Die bunten Mineralien der
Grube „Segen Gottes“ bei Huckelheim
im  Spessart

von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main


Grubenplan von 1782
Großformatiger, colorierter Grund- und Saigerriss des Bergwerkes Segen Gottes aus dem Jahr 1782
(angefertigt von Johann Heinrich Karl SCHÖNAUER wegen Streitigkeiten),
Original im Staatsarchiv in Würzburg (157 x 73 cm; Bestand Schönborn).
(das Foto wurde von Thomas WEIS, Schneppenbach, zur Verfügung gestellt)




Huckelheim
Huckelheim im Herbst als Panoramafoto man erkennt im Talgrund den Ort und im Hintergrund und links die bewaldeten Höhen des Buntsandsteins,
aufgenommen am 17.06.2006


Lage:
Im nördlichen kristallinen Vorspessart finden sich neben Bieber weitere Buntmetallvererzungen im Kupferschiefer. Die Grube „Segen Gottes“ bei Huckelheim liegt auf der TK 5821 Bieber bei R 1800 H 5480 (siehe OKRUSCH et al. 2011, S. 288, Aufschluss 271). Die nur in geringen Mengen vorhandenen Halden des ehemaligen Bergbaues (Grube "Segen Gottes") bei Huckelheim liegen (E) zwischen dem Aelchen (Bachgrund des Querbaches) und der Ziegelhütte.
Die Halden sind bewaldet und wurden in den letzten Jahren (ca. 1984 - 88) von Sammlern "heimgesucht". Fundmöglichkeiten bestehen auf den außerhalb des Waldes liegenden Äckern, aber ausschließlich außerhalb der Vegetationsperioden ohne einen Flurschaden anzurichten. Nun sind fast alle früheren Äcker in Wiesen umgewandelt worden, so dass es kaum noch Möglichkeiten gibt, auch nur an Belegstücke zu kommen. Dieses Vorkommen wurde über Jahre von Thomas WEISS, Schneppenbach unter Mithilfe von R. T. SCHMITT, Würzburg besammelt und die Funde bestimmt.
 

Bergbauhistorie:
Die ersten urkundlichen Erwähnungen bergbaulicher Aktivitäten (sicher Kupferschieferbergbau) in der Region sind aus den Jahren 1454, 1468 und 1479 bekannt; ob bergbauliche Aktivitäten erfolgten, ist indes nicht sicher. Seit 1666 gehört das Gebiet von Huckelheim zu den Grafen von SCHÖNBORN. 1719/20 betrieben die Freiherren von GROSCHLAG aus Dieburg ein Bergwerk in Huckelheim. 1759 wurde der Bergbau auf Kupfer, Blei und Kobalt von den SCHÖNBORNs wieder aufgenommen. Der Abbau erfolgte im Aehlchen östlich von Huckelheim. Aus dem Jahr 1771 ist berichtet, dass er hier neben dem Bergwerk auch eine Schmelze gibt, dessen Schlacken über lange Zeit der Quell für Mineraliensammler waren.

Schlacke
Typische Schlackenstücke als Folge des Probierens und der vermutlichen
Smalteproduktion,
Bildbreite ca. 15 cm

Neben den Kupferletten wurde auch ein hydrothermaler Gangbergbau auf Kobalterze betrieben. Aus dem Kupferschiefer gewann man neben dem Kupfer auch geringe Mengen an Silber. Von 1782 ist ein schöner Grund- und Saigerriß erhalten. Der 30jährige Rechtsstreit zwischen den Schönborn und Kurmainz endete 1789 (in Wien entschieden!) mit dem Schließen der Gruben, da die schwermetallhaltigen Abgänge aus den Pochwerken die Fischgewässer verunreinigten (ein früher Umweltprozess mit einem großen Aktenberg; wie in Bieber). Ob aus den Kobalterzen Smalte gewonnen wurde, ist nicht überliefert.
In späterer Zeit wurden mehrfach neue Prospektionen durchgeführt, die aber nie mehr zu einem Kobalt-Bergbau geführt haben.

Es besteht heute kein Zugang mehr zu den untertägigen Anlagen. Leider wurden auch die obertägigen Zeugen des Bergbaues von der Flurbereinigung in den 70er Jahren nahezu völlig getilgt.

Merkwürdigerweise sind sammlerische Belegstücke in den alten (öffentlichen) Sammlungen äußerst selten bzw. nicht vorhanden. Auf dem Mineralienmarkt werden auch keine Stücke aus der Bergbauzeit gehandelt. Aus diesem Grund war es mir bis heute nicht möglich, ein Erzstück mit Kobalterzen (z. B. Skutterudit wie in Bieber) zu untersuchen. Der Grund könnte sein, dass der Bergbau zu einer Zeit erfolgte, in der keine Belegstücke gesammelt worden sind. Und die wenigen Belegstücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert haben die Zeiten und Wirrnisse, besonders der 2. Weltkrieg, nicht überlebt.  

 

Geologie:
Über dem Grundgebirge (besteht aus den Gesteinen der Mömbris-Formation) ist um Huckelheim das Rotliegende und die Sedimente des Zechstein sehr mächtig abgelagert. Über dem Zechsteinkonglomerat findet sich hier der Kupferschiefer (wegen der tonigen Ausbildung als Kupferletten bezeichnet). Dieser ist der Erzträger mit den Phasen Tennantit (Träger des Silbers), Galenit, Chalkopyrit, Arsenopyrit und selten weitere Erze. Daneben ist Dolomit und Baryt in den Drusenräumen weit verbreitet.


