Findet jemand einen Stein, so kommt automatisch die Fragen:
Aber dazu muss man wissen, wie das Mineral, der Stein, das
Gestein oder auch das Erz heißt oder aus welchen Mineralien ist
das Material zusammen gesetzt? Das ist manchmal ganz einfach,
wenn man schöne Kristalle hat. Das kann aber auch sehr schwierig
sein, wenn man ein Bruchstück ohne Kristallflächen vorgelegt
bekommt. Und je kleiner die Körnchen und Kristalle sind, um so
schwerer wird es, diese korrekt anzusprechen. In einem Gestein
gebunden oder an der Sichtbarkeitsgrenze des Auges wird es um so
schwerer, deren Eigenschaften zu erkennen oder zu bestimmen.
Oder bei Gesteinen mit einem hohen Anteil an natürlichen Gläsern
ist das oft gar nicht möglich.
Die Größe der Probe spielt eine Rolle, denn je kleiner das Stück
ist und damit der Ausschnitt, um so schwerer ist die Ansprache.
Die Herkunft oder der Fundort kann erhellend wirken. Weiter kann
das Umfeld wertvolle Hinweise geben; fehlt diese Information,
kann es gar unmöglich sein, eine korrekte Bestimmung
vorzunehmen; man denke an die kleinen Kieselsteine in den
Sedimenten.
Die Natur der Erde (und auch der anderen Planeten) schuf eine ganz große Vielfalt an Mineralien und Gesteinen. Da die Menschen den Dingen Namen geben wollen/müssen und deshalb schuf man dazu ein System an Namen. Diese änderten sich über die Zeit und mit dem Wachsen der Kenntnisse über den Aufbau der Materie wurde es komplexer. Hinzu kommen kulturelle Einflüsse (LÜSCHEN 1979). Das Erkennen der Bestandteile, Texturen, Habita, Alter, usw. führen dann zu einem Namen in verschiedenen Ordnungssystemen - ganz ähnlich wie bei der belebten Welt, wo man allerdings immer 2 Namen verwendet. Als dieses im 18. Jahrhundert geschaffen wurde, übertrug man dies auch auf die unbelebte Welt; das änderte sich im 19. Jahrhundert, als man erkannte, dass das nur bedingt tauglich ist und es setzte sich die Endung (Suffix) "-it" durch (im Englischen "-ite"). So enden alle Mineralien mit "-it", außer die, deren Namen bereits bestanden, wie z. B. der Spessartin. Und um es wieder komplex zu machen, enden auch manche Gesteinsnamen auf "-it", wie z. B. der Spessartit, der aber kein Mineral, sondern ein Gestein ist. Und auch bei den Gesteinen blieben die historischen Namen erhalten (z. B. Gneis), so dass man sich mit einem Altbestand abfinden muss, der oft unlogisch ist. Und es gibt Fälle, in denen der Name für das Mineral Dolomit auch für das Gestein Dolomit aus dem Mineral Dolomit so benannt wird. Hinzu kommen im internationalen Raum noch lokale Ausdrücke, so dass man diese Namen nicht einfach übertragen kann und sich diese separat merken muss.
Die Vergabe von Namen bei neuen Mineralien ist inzwischen sehr formal geregelt und wird von einer privaten Zusammenkunft, der International Mineraogical Association (IMA), gesteuert. Darin beschäftigt sich ein Zweig, die Commission on new Minerals, Nomenclature and Classication (CNMNC), mit den neu gefundenen Mineralien. Deren Daten werden zeitnah veröffentlicht und sind im Internet abrufbar. Unregelmäßig werden von Mineralogen ganze Mineralgruppen überarbeitet und unter Umständen mit neuen Namen versehen. Beispielsweise erhalten die Mineralien mit Seltenen Erden an den Namen dann ein Suffix mit dem dominierenden Element, z. B. Allanit-(La).
Neue Gesteine kommen kaum hinzu, denn das muss man davon ausgehen, dass man heute nahezu alle verbreiteten Gesteine kennt und auch mit Namen versehen hat. Hier gibt es eher den Trend, die Vielfalt einzudämmen, so dass man die Lokal- und sprachbasierten Namen zugunsten einer übersichtlichen Zahl an Namen aufgibt.
Bei den verbreiteten Mischkristallen hat man immer eine Spanne,
die es auszufüllen gilt. Aber man kann in der Regel von außen
nicht erkennen, welche Elemente am Aufbau in welcher
Konzentration oder in welchem Verhältnis vorhanden sind. Das
typische Beispiel ist der Granat, ein Name einer Gruppe von
Mineralien, die sich durch die am Aufbau beteiligten Metalle
unterscheiden, aber die kann man nicht sehen. Erst die Analyse
bringt es an der Tag, welchers Metall dominiert und somit den
Namen auslöst: Almandin (Fe), Spessartin (Mn), Pyrop (Mg) und
Grossular (Ca). Damit sind die häufigsten Mineralien der
Granatgruppe genannt. Hinzu kommt, dass nicht wenige Kristalle
zoniert sind (z. B. Feldspäte), d. h. die Zusammensetzung ändert
sich vom Kern zur Hülle oder von der Basis zur Spitze (z. B.
Turmaline). Auch sind Pseudomorphosen gar nicht so selten, d. h.
das Mineral sieht anders aus, als es nach seiner chemischen
Zusammensetzung aussehen müsste.
Für die Ansprache kann man die Eigenschaften
prüfen (mehr oder minder zerstörungsfrei):
Es gibt derzeit ~5.850 verschiedene, gut definierte
Mineralien (5.739 mit Stand 9/2022 - BACK 2022:vii). Es werden
ungefähr 50 Mineralien pro Jahr neu beschrieben, aber auch
einige wieder diskreditiert, weil sich heraus stellt, dass sie
z. B. Gemenge von bekannten Mineralien sind. Oder sie sind
identisch mit einem bereits bekannten Mineral.
Von den fast 6.000 definierten Mineralien sind die meisten
selten oder extrem selten, dass es weltweit weniger als 1 g
Masse davon gibt. Oder sie kommen ausschließlich in Meteoriten
vor (und vermutlich im unerreichbaren Erdkern). Verbreitet sind
etwa 250 Mineralien, die oft schon seit mehr als 100 Jahren
bekannt und beschrieben sind. Das sind die Mineralien, die man
in den kleinen Bestimmungsbüchern findet.
