Porphyr-Kunstwerke in Istanbul, Türkei:
Archäologisches Museum:
An dem großen Museumsgebäude des Archäologischen
Museums stehen vier große Kaiser-Sarkophage (bis ca. 4
x
2,5 x 2 m) aus dem ägyptischen (imperialen) Porphyr,
die
einst in der zerstörten Apostel-Kirche standen. Diese
monu-
mentalen Sarkophge sind sehr unterschiedlich erhalten,
aber
bei dreien ist die Rückseite aufgebrochen worden. Sie
wurden
in der Vergangenheit sehr unterschiedlich repariert,
teils mit
originalem Gestein, aber auch mit in Blei gefassten
Stahl-
klammern (die erschreckend verrostet sind). Das Innere
ist
nur grob behauen und das Unterteil mit einem erhabenen
Rand ausgeführt, so dass der Deckel passgenau mit dem
Gegenstück verzahnt ist. Die Stirnseite ist mit einem
erhaben-
en Kranz und darunter einer Schlange verziert,
aufgenommen am 07.04.2012.
|
Topkapi Sarayi (Sultanspalast)
Im Bereich des im 17. Jahrhundert erbauten Bagdat
Kiosks
finden sind zahlreiche Säulen und Wandvertäfelungen
aus
rotem und grünem ägyptischen Porphyr. Die als
Einlegear-
beiten ausgeführten Platten sind meist
rechteckig;vermutlich
handelt es sich um längs zersägte, ehemals römische
Säulen
(Spolien).
Im Innern eines Wandfelds aus dem roten ägyptischen
Porphyrs und außen mit grünen Platten eines
ägyptischen
Porphyrs im weißen Marmor eingerahmt oder direkt
neben-
einander verlegt worden (Bagdad-Köskü). In den Wänden
des Reyan Köskü sind runde Scheiben von ca. 80 cm
Durch-
messer und eine "hausförmige" Scheibe zwischen weißem
Marmor eingemauert,
aufgenommen am 05.04.2012..
|
Ayasofya (Hagia Sofia)
In der berühmten, monumentalen Kirche (erbaut 531 bis
537,
Kuppelhöhe 56 m) wurde an verschiedenden Stellen
ägypti-
scher roter Porphyr verwandt:
In den vier Seitennischen der Ecken sind je 2, also
insgesamt
8 6,6 m hohe, polierte Saulen aus ägyptischem Porphyr
ein-
gesetzt. Sie ruhen in Ronden aus Blei an der
Säulenbasis, die
im Falle von Erdbeben die Bruchgefahr an der Basis
mindern
sollen, was auch bisher funktioniert hat. Mehrere
Säulen sind
aus einzelnen, sehr unterschiedlichen langen Stücken
(bis zu 8)
zusammen gesetzt und durch bleierne Ringe verbunden.
An
anderer Stelle wurde ein Riss in der Säule durch einen
Anker
repariert,
aufgenommen am 05.04.2012.
Die einst größte Kirche der Welt wurde später Moschee,
war
bis 2020 ein Museum und ist heute wieder eine Moschee.
Es
zeugt von einer grandiosen Ingenieurleistung, ohne
Berech-
nungsmöglichkeiten so ein Bauwerk zu errichten. Das
wird
auch nicht geschmälert, denn man musste später
mächtige
Stützen und Widerlager anbringen, um die riesigen
Kräfte
auffangen zu können,
aufgenommen am 04.04.2012.
|
Cemberlitas (Konstantins-Säule)
an der Straßenbahnhaltestelle Çemberlitaş (an der
Yeniçeriler Caddesi):
Das imposante Bauwerk - es ist das älteste in Istanbul
- besteht aus vier
Teilen; einem quadratischen Sockel und darüber einer
runden Säulenbasis
aus dem örtlich anstehenden, tertiären Muschelkalk,
darauf einer Säule
aus sechs einzelnen roten Porphyr-Trommeln
(Durchmesser ca. 2,9 m
und 3,6 m Höhe) und einem Schlussstein, gemauert aus
einem hellen
Kalkstein mit einer umlaufenden Inschrift und
geschützt durch ein Blech
(nach meiner Meinung fehlt ein Blitzableiter). Jede
einzelne der
zylindrischen Porphyr-Trommeln besitzt am oberen Ende
einen
wulstförmigen, umlaufenden Kranz. Das monumentale
Bauwerk wurde
unter dem römischen Kaiser KONSTANTIN I. (der Große,
306 - 337)
unter Verwendung von neun Porphyrsäulenstücken
errichtet, am
11. Mai 330 n. Chr. der Stadt gewidmet und sie trug
ganz oben ein
bronzenes Bildnis des Kaisers oder Apollo, womit das
Bauwerk 50 m
hoch war. Im Jahre 1105 stürzte es bei einem
Erdbeben der oberste
Teil ein, darunter auch drei Trommeln aus Porphyr, die
nicht mehr
aufgestellt wurden. Heute ist das Bauwerk immer noch
35 m hoch und
die teils rissigen und im unteren Teil beschädigten
Säulensegmente sind
jeweils dreifach mit einem verschraubten Stahlreifen
gefestigt. Die letzte
bauliche Restaurierung erfolgte wegen des Erdbebens
von 1999 nach
vierjährigen Arbeiten 2007. Dabei entdeckten man mit
physikalischen
Methoden einen Hohlraum in der Basis, die aus dem
antiken Schrifttum
bekannt ist. Die hier gegen Bezahlung gefütterten,
sehr zahlreichen
Haustauben setzen dem Bauwerk mit dem Kot sehr zu,
aufgenommen aus unterschiedlichen Perspektiven am
05.04.2012.
