von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Die "Ton"-Grube der Ziegelei Zeller zwischen Alzenau und
Kälberau mit einer dunklen Tephra-Lage
aus der Eifel ca. 0,5 m über meinem Kopf im Löss bzw. Lösslehm;
Foto Helga LORENZ 08.08.1993 (nach der alten Rechtschreibung
auch Löß)
Lage:
Das Sediment Löss tritt im Spessart an vielen Orten des westlichen
Spessarts als bis zu mehrere Meter mächtiges Sediment auf. Früher
konnte man es an den Wänden der oft tiefen Hohlwege gut erkennen.
Infolge der Flurbereinigungen sind diese bis auf wenige Stellen
nicht mehr vorhanden und so bleiben nur Baustellen oder die
wenigen Tongruben als Aufschlüsse (siehe Okrusch et al. 2011, S.
280, Aufschluss Nr. 259).
Steile Lösswände in Hohlwegen können auch eine Gefahr darstellen.
Am 10.05.2012 löste sich aus einer ein paar Meter Höhe eine
größere Menge an Lössbrocken der Sprenkenhohle (alter Hohlweg) bei
Großostheim und erschlug ein fünfjähriges Mädchen bei einem
Kindergartenausflug.
Das Abstürzen solcher Massen erfolgt bevorzugt nach Regenperioden.
Die über einen langen Zeitraum tragenden und stabilen Wände können
instabil werden durch: Wurzeln, Grabungen (wie der Unfall vom
Oktober 1984 in der Nähe von Wasserlos) und ungleichförigem
Abwittern. Das ist nichts ungewöhnliches, dass dabei Menschen
erschlagen oder verletzt werden schon.
Historisches:
Als geschätzter Boden ist der Löss sicher schon sehr lange von
Menschen genutzt worden. Weite Teile des Vorspessarts wurden
sicher aus diesem Grund schon sehr früh besiedelt, auch wenn es
dafür keinen direkten Nachweise gibt. Auch heute noch werden die
Böden auf dem Löss von der Landwirtschaft geschätzt, da sie
aufgrund der hohen Pufferkapazität nicht so sauer sind wie z. B.
die typischen Böden über dem Buntsandstein. Weiter sind sie
hochporös und leicht zu bearbeiten. Infolge der moderen
Bearbeitungsmethoden und des Anbaues vom Mais kann man aber
insbesondere nach Starkregen erhelbliche Abschwemmungen des
gelblichen Lösses feststellen.
Der Löss und der mit ihm vorkommende Lösslehm wurde schon langer Zeit als Rohstoff für das Herstellen von Töpferprodukten und zum Füllen der Flechtwände in den Fachwerkhäusern gewonnen. Später kam dann die Nutzung als Ziegeleirohstoff für Dachziegel und "Backsteine" (der hiesige Begriff für Mauerziegel) hinzu. Mit der Industialisierung entstanden an vielen Stellen des Spessarts große Ziegeleien, die neben dem Zechstein-Ton meist die Lösse und Lösslehme abbauten und heute noch stellenweise verwenden. In folgenden Orten befanden oder befinden sich größere Ziegeleien im Spessart, die Löss oder/und Lösslehm nutzen: Meerholz, Alzenau, Hösbach, Rottenberg, Schöllkrippen, Wenighösbach, Goldbach, Marktheidenfeld, .....
Sehr bekannt ist die Ziegelei am Stadtende von Alzenau in
Richtung Kälberau, z. Zt. im Abbau durch die Fa. ZELLER Ziegel,
Alzenau. Diese stellt u. a. Hochlochziegel mit einem hohen
Dämmwert her (Markenname ZELLER-POROTON).
Die seit etwa 200 Jahren in den Händen von der Familie Zeller
befindliche Ziegelei wurde ab dem 01.01.2017 an die Firma Juwö
Poroton-Werke Ernst Jungk und Sohn GmbH (Wöllstein in
Rheinland-Pfalz - gehörte zur Kurpfalz und gehörte zu Bayern)
verkauft.
aufgenommen am 08.08.1993
Geologie:
Beim Löss (der Name wurde als Löß von C. C.