Und es sind die Mineralien, von denen man eine Chance hat, die
auch selbst zu finden. Aber ohne Aufwand und Kenntnisse sind es
noch viel weniger, vielleicht so 30 - 50 verschiedene
Mineralien: Quarz (Chalcedon), Calcit, Plagioklas, Kalifeldspat,
Hornblende (Amphibole), Olivin, Goethit, Glimmermineralien
(Muskovit, Biotit, ...), Tonmineralien (Illit, Kaolinit, ...),
Dolomit, Siderit, Hämatit, Pyrit, Manganoxide (Kryptomelan,
...), Gips, Granate (Almandin, ...), aber auch Zeolithe in
vulkanischen Gesteinen, usw.
Manche Mineralien kann man praktisch nicht selbst finden, wie z.
B. einen größeren Diamant - oder bei uns Steinsalz, denn das
überlebt den nächsten Regen nicht und steht ausschließlich unter
Tage an.
Inzwischen gibt es auch einen "Rock Identifier - Felsen ID" für
das Smartphone; die software soll einige tausend Steine erkennen
können. Dazu ist noch eine Art Lexikon enthalten, die dann
Auskunft über den Stein gibt. Nun, bei der Komplexität der
Gesteine und Mineralien, ist es wenig wahrscheinlich, dass man
damit belastbare Ergebnisse erzielt werden.
Für den Abgleich mit bekannten Substanzen braucht
man:
Der normale Weg ist, es wird einem ein Stein
vorgelegt und den schaut man sich an. In vielen Fällen lassen
sich sofort Aussagen treffen, denn die Wahrscheinlichkeit hilft
einem, denn häufige Steine werden auch häufiger gefunden. Der
nächste Schritt ist der Blick durch ein Mikroskop. Hier kann man
Merkmale erkennen, die dem bloßen Auge verschlossen sind. Hilft
das nicht weiter, versucht man es mit den einfachen Hilfsmitteln
wie Magneten, Stahlnadel, Strichfarbe, ... um zusätzliche
Eigenschaften erkennen zu können. Hilft das nicht, dann muss man
eine apparative Untersuchung beginnen.
Folgende Geräte können helfen, die
Eigenschaften feststellen zu können (Labor):
Nun hat nicht jeder diese und viele weitere Geräte zur
Analytik zu Hause zur Verfügung und könnte die auch bedienen.
Für viele muss man die Proben sehr aufwändig vorbereiten, oft
sogar zersägen (Pulver, An- und Dünnschliffe, Beschichtungen,
usw.). Und selbst nicht jedes Mineralogische Museum oder jede
Universität verfügt darüber bzw. hat Personal dafür bereit. Und
selbst wenn, dann ist der Aufwand für die Pflege und
Betriebsbereithaltung sehr aufwändig und damit auch teuer.
Darüber hinaus ist das Anwendungsspektrum immer eingeschränkt,
denn ein Gerät, welches alles kann, gibt es nicht.
Mit der Röntgendiffraktion kann man die Struktur heraus
bekommen, aber keine chemischen Elemente. Mit den gängigen
Verfahren zur chemischen Analyse (z. B. EDX oder RFA) in den
Geowissenschaften lassen sich leider keine leichten Elemente wie
Bor, Lithium oder Beryllium nachweisen. Also führt der Weg zur
Bestimmung über viele Indizien und Geräte und unter Umständen
führen nur mehrere Verfahren zum Ziel. Und dann kommt noch die
Frage, ob sich der Aufwand lohnt, um am Ende für viel Geld
gesagt zu bekommen, man habe beispielsweise einen etwas
untypischen Hämatit.
Es gibt auch kommerziell arbeitende Mineralogen, die einen
Bestimmungsservice für unbekannte Mineralien anbieten. Je nach
Wert des Minerals kann aber ein solcher Aufwand gerechtfertigt
sein.
Bei Schmuck- und Edelsteinen bleibt nach der substanziellen Bestimmung dann noch die Frage, ob aus der Natur, synthetisch hergestellt oder behandelt; dies kann nur ein erfahrener Gemmologe entscheiden. Dies gilt auch für den Wert. Auf dem Markt wurden beispielsweise Moissanite gefunden, die mit einer Diamantschicht überzogen sein können, so dass diese bei einem Testgerät eine positiven Anzeige ergeben. Bei außerordentlichen Stücken ist eine gemmologische Begutachtung immer notwendig.
Bei wertvollen Kunstgegenständen, Unikaten oder bei
archäologischen Funden ist es oft schwierig, eine Probe so zu
nehmen, dass kein wesentlicher Sustanzverlust auftritt. Hier
muss man (schwierige) Kompromisse machen, denn ein
Echtheitsnachweis kann manchmal ohne Analyse nicht erbracht
werden. Denn es gibt in nahezu allen Fachgebieten auch
Fälschungen - siehe unten.
Aber trotz aller apparativer Möglichkeiten bleibt ein
Bodensatz von Proben (Steinen/Mineralien), der sich mit einem
vertretbaren Aufwand nicht sicher ansprechen lässt. Das muss man
dann halt akzeptieren.
Nun geht die Entwicklung von Geräten weiter. Im
Frühjahr 2023 bot der Hersteller des KEYENCE-Digitalmikroskops
eine Elementanalyse an, die auf der Basis eines LIBS
funktioniert (Details zum Verfahren siehe McMILLAN & DUTROW
2024):
Links: Das Digitalmikroskop mit der Element-Analyse
(LIBS) zur Untersuchung von Proben, die man im Mikroskop
anschauen und dann analysieren kann.
Rechts: Ein Ergebnis mit dem Gerät an einem "Goldarmband",
gestempelt mit "750". In dem Tiefsten des Kratzers im Gold ist
eine andere Farbe erkennbar, so dass die Analyse hier
gemacht wurde. Neben Silber noch Nickel nachweisbar. Tiefer
nur Nickel und dann nur noch Messing! Denn das Gerät kann an
der gleichen Stelle nacheinander mehrere Analysen
machen und bohrt gleichsam in die tieferen Bereiche und man
erhält damit Informationen über das Innere.
Bildbreite des Fotos 1 mm.
Wir können nun ein Analysengerät nutzen, bei dem man
niederschwellig anorganische Substanzen (Mineralien, Gesteine,
Fossilien, Meteoriten, Edelsteine, Schmucksteine, Sand,
Schwerminerale, archäologisches Fundgut, (Edel-)Metalle und ihre
Legierungen, Gläser, Papier, ...) analysieren kann. Die
Nachweisgrenzen sind je nach Element sehr unterschiedlich und
auch von den begleitenden Elementen abhängig. Aber das Gerät
kann auch leichte Elemente wie beispielsweise Lithium oder
Beryllium erkennen. Besonders gut geeignet ist es zur
Unterscheidung von Edelmetallen, Schmuck- und Edelsteinen. Das
Verfahren ist nahezu zerstörungsfrei und hinterlässt einen
wenige µm großen und tiefen Brennfleck, der mit dem bloßen Auge
nicht sichtbar ist und auch an einer nicht auffallenden Stelle
angebracht werden kann.
