Eisen(erzeugung) und
Verarbeitung
im Spessart -
schon bei den Kelten?
von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Schlacke aus einem
Rennfeuerprozess: In der sich abkühlenden glasigen
Grundmasse kristallisierte Fayalit und darin skelettartig
Wüstit-Kristalle,
Bildbreite 0,5 mm:
Die Gußeisernen!
Ein Rennofenlauf in Omersbach bei Schöllkrippen im westlichen
Spessart am 14.07.2024 erbrachte
von den Eisenmachern eine große Luppe, die im glühenden Zustand
von den schlagkräftigen Mannen
in 2 Hälften zerteilt wurde.
Die "Iron Smelting
Days" am Eisenhammer (Historic
Center Eisenhammer von kurtz ersa) in
Hasloch bei Wertheim fanden
am 13.-16. Juli 2023 statt. Auf einer nahen Wiese
wurden Rennöfen erbaut und darin aus Eisenerzen Eisen
erzeugt. Dieses konnte dann auch mit dem Hammer
geschmiedet werden. Es war eine aufschlussreiche
Veranstaltung, bei der Besucher wie auch die
Teilnehmer lernen konnten. Die freundlichen
Eisenmacher halfen sich gegenseitig untereinandern
sehr kollegial, ohne dass es großer Absprachen
bedurfte. Die Kantine der Fa. kurtz ersa (zum
Schwarzen Bock im Herrenhaus) versorgte die
Eisenmacher mit Essen und Trinken, die Belegschaft des
Museums kümmerte sich um die organisatorischen Dinge.
Ein Bericht vom Journalisten Matthias SCHÄTTE in der
Tageszeitung Wertheimer Echo vom Donnerstag, den 13.
Juli 2023 auf Seite 19 informierte die Öffentlichkeit
über die geplante Veranstaltung. Die Besucher kamen
aber nicht nur aus der unmittelbaren Umgebung, sondern
teils über 250 km angereist. Am Sonntag waren keine
Rennöfen mehr in Betrieb - dafür gab es
Schmiedevorführungen von Otto HAAMANN im historischen
Eisenhammer.
Die über 30 Eisenmacher in allen
Altersklassen aus Deutschland und den Nachbarländern
nach der Vorstellungsrunde mit dem Initiator und
Organisator Walter KURTZ vor dem Eisenhammer aus dem
Jahr 1779 am 13.07.2023.
Es handelt sich damit um einen der ältesten
Industriestandorte im Spessart mit einem nahezu
unveränderten Gebäude.
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Mühsam und in Handarbeit wurde das gestellte (aus der
Grube Fortuna bei Solms-Oberbiel bei Wetzlar in Hessen)
oder mitgebrachtes Eisenerz (Ti-haltig) aus Tansania
(Pfannenschmied Ulrich BLAUT aus Mömlingen) und Goethit
aus Westfalen (Matthias FISCHER) auf eine Größe von
unter 10 mm Korngröße zerklopft. Das warme und trockene
Wetter mit einem teils bewölkten Himmel förderte die
Arbeiten, auch wenn man dabei schwitzte.
Dann wurde das Erz auch noch im offenen Feuer geröstet,
so dass Verhüttung im Rennofen leichter möglich ist. In
der Regel ist das Erz dann magnetisch, d. h. es besteht
zumindest teilweise aus Magnetit.
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Einzeln und in Gruppen wurden sehr unterschiedliche
Rennofenkonstruktionen erbaut. Viele der Teilnehmer
haben Erfahrungen durch das langjährige Herstellen von
Eisen auf ähnlichen Veranstaltungen. Der relativ große
Ofen hier im Foto wurde mit Ziegelsteinen und Lehm als
Mörtel erbaut.
Da viele Rennöfen einst am Hang erbaut wurden (belegt
durch archäologische Nachweise), um eine natürliche
Luftströmung einer Thermik auszunutzen, hatten die
Kollegen den auch am Hang errichtet.
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Dieser Ofen wurde einfach rechteckig
aus Ziegelsteinen erbaut und er erbrachte eine prächtige
Luppe von einigen kg Gewicht, die anschließend
verdichtet und geteilt wurde.
Trotz viel Erfahrung der Teilnehmer hatten am Ende der
Ofenreise nicht alle eine schmiedbare Luppe heraus
nehmen können. Dies war vermutlich auch im Mittelalter
so und davon künden heute nicht oder schwer deutbare
Befundlagen bei archäologischen Grabungen.
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Ich war mit einem Stand aus den
verschiedensten Eisen- und Manganerzen zum Begreifen
beteiligt und erklärte die Art, Entstehung und Abbau der
Erze wie auch Fragen zur Eisenherstellung.
Besonders fasziniert war die Besucher von dem Meteoriten
aus Eisen (mit etwas Nickel). Gezeigt wurden zusätzlich:
gediegen Eisen, Magnetit, Hämatit, Siderit, Goethit,
Fayalit, "Toneisenstein" als Konkretion, Wüstit im
Dünnschliff, Bändereisenerz (BIF), Raseneisenstein,
diverse Manganerze aus dem Spessart, aber auch
Rennofenschlacke und der Teil einer Luppe, die noch
nicht geschmiedet war.
Einige Eisenmacher hatten selbst Schaubilder, Muster und
sowohl große Luppenstücke als auch Erze, Halbfabrikate
wie Barren und daraus geschmiedete Werkzeuge zum
Anschauen dabei.
