flüchtig hingehört, zwei Wörter, die sich
sehr ähnlich anhören,
aber sehr gegensätzliche
Naturprodukte benamen
von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Der Name "Spessart" wurde in den Geo-Wissenschaften (genauer
Mineralogie und Petrographie) mit zwei Namen eingeführt.
Infolge der Ähnlichkeit werden sie von Laien oft
verwechselt. Deshalb soll hier der Unterschied erläutert
werden, was insbesondere im Fall des Spessartits nicht gerade
einfach ist:
Dabei handelt es sich um ein Mineral der Granat-Gruppe. Granate sind meist
kubisch kristallisierende Silikate mit einem sehr komplizierten
Aufbau, was die Anordung der Atome im Kristallgitter betrifft.
Sie entstehen vorwiegend während der Metamorphose (Umwandlung
von Gesteinen bei großer Hitze und Druck im festen
Zustand) von Gesteinen; aber auch aus hydrothermalen Lösungen und selten
auch aus einer Gasphase. Granate sind hauptsächlich rot oder
braun (bis heute wurde nie blaue Granate gefunden oder synthetisch
erzeugt), haben eine Härte nach MOHS von 6,5 - 7,5 und keine
Spaltbarkeit. Eine Unterscheidung der einzelnen Minerale der 20 Mitglieder
der Granat-Gruppe (Almandin, Andradit, Calderit, Goldmanit,
Grossular, Henritmierit, Hibschit, Holstamit, Hydro-Ugrandit, Katoit,
Kimzeyit, Knorringit, Majorit, Morimotoit, Pyrop, Schorlomit,
Spessartin, Uvaroit, Wadalit, Yamatoit) ist mit einfachen Methoden
meist nicht möglich. Dazu muss zum Beispiel die chem. Zusammensetzung
und/oder der Brechungsindex ermittelt werden. Die wirtschaftliche
Bedeutung ist heute gering, sowohl was die frühere Verwendung
als Schleifmittel wie auch als Schmuckstein angeht.
Spessartine aus den Pegmatiten vom Wendelberg bei Haibach
![]() Hellroter Spessartin-Kristall mit einer deutlichen Treppung des Kristallflächen, Bildbreite ca. 3,5 mm |
![]() Hunderte winziger Spessartine im Pegmatit, Bildbreite 4 cm |
![]() Roter Spessart-Kristall im Muskovit-reichen Pegmatit, Bildbreite 5 mm |
![]() Zwei Spessartine in der Form verzerrter Rhombendodekaeder, Bildbreite 5 mm |
![]() Rissiger, modellhaft ausgebildeter Spessartin-Kristall, (Ikositetraeder) Bildbreite 5 mm |
![]() Spessartin als Rhombendodekaeder mit einem Ikositetraeder, Bildbreite 5 mm |
Der Spessartin ist das Mangan-Glied mit
der idealisierten chemischen Formel Mn3Al2[SiO4]3.
In der Natur werden oft ähnliche Atome in das Kristallgitter
eingebaut, so dass die tatsächliche Zusammensetzung
oft (erheblich) abweicht. Es gibt deshalb auch Mischkristalle,
zum Beispiel mit dem Almandin, dem Eisen-Glied der Granat-Reihe
mit der chem. Formel Fe3Al2[SiO4]3.
Das chem. Element Eisen kann das Mangan ersetzen, so dass praktisch
alle denkbaren Übergänge in der Natur existieren
können. Und im Pyrop wurde statt Fe oder Mn Magnesium eingebaut,
so dass auch mit diesem Mineral eine Verwandtschaft gibt. Man spricht
dann von einer Mischungsreihe, so dass die meisten Spessartine
neben Mn noch Fe, Mg, aber auch in Spuren noch Ca und andere Metalle
enthalten können..
Das spezifische Gewicht des Spessartins
ist mit 4,2 g/cm³ deutlich größer als das
von Quarz mit 2,65 g/cm³ (RAMDOHR & STRUNZ 1978, S.