v. Leonhard 1823 vergeben) handelt es sich um ein
feinkörniges (überwiegendes Korngrößen 0,01 - 0,05 mm) erdiges,
beiges bis gelbbraunes Sediment, welches vom Wind im Pleistozän
während der Hochglaziale angeweht worden ist (rezent noch in
Asien, z. B. in China, wo Mächtigkeiten von bis zu 400 m erreicht
werden). Man kann sich das so vorstellen:
In den letzten Kaltzeiten ("Eiszeit") gab es in unserer Region
infolge der niederen Temperaturen kaum größere Pflanzen und der
vorwiegend mechanischen Verwitterung einen enormen Abtrag an
Sediment. Diese wurden von einem flachen und breit mäanderndem
Main aufgeschüttet. Dabei wurde der Sand ausgeweht und als Dünen
wieder aufgeschüttet. Die sandigen Gebiete der Bulau und zwischen
Alzenau, Kahl, Höstein, Dettingen zeugen noch heute davon. Dabei
wurden die ganz feinen Bestandteile als Staub ausgeweht und
infolge der vorwiegend westlichen Windströmung an den Hängen der
Spessartberge abgesetzt. Dieser lokale Beitrag vermischet sich mit
dem Staub aus der norddeutschen Tiefebene am Rande des
skandinavischen Eisschildes und asu den Kalkgebieten östlich des
Spessart (dies erklärt den hohen Kalkgehalt). Der Grasbewuchs
diente dabei als Kamm, der die Staubfracht fixierte. Und das Gras
wuchs durch das sich aufbauende Sediment und hinterließ feine
Kanälchen, die für ein schnelles Versickern des Wassers sorgte, so
dass nur geringe Teile wieder abgeschwemmt wurden.Auf dieser Weise
sind Lössmächtigkeiten vom mehr als 15 Meter entstanden (Hösbach,
Alzenau, Freigericht). Dies erklärt auch die Neigung des Lösses,
hohe Wände dauerhaft bilden zu können, wie man das bei anderen
Lockersedimenten nicht beobachten kann. In den Warmzeiten
verwitterte der Löss dann zu Lösslehm (der Kalkgehalt wurde
weggelöst) und auch je nach dem Relief wurden Teile der Lössdecken
umgelagert (Schwemmlöss, Solifluktionslöss). Aus den
unterschiedlichen Lagen der Sedimente (Quartärstratigraphie) kann
man die Klimageschichte der letzten Jahrtausende ableiten
(SEIDENSCHWANN, unpubliziert). So weisen z. B. Eiskeile auf ein
kaltes Klima mit Dauerfrostboden hin:
Und in den Schichten des Lösses konnte SEIDENSCHWANNN noch eine
Besonderheit nachweisen:
In der Eifel kam es in den letzten 500.000 Jahren mehrfach zu sehr
starken Vulkanausbrüchen. Diese erreichten teilweiwese
Intensitäten wie beim Pinatubo auf den Philippinen 1991. Der
letzte große von diesem Ausmaß war der Ausbruch der Vulkans, indem
sich heute der Laacher See befindet, vor ca. 12.900 Jahren. Die
damals hier wohnenden Menschen wurden Augenzeugen eines
apokalyptischen Ausbruches. Die feine vulkanische Asche wurde in
ganz Europa verweht und auch deponiert (Tephra) (SCHMINCKE 2009).
Diese zusammengewehten Aschen wurden in den Sanddünen der Bulau
gefunden.
Und so konnte Herr Seidenschwann mehere, allerdings sehr unscheinbare Lagen mit vulkanischen Aschen in den Lössschichten des Spessarts (z. B. Alzenau) nachweisen (siehe Foto ganz oben). Diese konnten jedoch (mit Ausnahme der jüngsten Lage) keinem bekannten Vulkan bzw. dessen Ausbruch der Eifel sicher zugewiesen werden.
Chemische Zusammensetzung (RFA) eines lösschneckenhaltigen Lösses aus der Ziegelgrube der Fa. Zeller zwischen Alzenau und Kälberau:
Oxide in Gew.-%: | |
SiO2 | 63,9 |
LOI* | 9,9 |
CaO | 9,53 |
Al2O3 | 8,09 |
Fe2O3** | 2,65 |
MgO | 2,03 |
K2O | 1,95 |
Na2O | 1,09 |
TiO2 | 0,56 |
P2O5 | 0,12 |
MnO | 0,08 |
SO3 | <0,1 |
Spurenelemente in µg/g: |
|
As | <25 |
Ba | 340 |
Ce | <30 |
Co | 16 |
Cr | 74 |
Cu | <30 |
Mo | <10 |
Nb | <10 |
Ni | <15 |
Pb | <15 |
Rb | 73 |
Sr | 187 |
Th | 15 |
U | <10 |
V | 60 |
Y | 28 |
Zn | 44 |
Zr | 438 |
Mineralien:
Der Löss besteht meist aus den folgenden Hauptbestandteilen:
Quarz, Illit, Calcit, Dolomit, Albit, Anorthit und Kaolinit. Der
Ton ist ein Verwitterungsprodukt, welches derzeit aus den
Feldspäten entsteht. Dabei wird der Löss immer mehr zum Lösslehm
und schließlich zum Ton.
Das Einsickern von Regenwasser löst das Calciumkarbonat (Calcit).
In bestimmten Horizonten oder um Einschlüsse wird dies tief in den
Lagen wieder ausgeschieden, wobei Konkretionen entstehen. Da diese
oft an kleine Püppchen erinnern, nennt man sie "Lösskindl" oder
auch "Lösskindel". An anderen Stellen entstanden im Löss
lagenweise bis zu 10 cm dicke Lagen aus kalkigen Konkretionen.
Anhand des Vorkommens von typischen Schwermineralien vulkanischer
Tätigkeiten konnte man einzelne Tephra-Lagen Vulkanen der Eifel
zuordnen: Hornblende, Apatit, Kliopyroxen, Olivin, Sanidin,
Ägirinaugit,
Biotit und Bimskörnchen. Die oberste Lage ist (in der Mitte des
Hammerstiels) der ca. 12.900 Jahre alte Tuff vom Laacher
Bimsvulkan.