Bei dem Verfahren wird das zu untersuchende Gut (in der Regel kleiner als ein Pflasterstein) unter dem Mikroskop begutachtet, an der gewünschten Stelle positioniert und dann wechselt das optische Objektiv gegen die Analyse-Einheit an genau gleicher Stelle. Nach einer finalen Fokussierung regt ein energiereicher Laserstrahl in nur wenigen ns (das kann das Auge nicht wahrnehmen, aber wenn ein Mineral fluoresziert und eine Phosphoreszenz zeigt, reicht das für das Auge!) das Material in wenigen µm³ an, erzeugt ein Plasma und beim Zurückfallen der Elektronen wird ein Licht abgegeben, welches für alle chemischen Elemente wie ein Fingerabdruck fungiert, so dass man aus den Lichtwellenlängen und deren Maxima auf das emittierende Element zurück schließen kann. Dafür reichen wenige Sekundenbruchteile.
Eine Datenbank fast aller Elemente und ein PC wertet dies aus und zeigt ein Ergebnis. Nun ist das automatische Auswerten nicht immer zielführend und so muss man kenntnisreich für mögliche Substanzen von Hand nachjustieren. In Kombination mit den visuellen Eigenschaften und den anderen Informationen, kann eine Bestimmung erfolgen, die die früheren Vorproben, wie die Lötrohrprobierkunde, ersetzen.
Natürlich gibt es Grenzen, denn man kann viele Silikate mit Al, Ca und Mg nicht nur nach der chemischen Zusammensetzung bestimmen, da es zu viele gibt. Auch bei den Pyroxenen, Amphibolen usw. ist die Vielfalt so groß, dass man zusätzliche Merkmale in die Bestimmung einfließen lassen muss. Ähnlich ist es auch bei den Sulfiden, wo es z. B. bei den Kupfersulfiden sehr viele mit einer ähnlichen chemischen Zusammensetzung gibt. Hinzu kommt, dass es sich bei den Angaben der Bücher um idealisierte Formeln handelt, die in der Wirklichkeit erheblich abweichen können; man denke nur an den Pyrit, der zahlreiche Elemente wie As, Ni, Cu, Co, Sb, Mo, usw. in Gew.-%-Gehalten einbauen kann - aber es immer noch ein Pyrit.
In den polierten Dünnschliffen kann man durch unterschiedliche Beleuchtungen (Auflicht oder Durchlicht) die Mineralphasen sehr gut ansprechen und dann analysieren. Das geht so weit, dass man sogar die nur wenige µm-großen Körnchen und Reste der Schleif- und Poliermittel erkennen kann (Siliziumcarbid, lanthanhaltiges Ceroxid, Aluminiumoxid, ...). Man könnte das Analysegerät am Mikroskop auch als die "Mikrosonde des Kleinen Mannes" bezeichnen.
Oder man findet bei der Durchmusterung unter dem Mikroskop Stahlspänchen, die beim Abbau des Gesteins von dem Baumaschinen und deren Werkzeugen abgeschabt wurden und dann zwischen den Kristallen so verspannen können, dass sie auch bei einer Reinigung nicht heraus fallen. Nähert man sich mit einem Magneten, so wackeln diese "Locken".
Aber es gibt auch Enttäuschungen, denn wenn man analytisch in den Bereich unter 0,5 mm vordringt, dann findet man auch Dinge, die einem normalerweise verborgen sind. So auch Spänchen aus normalem oder rostfreiem Stahl - als Rest der beim Abbau der Gesteine verwandten Geräte.
Erste Nachweise für bisher übersehene Mineralien sind bereits gemacht worden. So fand ich in einem Dünnschliff aus der Grube Wilhelmine das auch im Kupferschiefer des Spessarts verbreitete Erzmineral Arsenopyrit (FeAsS) und Coronadit (PbMn8O16) als dendritisches Bildung im Calcit aus dem Zechstein-Dolomit von Rottenberg. Einen winzigen Coronadit fand Max RETTINGER auch in einem Hohlraum im Goethit vom Kalmus bei Langenborn. Oder Apatit im Kalksilikatfels von Laufach und Monazit-(La) aus dem Sand des Mains.
Die Proben müssen so sauber sein, dass der Schmutz die Analysen nicht behindert; das klingt banal, ist aber im mikroskopischen Maßstab gemeint. Das bedeutet, dass weder Staub noch andere Beläge auf den zu analysierenden Stellen sein dürfen. Auch wenn man von der zu analysierenden Stelle ein Foto anfertigen will, sollte kein Staub, Späne oder Fasern das Bild beeinträchtigen.Nun kann man Erwartungen haben und die lassen sich nicht immer bestätigen. Man kann so ein Analysengerät auch als "Wahrheitsmaschine" bezeichnen.
Werden Proben vorgelegt, so muss man die unter dem Mikroskop so platzieren, dass es beim Verfahren des Tischs nicht wackelt. Weiter muss man darauf achten, dass die verfahrende Analyse-Einheit nicht gegen die Probe stoßen kann. Dann muss man den Analysenpunkt festlegen und der sollte repräsentativ für die Probe bzw. die Fragestellung sein und ausreichend bemessen, dass man sie auch mit dem Laser treffen kann. Wenn man dies alles berücksichtigt, dann kann man in einer Stunde mit einer einfachen Dokumentation etwa 12 Proben untersuchen. Wenn noch Fotos von den Mineralien gewünscht werden, reduziert sich das auf etwa 5 bis 7 in einer Stunde - ohne Prüfen und Nachdenken.
Wir berechnen für die Analysen einen angemessenen Betrag, je nachdem wie viele Analysen und mit welcher Dokumentation gewünscht sind. Dies kann im einfachsten Fall ein Bildschirm-Foto, aber auch ein schriftlicher Bericht mit Fotos sein. Diese werden anschließend per e-mail zugestellt.
Chinesischer Siegelstempel aus Jade(?) oder
Speckstein, gekauft an den Longmengrotten bei Luoyang in der
Provinz Henan in China am 04.05.1991. Der Stempel ist eindeutig
dünn mit einem farblosen Lack überzogen, so dass man die Riefen
der Bearbeitung noch sehen kann. Eine Probennahme für eine
Pulver-Röntgenuntersuchung wurde nicht zugestimmt, so dass das
kleine Kunstwerk unter dem Mikroskop nach einer Beschädigung
abgesucht hat:
Printscreen einer multiplen Analyse des
Materials mit dem LIBS;
Bildbreite 1 mm.