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Der Bayerische Rundfunk machte
Filmaufnahmen vom Ofen des Mattias FISCHER vom
Sachsenhof bei Greven nördlich von Münster in Westfalen.
Nachdem man über 1 Stunde die Moderation mit dem Schmied
Otto HAAMANN und dem Veranstalter Walter KURTZ geprobt
hatte, konnte aus dem kleinen Rennofen eine massive
Luppe vor laufender Kamera entnommen werden.
Die Veranstaltung wurde von Wolfgang BECKER von der
Zeitschrift "Restaurator im Handwerk" aus Berlin
begleitet.
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Am Freitag, den 14.07.2023 konnten
die Eisenmacher im Büro von Otto HAAMANN die
Frankenschau aktuell unter dem Titel "Hammermuseum
Hasloch Eisenmachen
wie im Mittelalter" die kurze Sendung gegen 17.40
Uhr anschauen.
Inhaltlich ist es "sehr leichte Kost", also wenige Sätze
ohne Erklärungen im Detail, vermutlich damit der
Zuschauer nicht überfordert wird.
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Auf dem Gelände neben den
Wasserteich des Hammers wurden etwa 15 Rennöfen
aufgebaut. Dazu wurden vom Veranstalter Ziegelsteine,
Lehm und Holzkohle bereit gestellt. Die meisten
Eisenmacher hatten ein umfangreiches Sortiment an
Werkzeugen und Ausrüstungen dabei: Gebläse, Zangen,
Hämmer, Maurerwerkzeuge, Stampfer, Luftleitungen, Eimer,
Becker, Waagen, berührungslose Thermometer, Schaugläser,
Rohre, usw. Aber auch Zelte zum Beschatten der
Arbeitsfläche und zum Übernachten.
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Am Samstag, den 15.07.2023 fand
gleichzeitig noch der Tag der Offenen Tür bei der Fa.
Kurtz ersa an allen Standorten des Unternehmens statt,
so dass viele Mitarbeiter die Gelegenheit nutzten, auch
das Hammermuseum mit den Rennöfen zu besuchen.
So kamen über 800 Besucher und die meisten erlebten
erstmals, wie mühsam die Herstellung von Eisen war,
bevor die mit Koks betriebenen Hochöfen - um etwa 1850 -
verbreitet eingeführt wurden.
Unter den Besuchern waren auch solche, die demnächst
einen Rennofen bauen und betreiben wollen und sich
Informationen holen wollten:
Die Land- und Dampmaschinenfreunde Kahlgrund e. V. "Die
Gußeisernen" werden beim Treffen in Omersbach vom
13.-14.07.2024 auch einen Rennofen anzünden und
aus hämatitschem Eisenerz Eisen herstellen.
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Das Resultat einer schweißtreibenden
Arbeit, so dass sich Harald QUANTE aus Otzberg
abtrocknen muss: eine etliche kg schwere und in 2
Hälften geteilte Luppe aus Eisen im bröseligen
Schlackebett auf einem angekokelten Holzstock.
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Nach dem Verdichten der Luppe im
Ofen wurden die noch glühenden Eisenstücke auf einem
schweren Holzstock zusammen geschmiedet - hier halten 2
Mann mit langen Zangen (wegen der Strahlungswärme) das
noch glühende Eisen und 3 Mann schlagen mit Hämmern die
Luppe in eine kompakte Form.
Der Rennofen wurde mit einem Wind versorgt, der von
einem elektrischen Gebläse erzeugt werden konnte, weil
auf der Wiese elektrischer Strom vorhanden war.
Dass es auch mit dem Handblasebalg - wie im Mittelalter
und davor - geht, zeigte Gruppe aus den Niederlanden -
siehe das Foto direkt darunter.
Es dauert halt etwas länger.
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Infolge der anhaltenden Trockenheit
hatte die Feuerwehr von Hasloch eine betriebsbereite
Feuerlöschkreiselpumpe des Typs 8/8 mit Saug- und
Druckschläuchen mit einem Verteiler und weiteren
Rollschläuchen vorbereitet, so dass man ein Schadenfeuer
ohne Zeitverlust hätte bekämpfen können.
Im Gegensatz zum Untermain war hier am Haslochbach sogar
noch grünes Gras zu sehen und auch die Lufttemperaturen
hielten sich in erträglichen Grenzen.
Aufgrund der Wolken wurden die vom Wetterbericht alarmistisch
angekündigten hohen Werte von 37 °C bei weitem nicht
erreicht, so dass es einfach ein warmer Sommertag war.
Die Kinder hatten Spaß im nahen Bach, der auch zum
Kühlen der Getränke genutzt wurde.
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Ein Teil der Luppen wurden vor Ort
auf einem schweren Amboss ausgeschmiedet, so dass die
Verunreinigungen aus Schlacke und Kohle verschwinden.
Hier wurden im Beisein der Besucher Stäbe geschmiedet
und Bänder feuerverschweißt.
Bei dem Schmieden geht durch das Abfallen des Zunders
(Eisenoxid) wieder wertvolles Eisen verloren, so dass
das Gewicht des Stahls um so mehr abnimmt, je intensiver
ein Schmiedestück bearbeitet werden muss.
Dies erhöhte früher den Preis für das fertige Produkt
aus Stahl.