666 ff).
Aus diesem Grund sind nicht alle Granate aus dem Spessart Spessartine. Meistens handelt es sich um Almandine, insbesondere wenn sie in den Gneisen, Quarziten oder Glimmerschiefern eingewachsen sind. Nur wenige Pegmatite führen wirkliche Spessartine. Sie sind besonders im Raum Glattbach-Aschaffenburg-Haibach (hier finden Sie auch weitere Fotos vom Spessartin) verbreitet. Im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche Abbaue oder Abbauversuche auf diese Pegmatite wegen der damals gewinnbringenden Feldspatgewinnung. Dabei wurde Spessartin neben Turmalin und anderen, typischen Pegmatit-Mineralien reichlich gefunden und gelangte durch den damals schon bestehenden Handel auch in zahlreiche, bedeutende Mineraliensammlungen, auch in das Ausland. Die im Spessart gefundenen Spessartine sind bei zunehmender Größe (häufig schon ab 5 mm) oft rissig, braun und undurchsichtig, so dass keine schleifbaren Qualitäten vorliegen. Kristalle unter wenigen mm Größe sind meist gut ausgebildet (Rhombendodekaeder, Ikositetraeder und Kombinationen), klar und von gelbroter bis roter Farbe. Besonders die Exemplare, die in Glimmern eingewachsen sind, lassen sich ohne Beschädigung bergen. Die Spessartine des Spessarts (analysiert wurden wohl früher nur größere Kristalle) zeigen alle deutliche Almandin-Anteile (das Verhältnis Mn:Fe ca. 2:1, siehe WEINELT 1962, S. 233f), so dass auch hier Mischkristalle vorliegen. Der schönste Spessartin-Kristall aus dem Spessart - gefunden im 19. Jahrhundert - liegt wohl im Museum of Natural History in London!
Umgekehrt gibt es heute bedeutende Funde von Spessartin in Madagaskar, im San Diego Country Californien (USA), in Pakistan und neuerdings in China (OTTENS 2005) mit bis zu mehreren cm-großen Kristallen und in klarer, schleifwürdiger Qualität, wie sie aus dem Spessart nie bekannt wurden. Spessartine werden in Pegmatiten, Gneisen, Quarziten, Schiefern, in Rhyolith-Lithophysen und seltener in Skarn-Lagerstätten, gefunden.
getreppter Spessartin-Kristall
in Edelsteinqualität, rot, klar
durchsichtig und stark glänzend
aus einem Vorkommen in Brasilien
Bildbreite ca. 4 cm
Der wohl schönste bekannte Spessartin-Kristall ist transparent, hat
etwa 7 cm Durchmesser (!) mit schönen Innenreflexen,
glänzende, scharfe Flächen, wurde 2006 gefunden,
stammt aus dem Shigar-Tal in Pakistan und befindet sich in
der Sammlung von Stuart Wilensky in den USA (TOMPSON 2007:128f
mit Abbildung) - ein Traumstück. Für solche Steine werden
auf dem internationalen Mienralien-Markt unvorstellbare Summen
bezahlt.
Der größte geschliffene Spessartin
in Edelsteinqualität ist ein "Mandarin-Granat" aus Nigeria,
antik geschliffen bei Fa. Henn GmbH in Idar-Oberstein und hat
ein Gewicht von 78,03 ct. Er liegt im berühmten (eine der
besten Mineraliensammlungen der Welt) Houston Museum of Natural
Science in Houston, Texas.
Das Mineral wurde 1787 "im Spessart bei Aschaffenburg" vom russischen
Fürst Dimitrij Alexejewitsch GALLITZIN (1738-1803) aufgesammelt. GALLITZIN
war Gesandter in Paris und Den Haag und wohnte auch längere Zeit in
Braunschweig. Nach dem Ausscheiden aus dem Staatsdienst baute er eine umfangreiche
Mineraliensammlung auf, die später nach Jena kam und von keinem geringeren
als Johann Wolfgang von GOETHE betreut wurde.