Der Überzug aus einem farblosen Lack ist ein Hinweis,
dass es sich vermutlich nicht um Jade handelt, denn der ist so
hart, dass man nach einer Politur keinen Schutz benötigen würde.
Das schlierige Gestein des Stempels scheint sehr weich zu sein,
wie man an der Beschädigung an einer Kante am Podest des Löwen
sehen kann. Unter der dünnen Lackschicht (hier ließ sich
Kohlenstoff und Wasserstoff erkennen) ist ein weißes, schuppiges
Pulver entstanden, welches sehr weich ist.
Mittels einer Element-Analyse unter dem Mikroskop konnten nur
die Elemente Silizium und Aluminium (und Sauerstoff)
nachgewiesen werden, so dass echte Jade (Jadeit) oder Nephrit
wie auch Talk (als Speckstein) sicher ausgeschlossen werden
kann, denn dann hätte man Natrium bzw. Magnesium finden müssen.
Da gegründet, sollte es sich bei dem recht homogenen Material um
einen Pyrophyllit (Al2[(OH2)|Si4O10])
handeln, der zur Talk-Gruppe gehört und damit auch ganz ähnliche
Eigenschaften hat - insbesondere was die leichte Bearbeitung
angeht. Das Material lässt sich wie Speckstein schnitzen, ist
aber auch wegen der geringen Härte sehr empfindlich.
Wollte man das Material genau charakterisieren, so müsste man
doch mit einer Feile noch etwas Pulver abschleifen und dieses
dann einer Röntgenbeugung unterziehen.
Ich denke, dass dies trotzdem als ausreichend anzusehen ist,
insbesondere unter dem Aspekt, dass es sich nicht um Jade
handelt. Eine sichtbare Beschädigung ist durch die Analyse nicht
entstanden, sondern es wurde die bereits vorhandene
ausgenutzt.
Heute wird unter Jade eigentlich nur Jadeit (NaAl[Si2O6]) und Nephrit (als Aktinolith Ca2(Mg,Fe)5[OH|Si4O11]2, oder auch als "Soft-Jade" bezeichnet) verstanden. Dies war besonders in China nicht immer der Fall. So sind nach HARDER (1992:68) die alten chinesischen Kunstwerke aus Nephrit gearbeitet worden, da man der Jadeit-Jade aus Burma nicht kannte. Der (ja, Jade ist männlich!) gelangte erst im 19. Jahrhundert nach China und wurde zunächst nicht so hoch bewertet. Dieser Wandel zur höchst bewerteten Jadeit-Jade als "Imperiale Jade" erfolgte erst mit den Zeit. So muss man historisch akzeptieren, dass nicht das Mineral sondern Farbe, Transparenz, Härte usw. die Kriterien für eine Bewertung der "Jade" war und vermutlich noch ist. Der Mineralname Jadeit wurde erst 1863 eingeführt und gegen andere Mineralien abgegrenzt; der Name für Nephrit ist viel älter und stammt vom Stein Lapis nephriticus aus dem Jahr 1773. Also können sich hinter der "echten" Jade verschiedene Mineralien verbergen; dazu auch noch Jade aus Omphacit und Chloromelanit ("MawSitSit"). Nach STRATMANN (2022:150ff) wird auch Jade geölt, gewachst, gefärbt, ... und mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten verbessert.
Links: Lächelnder Budda mit Bohrungen für das Fixieren aus Jadeit-Jade, Slg. Bernhard BRUDER,
Bildbreite 3 cm.
Rechts: Chemische Analyse der Jade in dem dunklen Bereich, mit dem Ergebnis, dass es sich um Jadeit mit Chrom
und Eisen handelt.
Dass es sich bei den Produkten im Handel nicht immer um
Jade im Sinne von Jadeit handelt, ist eigentlich kein Wunder,
denn der allermeiste im Handel befindliche "Jade" ist kein
Jadeit im mineralogischen Sinn, sondern Nephrit oder ein anderes
grünes Mineral (BRUDER 1998:71ff).
Dies kann ich bestätigen, denn ich habe bis jetzt im Schmuck
noch keine Jadeit-Jade analysieren können. Die letzten, von mir
zur Begutachtung vorgelegten Schmuckstücke aus "Jade" haben sich
als Calcit, Serpentin und Diopsid ewiesen. Dabei waren die
weichen Mineralien wie Calcit und Serpentin mit einem harten
Klarlack überzogen. Beim relativ harten Diopsid ist das nicht
notwendig, denn den kann man gut auch polieren.
Vermeintlicher Jadeschmuck:
Helle Armkette aus Calcit, dunkelgrüne Kette aus Serpentin
und Anhänger aus Diopsid,
Bildbreite 11 cm.
Dass gerade der Jade so oft gefläscht bzw. imitiert
wird, hat wohl verschiedene Gründe. Der Hauptgrund ist die
begrenzte Verfügbarkeit, denn es gibt weltweit nur wenige
Fundstellen, die einen großen Markt nicht ausreichend
befriedigen können. Die liegen alle von uns weit weg. Damit ist
der Preis alleine durch den Transport teuer. Hinzu kommt, dass
echte Jade (Jadeit) sehr hart ist; sie liegt nach der Literatur
etwas unter der des Quarzes, ist aber wesentlich zäher. Somit
wird eine Jade nicht geschnitzt (im Sinne von große Späne mit
einem Messer abzutragen) sondern geschliffen.
Selbst der Versuch, eine echte Jadeit-Jade als
Vergleich im Internet zu erhalten, ist schwierig, weil der Jade
aus Nephrit (Aktinolith) den Markt dominiert. So wurde Jade aus
Peru, Kanada und China untersucht. Das Ergebnis war eindeutig,
denn alle Jaden waren Nephrit-Jade, wenn auch mit teils
exotischen Mineralien wie Chromit ((Fe,Mg)Cr2O4)
oder ein ohne Röntgenbeugung nicht genau ansprechbaren
Magnesium-Borat.
Nur ein dunkler Stein.
Eine Brekzie aus dem Quarzit-Steinbruch bei
Hemsbach, zusammen gehalten von
einem schwarzen Erz;
Bildbreite 13 cm.
Das unscheinbare und nach klassischen Gesichtspunkten nicht
schöne, aber auffallend schwere Gesteinsstück besteht aus einem
brekziierten Quarzit (helle, cm-große Bruchstücke), silbrig
glänzenden Glimmerschüppchen und schwarzen Erzmineralien, die
man bis auf den metallisch glänzenden Hämatit nicht gleich
ansprechen kann. Da hilft auch das Analysegerät, denn man kann
ja die Elemente ortsauflösend anschauen. Das Ergebnis ist:
Damit haben wir erstmals Pyrolusit und Hollandit im Quarzit
der Geiselbach-Formation gefunden. Das ganze Stück ist von einem
Ton durchsetzt und war vor dem Waschen damit überzogen, der aus
Illit und Kaolinit mit feinstschuppigem Hämatit zusammen gesetzt
ist.