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Eine Profi-Gruppe aus den
Niederlanden betrieb einen klassischen Rennofen aus Ton
mit Blasebälgen aus Holz und Leder, die abwechselnd von
Hand bewegt wurden. Auch sie konnten sich am Ende über
eine stattliche Luppe freuen, die hier in der Zange
gehalten, mit dem Hammer verdichtet wurde. Man beachte
den großen hölzernen Hammer rechts zum anfänglichen
Verdichten der Luppe!
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Am Freitag erschien zur Mittagszeit
- bei hoch stehender Sonne am Himmel - eine Halo um die
Sonne, die von gelichsinnig orientierten Eiskristallen
in der oberen Atmosphäre verursacht wird. Es ist
normalerweise ein Zeichen für eine Wetteränderung, oft
mit Regen.
Diese Schlechtwetterfront kam dann am späten
Samstag-Nachmittag mit anfänglichem Regen, Gewitter,
Blitz und Donner, so dass die zahlreichen Eisenmacher
staubfrei abbauen konnten.
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Eindrücke von der Veranstaltung
im Juli 2023 am Eisenhammer in Hasloch.
Dazu gibt
es seit Oktober 2022 den Band 112 der
Nachrichten des Naturwiss. Vereins Aschaffenburg:
LORENZ, J. &
Naturwissenschaftlicher Verein Aschaffenburg [Hrsg.]
(2022): Eisen & Mangan. Erze, Konkretionen, Renn-
und Hochöfen.- Nachrichten des Naturwissenschaftlichen
Museums der Stadt Aschaffenburg Band 112, 164
S., 430 Fotos, 12 Tab., 3 Karten, 1 Profil, [Helga
Lorenz Verlag] Karlstein a. Main (brillanter Offsetdruck
auf Bilderdruckpapier mit festem Einband und
Lesebändchen).
In dem Buch sind auch in einem umfangreichen Artikel
zahlreiche Eisen- und Manganerze wie auch ein Hochofen
aus dem Spessart beschrieben.
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Eisen ist weltweit das häufigste Schwermetall und am Aufbau der
kontinentalen Erdkruste mit ca. 5,6 % beteiligt (in den
Gewässern ist die Konzentration immer sehr klein). Deshalb sind
wir nahezu überall von Eisen umgeben und die meisten Farben von
Gesteinen (Sandstein, Gneise, Glimmerschiefer, Löss, Diorit,
Amphibolite, Basalte, Tonsteine, Sand und Kies, Boden, usw.),
die unsere Umgebung prägen, werden von Eisen als oxidischer
Bestandteil verursacht. Wenn man einen Stein aufhebt und dann
"schmutzige" Hände hat, dann ist das meist Eisen, welches die
Farbe erzeugt. Besonders die roten und grünen Farbtöne werden
vom Eisen erzeugt. Eisenoxide (z. B. Hämatit) und Eisenhydroxide
(z. B. Goethit) sind sehr stabil, weshalb man diese als
Farbpigment verwenden kann. Ja, Eisen kann auch grün färben, sio
wie wir es beim grünen Flaschenglas kennen; grüne Mineralien,
wie z. B. Epidot, enthalten kein Kupfer, dafür aber Eisen.
Das Vorkommen von metallischem Eisen in der Natur
(gedigen Eisen) ist für den menschlichen Bedarf völlig
unbedeutend; in Deutschland ist der Bühl bei Kassel ein
berühmter Fundort (man bestaune den großen Brocken im Museum
für Naturkunde in Kassel). Ähnliche Massen sind aus Grönland
und Sibirien (GRITSENKO 2022:47ff) bekannt. Hierbei kamen
basaltische Magmen mit Kohlevorkommen in Kontakt, was zu einer
natürlichen Reduzierung der Eisenoxide zu metallischem Eisen
führte.
In der Frühzeit der Hochkulturen wurden auch Eisenmeteorite zu
Eisengegenständen verarbeitet. Eisen war teilweise so
geschätzt, dass man anfangs in Ägypten Schmuck davon
anfertigte. Da die Herstellung des Eisens bis ins 20.
Jahrhundert mit einem hohen Aufwand verbunden war, schmolz man
selbst zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch meteoritisches
Eisen ein; so geschehen in der Eifel, wo 1802 bei Bitburg ein
1,5 t schwerer Eisenmeteorit gefunden wurde, den man einfach
einschmolz! Erst 1814 erkannte man die wahre Natur bzw. den
Ursprung und rettete wenige Gramm Substanz, die sich heute in
Museen befinden (z. B. im Museum für Naturkunde in
Berlin).
Der Bedarf an Eisen und Stahl ist weltweit auf unvorstellbare
1.662 Millionen Tonnen pro Jahr (2014) gestiegen. Deshalb ist
die Gewinnung von Eisen aus den Oxiden (Erzen) und die
Weiterverarbeitung zu Stahl ein sehr bedeutender
Wirtschaftszweig. Dazu werden erhebliche Mengen an Energie
aufgewandt. Infolge der hohen Affinität zu Sauerstoff der Luft
oxidiert ("rostet") ein merklicher Anteil davon wieder zum Oxid
und ist damit verloren.
Links:
Der Inbegriff für ein sehr hochwertiges Eisenerz: Magnetit
(früher Magneteisenstein Fe3O4). Wie der
Name ausführt, ein magnetisches Eisenerz. Die oktaedrischen
Kristalle sind typisch für Magnetit, aber auch die Eigenschaft
sich bei ändernden Bedingungen in geologischen Zeitspannen in
Hämatit (Fe2O3) umzuwandeln; man nennt
das Produkt "Martit", so dass es sich eigentlich um eine
Pseudomorphose von Hämatit nach Magnetit handelt. Das Stück
mit den schönen Kristallen und Augit stammt aus
einer Skarnlagerstätte bei Milford, Utah, USA.
