Über die Kluftmineralien im
Amphibolit von Hörstein (Stadtteil von Alzenau)
im Spessart

von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main



 

Bildbreite ca. 15 cm

Bildbreite ca. 12 cm

Bildbreite ca. 12 cm

Bei dem unscheinbaren Gestein Amphibolit handelt es sich um metamorph
umgewandelte Basalte (Rohstück in der Mitte, rechts geschliffen und poliert);
das linke Stück zeigt eine an grünem Epidot sehr reiche Variante.
Diese Gesteine belegen vulkanische
Erscheinungen während der Ablagerung der Sandsteine und toniger Sedimente
Hahnenkammzuges, aus denen dann die Quarzite und Glimmerschiefer
gebildet wurden. Die Ablagerung erfolgte im Ordivizium, die Umwandlung
(Metamorphose) im Karbon. Das Gestein ist stark geklüftet und die Klüfte
führen Calcit, Chlorit, Epidot, ....


gefalterer
        Amphibolit
Gefalteter Amphibolit mit einer Epidot-Lage
im Keller des Museums in Karlstein,  
angeschliffen und poliert, Bildbreite 10 cm



Einleitung:

Die Amphibolite und Kalksilkatfelse im Vorspessart um Hörstein wurden seit langer Zeit abgebaut und fanden früher als dauerhafter Baustein in Hörstein und in der Altstadt der Stadt Alzenau Verwendung. Da das Gestein infolge der stängeligen Bestandteile sehr zäh bei gleichzeitiger Härte ist, haben es die Menschen in der Frühzeit zur Herstellung von Beilen verwendet. Dazu kann man aber nur nahezu kluftfreie Partien verwenden, die gut ausgesucht werden müssen. Erst die weite Verbreitung von Metallen wie Bronze und später Eisen löste die Verwendung von Amphiboliten als Beilrohstoff ab:


In den Steinbeilen oben im Bild wurden kleine, zylindrische
Bohrungen angebracht, dessen ausgebohrtes Material dann
untersucht (Dünnschliff, Geochemie) worden ist. Damit
versuchte man am Mineralogischen Institut der Universität
Würzburg die Herkunft des Rohmaterials zu erforschen
(Ergebnisse bei CHRISTENSEN et al. 2005).
 

Steinbeile und Dechsel aus Amphibolit - Gedanken zum „Stahl“ der Steinzeit!

Amphibolite als Rohstoff für Steinbeile und Dechsel war in der Steinzeit ein gesuchter Rohstoff. In weiten Teilen Deutschlands kommt er nicht vor und muss aus den Kristallingebieten Erzgebirges geholt werden: Erzgebirge, Fichtelgebirge, Franken-, Oberpfälzer- und Bayerischer Wald, Schwarzwald, Odenwald und Spessart. Hier kommen vielfältig aussehende Amphibolite vor, wenn auch meist nur in kleinräumigen Körpern. Infolge der unterschiedlichen Ausgangsgesteine (Basalte, Mergel, Tuffe, ...) wie auch der variablen Metamorphosebedingenen sind Amphibolite (einschließlich der auffälligen Varianten wie Granat- oder Epidot-Amphibolit),  sehr schwankend im Aussehen: Farbe, Textur, Härte, Körnung, Schieferung, Klüftigkeit, Mineralbestand, .... und dies unter Unständen im Bereich einiger Zentimeter. Dies ist auch der Grund, warum es auch heute noch sehr schwer ist, ein gefundenes Beil einer bestimmten Herkunft zuzuordnen.