Granat: Hessonit?
Links:
Rasen aus hoch glänzenden, tiefroten Spessartin-Kristallen
(Slg. D. BLEISTEIN);
Bildbreite 6 cm.
Mitte:
Ausschnitt aus dem Bild links, der die gestreiften
Kristallflächen zeigt;
Bildbreite 6 mm.
Rechts:
Ergebnis der Analyse mit den dem Spektrum der Elementanalyse;
Bildbreite 1 mm.
Nun wurde auf ebay im Sommer 2023 ein "Hessonit" (rötlicher
Grossular Ca3Al2[SiO4]3),
leider ohne Fundort angeboten. Das etwa 9 cm lange Stück ist
beidseitig mit einem Rasen aus tiefroten und orangenen, auf den
Flächen gestreiften und durchsichtigen Granat-Kristallen
überzogen. Daneben ist noch etwas schwarzes Manganoxid auf den
Rissen und Bruchflächen zu sehen. Die chemische Analyse
erbrachte nun kein Ca (bzw. unter der Nachweisgrenze), dafür
aber reichlich Mangan und etwas Eisen. Somit liegt ein Spessartin
(Mn3Al2[SiO4]3)
mit einer Almandin-Komponente vor (Verhältnis ~2,5:1) und eine
Spur Ti. Dies zeigt, dass eine visuelle Bestimmung eines
Granates nicht zielführend ist. Wenn man die Form, das Gestein
aus einem alterierten Granit(?) und die Zusammensetzung des
Granates berücksichtigen, dann könnte man denken, dass das Stück
von der berühmten Fundstelle von Tongbei in China stammt.
Türkis-Schmuck?
Die Untersuchung mit dem LIBS ergab, dass es sich bei der
Fassung um ein 90%iges Silber ("Sterlingsilber") mit Kupfer als
Legierungsbestandteil handelt. Der Türkis ist echt, aber
mit einem Kunststoff (Kohlenwasserstoff?) getränkt bzw.
gehärtet. Die blauen Dreiecke bestehen aus Sodalith und die
restlichen Steine wurden aus Calcit gefertigt, der an der
Oberfläche lackiert ist.
Meteoriten: Moldavite (Tektite)
Nun gibt es auch Fälschungen und Imitate aus Glas; im
Internet werden Beispiele gezeigt, die sogar mit einem "Echtheits-Zertifikat"
verkauft wurden! Diese Falsifikate sind so gut gemacht, dass
eine Erkennung ohne Hilfsmittel schwer oder nicht möglich ist.
Unter dem Mikroskop kann im Vergleich mit einem echten Moldavit
ein Unterschied ausgemacht werden. Noch besser und zusätzlich
eignet sich eine chemische Analyse, denn ein normales Glas hat
eine ganz andere chemische Zusammensetzung als das Glas der
natürliche Moldavite. Besonders auffällig ist der für ein Glas
hohe Anteil an Aluminiumoxid in den Moldaviten; dies ist bei
nahezu allen Tektiten so (HEINEN 1997).
Auch facettiert geschliffende Moldavite für Schmuck
werden hergestellt und auf dem Markt als exotischer Schmuckstein
angeboten. Mittels der Analysen konnte in einem Fall ein
Bleikristallglas und in einem anderen
Neodym-Yttrium-Aluminium-Silikat erkannt (eine Art YAG) werden.
Ackerfund einer alten leicht grünlichen
Glasscherbe, die als "Moldavit" interpretiert wurde:
Links: Frische Bruchkanten und angelöste Oberfläche;
Bildbreite 4 cm.
Mitte: Die Oberfläche ist angelöst, was zu kleinen narbigen
Vertiefungen führt; Bildbreite 3 mm
Rechts: Elementanalyse. Es fällt auf, dass kein Aluminiumoxid
enthalten ist.
Es gibt auch Ackerfunde, die man mit etwas Hoffnung als
"Moldavit" ansprechen kann. Grundsätzlich denke ich, dass das
Streufeld der Moldavite größer ist, als bisher bekannt. Denn es
gibt ja keinen Grund, warum die Trümmermassen um das Ries
allseitig ausgeworfen wurden - die Moldavite jedoch nur nach
Osten geschleudert werden sollten. Nun sind die Sedimente aus
dem Miozän nur noch punktuell vorhanden, so dass die Chancen,
solch kleine Steinchen finden zu können, sehr gering sind. Dies
gilt insbesondere nach einer Umlagerung in andere Sedimente und
die damit verbundene Verdünnung. Da die Moldavite aus Glas
bestehen, sind die mechanisch wenig stabil, so dass die beim
Flusstransport schnell zerrieben werden.
Die visulle Begutachtung des Fundes erbrachte nach der
gleichmäßigen Wandstärke, Gasbläschen und Biegung eine
Glasscherbe mit unterschiedlich alten Bruchkanten. Die angelöste
Oberfläche spricht zunächst für eine relativ lange Liegzeit im
Boden. Die Analyse zeigt, dass es sich um ein Glas ohne
Aluminium handelt; damit scheidet ein Moldavit aus, denn diese
enthalten, wie die meisten Tektite, so grob 10 Gew.-% Al2O3.
Nach der Zusammensetzung ist das Glasfragment ein recht reines
Kalium-Silikat-Glas, welches chemisch nicht so beständig ist und
aus dem Grund ist es so stark angelöst, so dass die Liegezeit im
Boden geringer ist, als die Oberfläche vermuten lässt.
Metallisches Korn im Dünnschliff.
Für die Ansprache von Gesteinen ist der Dünnschliff eine
probate, günstige und schnelle Methode, die seit mehr als 150
Jahren angewandt wird. Hier hat man das Problem, dass man nicht
immer die Kristalle bzw. Körnchen in einer Lage vorfindet, die
eine problemlose Indentifkation aufgrund von optischen
Eigenschaften im Durchlicht ermöglicht; hier sind es die oft
bunten Interferenzfarben, die auch die farblosen Bestandteile
zeigen (wenn man nicht zufällig farbenblind ist, was bei einen
Anteil von etwa 5 % der Männer gilt).
Besonders schwierig zu bestimmen sind die opaken, das heißt
undurchsichtigen Gesteinsbestandteile, wie Erzmineralien.