Die ersten chemischen Analysen
wurde vom damals berühmten Martin Heinrich KLAPROTH
an dem damals noch "granatförmige Braunsteinerz" - wegen
des Mangangehalts - genannten Minerals gemacht.
Unscheinbares Stück rundliche Spessartine
im Gneis von Schweinheim bei
Aschaffenburg mit einem handschriftlichen
Zettel von Martin Heinrich
Klaproth und einem Zusatz von Gustav Rose,
Museum für Naturkunde
Berlin, Nr. 2004-4895,
Bildbreite ca. 12 cm
Die Namensgebung "Braunsteinkiesel" erfolgte dann 1813 durch den Mineralogen
J. F. L. HAUSMANN in seinem Handbuch der Mineralogie. Der
pariser Mineraloge François Sulpice BEUDANT benannte
den Mangantongranat mit dem Namen "Spessartine" im Jahre 1832.
Der Münchner Professor Franz von
KOBELL veröffentlichte erneute Analysen des Spessartins
im Jahre 1868 (MURAWSKI 1992, S. 192f). Neuere Analysen finden
sich bei WEINELT (1962, S. 233f).
Die gesamte Geschichte der Entdeckung
einschließlich der Begründung für die Typlokalität
kann man unter LORENZ 2010:453ff
nachlesen. Spezielle Literatur über Granate gibt es kaum. Ganz
neu ist das Heft "Garnet" des Magazins Elements Dezember 2013.
Bildergalerie von Spessartinen - weltweit:
Spessartin-Kristall aus einem Vorkommen in Pakistan, Bildbreite ca. 3 cm |
![]() Kleine Spessartin-Kristalls auf einem großen Vesuvian-Kristall, Fsuhan, Hebei, China, Bildbreite 5 cm |
![]() Spessartin-Kristall im drusigen Rhyolith von Garnet Hill bei Ely in Nevada, USA, Bildbreite 2 cm. |
![]() Eine "unmögliche" Paragenese: Spessartin mit Galenit, und Quarz von Broken Hill in Australien, Bildbreite 10 cm. |
![]() Eine "unmögliche" Paragenese: Spessartin mit Galenit, Chalkopyrit, Pyrit und Quarz von Broken Hill in Australien, Bildbreite 5 cm. |
![]() Ausgewitterte Spessartin-Kristalle mir rauhen Flächen (Rhombendodekaeder) aus dem Ankaratra-Gebirge bei Antsirabe auf Magagaskar, Bildbreite 9 cm. |
![]() Durchscheinende Spessartin-Kristalle von Loliondo in Tansania, Bildbreite 3cm. |
![]() Beschädigter Spessartin-Kristall aus einem Pegmatit von Knipan, Iveland, Südnorwegen, selbst gefunden im Sommer 1978, Bildbreite 5 cm |
![]() Rissige Spessartin-Kristelle im Muskovit eines Pegmatits von Ljosland, Iveland, Südnorwegen, Bildbreite 10 cm. |
![]() Hellrote bis braunrote Spessartin-Kristalle auf Quarz von der berühmten Fundstelle von Tongbei im Yunxiao County, Fujian Provinz, China, Bildbreite 4 cm |
![]() Hellrote bis braunrote Spessartin-Kristalle auf und mit Quarz von der berühmten Fundstelle von Tongbei im Yunxiao County, Fujian Provinz, China, Bildbreite 2 cm |
![]() Hellrote bis braunrote Spessartin-Kristalle auf und mit Quarz von der berühmten Fundstelle von Tongbei im Yunxiao County, Fujian Provinz, China, Bildbreite 4 cm |
![]() Braunrote bis hellrote, klare bis undurchsichtige Spessartin-Kristalle (meist Ikositetraeder) auf dem weißen Feldspat mit farblosem Opal (stark fluores- zierend) von Tongbei im Yunxiao County, Fujian Provinz, China, Bildbreiten 14 cm. |
![]() Braunrote bis hellrote, klare bis undurchsichtige Spessartin-Kristalle (meist Ikositetraeder) auf dem weißen Feldspat (wie links) von Tongbei im Yunxiao County, Fujian Provinz, China, Bildbreite des Ausschnitts 5 cm. |
![]() Derber Spessartin als Gesteinsbestandteil aus einem metamorphen Vorkommen von Praborna im Aostatal, angeschliffen und poliert, Bildbreite 13 cm. |