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Viele Porphyre in Rom, Italien:
Vatikanischen Museen
In der Museen des Vatikan in Rom stehen sehr zahlreiche
perfekt polierte Säulen, Sarkophage, eine riesige Schale und
Einlegearbeiten aus dem roten Porphyr aus Ägypten
Links: Hervorragend polierte Säule aus der brekziösen Variante
des roten Porphyrs;
rechts Sarkophag der Tochter KONSTANTINA des römischen Kaisers
KONSTANTIN I. (der Große). Das Kunstwerk besteht aus dem
Imperalen Porphyr und der Kasten wurde aus einem Block heraus
geschlagen. Wenn man von einer Länge von 2,70 m Länge, 1,50 m
Breite und 1,80 m Höhe ausgeht, dann kann man einem Gewicht
des Rohblocks von 20 t ausgehen.
aufgenommen am 2.6.2012.
Pantheon
Das Gebäude wurde unter Kaiser Publius Aelieus HADRIANUS
(Hadrian *76, †138) 120 bis 125 n. Chr. aus Gussmörtel und
Ziegelsteinen mit granitenen Säulen der Vorhalle erbaut. Um
die enormen Kräfte der frei tragenden Kuppel auffangen zu
können wurde das Mauerwerk der Umfassung in etwa 6 m Stärke
ausgeführt. Infolge der frühen Umwandlung in eine Kirche ist
es das am besten und vollständigste erhaltene Bauwerk aus der
Antike und war bis zum Stahlbetonbau im 20. Jahrhundert das
größte Kuppelbauwerk der Welt. Der imposante Bau ist im Innern
43 m hoch und hat an der höchsten Stelle ein 9 m großes
Fenster ohne einen Verschluss, so dass es dann herein regnet.
Der Fußboden besteht aus hellem Marmor, in den bis zu 2 m
Durchmesser große Ronden aus Granit abwechselnd mit rotem
Porphyr eingelegt sind. Diese alternieren mit Quadraten aus
rotem Porphyr, in deren Innern wieder heller Marmor eingepasst
ist. Hier kann man stellenweise den brekziösen Aufbau und die
sehr unterschiedlichen Farbnuancen und Strukturen des Porphyrs
besser erkennen als in anderen Gebäuden, da es im Innern recht
hell ist. Über dem Grab des berühmten Malers und Baumeisters
Raphael SANZIO (*1481, †1536) sind zwei rote Porphyr-Säulen
als Tragwerk für ein schmales Dach eingebaut. Das Grab des
zweiten italienischen Königs UMBERTO I. (*1844, †1900) wurde
als eine etwa 1 m³ große verzierte Urne aus sorgfältig
glänzend poliertem roten Porphyr ausgeführt.
Der Giebel des Portikus wird von 8 Frontsäulen getragen, von
denen 7 aus dem Quarzdiorit des Mons Claudianus in Ägypten
stammen (KLEMM & KLEMM 1993:402), sie dazu die Bilder ganz
unten auf dieser Seite.
aufgenommen am 31.5.2012.
Grüne Porphyr-Säulen in Aachen, Deutschland:
Die beiden, ca. 2,5 m langen Porphyr-Säulen in dem Kreuzgang
der Schatzkammer neben dem Dom in Aachen standen einst im Dom
und kamen als Spolien aus Italien. Sie wurden im 19.
Jahrhundert von den Franzosen geraubt, standen dann im Louvre
und stehen heute sinnlos unter einem gotischen Bogen. Die
Basis besteht aus Bronze und die Kapitelle sind aus einem
Marmor(?) gehauen. Stellenweise sind Beschädigungen der Säulen
mit einem Granulat repariert worden. Das dunkelgrüne Gestein
ist auch ein Porphyr und stammt aus Ägypten vom Mons
Porphyrites; das Material stammt ganz sicher nicht aus
Griechenland, wie früher angenommen. Es sind nur wenige, bis
zu 5 cm große Xenolithe (keine Reparatustellen!) und mm-breite
mineralisierte Klüfte erkennbar. Die Säulen sind vom
Durchmesser und Rundheit hervorragend gefertigt und sehr gut
poliert worden (das macht das Fotografieren so schwer, denn
die hellen Fenster erzeugen Spiegelungen gegen den dunklen
Hintergrund). Aufgrund der Perfektion sollte man annehmen,
dass es ind er Antike dafür eine Art Drehmaschine - wenn auch
aus Holz hergestellt - gebenen haben sollte.
Leider weist kein Schild auf die Besonderheit der Säulen hin
und auch der Audioguide kennt hier keine Ziffer. Rechts
daneben am Fenster steht ebenfalls eine antike Säule aus einem
granitischen Gestein, welches nicht so gut poliert ist wie die
porphyrischen Säulen.
aufgenommen am 19.05.2012
Köln, Dom
Stephanskapelle des Doms: Das Foto zeigt die Oberseite der
Deckplatte der Grabtumba aus der Zeit um 1260 des Kölner
Erzbischofs Gero (*900 †976) aus grünem Porphyr aus
Griechenland und rotem aus Ägypten, unterbrochen von Stegen
und Quadraten aus weißem Marmor. Dabei handelt es sich um den
einzigen erhaltenen Rest des Fußbodens des Vorgängerbaues des
heutigen Doms; aufgenommen am 23.10.2019 von Albert SCHAD aus
Rastede.
Große Porphyr-Säulen in Magdeburg, Deutschland:
Die größten Säulen aus dem imperialen, roten Porphyr aus
Ägypten finden sich im Dom von Magdeburg.