Dazu kann man den Schliff im Auflicht anschauen, aber es bleiben
oft restliche Zweifel, so dass der Profi an einer Universität
die Mikrosonde benutzen kann, um Sicherheit zu erhalten. Aber
dau braucht man einen polierten Dünnschliff und der muss leitend
beschichtet werden. Und die Stunden an so einem teuren Gerät
sind kostbar, oft mit konkurrierenden Wissenschaftlern belegt
und damit teuer.
Das ist mit dem LIBS einfacher, denn man braucht nicht in jedem
Fall eine chemische Analyse auf die 2. Nachkommastelle. Wenn ich
die Hauptelemente kenne, und dies mit Form und den optischen
Eigenschaften kombiniere, dann wird eine Ansprache deutlich
einfacher und man wird in den meisten Fällen eine Benamung
vornehmen können. Sicher bleiben ein paar Kristalle übrig, die
sich nicht ansprechen lassen, da auch die Kenntnis der
Hauptelemente keine eindeutige Bestimmung zulässt, weil es zu
viele mögliche Mineralarten gibt; z. B. bei den Amphibolen,
Jahnsit-Gruppe oder bei den Zeolithen.
Silbermünze im Anhänger.
Mit der Kombination aus Mikroskop und Analyse erschließen
sich auch kleinste Verunreinigungen, die man visuell aufspüren
und dann chemisch analysieren kann. Diese große und auch schwere
(mit Fassung ~30 g) Münze wurde in den 1960er Jahren als Zeichen
eines bescheidenen Wohlstandes getragen. Dabei wurde die Münze
verkratzt und es bildete sich mit der Zeit eine dünne, schwarze
Kruste aus Silberchlorid (in der Natur als Chlorargyrit
bekannt), die besonders zwischen den erhabenen Buchstaben
sichtbar ist. So kann man auch kaum sichtbare Reste und Schmutz
bestimmen und auf Plausibilität prüfen.
Börsenkäufe - untersucht.
Mit einem Freund korrespondierte ich über das seltene
SEE-Mineral Gadolinit (Y,REE)2Fe2+Be2[O|SiO4]2)
und den Grund, warum für Gadolinit in der idealisierenden
chemischen Formel der Literatur kein Gadolinium angegeben wird.
Nun wollte ich für einen noch zu verfassenden Beitrag auf der
Mineralienbörse in Oelsnitz (Vogtland) einen Gadolinit als
Muster oder Belegstück kaufen und fand auch am Stand eines
Händlers 2 Kleinstufen, die zumindest nach so einem
Seltenerdmineral aussahen und auch Uran bzw. Thorium führten, so
dass viele andere Mineralien ausscheiden. Der Händler war nach
meiner Nachfrage, ob wirklich Gadolinit vorliegt, der Meinung,
dass es sich um Stücke handeln würde, die der örtliche Führer
seinerzeit als "Gadolinit" angesprochen habe. Und von den
Vorkommen sei Gadolinit in größeren Kristallen beschrieben
worden.
Die chemische Analyse erbrachte nun als Ergebnis, dass es sich
in einem Fall um einen Euxenit und im anderen Fall um Aeschynit
handelt. Gadolinit kann man sicher ausschließen, da sich kein
Beryllium nachweisen ließ. Dies zeigt einmal mehr, dass seltene
Mineralien selten sind und dass eine rein visuelle Bestimmung
mit einer sehr großen Fehlerquote behaftet sein kann.
UV-Mineral - Mejonit!
Am 10.11.2023 trafen sich die Mitglieder der Mineralien- und
Fossilienfreunde Rhein-Neckar in Walldorf und hörten einen
Vortrag von Boris RIXEN (Beindersheim) zum Thema
"UV-Mineralien". Viele brachten eigene fluoreszierende
Mineralien mit, die mit den UV-Leuchten begutachtet wurden.
Herausragend waren rezente Hölzer aus dem Garten von Jürgen
GREINER, die ein sehr starke Fluoreszenz aufwiesen; so auch das
Kernholz der "Akazie", eigentlich der Robinie (Robina
pseudacacia). Da Lignin nicht fluoresziert,
handelt es sich vermutlich um ein Harz im Holz, was die grelle
Fluoreszenz verursacht.
Aber auch unter den Mineralien gab es Besonderheiten: Roland
KNEIS hatte ein als "Gips" beschriftetes Scheibchen eines
merkwürdigen Gesteins dabei, welches mit seiner leuchtend gelben
Fluoreszenz bei kurzwelligem UV-Licht alle anderen
Mineralien in den Schatten stellte. Es stammt aus der Sammlung
von Günter SEGENSCHMIDT (*1948 †2005), der einst viele
UV-Mineralien sammelte. Es ist ganz sicher kein Gips, aber auch
kein Scheelit, Sphalerit, Esperit oder Willemit. Der von mir
vermutete "Hackmanit" (ein Sodalith) scheidet ebenso aus wie
Wollastonit - wenn die Fotos in der einschlägigen Literatur
vergleicht. Es ist auch kein Uran oder Thorium enthalten. Die
Analyse mit dem LIBS erbrachte Si, Al, Ca, etwas Na und
vielleicht noch weitere Elemente, die aber nicht ganz sicher
sind. Somit führt das Verfahren hier nicht zu einem sinnvollen
Ergebnis, so dass man einen Krümel davon mit
Pulver-Röntgendiffraktion analysieren muss, wenn man wirklich
wissen will, was das ist. Der Aufwand ist natürlich ungleich
höher als mit LIBS. Das Ergebnis ist ein Mejonit! Sehr
wahrscheinlich ist die Ursache in einem Schwefelgehalt zu suchen
(HABERLAND 1949:642).
Pigmente und Farben in und an Büchern?