Bildbreite 9 cm
Rechts:
Ein stark magnetischer Magenetit ("Lodestone") aus St. George
im Südwesten des US-Bundesstaates Utah. Solche Eigenschaften
kennt man ausschließlich von oberflächen-
nahen Magnetiten, die dazu noch Maghemit oder/und
Titanoxid-Einschlüsse führen. Der Erdmagnetismus reicht nicht
aus, um eine solche Magnet-Wirkung zu erzeugen
(dass die Büroklammern aus Stahl darauf haften), so dass man
davon ausgeht, dass dies von Blitzen bzw. von den deren
Magnetfeldern induziert wird,
Bildbreite 7 cm.
Keltische Eisenherstellung im Spessart?
Die erste Herstellung von Eisen im Spessart verliert sich im
Dunkel der nicht geschriebenen Geschichte. Es gibt Vermutungen
und Sachzeugnisse, die einen solchen Prozess für den Spessart
sehr wahrscheinlich werden lassen (wie z. B. die keltischen
Ringwälle bei Kassel und auf dem Burgberg bei Bieber). Es
erscheint auch sehr wahrscheinlich, weil alle dafür notwendigen
Rohstoffe wie Erz, Brennstoffe und Wasser ausreichend vorhanden
ist bzw. war. Aber der direkte Nachweis steht noch aus. So sind
die Mitglieder der örtlichen Geschichtsvereine aufgefordert,
diesen Beweis in Form von einem Ofenplatz, Schlacke, Eisen und
Holzkohle (zum Datieren) zu liefern.
Die Römer jenseits des Limes (von Seligenstadt bis Miltenberg)
hatten eine bereits industrielle und qualitativ hochwertige
Eisenerzeugung und eine verzweigte Handelstruktur aufgebaut und
waren auf die seinerzeit noch potentiellen Lagerstätten jenseits
des Limes nicht angewiesen. Die Römer erschmolzen Eisen und
stellten daraus dann Stahl her.
Gesichert ist einen Eisenerzeugung und Eisenverarbeitung im
Spessart erst seit dem Mittelalter. Die nach den Geländefunden
umfangreichste wurde östlich von Steinau an der Straße betrieben
und auch 2018 ausgegraben. Vermutlich gingen die handwerklichen
Aktivitäten von den Burgen aus. Den Aufschwung brachten dann die
zahlreichen Hammerwerke im 18. Jahrhundert; dabei wurde der
Spessart aufgrund seiner ungünstigen Lage vom Siegerland und
Ruhrgebiet überflügelt, so dass bis ins 20.Jahrhundert nur
wenige Betriebe als Gießereistandorte überlebten (Laufach, Loh,
Weilbach, Hasloch).
Zaun aus Gusseisen-Stücken am ehemaligen
Hüttenamt von 1822 in Bieber (heute
Biebergemünd) aus der Produktion des einstigen Hochofens
gegenüber (ein Teil in der
Mitte ist aus Stahl rekonstruiert),
aufgenommen am 05.01.2013
Der Prozess der Eisenherstellung im Rennfeuer ist relativ
einfach, wenn man weiß, wie es geht, so dass man dieses
Verfahren auch über lange Zeit nicht veränderte. Die Technik,
die zum Stahl mit all seinen unterschiedlichen Facetten führt
dann sehr komplex und nur wirklich zu verstehen, wenn man sich
mit den Zustandsdiagrammen des Eisen-Kohlenstoff-Schaubildes
beschäftigt. Hinzu kommen die Wärmebehandlungen des Anlassens,
Härtens und Glühens. Darüber hinaus gibt es die
Diffusionsbehandlungen wir Tempern, Nitrieren usw. Und nicht zu
vergessen das Gießen von Werkstücken.
Gusseiserne Kugel aus dem Schlachtfeld der
Schlacht bei Dettingen von 1743 mit einem Durchmesser von 25
mm:
Links: Eine Kugel wurde für eine Analyse des Metalls
vorbereitet. Die korrodierte Kugel zerbrach und zeigte Lunker
und eine starke Korrosion im Innern; Bildbreite 5 cm.
Rechts: Ausschnitt aus der Bruchfläche zeigt einen Rasen aus
Rhodochrosit; Bildbreite 1,5 mm.
Die Kugel stammt aus dem Museum in Karlstein.
Das wird als Werkstoffkunde gelehrt und so fühlen sich jedes
Jahr tausende von Auszubildende, Schüler und Studenten der
metallischen Berufe genervt. Aber die Eigenschaften des Eisens
und der Stähle lassen sich nur dann erklären, wenn man die
Wirkung der Legierungsbestandteile verstanden hat. Bis zum Ende
des 18. Jahrhunderts war das nicht der Fall, denn man hatte das
Wissen nur durch Erfahrung erworben. Erst mit den Forschungen
von Carl (Johann Bernhard) KARSTEN (*1782
†1853)
wurde die Eisenhüttenkunde auf eine wissenschaftliche Basis
gestellt. Neben dem Kohlenstoff als wesentlicher
Legierungsbestandteil sind das auch Stickstoff, Wasserstoff und
dann die Metalle Mangan, Chrom, Nickel, Vanadium, Niob, aber
auch Magnesium, Aluminium oder Arsen, die als
Legierungskomponenten gewollt in das Eisen gemischt werden. Die
mikroskopische Betrachtung von metallischen Schliffen führt dann
zu den metallographischen Bestandteilen wie Austenit (Fe),
Martensit (Gefügebezeichnung), Ledeburit (eutektisches Gefüge),
Perlit (Phasengemisch aus Ferrit und Zementit), Zementit (Fe
3C),
Ferrit (Fe), Beinit (Zwischenstufengefüge) und Graphit (C). Das
ist eine eigene Wissenschaft geworden. Und es gibt z. B. hoch
warmfeste und spezielle Werkstoffe mit stahlähnlichen
Eigenschaften, bei denen die Legierungsbestandteile den
Eisengehalt überschreiten. Trotzdem machen einfache Baustähle
den größten Teil der produzierten Stähle aus.