Zwischen 2 roten Säulen (von insgesamt 4 in der Kirche) im
Chor des Doms steht eine grüne Säule als Dekoration, also ohne
tragende Funktion. Dieses Gestein stammt sicher auch nicht aus
Griechenland. Diese Säule besteht aus dem gleichen Gestein wie
die beiden kleineren Säulen aus Aachen (siehe oben)
Einzigartig ist das Taufbecken aur dem
Porfio rosso antico
in einer ausgezeichneten Qualität, d. h ohne die brekziöse
Struktur. Nur die Bearbeitung ist nicht so perfekt, so dass
das Gestein nicht so optimal zur Geltung kommt.
Zusammen mit vielen weiteren Säulen (aus Granit, Marmor,
Diorit, Granodiorit, Kataklastit und Brekzien) kamen diese
Spolien aus Italien, sehr wahrscheinlich aus Rom oder Ravenna.
Sie wurden von OTTO dem Großen nach Magdeburg bringen lassen
und stehen hier im Dom, nachdem diese wahrscheinlich aus einer
der Vorgängerkirchen umgesetzt wurden. Darauf weisen die bei
genauer Betrachtung sichtbaren Veränderungen hin.
aufgenommen am 30.06.2012.
Louvre, Paris, Frankreich
In den Museen des Louvre in Paris werden auf über 60.000 m²
ca. 380.000 Werke aufbewahrt. Davon sind schätzungsweise 100
aus dem roten agyptischen Porphyr, dem imperialen Gestein
Porfido rosso antico. Wenn man die Wartezeit in den langen
Schlangen am Sicherheitscheck und den Kassen auf sich nimmt,
kann man großartige Kunstwerke bewundern. Besonders
beeindruckend sind die Werke aus dem roten Pophyr, der im
kaiserlichen Rom eine besondere Bedeutung inne hatte:
Vasen oder Urnen
vermutlich hergestellt im 17. Jahrhundert aus dem
imperialen
Porfido rosso antico, aufgestellt unter einem
großen Tisch,
aufgenommen am 18.07.2012
|
Badewanne?
Aus der Sammlung der Villa Borghese im Rom stammt
diese
als "Badewanne" beschriebene Wanne aus dem roten
Porphyr
aus Ägypten in der brekziösen Variante. Merkwürdig ist
der
fehlende Abfluss und der völlig ebene Boden in der
Wanne.
Dieses Kunstwerk zeigt einmal mehr die Fertigkeiten
römi-
scher Steinmetze, denn die Rundungen und Flächen sind
nach
Augemaß perfekt bearbeitet,
aufgenommen am 18.07.2012
|
gefangener Daker
überlebensgroße, Statue aus der römischen Antike,
hergestellt aus roten Porphyr und weißem Marmor,
aufgenommen am 18.07.2012
|
Minerva
aus dem Porfido rosso antico mit den Armen, Fuß und
Kopf aus Bronze, hergestellt in der römsichen Antike
und diese Skulptur stammt ebenfalls aus der Villa
Borghese
in Rom. Diese Figur zeigt sehr eindrucksvoll die
Kunstfertigkeit der römischen Steinmetze, denn das
Gestein ist weit schwerer zu bearbeiten als die sonst
üblichen Kalksteine und Marmore. Sie wurde mit anderen
Kunstwerken auf Wunsch von Napoleon Anfang des
19. Jahrhunderts nach Paris transportiert,
aufgenommen am 18.07.2012.
|
Venedig, Italien
Die berühmte Tetrarchen-Figurengruppe aus der späten römischen
Kaiserzeit an der Kirche San Marco in Venedig (aufgenommen von
Winfried HAHN, Obernau, am 07.09.2012). Die Skulptur wurde im
Jahr 1204 von den Venzianern in Istanbul geraubt und in
Venedig am Eck der Kirche aufgestellt. Das aus 3 Teilen
bestehene und nicht ganz vollständige (weil zersägte?)
Kunstwerk wurde aus dem Porfido rosso antico gefertigt.
Vermutlich waren sie der Bestandteil von 2 großen Säulen (wie
im Vatikan und im Louvre erhalten), die aufgrund der
Proportionen einen Höhe von etwa 9 m gehabt haben
sollten.
Leider ist beim Abtransport ein Stück des Sockels mit dem Fuß
verloren gegangen. Ein Bruchstück davon liegt im
Archäologischen Museum in Istanbul. Das rechte Foto stammt vom
25.06.2016.
Am Eingang zur Kirche Basilica di San Marco in Venedig stehen
beiderseits - zwischen Säulen aus verschiedenen Gesteinen -
auf jeder Seite je 4 Säulen aus dem rotem Porphyr aus Ägypten.
Die Säulenschäfte sind nicht ganz rund, schlecht poliert und
weisen Dellen auf, die auf eine nicht so perfekte Bearbeitung
schließen lassen (Foto links, aufgenommen am 25.06.2016). Ein
Teil kann als Beschädigung beim Transport erklärt werden. In
der Kirche sind weitere Säulen und Platten (z. B. an der
Kanzel) verbaut. Außen sthet noch ein kurzer Säulenschaft mit
einem einfachen Kapitell aus Marmor mit farblich stark
abweichenden Reparaturstellen (Foto rechts). Auch im Fußboden
der Kirche befinden sich zahlreiche Rotae und kleinstückige
Einlegearbeiten (Kosmatenarbeiten). In den älteren Teilen kann
man gut erkennen, dass der weiche Marmor viel schneller
abgetragen wird wie die dagegen harten Porphyre. Infolge eines
strikten (unverständlichen) Fotografierverbotes können
keine Bilder gezeigt werden. Merkwürdigerweise wird hier der
grüne Porphyr als "Serpentino" bezeichnet (VIO 2012).