![]() Rhombendoedekaedrische Spessartin-Kristalle in einem Quarz-Keratophyr von Byneset bei Tronheim in Norwegen, Bildbreite 5 cm |
![]() Mm-kleine, helle Spessartin-Kristalle auf Rhodonit- Tafeln aus Pachapaqui, Ancash Dept., Peru. Diese Spessartin-Kristalle sind außergewöhnlich rein und führen kein Eisen. Bildbreite 2cm |
![]() Idiomorpher Spessartin-Kristall mit etwas Muskovit aus Iveland, Norwegen Bildbreite 4 cm |
![]() Hervorragend aus dem Gneis gelöster Spessartin- Kristall von Serote, Paraiba, Brasilien Bildbreite 5 cm |
![]() Corticule: Gesteinsbildender Spessartin als Bestandteil eines schiefrigen Gesteins; 35-40 % bestehen aus 5 - 20 µm großen Granat-Kristallen. Davon werden die Wasserabziehsteine "Belgische Brocken" herausgesägt. Gefunden bei Vielsalm in den belgischen Ardennen, Bildbreite 13 cm. |
![]() Der Belgische Brocken aus dem Stück links gesägt und geschliffen (eine Politur ist wohl schwierig anzubringen). Man erkennt sehr schön die unterschiedlichen Schichten, die Spessartine sind erst unter dem Mikroskop zu sehen, Bildbreite 7 cm. ![]() Die Spessartine sind extrem klein und kaum 5 µm groß, Bildbreite 0,25 mm REM-Foto Stefan DILLER |
![]() Großer Spessartin-Kristall mit weiteren kleinen XX aus dem Tomboarivo-Pegmatit, Sahanivotry, Antsirabre, Magagaskar. Der Feldspat ist rissig verwittert und wirdvon etwas Muskovit begleitet, Bildbreite 10 cm |
![]() Spessartin-Kristalle im Calcit als Hauptbestandteil eines Skarns von der weltberühmten Lagerstätte in Langban, in Mittelschweden, gefunden 23.06.2005 Bildbreite 4 cm |
![]() Hellrote Spessartin-Kristallen mit einem Reaktions- saum in einem Glimmerschiefer vom Marienfluss, Namibia. Sammlung Kay MÜSSIG, Miltenberg Bildbreite 3 cm |
![]() Winziger Spessartin-Kristall als Bestandteil eines granitischen Gesteins vom Otratnaja Nunatak, northern Gruber Mts., Queem Maud Land, Ostantarktis! Bildbreite 5 mm |
![]() Spessartin als Gesteinsbestandteile eines metamorph umgewandelten, kambrischen Metasediments. Die dunkle Lage enthält Sonolit, Tephort und Ca- Rhodochrosit. Die helleren Lagen führen bis zu 50 % Spessartin, darüber hinaus Rhodochrosit, Quarz, Tephorit, Kutnahorit, Jacobsit und Magnetit. Risse sind mit weißem Quarz gefüllt. Angeschliffen und poliert von der Llyn du Bach Mine (als Manganerz abgebaut Ende des 19. Jahrhunderts), Harlach, früheres County von Merioneth, nördliches Wales, Großbritannien. Bildbreite 15 cm |
![]() Spessartin-Kristalle aus einem hydrothermalen Gangsystem zusammen mit Braunit, Quarz und Muskovitim Kristallin von Archer´s Post, NW des Monut Kenya, Kenia, Bildbreite 3 cm |
![]() Derber Spessartin, waohl aus einem Pegmatit von Bajaur/NFWP in Pakistan, Bildbreite 6 cm |
![]() Kleine, lose Spessartin-Kristalle vom Wada-toge Pass, Nagano, Japan Bildbreite 2 cm |
![]() Idiomorphe Spessartin-Kristalle mit farblosen Quarz-Kristallen auf einer Kluftfläche in einem Quarzit von Kyarvason, Tochigi, Japan Bildbreite 3 cm |
![]() Spessartin-Kristalle auf weißem Plagioklas aus einem Pegmatit bei San Piero, Insel Elba, Italien Bildbreite 2 cm |
Kersantit (Aschaffit als Sonderform des Spessartits) vom Stengerts
bei
Schweinheim (Aschaffenbugr) aus der Produktion für die Fa.