Aufgenommen am 10.10.2004
Es ist die Asche des Ausbruches des Laacher Bimsvulkans vor ca.
12.900 Jahren. Diese Vulkanasche aus der Eifel (dort wo heute die
Kirche von Maria Laach steht) wurde in ganz Mitteleuropa
nachgewiesen. Bei diesem Ausbruch wurden ca. 16 km³ Bims (was etwa
6,5 km³ Magma entsprich) in wenigen Tagen gefördert und abgelagert
(SCHMINCKE 2009). Sind es in der Eifel noch bis zu 15 m, so sind
es bei uns immerhin noch 3 cm. Und die Hohlblocksteine der Häuser,
die in den 60er und 70 Jahren gebaut wurden, wurden aus dem Bims
dieses Vulkans gefertigt.
Die unterste der 5 Tephra-Lagen weist dann bereits ein Alter von
etwa 600.000 Jahren auf. Die lagige Anreicherung dieser im
Spessart sehr ungewöhnlichen Mineralien lässt keinen anderen
Schluss zu als einen Vulkanausbruch in der Eifel. Der nahe
Vogelsberg-Vulkanismus kommt dafür nicht in Frage, da er bereits
seit vielen Millionen Jahren erloschen ist.
Fossilien
Nahezu immer findet man im Löss die Gehäuse kleiner Schnecken
(hier mit einem Streichholz als Maßstab):
Diese sind massenhaft erhalten und werden "Lössschnecken" genannt.
Mehrere
Arten dieser Schnecken lebten auf dem Gras der Kältesteppe und
wurden nach
dem Ableben im Sediment vergraben.
Das Streichholz dient als Maßstab
Sehr selten sind Reste von größeren Säugetieren beim Abbau des
Lösses gefunden worden. So liegen im Heimatmuseum der Stadt
Alzenau im Schlösschen von Michelbach 1 Hals- und 1 Lendenwirbel
von einem (nach meiner Meinung) Steppenelefanten.
Weiter wurde von SEIDENSCHWANN 1990 ein ca. 1,5 m langes Stück
eines Mammut-Stoßzahnes eines gefunden und 1996 nach Hanau
überstellt. Er liegt heute in der Sammlung der Wetterauischen
Gesellschaft.
Kulturrundweg
Alzenau 2
Am 26.09.2004 wurde in Alzenau der 2. europäische Kulturweg "Wald
& Wallfahrt" eingeweiht. Am Rand des Weges kommen Sie auch an
einer Stelle der Ziegeleigrube der Fa. Zeller vorbei, bei der man
mind. eine Tephra-Lage mit Vulkanasche aus der Eifel sehen kann;
sie wurde extra für diesen Anlaß freigeschürft.
Eine Tafel des Rundweges erklärt ausführlich das dort zu Sehende.
Dr. G. Seidenschwann, der beste Kenner der Geologie der Tongrube
mit ca. 30 Jahren Erfahrung, schildert während der Eröffnung des
Rundweges die Besonderheiten der Lehmgrube (oder Tongrube). Dabei
werden besonders die vielfältigen klimatischen Zeugnisse der
letzten 700.000 Jahre hervorgehoben.
Als Besonderheit zur Einweihung gab es dann ein Tütchen mit der
Löss mit Eifelasche für die Teilnehmer als Erinnerung:
Der folgende Text ist wörtlich der Tafel (links im Bild unten) des Kulturrundweges entnommen:
Ziegelei und Lehmgrube - Wirtschaftsbetrieb und klimageschichtsliches Zeugnis
Ziegelhütten im Spessart
Seit dem Mittelalter sind Ziegelhütten in unserer
Region ein Wirtschaftsfaktor. Ihre Bedeutung ergibt sich daraus,
dass sie auf den ältesten erhaltenen Spessartkarten zu finden
sind. Eine „Zigelhüt“ bei Aschaffenburg zeigt die Maskopp-Karte
von 1575/80. Auf der Spessartkarte des Paul Pfinzing aus
Nürnberg von 1562/94 erhalten Ziegelhütten sogar ein eigenes
Symbol auf der Legende, ein Doppel-X. Die hier gezeigte
Ziegelhütte stand nahe dem Hesselberg bei Hobbach (Hohenbach) im
Elsavatal. Daneben gab es noch Zeichen für Glashütten und für
Schafhöfe. Letztetes ist ein weiterer Hinweis dafür, dass der
Spessart im Mittelalter und in der frühen Neuzeit über
wesentlich weniger Waldfläche verfügte als heute.
Von der Ziegelhütte zur High-Tech-Anlage
1808 erwarb die Famile Zeller Grundstücke zur
Lehmgewinnung und Ziegelherstellung im Alzenauer Raum. Mit der
Errichtung des ersten Alzenauer Rathauses aus Zeller-Ziegeln
gelang Valentin Zeller 1860 der wirtschaftliche Durchbruch. 1880
vergrößerte sich der Betrieb durch den Kauf einer weiteren
Lehmgrube und durch die Inbetriebnahme eines Ringofens - ein um
einen großen Rauchkamin gebautes Gebäude. Der erste Tunnelofen
wurde 1967 in Betrieb genommen. Diese Technik wird im Prinzip
auch heute noch angewendet. Der gesamte Produktionsablauf bei
Zeller wird inzwischen elektronisch gesteuert. Aus dem
ursprünglichen Feldbrand entwickelte sich die Ziegelfertigung
bei Zeller in Alzenau hin zur einer High-Tech-Anlage.