Ravenna, Italien
In dem aus strischem Kalkstein erbrauten Mausoleum von
THEODERICH dem Großen (*451/56 †526) in Ravenna steht im 1. OG
eine Wanne aus dem imperialen Porphyr (aufgenommen am
26.06.2016). Sie war in einem anderen Gebäude eingemauert
gefunden worden und wurde erst später hierher gebracht. Die
Verwendung dieser Wannen ist ungeklärt, denn auch diese hat
keinen Abfluss. Sie ist stark beschädigt, ein Teil fehlt und
ein Teil ist unter Verwendung von Fremdmaterial restauriert.
Die Bearbeitung ist bei weitem nicht so perfekt wie die Wanne
im Louvre.
Das Dach des Mausolemus besteht aus einem einzigen Steinblock
mit dem unglaublichen Gewicht von etwa 230 t bei einem
Durchmesser von etwa 11 m, 2,5 m Höhe und 1 m Dicke. Die 12
Steinhenkel dienten vermutlich zum Transport, denn der
Kalkstein stammt aus einem Steinbruch auf der anderen Seite
der Adria nahe des heutigen Ortes Vrsar in Kroatien. Es ist
eine technologische Meisterleistung, ein so schweres Teil über
die Adria und dann auf den Bau zu bugsieren - und das ohne
Autokran! Allerdings weiß so niemand genau, wie man das in der
Praxis gemacht hat.
Es gibt aber noch Steigerungen. Im
Steinbruch von Baalbek (Libanon) ist ein Steinblock
("Hajjar al-Hibla") frei gelegt worden, der mit 20 x 4 x 4
m und etwa knapp 1.000 t als einer der größten antiken
Steinblöcke gilt. Bei einer Grabung fand man 2014 einen
noch größeren Block mit einem geschätzten Gewicht von
1.650 t (DAI/AiD 2015:5).
In der Kirche Sant Appolinare Nuovo befindet sich vor dem
Altar ein aus 4 Säulen bestehendes Ziborium (aufgenommen am
26.06.2016). Diese Säulen aus dem imperialen Porphyr sind sehr
gut poliert und werden von Kapitellen aus weißem Marmor
gekrönt. In der Mauer gegenüber sind 2 relativ große Rotae aus
dem gleichen Gestein eingelassen.
In der außen schlichten, weil aus Ziegeln gebauten Kirche von
San Vitale in Ravenna ist der Fußboden reich an rotem Porphyr
(aufgenommen am 26.06.2016). Die hier in dem Mosaikfußboden
eingelegte Rota aus dem ägyptischen Porphyr hat einen
Durchmesser von ca. 60 cm und besteht aus der brekziösen
Variante. In der Apsis sind 6 weitere, große Rotae in der
Außenwand eingemauert, die von quadratischen Feldern mit
Mosaiken betont werden.
Das Taufbecken in dem Battisterio Neoniano in Ravenna wurde
aus antikem Marmor, aber zum Teil auch aus Spolien des roten
Porphyrs erbaut. In den Außenwänden sind große Rotae und
Platten im Kontrast mit grünem Porphyr eingelassen worden
(aufgenommen am 26.06.2016). Die Rota im Bild rechts hat einen
Durchmesser von ca. 40 cm.
Florenz, Italien
Beiderseits des Einganges zum Battistero San Giovanni (um 1128
fertig gestellt) vor dem Dom in Florenz stehen 2 rote
Porphyrsäulen, die mit Stahlreifen gesichert sind (aufgenommen
am 27.06.2016). Die rechte Säule ist kürzer; beide über keine
tragende Funktion aus. Im Innern des Baptisteriums befinden
sich im Boden zahlreiche Rotae und kleinstückige Mosaikmuster
unter der Verwendung von rotem Poprhyr.
Das Museum Opificio e Museo delle Pietre Dure im Stadtzentrum
von Florenz zeigt viele ausgezeichnete Beispiele von
Einlegearbeiten in Stein, darunter auch die Rohmaterialien und
deren Verwendung samt der Arbeitsplätze. Es ist unglaublich,
was man von Hand herstellen konnte. Dabei sind auch große
Platten aus rotem Porphyr, perfekt poliert und schön
augeleuchtet; die Platte ist etwa 0,9 x 0,3 m groß
(aufgenommen am 27.06.2016).
Im Palazzo Pitti und dem sich dahinter erstreckenden Garten
Giardino di Boboli in Florenz werden zahlreiche Kunstwerke aus
rotem Porphyr gezeigt. Sie sind auf die verschiedenen Museen
im gleichen Gebäude und im Garten verteilt (aufgenommen am
28.06.2016). Herausragend ist die große Schale aus dem
brekziösen Porphyr, die von einem hözernen Fuß getragen wird.
Die Schale war einst stark beschädigt und wurde aufwändig
unter der Verwendung von ähnlichem Gestein sehr geschickt
ausgebessert; dies ist so gut gemacht, dass man die Nahtlinen
der eingesetzten Partien nur im Gegenlicht erkennen kann. Der
runde Tisch mit einer großen Platte aus dem
Porfido rosso
antico hat einen Durchmesser von ca. 2,5 m und besteht
aus einem Stück.
Achtung!
Da die Nachfrage nach dem roten Porphyr die
Liefermöglichkeiten überstieg, wurde das Gestein imitiert.
Diese Imitation im Foto in den Sammlungen des Palazzo Pitti
ist an den runden Farbklecksen noch leicht erkennbar. Aber
es gibt in Kirchen und Museen bessere Imitate, die bei
geringer Beleuchtungsstärke und aufgrund der Abschrankungen
nicht leicht oder gar nicht erkannt werden können.