Die Metallurgie der Eisenwerkstoffe ist in seiner Komplexität
kaum noch überblickbar, da es heute tausende von Legierungen
(meist als Stahl) mit den sehr unterschiedlichen
Wärmebehandlungsmöglichkeiten gibt.
An der Seite wird immer noch geschmiedet!
- Rohstoffe (Ton, Zuschläge zur Schlackebildung)
Zur Herstellung von Eisen mit einem Rennfeuerprozess
(Direktreduktion) benötigt man neben dem Eisenerz mit einem
Eisengehalt über 60% FeO noch einen stückigen und
standfesten Brennstoff wie Holzkohle und einen Zuschlag zur
Bildung der Schlacke; im schlechtesten Fall ist das der Ton
bzw. ein Teil davor aus der Ofenwand. Verbreitet verwandte
man zur Schlackebildung einfach Kalk, in unserer Region
vermutlich auch den hier anstehenden Dolomit. Den Ton
brauchte man für das Mauern der Ofenwand oder die Fugen im
Mauerwerk und für die Düsen, über die die Luft
(fachsprachlich Wind) mit einem Blasebalg in den Ofen
eingeblasen wurde.
Entgegen der landläufigen Meinung wurde kein Schwerspat zugesetzt. Dies kann auch
gut daran ereknnen, dass die Eisenerze in Bieber, die
stellenweise viel Schwerspat führen, verworfen und
aufgehaldet wurden:
Für das Erschmelzen von Eisen ungeeignetes
Erz (Goethit), weil der Schwefel im Baryt
das Eisen in seiner Qualität schlecht machen würde,
gefunden bei Bieber,
Bildbreite 7 cm (Ausschnitt).
Das angeschliffen und polierte Stück ist
deutlich größer.
Die Begründung ist doch einfach, denn das Bariumsulfat
zerfällt in der Hitze des Ofens in BaO und Schwefeloxid,
welches auch zerfällt. Dann diffundiert der Schwefel in die
Eisenschmelze und dies schädigt das daraus gewinnbare
Eisen.
Aber Eisenerze sind in der Natur weit verbreitet und man
brauchte in der vorindusriellen Produktion ja nur sehr
kleine Mengen, von einigen zehner bis wenige hunderte kg an
Erz, um einen Ofen zu füllen. Diese kleinen Mengen lassen
sich mit einfachen Methoden auch leicht gewinnen. Der
Transport ist das größere Problem.
- Technik
Man braucht für das Schmelzen einen Ofen. Der konnte einfach
aus dem Sandstein oder Gneis gemauert sein, aber es gibt aus
anderen Regionen auch Nachweise aus Ton - ein solcher Ofen
aus Ton wurde bisher im Spessart nicht nachgewiesen.
Rennofennachbau (Schachtofen) aus Ton am 27.05.2007 in
Mömlingen
Reines Eisen schmilzt erst bei 1.538 °C - die Temperatur
kann in einem einfachen Ofen nicht erreicht werden. Im
Rennofen werden gerade 1.250 °C erreicht, so dass nur die
Schlacke rinnt (daher der Name - vom Rinnen der Schlacke),
das Eisen wird in einem oder vielen kleinen Teilchen
erzeugt, was als Luppe bezeichnet wird. Daraus wird durch
das anschließende, sehr arbeitsintensive Schmieden und das
damit verbundene Aufkohlen im Feuer der begehrte Stahl. In
der Regel kann das Eisen aus dem Ofen nur durch das
Aufbrechen des Ofens gewonnen werden. Der Betrieb ist somit
immer nur in einzelnen, durchgängigen Schmelzreise möglich.
Der Prozess mit dem Rennfeuer ist auch sehr
unwirtschaftlich, denn nur ein kleiner Teil des Erzes kann
zu Eisen reduziert werden, so dass die Schlacke immer noch
50 % FeO enthält (man konnte beim Wechsel von Rennofen zum
Hochofen die alten Schlacken als Eisenerz wieder
einschmelzen; dies erklärt an Hüttstandorten mit langer
Geschichte das Fehlen von größeren Schlackenhalden). Die
Ausbringung an Eisen lag sicher unter 20 % bei einem
Holzkohleverbrauch in der Höhe des 3fachen Eisengewichtes.
Im Rennofen wird das Eisen praktisch in einer Art
Direktreduktion erzeugt, da es aus dem Erz in fester Form zu
Eisen reduziert wird.