KRANTZ,
die solche Stücke in Losen zu 100 Stück schlagen ließ,
Bildbreite 13 cm
Dabei handelt es sich um ein dunkelgrau bis schwarz gefärbtes lamprophyrisches
Gang-Gestein (also ein Gemisch aus einzelnen Mineralien),
welches mit dem Kersantit zur Gruppe der Lamprophyre gehört.
Lamprophyre sind dunkle Ganggesteine,
vereinfacht ausgedrückt das Gegenteil zu den Apliten
(sie gibt es auch im Spessart). Sie sind aus Schmelzen erstarrt,
die im Erdinnern erzeugt wurden. Der Mineralbestand wie auch
der Kristallisationsverlauf der einzelnen Bestandteile wird entscheidend
von fluiden, wässerigen Phasen und vom Kohlendioxydgehalt
beeinflusst.
Der Spessartit besteht im Handstück aus einer dunklen Grundmasse,
die sich im Wesentlichen aus Feldspäten (Plagioklas
> Kalifeldspat) und Hornblende aufbaut. Olivin(-pseudomorphosen),
Quarz, Erzmineralien sind weitere Bestandteile mit sehr
geringem Anteil. In der feinkörnigen Grundmasse sind
größere, grüne Hornblende-Einsprenglinge
verteilt (WIMMENAUER 1985).
Eine Abbildung aus dem Spessart
findet sich bei MARESCH et. al. (1987, S. 129 u. r.).
Links im Bild sehen Sie eine Bruchfläche
des Spessartits mit einem ca. 2,5 cm langen Feldspat-Kristall,
rechts das Bild zeigt einen angeschliffen
Spessartit (ca. 14 cm breit); beide stammen aus
einem Vorkommen nahe der Kirche von Gailbach.
Zu einer exakten Bestimmung von Gesteinen ist in der Regel ein Gesteinsdünnschliff (Dicke 0,03 mm) nötig, der unter einem Mikroskop mit speziellen Einrichtungen (unter anderem polarisiertem Licht) untersucht werden können. Darüber hinaus ist eine chem. Analyse vorteilhaft, weil damit auch nicht sichtbare Veränderungen erfasst werden können.
Das Gestein Spessartit wurde von dem heidelberger Geologie-Professor K. Harry F. ROSENBUSCH 1896 nach dem Spessart benannt. Er hat dies in Band 2 (3. Aufl.) seiner "Mikroskopischen Physiographie der massigen Gesteine" beschrieben. Der Name wird heute infolge seiner überwiegend lokalen Bedeutung nur in unfangreicheren Werken aufgeführt.
Der dunkelgraue bis rötlichgraue, oft auch schwarze Spessartit findet
sich als gangförmige Einschaltungen in den Dioriten
und der Elterhof-Formation des südlichen Vorspessarts.
Sie treten meist in Gangschwärmen auf. Die Mächtigkeit
schwankt zwischen 0,3 und 12 m und beträgt in der Regel
5 - 6 m.