Berlin, Deutschland
Im Alten Museum auf der Museumsinsel sind zwei Stücke
ausgestellt, die aus rotem Porphyr hergestellt sind.
- Torso aus rotem Porphyr mit einem in ein Tuch gehüllten,
etwa lebensgroßen Mann. Der rechte Arm fehlt, die linke
ist nur ansatzweise erhalten und fällt durch eine Bohrung
auf. Kopf und Füße fehlen ebenfalls. Die Rückseite ist
flächig beschädigt (abgescheuert; alter
Transportschaden?). Vermutlich handelt es sich um die
Darstellung eines römischen Kaisers. Nach der Art der
Darstellung würde ich es in die Zeit um 350 - 400 n. Chr.
datieren (Inventar-Nr. nicht festgehalten)
- Runde Scheibe (Teller?) mit ca. 40 cm Durchmesser. Diese
Scheibe weist einen leicht gerillten Rand und eine
zentrale Erhebung in der Mitte auf. Infolge der
Bearbeitungsspuren wurde das Werkstück drehend
hergestellt. Durch die Mitte verläuft ein Riss (der die
Scheibe in zwei Hälften teil), der mit einer
ähnlichfarbigen Masse vergossen und geklebt wurde (bei
DELBRUECK 1932 ist die Scheibe noch nicht ergänzt). Das
Stück stammt aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. (Nr. Sk 2008).
Das Bode-Museum in Berlin weist weitere Stücke aus rotem
Porphyr in der Ausstellung auf.
- An drei bronzenen Kleinplastiken sind die quaderförmigen
Sockel aus rotem Poprhyr hergestellt worden: Schlafende
Nymphe aus Padua um 1530/40, Inventar-Nr. 2793. Venus
Marina aus Messing um 1600, Inventar-Nr. 7279. Bandende
aus Bronze, Florenz aus der 2. Hälfte des 16.
Jahrhunderts, Inventar-Nr. M110.
- Torso eine kaiserlichen Statue ("Porphyrkaiser") aus dem
4. Jahrhundert, erworben aus Alexandria, Inventar-Nr.
6128. Die etwas weniger als lebensgroße Skulptur aus schön
rotem Porphyr stellt einen Mann dar, der in einen
Stoffumgang gehüllt ist. Dieser wird an der Schulter von
einer Brosche mit nach unten hängenden Zierkordeln
zusammen gehalten. Mit der linken Hand hält er sein
Kurzschwert in einem Halfter auf der linken Seite, das die
rechte Hand von oben greift. Der untere Teil der Figur
fehlt ebenso wie der Kopf. Auf der Rückseite ist keine
Fältelung des Stoffes gearbeitet. Hier kragt ein
Befestigungselement (?) aus Stein vor.
Anmerkung: Im Erzbischöflichen Museum in Ravenna
steht ein Torso, der in Haltung der Arme, Größe und
Gewandanordnung sehr ähnlich ist.
- In einer sechsseitigen Aschenurne (?) aus Marmor und
Mosaik als Kosmatenarbeit ist eine ovale, rote
Porphyr-Platte von ca. 6 cm Größe eingelassen. Das Stück
stammt aus dem Rom des 14. Jahrhunderts, Inventar-Nr. 39.
- Kleiner Kopf eines Genius aus dem roten Porphyr von
einem kaiserlichen Sarkophag aus dem 2. Viertel des 4.
Jahrhunderts n. Chr., erworben in Istanbul 1908,
Inventar-Nr. 6129. Der Kopf hat die Größe eine Orange und
ist nicht poliert. Die Kopfseite mit den heraus
modelierten Haaren weist einige Beschädigungen auf, wohl
eine Folge einer Lagerung über lange Zeit im Boden.
Das Museum für Naturkunde bewahrt eine sehr große Sammlung von
Mineralien, Gesteinen und Fossilien auf. Darunter befinden
sich auch zahlreiche Mineralien und Gesteinsproben, die von
Alexander von HUMBOLDT (*1769 †1859) zusammen getragen und dem
Museum übereignet wurden. HUMBOLDT besuchte im Jahr 1805 Rom
und im Geist der Zeit trug man eine Kollektion "antiker
Marmorarten" zusammen bzw. bekam solche aus vorhandenen
Beständen übereignet. Darunter befindet sich auch eine 20 x
12,5 x 4,5 cm große Platte aus Porfido rosso antico, die auf
einer Seite anpoliert ist (Inventar-Nr. 018-01403) (DAMASCHUN
& SCHMITT 2019:199).
Wien, Österreich
Der schönste Gegenstand aus dem roten Porphyr in Wien befindet
sich im Kunsthistorischen Museum in Wien. Merkwürdigerweise
gibt es hier - und auch in den anderen von uns besuchten
Museen keine Kunstwerke aus dem grünen Porphyr.
New York, USA
Das Metropolitan Museum besitzt nur wenige Exponate aus rotem
Porphyr. Neben dem hier gezeigten römischen Sockel einer Wanne
aus dem 2. Jahrhundert nach Chr. stehen dort noch zwei ca. 2 m
hohe Säulen aus der brekziösen Variante des roten Porphyrs in
dem Museum. Der grüne Porphyr war nur in einer
Sonderausstellung vertreten - siehe das Foto eines Tragaltars
bei Hildesheim weiter oben.
