Auf Äckern findet man alles - man muss nur lange genug
suchen.
von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Von einem Acker im Taubertal:
Etwa hälftiges Bruchstück einer Massel aus einer eisenhaltigen
Vorlegierung,
Bildbreite 9 cm
Ackerfunde!
Neben den Gesteinen und Mineralien des Untergrundes als
natürlicher Bestandteil des Bodens kann man auf Äckern so
ziemlich alles finden, was Menschen herstellen bzw.
herstellten und sich im Wasser nicht auflöst:
Die meisten Abbildungen oben stammen von Hans LAUDAHN, der Felder
begeht.
Nun was für Äcker gilt, gilt im Prinzip auch für Wälder, da viele Wälder auf ehemaligen Äckern stehen. Oder man früher jedwedes Material in den Wälder und dort in Löchern entsorgte. So kam während der Öffnungszeiten des Museums in Karlstein ein Pilze sammelnder Mann zu mir und berichtete, dass er glaube, einen Platz mit einem Rennofen gefunden zu haben. Er zeigte mir verschiedene Eisenteile, die er gefunden hatte. Bei einem Treffen in der Bulau zeigte er mir die Stellen und ich sah, dass man Schlacke, Formsand und die darin befindlichen Gussteile zum Wegebau verwandte. Der schwarze Sand hebt sich von den umgebenden hellen Dünensanden ab. Und die Speiser, Gussnahtabschläge einer Putzerei einer Gießerei sprechen gegen einen Rennofen. Infolge der Lage ist es zu vermuten, dass das aus der nicht weit entfernten Marienhütte in Großauheim stammt und wie man am Bewuchs sieht, auch schon viele Jahrzehnte da liegt.
Hinweis:
Nun galt bis vor kurzem in Bayern die so genannte Hadrianische
Teilung bei "Schatzfunden", was bedeutete, dass Besitzer des
Grundstücks und Finder sich den "Schatz" oder seinen Wert
teilten. Der Staat war außen vor. Seit August 2022 gilt auch in
Bayern das Schatzregal, d. h. dass ein gefundener "Schatz" dem
Staat gehört, ohne dass dies eines weiteren Aktes bedarf. Dies
war bereits in allen Bundesländern der BRD schon früher
eingeführt worden. Finder und Grundstückseigentümer können
entschädigt werden (Main-Echo vom 16.08.2022 S. 18).
Die Abgrenzung, was als "Schatz" gilt und damit meldepflichtig
ist, ist sicher schwierig. Nach dem was ich gelesen habe, sind
Fossilien (und Mineralien) weiterhin keine Schätze, sondern das
beschränkt sich auf Denkmäler, d. h. von Menschen geschaffene
Gegenstände. Gleichzeitig wurde ein grundsätzliches Verbot für
Metallsonden auf eingetragenen Bodendenkmäler eingeführt.
Viele ortsfremde, anthropogene Bestandteile gelangten früher
mit den Abfällen ("Misthaufen") auf die Äcker. Ein weiterer
Teil wurde verloren. Und ein großer Anteil wurde mit
Bodenbewegungen verschleppt oder durch Verlegung der Grenzen
gelangten ehemalige Wege in einen Acker. Auch der Eintrag
durch Abtragung und Erosion in hügeligen bis bergigen Gegenden
ist eine Quelle der Materialverlagerung. Davon bleiben nur die
mineralischen und metallischen Anteile erhalten und nur ein
geringer Anteil wird wieder gefunden, denn wer geht über einen
Acker.
Dabei spielen seit etwa den 1990er Jahren die
Sondengänger eine dominante Rolle. Die Metallsuchgeräte sind
relativ preiswert und technisch ausgereift, so dass
besonders nach (Edel-)Metallen gesucht werden kann. Die
große Verbreitung und die selektive Plünderung von
archäologisch und historisch bedeutenden Fundkomplexen
führte zu Einschränkungen und Verboten (die im
kleinstaatlichen Deutschland noch 17 mal unterschiedlich
ausfallen), die aber kaum kontrolliert werden können. Es
gibt aber auch seriöse Sondengänger, die Funde dokumentieren
und melden.