Diese Renn-Öfen wurden ganz sicher nicht einfach
im Freien betrieben, sondern die hatten zumindest ein Dach
als Wetterschutz darüber, so dass nicht planbare
Regenwasser den Prozess nicht stören konnte. Auch der Name
"Hüttplatz" gibt einen Hinweis, dass sich eine einfache
Umhausung, eben eine Hütte, dort befand. Auch wäre das
Regenwasser in der Ofenwandung aus Ton ein Problem, denn
der Ton wird durch Wasser weider weich. Und in einem
nassen Ofen kann man kein Eisen schmelzen; vermutlich
bestand im ungünstigsten Fall die Gefahr von
Dampfschlägen. Alle anderen damit verbundenen Arbeiten wie
die Bevorratung von Brennstoffen, die Lagerung der Erze,
das Nachverarbeiten und die Vorbereitung einer Ofenreise
usw. sind nur denkbar, wenn man diese trocken in den Ofen
einbringt und das bedeutet, dass man in unseren Breiten
ein Dach über der Einrichtung braucht.
Im späten Mittelalter wurde der Rennofen durch den Stuckofen
(oder auch Stückofen) verdrängt. Dabei handelt es sich um
einen größeren Rennofen mit einem kontinuierlichen Gebläse,
mit dem man ein Stück Eisen (Name!) erzeugen konnte. Zu
dessen Gewinnung musste der Ofen aufgebrochen werden. Mit
Beginn der Neuzeit wurden diese von den Floßöfen abgelöst.
Sie waren größer und man konnte mit ihnen Eisen schmelzen
und als Roheisen abstechen (Name!). Jedoch musste dies
wieder nachbehandelt (Frischen) werden, da es wegen des
höheren Kohlenstoffgehaltes nicht schmeidbar war. Solche
Öfen sind im Spessart weder archivalisch noch durch
Bodenfunde nachgewiesen, gleichwohl besteht die Vermutung,
dass es diese gegeben haben wird. Der Prozess wird selbst in
Fachbüchern zur Technik oft nicht richtig dargestellt, wie
z. B. in BAYERL (2013:151).
In den letzten Jahren wurden in der Region unter großem
Interesse der Besucher Rennofennachbauten z. B. in
Mömlingen, Sommerkahl , Partenstein und Steinau a. d. Str.
in Betrieb genommen und geringe Eisenmengen, teilsweise aus
den örtlichen Eisenerzen erzeugt. Dies funktioniert in einer
überschaubaren Zeit in der Regel nur mit einem Gebläse, so
dass ausreichend Wärme und Kohlenmonoxid produziert werden
kann. Für das Gelingen des Prozesses wäre ein Magnetit am
besten als Eisenerz geeignet, aber dieser kommt im Spessart
nicht in gewinnbaren Mengen für eine Ofenfüllung vor.
- Eisenerze (Art, Herkunft)
Eisenerze sind auch im Spessart weit verbreitet und konnten
in geringen Mengen an vielen Orten im Spessart gewonnen
werden. In größeren Mengen sind diese nur im westlichen
Spessart anzutreffen
Bedeutende Eisenerzvorkommen im Spessart (markiert
durch einen gelben Stern (Seidenrot, Hailer, Bieber,
Sommerkahl, Laufach/Sailauf, Mömlingen, Eisenbach),
Grafik Jürgen JUNG, Spessart GIS.
In der Hauptsache wurden im Spessart hydroxidische Eisenerze
verwandt, meist der häufige Goethit. Diese meist derben,
braunen Massen sind leicht zu bearbeiten (zerkleinern) und
dann auch einfach zu verhütten. Aber im Gelände schwer zu
erkennen.
Eisenerz als Goethit mit Romanechit aus einem Tagebau in
Bieber,
Bildbreite 13 cm
Derber Goethit von der Grube Heinrich zwischen Eichenberg
und
Sailauf mitweißem Baryt. Das Erz hätte man ohne weitere
Behandlung in
einem Rennofen, aber nicht in einem Hochofen verhütten
können.
Bildbreite 13 cm
Hämatit ist im Spessart zu selten, als man ihn in den
benötigten Mengen hätte finden können; außerdem ist der für
ein Rennfeuer nicht gut geeignet, weil die kompakten Massen
sich nicht so leicht verhütten lassen wie die porösen
Eisenhydroxide.
So wurden meist mit Goethit vererzte Partien aus dem
Buntsandstein bzw. Bröckelschiefer bzw. die Erze aus den
Zechstein-Sedimenten gewonnen. Die ältesten Abbaue liegen im
Raum Hailer, aus der Ahlsberger Platte, bei Sommerkahl,
Laufach bzw. Sailauf. Die Vorkommen von Eisenbach
(Mömlingen), Großostheim und Großwallstadt beruhen auf dem
Eindringen von basaltischen Schmelzen in den Sandstein, die
später von hydrothermalen Lösungen vererzt wurden. Dies gilt
auch für die stellenweise vorkommenden Schlottuffe, die
Erzträger sein können.
Der Bieberer Eisenstein: metasomatisch aus den
Zechstein-Carbonaten entstandener Siderit (helle Partien),
teils in Goethit (schokoladenbraun)
umgewandelt und von Pyrit durchsetzt. Links: Unscheinbare
Rückseite im Fundzustand, rechts angeschliffen und poliert,
Bildbreite 18 cm
Man hätte auch den Siderit verwenden können, aber der muss
erst geröstet werden, was zusätzlichen Brennstoff und einen
weiteren Verfahrensschritt bedeutet hätte. Solche
Erzröstbetten sind wohl nicht sehr häufig archäologisch an
mittelalterlichen Hüttplätzen nachgewiesen worden; in
Sulzbach hat man diese vermutet (WIESER 2018:28ff).