Caesarea, Israel
Im antiken Caesarea Maritima (National Park) in Palestina
zwischen Haifa und Tel Aviv steht unter freiem Himmel eine
ca. 2,45 m hohe Statue, vermutlich eines sitzenden Kaisers
(vielleicht Hadrian) aus dem 3. oder 4. Jahrhundert nach
Chr. Die Statue wurde 1950 bei Ausgrabungen in einem Umfeld
aus dem 6. Jhdt. gefunden. Die Statue besteht aus dem roten
Propyhr aus Ägypten.
Aufgenommen von Reingund (Gundl) NEUMANN (*30.12.1933
†15.11.2013) im Mai 1996.
London, Großbritannien
In den sehr großen öffentlichen Sammlungen der Museen sind
Porphyre nur spärlich vertreten:
- British Museum
Im überaus reichen Fundus eines der führenden Museums der
Welt seht im Kellerraum 77 ein unscheinbares Stück einer
ca. 2,50 m hohe Säule mit einem Durchmesser von ca. 60 cm
aus rotem ägyptischen Porphyr, welche aus Alexandria
stammte. Die Säule hatte eine Kluft und eine größere mit
Hohlraum in Augenhöhe. Das Gestein war von der brekziösen
Variante. Die oben und unten abgebrochene Säule ist nicht
ganz rund und weist unten einen merkwürdigen Ausbruch auf.
Oben ist ein keilförmiges Stück als Abspaltung entlang
einer Kluft vorhanden. Beide Beschädigungen befinden sich
auf der Rückseite in der jetzigen Aufstellung.
Streifenförmige Girlanden weisen auf eine Aufstellung im
Freien hin. Sie ist wohl außen geschliffen, aber nicht
poliert.
aufgenommen am 21.06.2015.
- Victoria & Albert Museum
Das große Museum an der Cromwell Road beherbergt zahllose
Kunstwerke.
In der Abteilung des Mittelalters befindet sich eine
unbeleuchtete Vitrine und darin einen mit Goldblech
gefassten, nur etwa 4 cm hohen mittelalterlichen Tragaltar
aus der Produktion von Hildesheim zwischen 1160 und 1170
mit einer bemerkenswert großen Platte von 25 x 10 cm aus
dem ägyptischen roten Porphyr. Durch die feine Bearbeitung
kann man die brekziöse Natur gut erkennen. Daneben ist an
der Wand eine Konsole angebracht, auf der 1 rohes und
geschliffenes Stück des roten Prophyrs liegen, die
angefasst werden können.
Weiter wird im gleichen Raum in einer Vitrine ein kleiner,
nur etwa 10 cm großen Kopf aus rotem Porphyr gezeigt. Der
Kopf eines Kriegers soll vom Sarkophag der Helena stammen.
Im Treppenraum befindet sich eine ca. 50 cm große Büste
des späten 18. Jahrhunderts von Hadrian mit einem Hauot
der Medusa aus einem schönen Stück des ägyptischen
Porphyrs, aber nicht besonders glänzend poliert Sonst sah
ich keine Kunstwerke in der etwas merkwürdigen Sammlung
von Kunst. In der Erläuterung neben dem Kunstwerk war
nicht beschrieben, warum die Büste keine römische Arbeit
ist.
An einer Wand ist ein ovales Bildnis angebracht, dessen
etwa 30 cm großes Profilportrait aus rotem Porphr in
grünem Serpentin in einem Oval aus Marmor erstellt worden
ist. Es zeigt den Großherzog COSIMO I DE´ MEDICI und wurde
von F. F. d. TADDA 1570 in Florenz geschaffen.
Veliko Tarnovo, Bulgarien
Im Archäologischen Museum in der alten Stadt Veliko Tărnovo
in der Mitte von Bulgarien befinden sich in den Vitrinen
mehrere Platten, flache Steine und Tesserae aus Grabungen.
Dies ist nicht verwunderlich, denn die Römer haben einst
auch in Bulgarien (Provinz Thrakien) regiert, aufgenommen
von Helga LORENZ am 06.09.2017.
St. Petersburg, Russland
In den riesigen Beständen der Eremitage in St. Petersburg
stehen 4 Tische in der Gemäldegalerie, deren Tischplatten
aus dem imperialen Poprhyr geschliffen sind. Vermutlich
stammen die aus einer zersägten Säule, weil alle
Tischlplatten die gleich Textur zeigen, aufgenommen am
11.04.2018. Gemessen an den Beständen ist hier wenig roter
Porphyr aus Ägypten vorhanden. Die meisten Platten sind
klein und in Tischplatten von Pietre-Dure-Technik aus
italienischer Fertigung eingearbeitet.
Im Boudoir des Großen Palasts in Pawalowsk
bei St. Petersburg stehen 2 antike Säulen aus
dem imperialen Porphyr und auf dem Kaminsims
noch kleiner Kunstwerke aus dem gleichen
Gestein. Sie wurden von Zar PAUL I. auf einer
Europareise erstanden und man hat sie hier
einbauen lassen,
aufgenommen am 14.04.2018
Duff House, Banff, nordwestl. Aberdeen,
Schottland
Im Schloss Duff House aus dem 18. Jahrhundert stehen in
einem Schrank diverse Antiken, darunter auch eine Vase aus
dem roten Porphyr. Weiter findet sich ein antiker Fuß aus
dem imperialen Porphyr für ein Taufbecken (?). Der Fuß ist
gerissen und stammt sicher von einer größeren Figur und
wurde hier als Zweitverwendung eingesetzt, aufgenommen von
Helga LORENZ am 06.05.2018.
Sammlung des Kunsthändlers Philip Hewat-Jaboor,
Jersey
In der erlesenen Sammlung des britischen Kunsthändlers auf
der Insel Jersey befindenen sich zahlreiche Kunstwerke aus
dem imperialen Porphyr, wie man auf der Internetpräsenz
einsehen kann.