Sie waren früher die Grundlage
von zahlreichen, kleinen Steinbruchbetrieben, heute
noch erkennbar an den langen, schmalen, heute alle aufgelassenen
und verwachsenen Steinbrüchen.
Straßenpflaster am Schloss in Aschaffenburg,
zum Teil aus Spessartit bestehend,
aufgenommen am 03.02.2008
Man fertigte aus dem Basalt-ähnlichen Gestein neben
Schotter auch Pflastersteine, wie z. B. am Schloss in
Aschaffenburg, wo auf der Ostseite eine größere
Fläche aus einem Spessartit-Pflaster erhalten ist.
Die Pflastersteine sind leicht rechteckig (ca. 14 x 16 cm) und ca.
17 cm in den Boden eintauchend. Der leichte Verjüngung sichert
einen festen Sitz im Verband. Mit diesen Maßen und einem Gewicht
von ca. 7 kg sind sie deutlich schwerer wie die typischen Pflastersteine
aus den basaltischen Gesteinen. Einzelne Pflastersteine des Spessartits
sind durch die Bauarbeiten an verschiedenen Stellen verschleppt
worden und man finden sie im Verband folegnder Straßen: Wermbachstraße,
Schönborner Hof, Schlossplatz, Paffengasse, Schlossgasse
und Freihofgasse. Infolge der fortschreitenden Bau- und Ausbesserungsarbeiten
ist eine weitere Verstreuung zu erwarten.
Einzelner, auf der Oberseite abgenutzter
Pflasterstein aus dem einem Lamprophyr der Reihe Spessartit-Kersantit
(Bildbreite 30 cm), rechts im Ausschnitt der am Rand gelegene,
rundliche Kalifeldspat-Kristall (Bildbreite 8 cm) und ganz
rechts ein verzwillingter Kalifeldspat-Kristall (nach dem Karlsbader
Gesetz) mit der mittigen Zwillingsnaht an der nur behauenen
Seite des Pflastersteins. Die angeschliffene Oberseite zeigt,
dass das Stück in einer Straße eingebaut war und bei
Bauarbeiten nach langer Nutzungszeit ausgebaut und auf dem Bauhof
gelagert wurde. Zur Verfügung gestellt von Herrn Völker
vom Bauhof der Stadt Aschaffenburg (Tiefbauamt) am 26.04.2012. Das
Gestein führt noch gelegentlich Quarz, was man in den Fotos kaum
erkennen kann. Als Herkunft ist einer der Steinbrüche um
Gailbach zu vermuten.
Das für Aschaffenburg so typische
Stück ist in der Gesteinssammlung des Naturwissenschaftlichen
Museums der Stadt Aschaffenburg (1. OG, Gang, Vitrine
rechts) zu sehen.
Auch in Stockstadt!
Der Rinnstein in der Sackgasse der Galizienstraße
enthält überraschenderweise ebenfalls große Pflastersteine
aus Spessartit. Zwischen echten Basalten, den
Steinen aus dem Untermain-Trapp und lokalen Orthogneis sind
die Spessartite an den Quarzen und an den großen
Kalifeldspat-Kristallen leicht erkennbar,
aufgenommen während der Vorbereitungen zum
Kulturrundweg am 17.05.2013.
Für einen Spessartit vom Nordabhang
des Stengerts bei Aschaffenburg (Schweinheim/Gailbach)
wird folgende chem. Zusammensetzung angegeben (WEINELT
1962, S. 230):
Bestandteil: | Anteil in Gew.-% |
SiO2 | 56,18 |
TiO2 | 0,77 |
Al2O3 | 16,14 |
Fe2O3 | 3,44 |
FeO | 4,27 |
MnO | 0,36 |
MgO | 4,74 |
CaO | 6,45 |
Na2O | 4,37 |
K2O | 2,97 |
P2O3 | 0,13 |
SO3 | 0,04 |
CO2 | 0,03 |
H2O | 0,68 |
Das Nebengestein war schon erkaltet als die Schmelze in die Gänge eindrang. Veränderungen durch die hohe Temperatur wurden nicht beobachtet. Aufgrund der Überlagerung des Zechsteins wird das Alter als voroberpermisch eingestuft (>280 Millionen Jahre). Die mineralogische Zusammensetzung sowie das Gefüge ändern sich vom Salband zum Ganginnern, so dass in Teilbereichen verschiedene petrografische Bezeichnungen verwendet werden müssten (WEINELT 1962, S. 93 ff).