Die Verwendung der Bieberer Eisenerze in der KRUPP´schen
Periode beruhte in der Hauptsache auf Siderit. Diese wurden
aber nicht in Bieber verhüttet, sondern mit der Bahn
abgefahren. Und man gewann diese Erze im Bieber vor allem
wegen der hohen Mangangehalte; dafür nahm man die störenden
Arsengehalte in Kauf.
Mit Goethit vererzter Sandstein der Eisensandsteinbank im
oberen
Bröckelschiefer, Baustelle der Autobahn A3 bei Waldaschaff,
Bildbreite 10 cm
Die Eisenerze sind im Spessart in der Fläche weit
verbreitet. Dies betrifft auch den Sandstein, der lagenweise
Eisenhydroxid (meist Goethit) führt, meist als
Eisensandsteinbank bezeichnet. Diese Lagen finden sich im
Bröckelschiefer und lokal auch im Buntsandstein. Die
messbaren Eisengehalte liegen meist unter 10 % FeO, so dass
eine direkte Verwendung zum Eisenschmelzen in einem
einfachen (Renn-)Ofen nicht möglich ist; diese Erze konnten
ohne Aufbereitung aber in den Hochöfen eingesetzt werden.
Infolge von hydrothermalen Prozessen kann eine Anreicherung
stattgefunden haben, die Goethite mit höheren Eisengehalten
erzeugt haben.
Raseneisenerze wurden im Spessart wohl nicht verwandt. Diese
sind lokal zwar ind en Sümpfen des Maintals wohl in geringem
Umfang vorhanden, aber da es genug andere Erze gab, war eine
ausreichende Versorgung gegeben. Anders ist das in der
Norddeutschen Tiefebene, wo nördlich der Mittelgebirge nur
glaziale Schotter vorkommen und keine Erze anstehen. Hier
wurden die sich in den Mooren und Sümpfen bildenden
Konkretionen aus Eisenhydroxiden gewonnen und verhüttet.
Ortstein aus einer Kiesgrube bei Weilbach,
Bildbreite 17 cm
Selten kommen solche Konkretionen an die Oberfläche;
wenn die in der Fläche gebildet werden, nennt man solche
harten Steine Ortsteine, weil sie sich am Ort des Findens
gebildet haben. Sie entstehen beispielsweise in lockeren
Sedimenten, in dem durch die Kohlensäure des Regenwassers
das Eisen im Böden in Lösung geht und dann bis zum
Grundwasser transportiert wird (versickert). Hier wird das
Eisen an der Grenze zwischen Grundwasser und Atmosphäre
als Goethit gefällt und es füllt den Porenraum zwischen
den Sandkörnern, so dass aus einem Sand ein Sandstein
wird. Solche Horizonte bilden auch Hindernisse für
Wurzeln, weshalb sie im Boden nicht gerne nchgewiesen
werden. Grundsätzlich kann man solche Steine auch als
Eisenerz ansehen und verhütten.
- Holzkohle/Steinkohle
Zur Eisenherstellung in einem Renn- oder Stück- oder
Hochofen konnte früher nur Holzkohle zum Einsatz kommen.
Einerseits benötigt man die Stützfunktion, dann die Abgabe
von Kohlenmonoxid und das Gemisch des Ofeneinsatzes muss
gasdurchlässig bleiben, so dass Sauerstoff bzw. das
Kohlenmonoxid durchströmen kann.
Die Holzkohle wurde auf den zahllosen Köhlerplatten im
Spessart von den Köhlern hergestellt. Dazu wurde das
entrindete Holz zu einem Meiler zusammen gestellt, mit Erde
oder Grassoden bedeckt und dann unter kontrolliertem
Sauerstoffmangel verkohlt. Die stückige Holzkohle wurde dann
in Fudern verkauft.
Steinkohle stand im Spessart nicht zur Verfügung und
gelangte als Koks erst mit der Eisenbahn in den Spessart.
Mit Braunkohle - wie im Raum Großwelzheim - Kahl -
Großkrotzenburg einst vorkommend - kann man keinen Hochofen
betreiben. Mit Holz kann man auch keinen Rennofen
betreiben.
rauchender Kohlenmeiler bei Oberndorf,
aufgenommen am 04.08.2013
Die Asche der Holzkohle liefert in geringem Umfang (~3
Gew.-%) nicht brennbare, mineralische Bestandteile wie CaO,
K2O, MgO und Na2O, die zur
Schlackebildung beitragen. Zusammen mit den Verunreinigungen
des eingesetzten Erzes wie auch der Ofenwandung (oft aus
Ton) bildet sich daraus Schlacke, auch wenn keine Massen
gezielt zur Schlackebildung hinzugefügt werden. Ein
Aufschlüsseln des Prozesses nach der
Schlackenzusammensetzung ist sehr schwer oder nicht möglich.
Unter Umständen, also nach Gehalt und Temperatur, wandern
auch Bestandteile wie der Phosphor in das Eisen und
beeinflusst den Schmelzpunkt; je nach Verwendungszweck
musste das kein Nachteil sein.
Es ist kein Widerspruch, wenn man jetzt aus dem Siegerland
mehr als 2.000 Jahre alte Schmelzöfen ausgegraben und
Nachbauten befeuert wurden, die man aufgrund der Lage wie
auch der Größe mit Holz befeuert hat. Dabei wurde der Brand
so gesteuert, dass die Verkohlung des Holzes im Ofen
stattfand (GARNER et al. 2019), also ein Zwitter zwischen
Kohlenmeiler und Stückofen.