In der Vorzeit baute man die Gesteine infolge der Härte sicher nicht in Steinbrüchen ab, sondern man verwandte das an der Oberfläche oder in den Sedimenten der Bäche und Flüsse liegende Material. Denn hier hatte die Natur bereits eine positive Selektion vorgenommen, denn nur die härtesten und rissfreien Stücke überleben einen weiteren Transport. Bereits am Klang beim Anschlagen kann man erkennen, ob sich das Gestein eignet: Wie beim Porzellan, klingt ein rissfreies „hoch“, während ein rissiges oder weiches Stück „dumpf“ klingt. Der steinzeitliche Prospektor suchte also nach einem dichten, riss- und kluftfreien und harten Amphibolit!
Während die Amphibolite heute kaum mehr Verwendung finden, schlug, schliff und bohrte man aus ihnen Steinbeile und Dechsel je nach Ort und Zeit zu in verschiedenen Formen und Querschnitten zurecht. Der Grund ist darin zu suchen, dass diese Gesteine bei einer hohen Härte auch eine große Zähigkeit aufweisen, wie man leicht feststellen kann, wenn man versuch aus solchen Gesteinen Mineralien zu gewinnen. Ein Feuerstein oder ein Quarz ist dafür nicht geeignet: Er ist zwar hart bzw. sogar härter als der Amphibolit, aber er bricht bei Belastung spröde splitternd weg. Die Amphibolleisten im Amphibolit wirken wie eine Faserverstärkung und erzeugen die erwünschte Zähigkeit, die anderen, verbreiteten Gesteinen fehlt. Und er ist gleichzeitig mit einem Sandstein und Quarzsand relativ leicht schleifend zu bearbeiten (weil Quarz in größeren Mengen im Amphibolit meist fehlt), so dass man eine glatte Form erzielen kann, womit sich eine kraftschonende Verwendung als Beil erschließt. Die oft asymmetrischen Formen der Geräte waren sicher bewusst so hergestellt und von den Zähnen abgeschaut worden.
Das Verbinden des Beils mit einem Holzstiel oder Geweihstück (Schäftung) erfolgte sehr geschickt mit den damals vorhandenen Materialien (Tier- oder Pflanzenfasern, Birkenpech, ... - man fand solche Geräte noch geschäftet in den Mooren Süddeutschlands (Pfahlbauten)).
Die Beile und Dechsel wurden praktisch überall archäologisch nachgewiesen. Wenn man davon ausgeht, dass das Rohmaterial schwer transportabel ist und auch ein gewisses Risiko beim Bearbeiten birgt und bei der Verarbeitung je erhebliche Mengen an Abfall anfällt (der ja mit transportiert wird), sollte man zum naheliegenden Schluss kommen, das die fertigen Beile gehandelt wurden.

Steinbeile und Dechsel, auch
        gebohrt
Schöne Steinbeile und Dechsel aus den Gräbern
und Streufunde des Aschaffenburger Raumes sind
in der umfangreichen Sammlung des Stiftsmuseums
in Aschaffenburg zu besichtigen. Diese bestehen,
soweit man das in den Vitrinen erkennen kann, zum
Teil aus Amphibolit, möglicherweise auch aus dem
Vorspessart;
aufgenommen am 11.12.2005. 

Steinbeil Amphibolit  
aufgenommen am 01.07.2012
Frisch ausgegrabenes und noch ungereinigtes Steinbeil aus einer archäologischen Ausgrabung durch Frau Kathrin WROBEL des ehemaligen Klosters Einsiedel zwischen der Bayerischen Schanz (Lohrhaupten bzw. Rengersbrunn) und Rieneck in der Hand von Horst REINHARD am 01.07.2012 während der Vorstellung der Grabunsgergebnisse. Das Kloster wurde vermutlich im 13. Jahrhundert an der Birkenhainer Straße auf dem Gebiet der Grafen von Rieneck angelegt und bestand wahrscheinlich bis ins 16. Jahrhundert. Der Fund eines Steinbeils aus dem dort völlig fremden Gestein Amphibolit - dort kommen ausschließlich die Sandsteine des Mittleren Buntsandsteins (Volpriehaussen-Formation) vor - belegt einen weiten Handel von Gesteinen. Das Steinbeil zeigt einen sehr gute Bohrung und randliche Abnutzungserscheinungen, wurde also in der Steinzeit benutzt. Man kann das auch so deuten, dass es dort bereits in der Steinzeit eine Besiedelung gab.