Die meisten Funde, die mir zur Bestimmung vorgelegt
werden, fallen durch ein hohes spezifisches Gewicht auf. Man
vermutet dann oft Meteoriten. Oft sind es ungewöhnliche,
vermeintlich ortsfremde Gesteine oder Konkretionen; aber auch
Schlacken, Bauprodukte oder Keramiken wie Schleifsteine beim
Trowalisieren. Es ist dann eine undankbare Aufgabe, dem Finder
oder Erben schonend zu vermitteln, dass es nicht um einen
solchen, sondern in der Regel um ein Hüttenprodukt handelt
(siehe Abb. ganz oben).
Seltener Fund einer Pfeilspitze aus
norddeutschem Flint (Feuerstein),
schön asymmetrisch gearbeitet und retuschiert. Gefunden
2013 von
Finn WEIGAND auf einem Acker in Dettingen. Dafür benötigt
man
schon sehr gute Augen, um ein so kleines Artefakt aus dem
Neolithikum
auf der Ackererde erkennen zu können.
Bildbreite 3 cm
Die klassischen Lesesteinhaufen am Rande der Äcker gibt es
dagegen kaum noch (Transport war früher aufwändig und damit
teuer). Früher hat man die Steine von Hand aus der Ackererde
gelesen und am Rande der Felder aufgeschichtet - das war dann
der Querschnitt der Gesteine und Mineralien auf der
abgesuchten Fläche und eine der Quellen für die geologische
Kartierung. Da die Haufen bei der maschinellen Bearbeitung der
Felder stören, sind die z. B. zum Wegbau als Schotter
abgefahren worden. Bestenfalls sind diese überwachsen und kaum
mehr als solche erkennbar.
Da mit dem zyklischen Ablesen des Steine etwas
Material im Acker fehlte und damit die Oberfläche ein klein
wenig tiefer gelegt wurde, ging der Pflug beim nächsten
Pflügen etwas tiefer in die bisher ungestörten Bereiche und
sorgte für das Herausheben neuer Steine. Der konnte dann
weitere Steine herauslesen. Dies führte über die Jahre beim
biologisch denkenden Landwirt dazu, dass man der Meinung war,
dass die Steine in den Feldern "nachwachsen" - im Sinne
von die Steine würden neu entstehen oder größer werden. Dies
trifft auf Konkretionen
zu, die aber in der Regel den Steinbestand eines Feldes nicht
dominieren.
Seit einigen Jahren werden auch Ackerflächen mit
entsprechenden Maschinen "gesiebt", also entsteint, so dass je
nach dem Steingehalt in den Ackerböden schnell größere Massen
an Steinen anfallen, die dann zwischengelagert werden, also
einen moderne Form des Lesesteinhaufens. Dies geschieht mit
Maschinen, die als Steinsammler (oder Steinschwader)
bezeichnet werden. Solche Geräte schaffen etliche Tonnen
Steine pro Stunde, viel mehr als das Menschen erledigen
könnten.
Große Lesesteinhaufen aus Sandstein-Brocken,
entstanden nach dem
Entsteinen von Äckern bei Volkersbrunn,
aufgenommen am 17.02.2019
Eine weitere, aber für Geologen nicht so schöne Form des
Entsteinens ist die Steinfräse. Mit ihr werden die Steine
einfach zerkleinert, so dass sie nicht ausgetragen werden und
auch kein Volumenschwund an den Ackerflächen auftritt.
Beide Maschinentypen werden als Anbaugeräte für Ackerschlepper
gebaut. Nach dem Bearbeiten eines Ackers sind auch alle
unentdeckten größeren archäologischen Funde zerkleinert.
Steinfräse als Anbaugerät an einem Schlepper
beim Abtragen der
Sandsteinmassen der Autobahn A3 östlich von Rohrbrunn im
Spessart.
Mit der Fräse wurde aus dem weichen Sandstein Feinmaterial
erzeugt,
welches man an der Trasse wieder einbaute,
aufgenommen am 06.08.2018
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