Karsruhe, Badisches Landesmuseum
In der römischen Abteilung des Museums steht ein Kopf aus
dem roten Imperialen Porphyr, der Gaius CAESAR (20 v Chr. -
4 n. Chr.) zugesprochen wird. Der Kopf (Inventar-Nr. 59/55)
muss nach seinem Tod angefertigt worden sein, denn das
Porphyr-Vorkommen in Ägypten wurde ja erst im Jahr 18 n.
Chr. entdeckt. Der Haarschopf war wahrscheinlich farbig
angelegt oder gar vergoldet.
Aufgenommen am 07.04.2019
Freiburg, Privatsammlung
In einer älteren Privatsammlung befindet sich eine Rota aus
Imperialem Porphyr mit einem Durchmesser von 1,07 m. Die
rissige Scheibe stammt vermutlich aus einem Fußboden, wie
die Abplatzungen am Rand zeigen. Sie entstanden durch den
seitlichen Druck benachbarter Steine; dies ist typisch für
alte Bodenbeläge. Die Scheibe ist auf der Oberseite
geschliffen und poliert; da man nicht bis auf das gestockte
Maß geschliffen hat, sind in der Politur kleine Grübchen als
Rest der Steinmetz-Bearbeitung zu sehen. Die
Gesteinsstruktur zeigt eindeutig, dass es sich um ein
Werkstück handelt, welches nicht aus unterschiedlichen
Teilen zusammen gesetzt ist, denn die typischen Agglomerate
des imperialen Porphyrs lassen sich über die Risse
verfolgen. Somit kann man auch die Herkunft des Gesteines
bestimmen, denn dieser Poprhyr-Typus kommt im Steinbruch
Lepsius am Mons Porphyrites vor. Die Scheibe ist der Teil
einer ehemaligen Säule (oder Stele), die man vermutlich im
Mittelalter in Scheiben gesägt hat (solche Roten wurden dann
in den mittelalterlichen Kirchen der christlichen Kirchen
verbaut - siehe oben). Da der Sägeschnitt nicht eine
parallele Platte erbrachte, wurde die Scheibe mit den
Werkzeugen eines Steinmetzes bearbeitet und erhielt dabei
das Stockmuster. Da die Rota mehrfach gebrochen ist (an
einer Stelle kann man eine Kluft als Fortsetzung eines
Risses ausmachen), hat man die Brüche mit handgeschmiedeen
Stahlklammern repariert, die mit flüssigem Blei vergossen
und auf der Unterseite eingesetzt wurden, so dass ein
lückenloser Formschluss erreicht und eine Korrossion des
Stahls verhindert werden konnte. Die breiten Risse wurden an
der Oberseite mit einem farbigem Mörtel ausgespachtelt. Da
man keine Verwitterungsspuren erkennen kann, befand sich die
Rota über lange Zeit im trockenen Innern eines
Gebäudes.
Über die Herkunft ist nichts genaues bekannt, doch stammen
solche Teile ursprünglich aus den römischen Bauten (Ruinen),
wo sie bereits seit dem Mittelalter als Spolien einer
Zweitverwendung zugeführt wurden. Da der rote Porphyr
praktisch überall im römischen Reich verwandt wurde, kann
man auch aus den Abmessungen keinen Rückschluss über eine
Herkunft ableiten; aber man braucht relativ wenige Säulen,
um eine beachtliche Anzahl von solchen Roten herzustellen.
Die dazu notwendige byzantinische Sägemaschine ist weiter
unten als Nachbau abgebildet.
Aufgenommen am 31.05.2019
Augustinermuseum, Freiburg
Der Adelhäuser Tragaltar des ehemaligen Dominikanerklosters
Adelhausen (südlich von Freiburg) befindet sich heute im
Augustinermuseum in Freiburg. Der vermutlich in Oberitalien
im 9. Jahrhundert hergestellte Tragaltar mit den Maßen 38 x
17 cm besteht aus Eichenholz, Silber und Niello. Er besitzt
eine relativ große Platte aus dem roten Porphyr aus Ägypten.
Es ist einer der ältesten erhaltenen Tragältäre.
Dresden, Staatliche Kunstsammlungen im
Albertinum
In der derzeitigen Depotausstellung der antiken Kunstwerke
befinden sich 2 große, paarige, runde italienische
Deckel-Vasen des 17. Jahrhunderts und 2 ovale Deckelvasen
(z. B. Hase5 060/181) aus dem Imperialen Poprhyr. Solche
Vasen in sehr vielen verchiedenen Varianten wurden aus
Spolien in Italien in größeren Stückzahlen hergestellt, wie
man im Louvre und ähnlichen Ausstellungen der großen Museen
bewundern kann.
aufgenommen am 05.07.2019
Schleusingen, Musuem in der Bertholdsburg
Das Museum mit einer sehr eindrucksvollen, wohlsortierten
und recht alten Mineralien- und Gesteinssammlung beinhaltet
auch das Rohmaterial von Tabakdosen. Darunter sind auch
zahlreiche Scheiben aus Imperialem Porphyr ausgestellt. Die
hier abgebildete, polierte rundovale Scheibe hat die
geschätzten Maße von 19 x 15 cm,
aufgenommen am 05.07.2019
Trier,
Palastaula und Museum
Säulenstücke und Gefäßreste aus dem roten, ägyptischen Porphyr
im
Rheinischen Landesmsueum Trier;
aufgenommen am 21.07.2012
Trier war in römischer Zeit eine kaiserliche Stadt, in der
auch mit der Verwendung von farbigen Dekor-Steinen als
Demonstration die Macht gezeigt wurde. Frau Dr. Vilma
RUPPPIENE von der Universität Würzburg konnte über 40
verschiedene Gesteinsarten aus dem gesamten römischen Reich
bestimmen, die beispielsweise in der Palastaula
(Konstantins-Basilika) gefunden wurden. Darunter auch der rote
Porphyr aus Ägypten. Wie der heute schlichte Kirchenbau vor
1.700 Jahren aussah, zeigt ein kurzer Film mit einer
eindrucksvollen Animation auf der Internetseite von
Vilma Ruppiene an der Universität
Bochum.