   


Der Amphibolit von Hörstein, ein typisches Vorkommen:
In den Amphiboliten bei Hörstein treten zahlreiche geringmächtige Klüfte auf. Sie führen neben den bekannten Mineralien wie Calcit, Chlorit und Epidot auch zahlreiche Cu- und Fe-Mineralien, die im Folgenden beschrieben werden.



 
Aktinolith Calcit Magnetit
Albit Chalkopyrit Malachit
Aragonit Chlorit-Gruppe Pyrrhotin
Azurit Epidot Quarz
Baryt Goethit Titanit
Bornit Hämatit

Lage:

Der kleine Schurf, der die Mineralien geliefert hat, liegt an einem Forstweg, unmittelbar nördlich der Straße von Alzenau-Hörstein (9 km Luftlinie NW von Aschaffenburg, Nordwest-Bayern) nach Mömbris-Hohl. Dieser Forstweg zweigt am Anfang der nach Osten zeigenden, scharfen Kurve nach Norden ab. Ca. 50 m weiter findet sich linker Hand der kleine, nur wenige m große Schurf (GK 5920 Alzenau i. Ufr. R.350646 H 554599, siehe Okrusch et al. 2011, S. 149, Aufschluss Nr. 22). Er wurde bedauerlicherweise inzwischen teilweise wieder verfüllt.

der kleine Schurf
Schurf im Amphibolit,
aufgenommen am 01.12.2002

Hier stehen im Grenzgebiet zwischen Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis und Staurolith-freiem Paragneis bis quarzreichem Zweiglimmerschiefer Amphibolite an (",am" der Geologischen Karte). Die Gneise und Schiefer sind oberflächennah sehr stark zersetzt. Im Gegensatz dazu halten die sehr beständigen und dichten Amphibolite unverwittert bis zur Oberfläche durch.
Die Gesteine werden als Edukte eines ordovizisch-silurischen Vulkanismusses gedeutet, bei dem subalkaische, tholeiitische Schmelzen untermeerisch austraten handelt es sich um tholeiitische Basalte, die zwischen modernen N-MORB und Inselbogenbasalten plotten, wenn man die Zusammensetzung einschließlich der Spurenelemente berücksichtigt. Der Spessart lag damals an einem konvergenten Plattenrand, bei dem gleichzeitiger Sedimentation in die Torquist-See, einem golfähnlichen Nebenmeer des Iapetus-Ozeans.

In einem 5 x 6 m großen und 3 m tiefen Schurf zur Gewinnung von Wegebaumaterial in den 1960er Jahren wurden größere (bis ca. 250 kg) harte, sehr feinkörnige, splittrige und gut spaltbare Felsstücke eines Amphibolites ausgesondert. In diesen Amphibolitblöcken - teilweise sehr harter und zäher Epidot-Amphibolit - waren zahlreiche Zerrklüfte zu sehen. Die Klüfte verlaufen grundsätzlich senkrecht zur Schieferung. Die drusenreichen Störungen sind von 0,5 mm bis 5 cm mächtig und konnten bis über 0,5 m Länge verfolgt werden. Auffallend ist das Fehlen von Harnischen.
Die Einregelung des Gesteins konnte, da nicht mehr im anstehenden Verband gelagert, nicht festgestellt werden. Die wenigen Stücke im Anstehenden gaben Hinweise darauf, dass das gesamte Material möglicherweise durch Hangrutschungen als Block umgelagert wurde.
Beim Zerlegen offenbarte sich eine sehr interessante Paragenese. Sie führte die für solche Gesteine typischen Minerale, jedoch darüberhinaus auch Cu-Erze.
 

Mineralien:

Bornit   Cu5FeS4
Selten findet sich Bornit in Form von kleinen (<0,5 mm), bunt angelaufenen, derben Körnern im Chalkopyrit.
 