Kupferschiefer mit Dolomit und
        Tennantit
Kupferschiefer mit rundlichen Dolomit-Drusenfüllungen und Tennantit
(unten rechts),
Bildbreite ca. 3,5 cm

Daneben ist hier eine Gangvererzung mit einer Sprunghöhe von 8 m erschürft worden. Der mit ca. 80° einfallende, NE streichenden und bis zu 1 m mächtige Gang bestand aus Baryt mit Skutterudit, Tennantit, Chalkopyrit und in geringem Umfang auch Bismuterze.
Chalkoyprit
Chalkopyrit als angewitterter Haldenfund,
Bildbreite ca. 1,5 cm

Belegstücke lassen sich ausschließlich auf den Feldern sehr mühevoll und stark verwittert  aufsammeln. Die Aufschlussverhältnisse sind als sehr schlecht zu bezeichnen.

 

Mineralogie:
Die Mineralisation ähnelt sehr der aus Bieber, die ja nur wenige km Luftlinie entfernt liegt. Im Unterschied zu Bieber fehlt hier jedoch jeglicher Muskovit oder Stücke aus metamorphen Gesteinen bzw. Quarz. Stücke aus dem Zechstein sind jedoch kaum zu unterscheiden.

Folgende Mineralien wurden (meist nur als winzige Kristalle oder nur erzmikroskopisch) nachgewiesen: 

Azurit und Malachit auf Baryt 
Blauer Azurit und grüner Malachit auf weißem Baryt
(Bildbreite ca. 2 cm)

angeschliffener Chalkopyrit
Verwachsung von derbem Chalkoppyrit (goldgelb) mit Pyrit (weißgelb),
dunkle Flecken sind Goethit; (angeschliffen und poliert;
Bildbreite ca. 9 cm)

Goethit
Glaskopfartiger bis erdiger Goethit mit eingewachsenen Baryt-Klasten
und etwas Lepidokrokit als idiomorphe Kristalle auf dem Geothit,
(gefunden um 1990 von Hermann URNER, damals Bessenbach)
Bildbreite 8 cm

Romanechit mit Goethit und Baryt
Romanechit (schwarz) mit Goethit (braun) und brekziösem Baryt (weiß),
Bildbreite ca. 2,5 cm 

 

Literatur:
AMRHEIN, A. (1896): Der Bergbau im Spessart unter der Regierung der Kurfürsten von Mainz.- Archiv des historischen Vereins, Bd. 37, S. 24ff, [Stahel´sche Buchhandlung] Würzburg.
FREYMANN, K. (1991): Der Metallerzbergbau im Spessart. Ein Beitrag zur Montangeschichte des Spessarts.- Veröffentlichung des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg 33, 413 S., Aschaffenburg. FRIEDRICH, G., DIEDEL, R., SCHMIDT, F. P. & SCHUMACHER, C. (1984): Untersuchungen an Cu-As-Sulfiden und Arseniden des basalen Zechsteins der Gebiete Spessart/Rhön und Richelsdorf.- Fortschritte Mineralogie 41, Beiheft 1, S. 63 - 65.
HOCK, J. & WEISS, T. (1992): Ehemalige Grube "Segen Gottes" bei Huckelheim eine Fundstelle im Zechstein des Spessarts.- Aufschluss 43, S. 55 - 63, Heidelberg.
LOIBL, W. (2002): Brunnen- und Bergwerke. Kurmainzische Rahmenbedingungen für Grünewalds Aufenthalt in Aschaffenburg.- Spessart 96, Heft November 2002, S. 4 - 21, 14 Abb., [Main-Echo GmbH & Co KG] Aschaffenburg.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 622, 727, 566, 732, 719, 153.
LORENZ, J. (2016): Der Kupferschiefer im Spessart.- NOBLE Magazin Aschaffenburg, Ausgabe 03/2016, S. 64 - 66, 6 Abb., [Media-Line@Service] Aschaffenburg.
MATTHES, S. & OKRUSCH, M. (1965): Spessart.- Sammlung Geologischer Führer Band 44, S. 143, Berlin.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm) [Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
RÜCKER, E. (1985): Ein Plan von der Kupfer-, Blei- und Kobaltzeche Segen Gottes bei Huckelheim.- Unser Kahlgrund Heimatjahrbuch 30, S. 100 - 107, Alzenau.
PRÜFERT, J. (1969): Der Zechstein im Gebiet des Vorspessarts und der Wetterau.- Sonderveröffentlichung d. Geologischen Inst. d. Univ. zu Köln, Heft 16, 176 + X Seiten, Bonn.
SCHMITT, R. T. (1991): Buntmetallmineralisation im Zechstein 1 (Werra-Folge) des nordwestlichen Vorspessarts (Großkahl-Huckelheim-Altenmittlau).- Diplomarbeit am Institut f. Mineralogie der Uni. Würzburg, 228 S., Würzburg [unveröffentlicht].
SCHMITT, R. T. (1993): Sulfide und Arsenide aus den Gruben Segen Gottes bei Huckelheim und Hilfe Gottes bei Großkahl im Spessart.- Aufschluss 44, S. 111 - 122, Heidelberg.
SCHMITT, R. T. (1993): Richelsdorfit aus dem Spessart.- Lapis 18, Nr. 11 November 1993, S. 33, München.
SCHMITT, R. T. (2001): Zur Petrographie, Geochemie und Buntmetallmineralisation des Zechstein 1 (Werra-Folge) im Gebiet Huckelheim - Großkahl (Nordwestlicher Spessart).- Mitteilungen des Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg Bd. 20, 100 S., 42 Abb. (davon 5 farbig), 23 Tab., Hrsg. vom Naturwissenschaftlichen Verein Aschaffenburg.
 
 


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