Die Lehmgrube Zeller - ein einzigartiges
Eiszeitarchiv
Die Grube birgt vielfältige und seltene Zeugnisse
eiszeitlicher Geologie und Klimageschichte. Im heute noch
zugänglichen nördlichen Teil ist in den oberen Partien der steil
abbrechenden Wand Löss aus der letzten Eiszeit vorhanden. Diese
überwiegend vom Wind angewehten Sedimente liegen über einer
Schicht von kleinen Bröckchen aus Quarzitschiefer, die den
klimageschichtlich kältesten Abschnitt der letzten Kaltzeit von
20.000 bis ca. 14.000 v. Chr. dokumentieren. Im Löss sind
unterschiedliche Färbungen zu erkennen. Die hellgrauen Partien
stellen Reste von sogenannten Tundrenböden dar, in denen sich
kleine Gehäuse eiszeitlicher Lösschnecken finden.
Dazwischen ist ein dunkles Bändchen einer bis ca.
1 cm dicken vulkanischen Ascheschicht zu beobachten. Diese Asche
(Eltviller Tuff) wurde bei einem Ausbruch eines Osteifel-Vulkans
vor ca. 18.000-20.000 Jahren hierher verfrachtet.
Unter dem Löss und der Schuttschicht aus der
letzten Eiszeit folgen Ablagerungen aus einem sehr viel älteren
Abschnitt des Eiszeitalters, der vor etwa 600.000 Jahren endete.
Diese Ablagerungen dokumentiert einen Zeitraum von ca. 200.000
Jahren. Sie ist im Verlauf von zwei Eiszeiten und einer
dazwischenliegenden Warmzeit während der Periode der
Totalverschüttung des Mittelmaintales und Mainnebentäler
entstanden. Bemerkenswert sind darin die Klimazeugen für
Kaltzeiten, wie z. B. sehr gut überlieferte fossile
Tundrenböden.
Die Alzenauer Tephralagen
Als Besonderheit kommen in diesem Schichtstapel
Aschelagen von mindestens fünf Ausbrüchen von Osteifelvulkanen
vor, die hier erstmals außerhalb der Osteifel entdeckt wurden
und in der Fachliteratur als „Alzenauer Tephralagen“ bezeichnet
werden. Sie sind Zeugnisse des frühen Osteifelvulkanismus und
nur hier in dieser Zahle bekannt geworden. Heute sind noch in
Resten die markantesten Aschelagen in Zentimeterdicke deutlich
zu erkennen. Die obere Lage ist feinkörnig und dunkelolivgrün,
die untere ist heller und sandig. Sie markiert den Beginn eines
hochexplosiven Ausbruchs eines Eifel-Vulkans. Dabei wurde ein
wahrscheinlich phonolithisches Magma gefördert und in der
Alzenauer Lehmgrube in Dezimeterdicke sedimentiert. Bei diesem
enormen Ausbruch müssen weiter Teile Deutschlands - wie bei den
vier anderen Eruprtionen vor mehr als 600.000 Jahren -
flächenhaft mit vulkanischen Ablagerungen bedeckt worden sein.
Ähnlich geschah dies bei einem Eifel-Vulkan-Ausbruch vor ca.
12.900 Jahren. Damals wurden binnen weniger Wochen wenigstens
vier Kubikkilometer Gesteinsmassen herausgeschleudert und über
Mitteleuropa verbreitet. Auch z. B. im Dünenfeld im Norden
Alzenaus liegt diese Asche örtlich in beträchtlicher Mächtigkeit
(bis über 1 m!) in Mulden.
In den tiefen Partien des Aufschlusses sind
schwarzgraue humose Sedimente einer Warmzeit erhalten, in denen
man u. a. Pföanzenreste (z. B. Pinienzapfen) finden kann. An der
Basis der Grube bilden mehrere Meter mächtige grobe Kahlschotter
mit allen Gesteinen des Kahlgrundes bis hin zum Buntsandstein
die Hinterlassenschaft einer Eiszeit, die vor fast 780.000
Jahren begann.
Über den kaltzeitlichen Schottern der Kahl aus Sand, Quarzit und
Quarzgeröllen
liegen die warmzeitlichen, gebleichten Tonsteine der Eem-Warmzeit
mit einem
schwarzen Horizonzt aus Kohle, darüber die kaltzeitlichen
Lössschichten der
letzten Kaltzeit,
aufgenommen am 22.10.2016
Sahara-Staub!
Auch wenn heute kein Staub mehr aus den Gletschervorländern und
den Flusstälern im Periglazial angetragen wird, erhalten wir
doch hin und wieder Staub aus der Sahara. So zuletzt am 04. und
05.02.2021, und gleich nochmals am 23.02.2021, als weite Teile
von Westeuropa mit den gelblichen Staub überzogen wurden. In
Oberbayern sollen es auch bis zu 2 g/m² gewesen sein, die auf
den Schnee nieder gingen. Bei mir in Dettingen konnte ich den
Staub vom Kupferblech der Terrasse abheben und untersuchen. Über
den Naturwissenschaftlichen Verein Aschaffenburg bekam ich noch
Staub von Lenny SOMMER aus Sulzbach, der den Staub von einem
Glastisch streifen konnte.