Chalkopyrit   CuFeS2
Das primäre Cu-Erz bildet derbe, bis 25 mm lange und 5 mm dicke Linsen in den Klüften. Die Butzen sind teilweise von einem Netz aus Pyrrhotin durchzogen.

Chalkopyrit
Chalkopyrit,
Bildbreite 7 mm

An den Grenzen ist der Chalkopyrit meist mit Sekundärmineralien, wie Azurit und Malachit überzogen. Bei der weiteren Zersetzung bleibt am Ende erdiger Goethit übrig. Idiomorphe Kristalle wurden nicht gefunden. Regellose, bis 0,5 mm große Chalkopyrit-Körner wurden in derben Hämatit beobachtet.
 

Pyrrhotin   Fe<1S
Pyrrhotin kommt meist als netzartige Lamellen <0,5 mm im Chalkopyrit oder als derbe Körner in mit Albit und Quarz gefüllten Klüften vor. Er ist an der tombakbraunen Farbe und am Magnetismus zu erkennen.
 

Magnetit   Fe2+Fe3+204
Bis zu 1,5 mm große, metallisch glänzende Magnetit-Oktaeder finden sich als bis zu cm-großen Aggregaten zwischen den Albit-Kristallen. Größere Kristalle sind aus treppenartig verwachsenen Subindividuen aufgebaut und oft verzerrt.
Als späte Ausscheidung wurde Magnetit an vielen Stellen der Klüfte abgeschieden und findet sich deshalb auch als mm-dicke, derbe, metallisch graue Massen zusammen mit Quarz und Chlorit.

Magnetit
Magnetit-Oktaeder in einer Kluft im Amphibolit,
Bildbreite 6 mm

 

Hämatit   Fe2O3
Das blättrige Fe-Mineral tritt in Klüften derb oder als 3 mm große Kristall-Rosetten neben Quarzkristallen und Epidot auf. In bis 5 cm großen Hohlräumen in derbem Quarz treten bis zu 5 mm große Hämatit-Rosetten zusammen mit farblosen bis weißen Albit-Kristallen auf.
 

Quarz   SiO2
Quarz füllt oft ganze Spalten aus oder ist in Hohlräumen als bis zu 20 mm lange und 3 mm dicke Kristalle zu finden. Er ist farblos klar, gelblich bis grau durchscheinend und manchmal mit Chlorit überzogen. Die Kristallflächen sind bei kleinen Kristallen eben und glänzend, bei größeren angeätzt und matt.

Quarz mit Titanit
Quarz-Kristall mit Chlorit und Titanit,
Bildbreite 14 mm

Als weitere Begleitmineralien sind Epidot und Titanit oft beobachtet worden. In einer Kluft wurden bis zu 4 cm lange und 1,5 cm dicke, weiße Quarzkristalle beobachtet; sie waren sehr rissig und konnten nicht komplett geborgen werden.
 

Goethit   FeO(OH)
Erdiger Goethit ("Limonit") überzieht und überkrustet als Sekundärmineral alle andere Minerale. Auf den Albit-Kristallen tritt er auch als Überzug in dendritischer Form auf. Er ist als Verwitterungsprodukt von Hämatit und Chalkopyrit zu deuten.
 

Calcit   CaCO3
Weißer, spätiger Calcit bildet meist die letzte Generation der Kluftfüllungen, besonders wenn Quarz, Chlorit und Epidot die Erstausscheidungen bilden. Er ist meist in offenen Klüften schon angelöst und sieht dann ganz "zerfressen" aus. Hellbraune, an tonige Massen erinnernde Drusenfüllungen in Hohlräumen mit Albit haben sich bei der röntgenografischen Untersuchung als Calcit herausgestellt.
 

Aragonit  CaCO3
Blumenkohlartige, weiße, bis handgroße, ca. 2 mm dicke Krusten aus Aragonit überziehen jüngere Kluftflächen. Sie sind als rezente Bildung anzusehen. Unter Bestrahlung mit UV-Licht (sowohl bei KW als auch bei LW) tritt weiße Fluoreszenz auf.
 