Wenn man die Ausstattung in dem Raum gegen Ende des Filmes
sieht, kann man sich vorstellen, welchen Eindruck das auf die
Menschen gemacht haben muss, die sonst in einfachsten Häusern
wohnten. So ein Prunk mit Steinen wurde in Deutschland erst
wieder mehr als 1.000 Jahre später erreicht.
Im Jahr 2022 stellte man in Trier eine Ausstellung "Der
Untergang des Römischen Reiches" zusammen. Beteiligt waren 3
Museen: Rheinisches Landesmuseum Trier, Museum am Dom Trier
und Stadtmuseum Simeonstift Trier. Dabei wurden auch Exponate
als Leihgaben anderer Museen ausgestellt, darunter auch bis
von mir nicht gesehene Stücke aus Porphyr. Diese durften aber
wegen eines strengen Fotografierverbots nicht abgelichtet
werden, so dass ich hier auf den gleichnamigen Katalog
verweisen muss (Autorenkollektiv 2022) und kann die nur die
Bemerkenswerten Ausstellungsstücke beschreiben:
- Hand mit einer Kugel aus dem roten Porphyr aus dem
National Museum Zajecar (Serbien). Die Oberseite zeigt
eine natürliche Kluft, die mit hellen Mineralien
ausgekleidet ist. Eine nahe Begutachtung war wegen der
Vitrine nicht möglich (Autorenkollektiv 2022:292 Abb. 6).
- Etwa 1,5 m hoher Torso eines Kaisers Chlamydatus
(Kriegsmantel) aus dem Museo arsivescovile di Ravenna in
Italien (Autorenkollektiv 2022:293 Abb. 11).
- Porphyr-Imitation als Wandputz aus dem um 350 erbauten
Palatiolum in Trier (Autorenkollektiv 2022:295 Abb. 34).
Anders im Dommuseum neben dem Dom. Hier werden
Säulenfragmente, Fußboden-Platten und Teile der
Wandverkleidungen aus der Vorläuferkirche des Doms aus dem 4.
Jahrhundert gezeigt.

Säulenbruchstücke aus dem Porfido rosso antico im Dommuseum in
Trier,
aufgenommen am 23.08.2022
Besonders beeindruckend ist eine Replik der etwa 8 m hohen
Granit-Säulen vom Felsenmeer im Odenwald.
Split (Kroatien): Palast des
Diokletian

In der heutigen Stadt Split in
Kroatien stand im 4. Jahrhundert der Palast des
römischen Kaisers DIOKLETIAN (*~240 †~312). Zum Bau des Palastes
wurden örtliche Kalke, aber für die Säulen
ägyptische Gesteine verwandt. Da diese in
spätere Bauwerke integriert wurden (Bild oben
links), sind sie bis heute erhalten, besonders
im Peristyl und im Mausoleum. Es handelt sich
meist um granitische Gesteine, z. T. auch
Marmore und nicht näher ansprechbare Gesteine.
Der rote Porphyr aus Ägypten ist als Säule nur
in der Kanzel in der aus dem Mausoleum
umgestalteten Kathedrale erhalten (Bild oben
rechts).
Aufgenommen am 10.08.2022 von Helga LORENZ

Bruchstücke
des roten Porphyrs aus Ägypten im Museum in
Split, rechts das Stück einer Säule,
aufgenommen am 10.08.2022 von Helga LORENZ
Kretz,
Eifel: Römerbergwerk Meurin
Wenn man sich fragt, wie die Römer und die späteren
Steinebearbeiter die vielen Marmor- und sonstigen
Stein-Platten erzeugten, dann sieht man hier die Lösung: Es
gab einfache Gattersägen für Steine. Es ist der Nachbau einer
von einem Wasserrad angetriebenen Steinsäge, bei der ein oder
mehrere Eisenblech(e) mit Quarzsand als Abrasiv in einem
beschwerenden Rahmen frei schwingend gleich mehrfach (hier im
Bild) einen relativ weichen Marmorblock zersägte. Das Original
wurde erst 2010 im damals byzantinischen Ephesos (heute
Türkei) ausgegraben (Hanghaus Nr. 2; MAGARTZ 2010). Weitere
Anlagen dieser Art mit der Übertragung einer Drehbewegung des
Mühlrades auf eine horizontale Bewegeung mittels Kurbel und
Pleuelstange sind aus Hierapolis, Jordanien (Gerasa) und aus
der Schweiz bekannt;
aufgenommen am 25.08.2019
Aus Tunesien ist auch der Sägefortschritt aus römischer Zeit
an einem Felsen dokumentiert; er lag zwischen etwa 8 und 15 cm
am Tag in einem Konglomerat (nach Erläuterungen an Ort und
Stelle). Grundsätzlich lassen sich so auch härtere Gesteine
wie der Porphyr sägen - es dauert halt (viel) länger. Ein
Beispiel für das erfolgreiche Sägen von Hartgsteinen ist das
Felsenmeer im Odenwald, wo es Reste von gesägten
Diorit-Blöcken aus der Zeit der Römer gibt.