Links: Der in Dettingen gesammelte Saharastaub (1,73 g) in einer
Porzellanschale, Bildbreite 11 cm
Rechts: Der Staub von Lenny SOMMER unter dem Mikroskop: Man
erkennt hauptsächlich Quarz-Körnchen in einer
Größe zwischen 1 µm und selten fast 0,1 mm. Die Mehrzahl der
Körnchen sind etwa 10 µm groß. Dazwischen sind
auch Tonteilchen und wenige opake Körnchen erkennbar. Sicher gibt
es auch Staub unter 1 µm, der ist aber mit dem Licht-
Mikroskop nur unsicher bestimmbar.
Nun kann man abschätzen, dass ich auf dem Balkon (9,5 m²) wegen Vogelkot, usw. nur etwa 1/3 des Staubes zusammen kratzen konnte, so dass dort etwa 5 g Staub deponiert wurden. Aus Sulzbach bekam ich 1,59 g von einem Tisch mit etwa 2 m². So ergeben sich Staubmassen von etwa 0,5 g/m² oder 0,79 g/m² Staub. Selbst wenn man den niedrigen Wert auf die Fläche von Bayern und Baden-Württemberg hochrechnet (etwa 100.000 km²), dann kommen da von einem Ereignis etwa 50.000 t zusammen. Wenn man jetzt rechnet, dass ein 40-t-LKW ungefähr 25 t laden kann, dann sind das 2.000 LKW-Ladungen Staub, die da über die Alpen zoll- und kostenfrei geliefert werden.
Es ist auch ein kostenloser Dünger, der da über das Land geweht wird. Es gibt tatsächlich auch Pflanzen, die aus den Körnchen noch das Phosphat über die Blattoberfläche absorbieren können (Spektrum der Wissenschaft Heft 8/2021 S. 26 - 28).
Aber man darf sich nicht täuschen, denn mit dem Staub werden auch Sporen, Bakterien, Viren usw. über alle Grenzen hinweg verbreitet.
Es ist dann auch logisch, dass die Feinstaubgrenzwerte in den städtischen Messstellen überschritten wurden.
Wenn man aus allen Daten ausrechnet, wie viel Staub da mit
dem Wind bewegt wird, kommen da für alleine für die Sahara etwa
900 Millionen t im Jahr zusammen (LORENZ 2010:647). Der Staub
aus der Sahara wird auch über den Atlantik bis nach Südamerika
geweht und ernährt dort mit den Regenwald am Amazonas. Es gibt
über den Staub ein ganzes Buch (KNIPPERTZ & STUUT 2014).
Am 17. März 2022 kam mit einer südwestlichen Wetterlage mit
dem Regen erneut Sahara-Staub über unsere Region nieder.
Zumindest ist Karlstein wusch der nachfolgende Regen wohl einen
Gutteil des Staubes wieder weg, so dass ich auf ca. 2 m² Fläche
nur 0,325 g Staub "ernten" konnte, also deutlich weniger als
2021. Für viele Autofahrer war das jedoch bereits ein Problem,
denn gerade bei dunklen Fahrzeugen klebte der Staub relativ fest
an der Oberfläche:
Solche Ereignisse sind nicht so selten als sie
scheinen und werden als "Blutregen" bezeichnet. Die wahre
Herkunft wurde erst nach einem großen Staubsturm 1901 geklärt.
Wenn man keine ganz sauberen Flächen im Freien hat, dann fällt
das kaum auf. In früheren Zeiten war das nur Schnee und mit der
klerikalen Deutung wurde das dann "Blutschnee" (wobei das
eigentlich auch eine Alge auf Altschnee verursacht). Ich kann mich an meine Kindheit in den
1960er Jahren erinnern, wo es das auch gab. Auf allen
anderen Flächen fällt so ein Staub kaum auf. Die am intensivsten
gepflegten, glatten Flächen sind die PKWs, so dass das ist, wo
der Niederschlag heute am meisten wahrgenommen wird.
gedankliche Reise in die Vergangenheit unserer
Vorfahren
Standfeste Lösswand in der Zigeleigrube zwischen Alzenau und
Kälberau,
aufgenommen am 10.10.2004
Mit etwas Imagination können Sie eine Phantasiereise machen:
Wir schreiben den 10.06.18231 v. Chr. Es ist Mittag und Sie stehen auf dem etwa 580 m hohen Hahnenkamm*. Sie stehen auf den Felsen aus Quarzit und es weht ein kalter Wind aus Nordosten; die Temperatur liegt knapp über dem Gefrierpunkt. Der Himmel ist blau mit weißen Wolken und ab und zu umwirbeln Sie ein paar Schneeflocken. Die Sicht in der kristallklaren Luft reicht bis zur Kimmung, für heutige Menschen unvorstellbar weit, also leicht 150 km; alles scheint ganz nah. So weit das Auge reicht, sehen Sie keine Bäume, nur zwischen den Felsen sehen Sie einige niedere Pflanzen, darunter die Silberwurz, deren charakteristische Blätter (und Blüten) Sie aus den Alpen oder Skandinavien kennen. Unweit Ihres Standortes fliegt eine Schneeeule, gehasst von einigen Krähen umher: Sie sucht die Lemminge und Murmeltiere, die an den Hängen des Hahnenkammes in den Blockmeeren leben, die es damals gab, da es in der Gipfelregion kaum einen Boden gab.