Azurit   Cu3[OH/CO3]2
Der Azurit kommt in Form von kleinen, hellblauen, radialstrahligen Aggregaten (bis 5 mm) in Klüften des Amphibolits vor. Idiomorphe, bis 1 mm große, dunkelblaue Kristalle sitzen gemeinsam mit Malachit auf Chalkopyrit.

Azurit und
      Malachit
Azurit- und Malachit-Kristalle neben Goethit aus einer Kluft im Amphibolit,
Bildbreite 1,5 mm

 

Malachit   Cu2[(OH)2/CO3]
Malachit bildet grüne, seidige Nadeln und strahlige Büschel auf oder in Chalkopyrit und in der Nähe der übrigen Erze. Die Aggregate erreichen Längen bis 8 mm.

Malachit neben Quarz
Malachit neben Quarz,
Bildbreite 7 mm

Weitere Begleitminerale dieser ungewöhnlichen Paragenese sind Azurit, Quarz, Baryt, Epidot und Chlorit. Auch sind Rasen aus strahligen Malachit-Aggregaten auf Magnetit zu beobachten.
 

Baryt   Ba[SO4]
In der Paragenese mit Azurit und Malachit tritt farbloser Baryt in Form rechteckiger, max. 0,5 mm großer, glänzender, zu wirren Aggregaten verwachsene Täfelchen auf.
 

Titanit   CaTi[O/SiO4]
Titanit (Sphen) bildet 0,1 bis 5 mm große Kristalle, die teilweise im Quarz oder im Feldspat eingewachsen sind oder mit Quarz und Epidot auf Klüften vorkommen. Die Kristalle sind meist einfach und gut ausgebildet, von weißgelber bis gelber Farbe und stark glänzend.

Titanit
Titanit-Kristall,
Bildbreite 7 mm

Titanit ist in der Regel nicht von Limonit überkrustet, weshalb er aufgrund seines Glanzes sofort ins Auge fällt. Die Kristalle sind oft rissig und daher sehr empfindlich.
 

Epidot   Ca2(Fe3+,Al)Al2[O/OH/SiO4/Si2O7]
Epidot bildet hell bis dunkelgrüne, lang- oder kurzsäulige, längsgestreifte, glänzende, bis 8 mm lange Kristalle, häufig mit Endflächen. Oft sind die Epidot-Kristalle auch eingewachsen oder mit Quarz verwachsen. Der größte Teil der Drusen ist mit weißem Calcit gefüllt. Durch Chlorit-Überzüge sind die Kristalle oft unansehnlich.

Epidot
Epidot-Kristalle im angelösten Calcit,
Bildbreite 7 mm

Die typischen Begleitminerale sind Quarz, Chlorit, Calcit ± Titanit. Auf Klüften bildet hellgrüner Epidot auch mm dünne Beläge.
 

Aktinolith
Dunkelgrüne bis dunkelbraune, durchscheinende, samtige, wirre Nadelfilze auf Kluftflächen mit wenig Quarz und Epidot konnten röntgendiffraktometrisch als Aktinolith bestimmt werden. Die Nadeln erreichen 2 mm Länge. Die Größe der bewachsenen Kluftflächen kann dm2 erreichen.
 

Chlorit
Ein Mineral der Chlorit-Gruppe tritt in zwei verschiedenen Formen auf:
Es überzieht Klüfte mit Epidot und Quarz als Belag aus winzigen, "wurmförmigen" Körnern. In manchen Klüften sind ehemals vorhandene Hohlräume gänzlich mit dunkelgrünen, cm-großen Massen gefüllt.
In Epidot-führenden, breiten Klüften tritt Chlorit als Begleitmineral in Form von runden, dunkelgrünen und -braunen, auch fast schwarzen, angenähert kugeligen, strahlig-blättrigen Aggregaten bis 2 mm Größe zwischen dem Epidot und auf Quarz auf. Auffallend ist die gute Spaltbarkeit. In schmalen Klüften sind die Chlorite durch das Aufspalten entlang der Kluft nur als Blättchen zu sehen.
Nach der röntgendiffraktometrischen Untersuchung handelt es sich sehr wahrscheinlich um einen Fe-reichen Mg-Fe2+-Chlorit.
 