Nach den aktuellen Untersuchungen von WROBEL ist das eigenartige Gestein aus dem oberen Erdmantel im Spessart ca. 290 Millionen Jahre alt.
Die Abgrenzung der einzelnen Gesteine der Lamprophyre wie Kersantit - Spessartit
ist sehr schwierig und im Handstück nur schwer möglich, da man
die Menge der Mineral-Bestandteile kennen muss:
Enthält ein Lamprophyr mehr
Alkalifeldspäte als Plagioklas und mehr Biotit als
Hornblende, dann liegt eine Minette bzw. vorherrschend Hornblende
ein Vogesit vor.
Ist der Plagioklas gegenüber
den Alkalifeldspäten dominierend, dann ist mit
einer Biotit-Vormacht gegenüber der Hornblende das Gestein
als Kersandtit zu bezeichnen, bei einer Vormacht der Hornblende
liegt ein Spessartit vor.
Enthält der Kersantit dann
Biotit in einer Matrix aus Plagioklas und Quarz, so wurde
das Gestein früher als "Aschaffit" bezeichnet (Lokalname).
Wer sich näher damit beschäftigen
will, dem sei zur Nomenklatur das Buch von LE MAITRE
(Ed.) (2003) empfohlen.
Spessartit von Vorkommen außerhalb des Spessarts:
Permischer Spessartit vom Ochsenkopf im Fichtelgebirge. Das
massige und
sehr harte Gestein wurde früher als "Proterobas" bezeichnet.
Dieses Gestein
wurde seit dem Frühmittelalter als Glasrohstoff aufgeschmolzen
und zu
schwarzen Glasperlen und Knöpfen verarbeitet,
Bildbreite 11 cm
Spessartit aus einem Vorkommen am 300 m hohen Whinlatter
Pass,
Lake District, Cumbria, England, Großbritannien,
Bildbreite 7 cm
Anhang:
Bei den Mineralien - im Gegensatz zu den Gesteinen leicht zu definieren
- gibt es ein Verfahren zur Benamung (DUNN et al. 1988).
Die CNMMN (Commission on New Mineral and Mineral Names)
der IMA (International Mineralogical Association) prüft
nach dem Einreichen die Daten und den Anspruch zu einem neuen
Mineral und der Einreicher kann dann das neue Mineral in der Literatur
beschreiben (NICKEL & NICHOLS 1991).
Zur Zeit sind ca. 4.800 verschiedene
Mineralien bekannt (BACK 2014); jährlich kommen ca.
30 bis 50 neue hinzu, einige werden meist aufgrund besserer
Analysenmöglichkeiten verworfen (diskretidiert). Praktische
Bedeutung und verbreitet sind jedoch nur ca. 250 Mineralien,
die in den meisten, bebilderten Mineralien-Führern beschrieben
werden. Es geibt derzeit in deutscher Sprache kein Buch, in dem
alle Mineralien aufgeführt sind. In englischer Sprache
sind in den letzten Jahren einige, teils mehrbändige, Werke
erschienen, die alle zu Druckzeitpunkt bekannten Mineralien beschreiben
bzw. aufführen.
Für die Benamung von Gesteinen existieren keine verbindlichen Regeln,
was zu einer unüberschaubaren Fülle (einige
Tausend) von Gesteinsnamen samt Varietäten und in
der Wirtschaft genutzten Namen in den letzten 200 Jahren
geführt hat. Für bestimmte Gruppen von Gesteinen wurden
allgemein akzeptierte Klassifizierungen erstellt (z. B. QAPF-Doppeldreieck
nach STRECKEISEN für magmatische Gesteine), die Eingruppierung
in dieses System ist jedoch ohne detaillierte Untersuchungen
nicht möglich.