Der Untergrund ist mehrere Meter tief gefroren und hier oben haben Sie keine Probleme damit. Weiter unten ist der Boden bereits einige dm aufgetaut und man kann sich auf den matschigen Flächen nur schwer bewegen. An einigen Stellen kriecht der aufgetaute und grasbewachsene Boden langsam den Hang hinab, was girlandenförmige Wülste erzeugt. Wir müssen jetzt etwas auf die Seite gehen, denn eine Herde Moschusochsen läuft auf uns zu, weil die von einem der ganz seltenen Löwen aufgeschreckt wurden. Weiter am Hang in Richtung Osten weidet eine Herde Rentiere den kargen Bewuchs aus Flechten und Gras ab. Auf den Hängen am Fuß der Berge blühen die ersten Frühlingsblumen und frisches Gras sproßt aus dem Boden. Auf den weit entfernten Höhen des Buntsandsteinspessarts sind auf der Nordseite noch Schneereste erkennbar.
Moschusochse und
Rentier in der Eiszeitausstellung des Naturkundemuseums
in Karlsruhe,
aufgenommen am 07.04.2019
Wenn man nach Südwesten schaut, sieht man ein riesiges Sanddünengebiet, welches von einem kleinen Flüsschen (heute Kahl genannt) durchbrochen wird. Weiter nach Süden sieht man einen flachen, über kilometer mäandrierenden Fluss. In den Auen wachsen etwas höhere Pflanzen, darunter Heidekraut und Beifuß neben kleinen Weiden auch Birken, die bis zu 2 m hoch werden können. Dazwischen kann man ab und zu mal einen Riesenhirsch und Mammute sehen; diese bewohnen zusammen mit Wollnashörnern die Region. Die Großsäuger kommen im Sommer hier her um den Nachwuchs zu bekommen. Und wenn wir lange genug warten würden, könnten wir auch mal einen ganz wenigen nomadisch lebenden Menschen sehen (auf der Fläche des heutigen Deutschland leben vermutlich weniger als 1.000 Menschen!), die auf der Suche nach Nahrung die Region durchstreifen. Sie wohnen in Zelten auf den etwas erhöhnten Rücken der Flussniederungen. Die Berge sind für eine dauerhafte Siedlung zu kalt. Hier in den Niederungen ist es im beginnenden Sommer unangenehm, da Wolken aus Mücken das Leben unangenehm machen. Der Fluss - später Main genannt - ist fischreich und ab und zu kann man auch mal eine Robbe sehen. Jetzt nach der Schneeschmelze treibt noch Eis auf dem Fluss - er war im Winter bis auf den Grund zugeforen. Die Flussufer bestehen aus sehr weitläufgen Sand- und Kiesbänken, aus denen ein Teil des Sandes ausgeweht wird und sich zu Dünen aufhäuft. Ganz weit im Westen sieht man einen markanten Berg, der noch völlig weiß erscheint**.
Dann wird es Zeit, dass wir uns einen Schutz suchen. Von Nordosten wird es zunehmend trüb und nach einer Stunde ist die Luft auffallend braun; die Sichtweite ist auf weniger als einen Kilometer zurück gegangen. Der Wind frischt weiter auf und nach einer Weile merkt man dass die Haare ganz strohig und hart geworden sind. Um die Augen, Mund und Nase bilden sich braune Ränder und ein merkwürdiger Geschmak stellt sich ein. Es ist ein Staubsturm vom Rand des nordischen Inlandeises, welches bis zu dem Ort reicht, welches wir heute Berlin nennen***. Dort wehen die unvorstellbaren Fallwinde den Detritus aus dem riesigen Schotterfeldern vor dem Eis und der Staub wird bis zu uns geweht. Darunter mischt sich dann noch der Staub aus den Dünen der Flüsse um den Spessart, bei Ostwind auch aus den Kalkschotterebenen des Ostens. Wenn der Sturm nachläßt, wird sich etwa eine 1 mm dicke Schicht abgesetzt haben. Ein Rudel Wölfe streift weit unter uns vorbei, auf der Suche nach Nahrung für die Jungen. Bären gibt es zwar auch, aber die sind so selten, dass man sie nur kaum sieht.
In den nächsten Tagen wird es immer wärmer.
Typische Tiere der Kältesteppe in Deutschland waren u. a.
(FREY & GEBHARDT 2018):
Das Ende der Kaltzeit ist eingeläutet. ..... Das Klima wird sich
völlig ändern und in einigen Jahrtausenden werden die
Inlandseismassen im Norden sich immer weiter zurück ziehen. Die
Themse wird nicht länger ein Nebenfluss des Rheins sein.