Der Rotschnitt von 1809 unter dem Mikroskop: Man erkennt auf dem relativ dicken Papier und den vom Schneiden ausgefasterten Fasern den roten Farbstoff. Der Rotschnitt kann als sehr gut erhalten beschrieben werden; Bildbreite 3 mm |
Die Analyse mit dem LIBS erbringt an dem Rotschnitt Hg und S, so dass man hier als Pigment das Quecksilber-Mineral Zinnober ("Zinnoberrot") verwandte; Bildbreite 1 mm. |
|
Oben: Die farbigen Buchschnitte (dreiseitig) von Büchern von Carl C. v. LEONHARD aus den Jahren 1809 (Topographische Mineralogie) und 1835 (Lehrbuch der Geognosie und Geologie). Da man früher die Bücher als Buchblock oder gar in einzelnen Lieferungen die sich über Jahre erstrecken konnten, meist ohne Einband verkaufte (der Kunde konnte dann die Einbände passend zu seiner Bibliothek anfertigen lassen), kann es sein, dass die gleichen Bücher in anderen Bibliotheken andersfarbige Buchschnitte oder solche ohne Farbe im Schnitt besitzen. Verlagseinbände kamen um 1830 auf, waren bei wissenschaftlichen Büchern erst im 20. Jahrhundert üblich. Eine Gefahr für die menschliche Gesundheit bei der Verwendung der historisch wertvollen Bücher besteht kaum, da die Farben sehr stabil sind und die Benutzungsdauer der Bücher ja gering ist. Außerdem, wenn man weiß, was man in Händern hält, kann man ja eine allgemeine Hygiene anwenden; beispielsweise in dem man die Finger nicht ableckt oder nicht mit den Lippen zum Blättern anfeuchtet. |
Der Buchschnitt am Buch von 1835 ist wahrscheinlich dünn aufgetragen worden und bereits durch eine intensive Nutzung etwas abgegriffen, so dass mehr Fasern der Papiers durchscheinen; Bildbreite 3 mm. |
Die chemische Analyse erbrachte neben Pb noch Cr, so dass hier das gelbe Bleichromat ("Chromgelb") als Pigment einsetzte; Bildbreite 1 mm. |
Bücher aus den Jahren 1821 und 1831 mit einem Grünschnitt. Dabei könnte man vermuten, dass hier Schweinfurter Grün verwandt worden sein könnte. Erst die chemische Analyse zeigt, dass hier Kupfer- und Bleiverbindungen eingesetzt wurden. Einen leicht lesbaren Überblick über die bunte Welt der Farb-Pigmente gibt COLES (2018). |
Ein Grünschnitt an einem Buch von 1821, dünn aufgetragen und durch das Blättern enwas abgegriffen, Bildbreite 3 mm. |
Die chemische Analyse offenbart, dass es sich um ein Kupfercarbonat oder eine andere Kupferorgano-Verbindung handelt, aus dem das Pigment in der Farbe besteht; Bildbreite 1 mm. |
BEUDANT, F. S., MILNE-EDWARDS, A. & JUSSIEU (1844): Populäre Naturgeschichte der drei Reiche - vollständig in 12 Bänden, etwa je 200 Seiten, Holzschnitte und gefaltete Tafeln, Verlag von Scheible, Rieger und Sattler - Preis pro Band 18 Kreuzer. Die kleinen Bücher besitzen einen schönen, glänzenden Grünschnitt. Der beriebene Einband ist dagegen mit einer organischen Farbe beschichtet worden. |
Der seidig glänzende Grünschnitt ist etwas abgegriffen, was auf eine intensive Benutzung schließen lässt. Eine gesundheitliche Gefährdung kann man bei einer bestimmungsgemäßen Benutzung (Lesen) der Bücher ausschließen. Man kann leicht ausrechnen, dass bei einer Schichtdicke von 0,05 mm auf dem Buch ungefähr 50 mg As verteilt in der Farbe mit dem Bindemittel stecken. Davon wird beim Blättern in der Regel nur ein kleiner Teil berührt, so dass der Schnitt oben und unten weitgehend intakt bleibt. Deshalb ist auch noch der größte Teil der Farbe vorhanden - trotz intensiver Nutzung, wie man an den abgestoßenen Ecken sehen kann. |
Die chemische Analyse offenbart neben Kupfer noch Arsen, so dass hier als Pigment Schweinfurter Grün verwandt wurde. Diese Farbe war im 19. Jahrhundert sehr beliebt und sie wurde im frühen 19. Jahrhundert in nahezu allen Gebieten des Färbens eingesetzt, insbesondere in England. Infolge der Mischung mit anderen Pigmenten kann man von der Farbe nicht auf die angewandten Pigmente schließen. Dies offenbart erst die sorgfältige chemische Analyse. |
Nun kann man nicht immer das ganze Buch unter das Mikroskop legen. Es geht auch ganz einfach, man nimmt einen "TESA-Film" als Klebstreifen und klebt das auf die zu untersuchende Fläche; beim vorsichtigen Abziehen bleibt eine ausreichende Masse an Pigmenten hängen. Diesen Streifen klebt man auf Kunststoff, von dem man das wieder gut ablösen kann - bitte testen.
Links: Klebstreifen mit Pigmenten von einem Buch mit einer grünen Farbe,
Bildbreite 3 mm.
Rechts: Die Analyse des Pigments auf dem Klebstreifen zeigt, dass es sich um "Schweinfurter Grün" handelt,
Bildbreite 1 mm.
Natürlich finden sich solche Pigmente auch auf den
Bucheinbänden und sehr wahrscheinlich auch in den Farben der
Tafeln. Nun wurden von mir 2 Bücher mit grünen, zeitgenössischen
Einbänden untersucht, eines von 1784 und eines von 1851. In
beiden Fällen erwiesen sich die Einbanddecken als mit
organischen Farben beschichtet, so dass man davon ausgehen kann,
dass hier keine nach heutigem Wissen bedenkliche Pigmente
eingesetzt wurden. Da die Einbände noch gut erhalten sind, war
ein Abschuppen oder ein mechanisches Abtragen nicht zu
beobachten, so dass das ursprüngliche Material noch vorhanden
ist.
Zahlreiche Pigmente wurden auch in Malfarben
verwandt, so dass man auch in den handcolorierten Büchern des
19. Jahrhunderts Farbbestandteile nachweisen kann, die man heute
nicht mehr in Farben findet. Ein Beispiel ist das großformatige
Buch von Dr. J[ohann]. G[ottlob]. v[on]. KURR (1858): Das
Mineralreich in Bildern.- 78 S. Text, 23 ganzseitig kolorierte
Tafeln mit über 400 Abbildungen, [Verlag von J. F. Schreiber]
Esslingen a. N.
Die Tafel 15 zeigt u. a. Quecksilbererze, darunter mit Fig. 2 auch den roten Zinnober mit Quecksilberperlen, die aber nicht gut erkennbar sind. |
Die Zinnober-Abbildung auf der linken Tafel ist ist mit einer Farbe bemalt worden, welche aus gepulvertem Zinnober besteht, wie die Analyse bestätigt; Bildbreite 1 mm. Die Tafeln wurden in schwarzweiß gedruckt (Lithographie) und dann aufwändig von Hand coloriert, weshalb das Buch einst 4 Thaler und 15 Silbergroschen kostete. Das kann man daran erkennen, dass die Pinselführung nicht immer exakt den schwarzen Linien des Steindrucks folgt. Die einzelnen Bilder sind teilweise mit einem farblosen Lack überzogen (im schrägen Licht sichtbar), so dass von den Pigmenten beim Betrachten und Blättern keine Gefahr ausgeht. |
Die Tafel 16 umfasst bunte Kupfermineralien. Das Grün des glaskopfartigen Malachits in der unteren Tafelmitte besteht aus einer Farbe aus "Schweinfurter Grün". |
Und hier der chemische Nachweis mit Cu, As, C und H, dass es sich um Schweinfurter Grün handelt; Bildbreite 1 mm. Für andere Mineralien auf den Tafeln wurden folgende Pigmente verwandt, was durch die Analysen heraus gefunden wurde: Gold: Kupfer Pyrit: Bronze Azurit: Ultramarinblau Kobalterze: Graphit Silber: Silber Auripigment: organische Farbe |
Die gleichen Tafeln (also Lithographiesteine) wurden später
nochmals verwandt (KENNGOTT, A. (1888): Illustrierte Mineralogie
24 Tafeln mit 490 kolorierten Abbildungen nebst erläuterndem
Text Zum Anschauungs-Unterricht für die Jugend in Schulen und
Familien.- 4. verbesserte Auflage, 78 S., [Verlag von J. F.