Albit  Na[AlSi3O8]
Dieser Feldspat bildet ab und zu bis 10 mm große, z. T. löcherig-zellig aufgebaute, oft von Limonit und braunen Dendriten überkrustete Kristalle, ist aber meistens derb mit Quarz vergesellschaftet. Daneben tritt noch Magnetit auf.
Weiße bis farblose, bis 7 mm große Albit-Kristalle wurden zusammen mit farblosem Quarz und Hämatit-Rosetten gefunden. Sie sind zu Aggregaten aus spitz zulaufenden, glänzenden, parallel verwachsenen Kristalle vereinigt.
Die röntgendiffraktometrische Bestimmung ergab einen geringen Gehalt an Anorthit-Komponente. In einem Fall wurde noch etwas Glimmer (Muskovit ?) gefunden; dies deutet auf eine beginnende Zersetzung des Feldspates hin.
 
 

Aktuelle Situation:

Der inzwischen weiter verfallene Schurf erbringt keine der angeführten Mineralien mehr.

In dem großen Steinbruch (siehe Okrusch et al. 2011, S. 148, Aufschluss Nr. 21) am Ortsende von Hörstein sind jedoch bei einiger Mühe und Ausdauer noch bescheidene Funde möglich.
Der große Amphibolit-Steinbruch bei
        Hörstein
Aber Vorsicht - der nach früheren Maßstäben relativ große Steinbruch wird seit
mind. 40 Jahren nicht mehr abgebaut. Es ist mit großer Vorsicht zu arbeiten!
Wenn man wegen der bedornten Pflanzen an die Felsen gelangen kann.
aufgenommen am 21.04.2003
 

In Teilen ähnelt die Mineralgesellschaft der des Amphibolites am östlichen Ortsende von Hörstein nahe dem Abtshof. Dieser Amphibolit ist durch einen großen, teilweise stark verwachsenen Steinbruch an der Straße Hörstein - Hohl aufgeschlossen. Aus den Klüften wurden Chlorit, Calcit, Limonit, Epidot und Albit beschrieben.
Vom Autor konnten darüberhinaus in dem Bruch nahe dem Abtshof noch gefunden werden:

Pyrit
Kluftfüllung aus Pyrit (linke Bildhälfte) mit Calcit
(Bildbreite ca. 4 cm)

Clorit und Calcit
grünliche Chlorit-Rosetten in weißem Calcit
(Bildbreite ca. 5 cm)

In dem Steinbruch lassen sich auch schöne Belege des Gesteins Amphibolit sammeln:
 
S-Falte im
                  Amphibolit
S-Falte im Amphibolit, 
die lagenweise reich an Epidot ist 
(angeschliffen und poliert, 
Bildbreite ca. 9 cm)
normaler Amphibolit
Normal entwickeler Ampibolit 
mit lagenweise angereicherten
Mineral-Körnern 
(angeschliffen und poliert, 
Bildbreite ca. 10 cm)
Epidot-Amphibolit,
                  strak gefaltet
Epidotreicher, quarzführender Amphibolit, 
stark verfaltet 
(angeschliffen und poliert, 
Bildbreite ca. 13 cm)

Das Gestein ist stark geklüftet und man kann kaum größere, kluftfreie Partien gewinnen. 