Aber es wird dabei für die Menschen katastrophale Rückschläge
geben, denn auch ohne den Menschen gibt es in nur 10 Jahren
klimatische Temperataursprünge von 6 - 8 °C! Dies hat
unvorstellbare Auswirkungen, denn das Wetter ändert sich dabei
entsprechend. Und die Pflanzen- und Tierwelt reagiert mit
unglaublichen Bestandsschwankungen. Dagegen ist die gegenwärtige
Klimadiskussion ein Witz; der größte Teil des Treibhauseffektes
wird vom Wassergehalt der Atmosphäre erzeugt - nur ca. 25 %
werden vom CO2 verursacht (SCHÖNWIESE 2019:79).
Und es wurde wärmer. Die riesigen Gletscher der
Nordhalbkugel wurden kleiner. Gegenwärtig entsteht gerade die
Ostsee. Der Meeresspiegel steigt mit einigen cm pro Jahr an und
vertreibt die Menschen aus den angestammten Gebieten - heute in
der Nordsee liegend. Und Großbritannien wird eine Insel. Dieser
Anstieg des Meeresspiegels ist mit mehreren Schüben verbunden.
Z. B. als der riesige Agassiz-(Eisstau)See in Nordamerika einige
Millionen Kubikkilometer Süßwasser in den Nordatlantik in ca.
150 Jahren entlässt. In den flachen Küstenregionen, wie z. B. im
heutigen Persischen Golf (der damals trocken lag) steigt der
Meeresspiegel um bis zu 5 cm/Jahr(!) an. Bei einem Gefälle von
12 km/Meter kann man den Ansteig als beängstigend ansehen und
die Menschen müssen vor dem Wasser fliehen. Ähnliches passiert
am Schwarzen Meer, der vom Mittelmeer abgeschnitten war und
aussüßte. Als der Meeresspiegel den Bosporus überschritt, lief
das Schwarze Meer in ein paar Jahrzehnten auf das heutige Niveu
voll und auch hier wurde der Mensch mit unvorstellbarer
Geschwindigkeit über Jahrzehnte vertrieben. Hier entstehen die
Mythen der Sintflut und es ist die Vertreibung aus dem Paradies!
Aber dann gibt es plötzlich das Gegenteil. Die gigantischen
Wassermassen an leichtem Süßwasser "schalten" den Golfstrom ab
und die Temperaturen sinken in Europa in wenigen Jahrzehnten
wieder auf die Werte der glazialen Hochzeit. Für ca. 500 Jahre
ist es wieder arktisch kalt. Und dann wird es wieder warm.
Hier im Spessart hat sich viel geändert. An den Flüssen und Bächen wachsen neben den Birken, Erlen und auch die Kiefern, Tannen und Fichten sind in den Höhenrücken zurück gekehrt und besiedeln die Berge, die wir heute Spessart nennen. Rotbuchen gibt es nur viel weiter im Süden - es dauert noch einige tausend Jahre bis sie wieder im Spessart heimisch werden können. Die Mammute, Moschusochsen, Rentiere und die anderem Bewohner der Kältesteppe sind im Spessart ausgestorben. Elche wandern durch die Niederungen, Hirsche und Auerochsen beweiden als typische Tagtiere die offenen Flächen. Da die stark wachsende Vegetation die Erde und Steine festhalten, wird weniger Sediment von den Flüssen und Bächen abgetragen. Es kommt zu einem Ausräumen der einst aufgeschotterten Flächen. Der Wind kann nur noch wenig Sand auswehen, so dass die Dünen kaum mehr wachsen und Löss wird auch mehr im früheren Umfang angeweht.
Und wieder stehen wir auf dem Berg, den wir
heute Hahnenkamm nennen; er liegt jetzt etwa 470 m über dem
Meer. Nach unserem Kalender haben wir den 04. Oktober 11.056
v. Chr. Es weht ein leichter Nordwestwind und die Sicht reicht
mehr als 150 km weit: wir sehen die Berge die wir heute
Taunus, Rhön und Odenwald nennen zum Greifen nah. Infolge der
Trockenheit brennt in der Nähe des heutigen Darmstadt ein
schütterer Kiefern-Wald - niemand löscht ihn. Über uns ziehen
trompetend die Kraniche nach Süden. An Bäumen kommen nur im Maintal einige Kiefern vor.
Dazu gesellen sich einige Birken und Erlen. Die Rotbuchen und
Eichen kommen erst vor ca. 5.400 Jahren hier an. Die
wärmeliebenden Baumarten wie Walnüsse, Kastanien oder
Obstbäume sind erst seit kurzem hier wachsend.