Schreiber] Eßlingen bei Suttgart). Aber nicht mehr handcoloriert,
sondern als Chromolithographie, d. h. im farbigen Steindruck.
Hier sind die Farben nicht mehr so intensiv, aber präzieser nach
der Kontur ausgeführt. Die abgebildeten Silber-Stufen bestehen
jetzt aus einem Aluminium-Pulver, die "goldene Titelschrift" ist
ein Messingpulver und die meisten Farben, so auch der Malachit,
sind organischer Natur.
Dass Bücher so stark mit Arsenoxid vergiftet wurden, so dass
man durch das Blättern und Lesen getötet werden kann, wie im
1986er Film "Der Name der Rose" (Buch von Aristoteles)
von Umberto ECO (*1932 †2016) gezeigt wird, ist sehr
unwahrscheinlich. Damit nennenswerte Arsenmassen über die Haut
und oral übertragen werden können, müsste man so viel Arsenoxid
ablösbar auftragen, so dass das auffallen würde, denn Arsenoxid
(als Mineral Arsenolith) glänzt stark und man würde das Fühlen -
so wie man den Bestäuberpuder in Büchern des Offsetdruckes als
"körnig" mit den Fingerkuppen wahrnimmt. Für eine Vergiftung
müsste man schon das Papier essen, was bei so alten Büchern wohl
niemand tut.
Spessart-Glas?
Da geht man im Spessart spazieren oder wandern und findet
ein Stück Glas. Der Finder ist sich sicher, dass es sich um Glas
handelt, denn es gab ja zahlreiche Glashütten, die Glas
herstellten. Und es sieht auch aus wie Glas. Also alles richtig.
Wirklich?
Zunächst fällt auf, dass das Stück keine Verwitterungsrinde
besitzt. Diese kann man erwarten, wenn solche Gläser lange im
Boden liegen. Weiter ist zu erkennen, dass das Glas merkwürdige,
strahlige Bereiche enthält. Und im Zentrum dieser hellen,
radialstrahligen "Sonnen" sitzen dunkle Punkte. Nun offenbart
die Element-Analyse, dass das Glas neben reichlich Eisen noch
Aluminium und Calcium enthält, was für ein Glas einer Glashütte
ungewöhnlich ist. Schaut man sich die Körnchen im Zentrum an,
dann findet man ein Al-Oxid, also Korund. Dies ist für ein
mittelalterliches Glas doch sehr exotisch. So kann man folgern,
dass die hochschmelzenden Körnchen im Glas nicht aufgeschmolzen
wurden und als Fremdeinschluss das Glas zur Kristallisiation
anregten, so dass sich die "Sonnen" bildeten. Diese Umstand und
der hohe Al-Gehalt sprechen für eine Schlacke, denn ein
mittelalterlicher Glashersteller im Spessart hatte keinen Korund
zur Verfügung. Und als Bestandteil des Sandsteins sind bisher
keine Korunde nachgewiesen worden.
Es ist nicht alles Gold, was (golden)
glänzt!
Man findet einen gelben, metallisch glänzenden und auch noch
schweren Stein und denkt, das könnte Gold sein. Aber es ist
Pyrit (oder Markasit), ein Eisensulfid, das oft in Spuren Gold
enthalten kann.
Aber nicht alles was golden aussieht, ist auch aus dem
Metallelement Gold (Au) hergestellt worden. Es kann Bronze
(Cu-Sn-Legierung), aber auch Messing (Cu-Zn-Legierung) oder
Kupfer (Cu) sein. Oder es ist einfach mehr oder weniger dünn
vergoldetes Metall. Oder es ist gar kein Gold, sondern es
handelt sich um Metalle, die an der Oberfläche mit goldenen
Stoffen, wie Titannitrid (TiN), beschichtet sind. Dies zu
erkennen ist schwierig und ohne Hilfsmittel und Tests meist kaum
möglich. In den oben abgebildeten Schmuckbestandteilen sind die
Beschichtungen - gleich welcher Art - immer nur wenige
tausendstel mm (µm) dick, so dass bei dem hier beschriebenen
Analysenverfahren selbst der schwache Laser immer Grundmaterial
mit analysiert.
Archäologie - Dechsel aus Feuerstein?
Glänzend geschliffener Dechsel (18 cm lang, 3 cm breit, 2,5 cm dick) aus Feuerstein ohne Fundort aus einer alten Mineraliensammlung; die Angaben waren nicht mehr lesbar. Die Flächen sind leicht gewölbt. |
Die Kanten und Enden sind mit zahlreichen Schlagzwirbeln, Absplitterungen und Abschlagresten bedeckt, die nach der schleifenden Herstellung entstanden sind; Bildbreite 6 mm. |
Wenige Schlagmarken sind leicht überschliffen und belegen, dass sie vor dem Schleifen bereits vorhanden waren; Bildbreite 15 mm. Die Herstellung eines solchen Steinbeils erfordert zunächst ein gerichtetes Zuschlagen des Rohkörpers und anschließend ein sehr aufwändige, manuelle Schleifarbeit, für die sehr wahrscheinlich ausschließlich Sandstein als Schleifmaterial zur Verfügung stand. |
Die chemische Analyse belegt mit Si und O, dass es sich um einen Quarz als Feuerstein handelt; Bildbreite 1 mm. |
Die Oberfläche des Beils unter dem Mikroskop offenbart eine parallel geriefte Struktur, die durch das Schleifen entstanden ist; Bildbreite 6 mm. |
Als markanter Einschluss im braunen Feuerstein fällt das weiße Skelett eines Moostierchens (Bryozoa) auf. Diese Lebewesen sind in marinen Sedimenten weit verbreitet und man kann die oft in den Kreidefeuersteinen Norddeutschlands beobachten; Bildbreite 11 mm. |
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