Kirche im Stadtzentrum von Alzenau

Kirche Alzenau Kirche Alzenau
Im Stadtgebiet von Alzenau stehen unter der Burg und auf der Ostseite des Kahl Amphibolite an. Diese wurden zur Bruchsteingewinnung abgebaut und
zu Bauzwecken verwandt. Des größte Gebäude nach der Burg ist die katholische Kirche St. Justinus. Sie wurde 1758 vom Miltenberger Baumeister
Johann Martin SCHMIDT erbaut (TROST 2014). Ein Teil des Tragwerks besteht aus dem Mainsandstein, der bei Miltenberg gebrochen und nach Alzenau
geschifft wurde; SCHMIDT hatte in Miltenberg einen eigenen Steinbruch. Die Zwischenräume sind mit örtlichen Amphibolit, weniger Quarzit,
Glimmerschiefer und weißen Quarzen ausgemauert. 
aufgenommen am 18.01.2014 


Literatur:

CHRISTENSEN, A.-M., SCHÜSSLER, U., OKRUSCH, M. & PETRASCH, J. (2005): Isotope Evidence of a Major Neolithic Trade Route.- Berichte der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft Beihefte zum European Journal of Mineralogy Vol. 17, 2005 No. 1, S. 23, ohne Abb., [Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung] Stuttgart.
CHRISTENSEN, A.-M., HOLM, P. M., SCHÜSSLER, U. & PETRASCH, J. (2006): Indications of a major Neolithic trade route? An archaeometric geochemical and Sr, Pb isotope study on amphibolitic raw material from present day Europe.- Applied Geochemistry 21, issue 10, Oktober 2006, p. 1635 – 1655, 11 figs., 2 tab., [Elsevier] Amsterdam. 
LORENZ, J. (2019): Steine um und unter Karlstein. Bemerkenswerte Gesteine, Mineralien und Erze.- S. 7, 4 Abb..- in Karlsteiner Geschichtsblätter Ausgabe 12, 64 S., Hrsg. vom Geschichtsverein Karlstein [MKB-Druck GmbH] Karlstein.
LORENZ, J. (1993): Über die Kluftmineralien im Amphibolit bei Hörstein.- Aufschluss 44, S. 232 - 236, Heidelberg.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 586ff.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm) [Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
OKRUSCH, M., STREIT, R. & WEINELT, Wi. (1967): Erläuterungen zur Geologischen Karte v. Bayern. Blatt 5920 Alzenau i. Ufr.- 336 S. München 1967.
PÉTREQUIN, P., ERRERA, M., CASSEN, S., GAUTHIER, E., KLASSEN, L., PÉTREQUIN, A.-M. & SHERIDAN, A. (2012): Titelthema. Interkulturelle Netzwerke. Austausch auf europäischer Ebene - alpine Jade des 6. bis 4. Jahrtausends v. Chr.- Archäologie in Deutschland, Heft 2 April - Mai 2012, S. 22 - 25, 6 Abb., [Konrad Theiss Verlag GmbH] Stuttgart.
PROSTŘEDNIK, J., RAMMINGER, B. & ŠIDA, P. (2011): Fenster Europa. Tschechien. Dechselklingen aus Jistebsko.- Archäologie in Deutschland, Heft 4 Juli - August 2011, S. 54 - 55, 2 Abb., [Konrad Theiss Verlag GmbH] Stuttgart. 
TROST. W. (2014): Der Baumeister Johann Martin Schmidt.- Spessart Monatszeitschrift für die Kulturlandschaft Spessart 108. Jahrgang, Heft Januar 2014, S. 3 - 13, 17 Abb., [Main-Echo GmbH & Co KG] Aschaffenburg.


 

Ampibolite
sind weltweit verbreitet. Sie kommen selbst in den Felsmassen der Antarktis vor:

Amphibolit Mirny Amphibolit
        Mirny
Ein Stück eines stark glitzernden Gestein, tief löchrig-kavernös abgetragen (Tafoni). Es handelt sich um einen sehr frischen Amphibolit von
der russischen Antarktis-Forschungs-Station Mirny am Rande des kontinentalen Eisschildes der Ostantarktis, gefunden 1963 von dem
Meteorologen Peter NITZSCHKE, Aschaffenburg,
Bildbreite links 18 cm, rechts im Ausschnitt 2 cm


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