Und plötzlich wird die für heutige Menschen
unglaubliche Stille von einem fernen, dumpfen Donnergrollen
zerrissen. Die Donner wiederholen sich und am nächsten Tag
hört man einen Knall einer gigantischen
Explosion, der alles bisherige an
(Gewitter-)Donner in den Schatten stellt. Es ist als käme ein
Gewitter - aber doch ganz anders. Im Nordwesten steht eine
riesige, pilz- oder pinienförmige, graue Wolke die immer höher
wächst (da diese etwa 30 km Höhe erreicht, ist sie von hier
aus sichtbar) - nie vorher hat jemand so etwas gesehen. Die
Winde verwehen die Spitze der Wolke zu einem grauen Schleier,
der sich weit ausbreitet. Und Stunden später wird der Himmel
grau. Aus den aufziehenden Wolken bilden sich merkwürdige,
sich nach unten ausbeulende Säcke. Und dann verdunkelt sich
der Himmel und obwohl es Tag ist, wird es immer dunkler; es
wird so dunkel wie in der Nacht und schließlich wird die Luft
von feiner Asche erfüllt, die langsam vom Himmel fällt. Es
knirscht zwischen den Zähnen. Das Atmen fällt schwer und wir
müssen husten. Alles wird grau und ist von einem dünnen
Staubschleier überzogen. Immer dichter wird der Staub, der
nach einem Tag ca. 3 cm hoch alles überzieht und auch überall
hineinzieht. Die Menschen im Maintal erschaudern und können
dies nicht deuten. Der Wind verfrachtet den Staub bei neuem
Aufwirbeln. Der nachfolgende, sehr starke Regen wäscht die
exponierten Stellen wieder "sauber" und so sammelt sich die
Asche in den Vertiefungen. Die Bäche und Flüsse werden
vorübergehend grau. Nach einigen Tagen, so scheint es ist der
Spuk vorbei. Und der erste
Kaltlufteinbruch lässt den nächsten Winter ankündigen. In den
Sümpfen, Dünengebieten und auf den Gras bewachsenen Hängen des
Löss wird die Asche erhalten. ....
Die Sonnenauf- und Untergänge der
nächsten Jahre sind unglaublich farbenprächtig, aber kein
Maler und kein Fotoapparat hält das fest. Auch sind die
kommenden Jahre deutlich kälter als sonst.
Wie man heute weiß, ist damals der Vulkan ausgebrochen, dessen Krater oder kleine Caldera wir heute Laacher See nennen. Also vor den Augen der frühen Menschen fördert ein Vulkan im heutigen Deutschland im Jahr 11.056 v. Chr. in nur wenigen Tagen ca. 16.000.000.000 m³ Lockergesteine (Glas, Gesteinsbruchstücke, Xenolithe, Asche, Tuffe, Lapilli, ..), welches vorwiegend als leichter Bims abgelagert wird. Innerhalb weniger Tage wurde so viel Gestein eruptiert, dass Glutwolkenablagerungen den ca. 10 km entfernten Rhein auf 20 m hoch stauen konnten. Die Eruptionssäule erreichte in der Hauptphase sicher ca. 35 km Höhe und die darin befindliche Asche wird über weite Strecken verteilt: Man fand sie in den Mooren Schwedens ebenso wie in der Schweiz und Norditalien und sie stellt den besten und leicht festzustellenden zeitlichen Marker des Voralpenraumes dar (SCHMINCKE 2000). Die Menschen, die direkt Zeugen werden, überleben dieses Ereignis im Umkreis von vielleicht 50 km nicht; nicht nur direkt, sondern auch wegen der Folgen für eine sammlerisch und jagdliche Gesellschaft, deren Grundlage das Weiden der Tiere darstellt. Mit der Asche sind sie ihrer gräseren Grundlage beraubt und verhungern. Nur die, die in entfernte Regionen abwandern können, haben überlebt. Der ca. 300 km² große Stausee des Rheins reicht bis über Mainz hinaus nach Mannheim und enthält ca. 2,5 km³ Wasser. Nach dem die Barre beim Brohltal eingerissen wird, entleert sich der See binnen weniger Tage. Eine sicher über 10 m hohe Flutwelle zwängt sich durch das weitgend trockene Rheintal. Im Raum Köln kann sich die Welle ausbreiten, aber sie reicht bis nach den heutigen Niederlanden (PARK & SCHMINCKE 2009, SCHMINCKE 2009).
Würde so etwas heute passieren, dann hätte dies unabsehbare
Auswirkungen auf unsere so empfindliche Gesellschaft (es würde
nicht nur der Verkehr zum Erliegen kommen, sondern man müsste
unter Umständen Zehn - vielleicht auch hunderttausende - von
Flüchtlingen für Jahre unterbringen, der über Jahre
allgegenwärtige Feinstaub würde die derzeitige
Feinstaub-Werte-Diskussion ad absurdum führen, .... Da es in der
Eifel einige Ruhephasen von tausenden von Jahren gab, ist ein
Vulkanausbruch in der Zukunft sehr wahrscheinlich. Wann das sein
wird, ist unbekannt. Aber man sollte die Zeit nutzen, sich darüber
Gedanken zu machen. Die Lunte brennt .....
*Der Meeresspiegel war damals ca. 120-130 m tiefer als heute; z.
B. waren weite Teile der Nordsee trocken! Die Themse war z. B.
damals ein Nebenfluss des Rheins.
**Dieser wird heute Feldberg im Taunus genannt. Er war wie andere
Mittelgebirgsgipfel auch nicht vergletschert, weil dafür die
Niederschlagsmengen nicht ausreichten.
***Die Ostsee war damals völlig mit einem kontinentalen Eisschild
von >1.000 m Dicke bedeckt
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