Ein Beispiel für die Schwierigkeit
der Benamung von Gesteinen möge dies erläutern:
Aus einer SiO2-reichen
Schmelze kann eine Vielzahl von Gesteinen entstehen,
je nachdem wie lange die Schmelze abkühlt (natürlich
beeinflussen Druck, flüchtige Bestandteile usw. auch die
Genese): rasche Abkühlung erbringt ein Glas (Obsidian),
viel Gas und rasche Abkühlung ein schaumiges Glas (Bimsstein),
langsame Abkühlung (Rhyolith), geologisch langsame Abkühlung
(Granit), hoher Wassergehalt (Pegmatit) je langsamer die Abkühlung,
um so größer können die Kristalle wachsen. Aufgrund
der Größe von natürlichen Vorkommen kann dann der
Rand eines Ganges schnell, das Innere langsam abkühlen,
so dass dann alle denkbaren Übergänge auftreten können.
Literatur:
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Naturkundestelle Main-Kinzig, 7 (1), S. 35 - 37, Gelnhausen
OKRUSCH, M. & MATTHES, S. (2009):
Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle
Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde.-
8. vollständig überarbeitete und erweiterte
Aufl., 658 S., 438 Abb., davon 133 in Farbe), zahlreiche
Tab., [Springer Verlag] Berlin.
Spessartin:
BACK, M. (2014): Fleischer´s Glossary of Mineral Species 2014.- 429
p., ohne Abb., The Mineral Record Inc., Tucson, Arizona, USA
BAXTER, E. F., CADDICK, M. J.
& AUGE, J. J. [eds.] 2013: Garnet.- Elements. An International
Magazine of Mineralogy, Geochemistry, and Petrology Vol. 9,
Number 6 December 2013, p. 401 - 480, [Mineralogical Society of America].
DEER, W. A., HOWIE, R. A. & ZUSSMANN, J. (1997):
Rock Formig Minerals, Vol. 1A Orthosilkates.- (2nd
ed.), p. 590 - 602, [The Geological Society] London.
American Min. 56, (1971) p. 791
BAUER, J., BOUSKA, V. & TVRZ,
F. (1982): Edelsteinführer.- 227 S., [ARTIA-Verlag]
Prag.
DUNN, P. J. & MANDARINO, J.
A. (1988): The Commission on New Minerals and Mineral
Names of the International Mineralogical Association; Its
history, purpose and general practice.- The Mineralogical Record
Vol. 19, p. 319 - 323, Tucson (Arizona).
HOCHLEITNER, R. & WEISS, S.
(2004): Steckbrief Spessartin.- Lapis 29, Nr.
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LORENZ, J. mit Beiträgen
von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH
& C. DIETL (2010): Spessartsteine.
Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende
Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische,
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bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.-
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MURAWSKI, H. (1992): "Nur ein
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NICKEL, E. H. & NICHOLS, M.
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THOMPSON, W. A. (2007): Ikons
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WEINELT, W. (1962): Erläuterungen
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s. S. 698ff.
LOTH, GEORG., GEYER, GERD., HOFFMANN, UWE, JOBE,
ELISABETH, LAGALLY, ULRICH, LOTH, ROSEMARIE, PÜRNER, THOMAS,
WEINIG, HERMANN & ROHRMÜLLER, JOHANN (2013): Geotope in
Unterfranken.- Erdwissenschaftliche Beiträge zum Naturschutz
Band 8, S. 56, zahlreiche farb. Abb. als Fotos, Karten,
Profile, Hrsg. vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, [Druckerei
Joh. Walch] Augsburg.
MARESCH, W., MEDENBACH, O. & TRIOCHIM H.-D.(1987):
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WROBEL, P (2001): im Druck
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