- Rennfeuer (Funktion)
Der Prozess ist eine frühe Form der Direktreduktion, bei der
ein relativ reines Eisen selbst aus fremdmetallreichen Erzen
bereitet werden kann. Es ist die älteste Form der
Eisenherstellung aus Erzen. Infolge der geringen
Temperaturen kann kein größerer Schmelzkuchen hergestellt
werden. Im Ofen wird das Eisenerz durch das Gas
Kohlenmonoxid in fester Form zu Eisen reduziert und in der
Schlacke fixiert. Je nach Größe des Ofens und Einsatzmenge
dauert die Schmelzreise etwa einen Tag. Wichtig für den
Erfolg ist das richtige Verhältnis aus Eisenerz, Brennstoff,
Luftführung und Material zur Schlackebildung, aber auch die
Korngröße des Einsatzes. Die Form des Ofens dabei nicht so
bedeutend, wie man aus den archäologischen Befunden weiß.
Die Eisenmasse einer Schmelzreise liegt bei maximal etwa 30
bis 50 kg. Die Eisenausbringung ist verfahrensbedingt sehr
klein und liegt bei etwa 50 kg Eisen pro Tonne Eisenerz
(SONNECKEN 2013:289).
Die Nachfolger waren die Stücköfen. Es existieren aber alle
möglich Übergänge zwischen den Ofentypen. Auch waren infolge
der ungeregelten Steuerung die Produkte nicht scharf zu
trennen. Je nach Einsatz erhielt man aus einem Ofen Eisen,
Stahl und Roheisen.
Diese Erfahrung musste man in den 1950er Jahren auch China
auch machen, als man in der Kulturrevolution viele kleine
Schmelzöfen auf dem Land betrieb, aber von Menschen, die von
der Eisenerzeugung keine Kenntnisse hatten; man hatte ja
viele Wissenschaftler vertrieben. Da meiste so erzeugte
Eisen konnte technisch nicht verwandt werden.
Hinweis.
In einem Rennfeuer kann kein Gusseisen erzeugt werden!
(oder nur in Spuren am Rand der Luppe als zufällige
"Verunreinigung" durch hohes Aufkohlen).
Kleines Stück einer Luppe aus Eisen (177 g) aus einem
Rennofen, der
von Robert NOLL aus Tiefenthal und Helfern in Eisenberg
(Pfalz) im
Sommer 2022 erfolgreich betrieben wurde (LORENZ 2022:164).
Bildbreite 8 cm
Diese sehr scharfkantige Luppe müsste zur
weiteren Verwendung auf Rotglut erhitzt und anschließend
geschmiedet werden. Dabei hat man einen neuerlichen
Verlust des gerade mühevoll erzeugten Eisens durch
Oxidation (Zunder). Eine solche Luppe erkennt man von
außen nur schwer - die Schlacke kann sehr ähnlich
aussehen, erst das Gewicht und der Schnitt ins Innere mit
dem metallischen Glanz lehrt die wahre Natur.
Eine chemische Analyse zeigte, dass das Eisen mit einem
geringen Kohlenstoffgehalt doch deutliche Gehalte an
Arsen, Kupfer und Phosphor enthält. Man könnte es direkt
als Stahl schmieden.
- Hochofen (Funktion)
Nachdem man lernte, dass in größeren Öfen (Flossöfen) höhere
Temperaturen erreicht werden konnten, wurden noch größere
Öfen - ausgehend von Oberitalien - gebaut. Damit konnte man
erstmals flüssiges Eisen in größeren Mengen erzeugen. In den
ersten Hochöfen (ca. 5 - 8 m hoch) konnte mit dem Einblasen
von riesigen Mengen Luft durch ein kontinuierliches
(wasserradgetriebenes) Gebläse erstmals die
Schmelztemperatur des (reinen) Eisens von 1.538 °C erreicht
(bzw. durch den legierten Kohlenstoff wurde die
Schmelztemperatur erniedrigt) und so Roheisen erzeugt. Dies
konnte durch eine Öffnung abgestochen werden. Das Problem
dabei ist, dass ganz im Gegensatz zum Rennfeuerprozess die
unerwünschten Stoffe in der Eisenschmelze gelöst werden,
statt in der Schlacke fixiert zu werden. So nahm zwar die
Quantität zu, aber man war viel mehr auf reine Erze und
Brennstoffe angewiesen. Das Roheisen musste durch Frische zu
Stahl verarbeitet weren. Hierbei traten Verluste auf. Dort
wo man mit Holzkohle, reinen Eisenerzen und reinen Kalken
arbeiten konnte, waren die Qualitäten auch gut. Hatte man
aber schwefelreiche Steinkohle und Spurenelementreiche Erze
(wie im Spessart), so konnte die erzeugten Eisenmassen nur
für gering belastbare Werkstücke verwandt werden. Der Grund
dafür war den Hüttenleuten bis ins 19. Jahrhundert nicht
bekannt. Dies konnte erst mit den komplexen Nachbehandlungen
(Frischöfen) und in einem industriellen Umfeld (wie z. B.
Bessemer-Birne) eliminiert werden. Die produzierten
Eisen-Mengen aus solch einem Hochofen des 18. Jahrhunderts
waren sehr klein; in Bieber erzeugte man bei 7 Tagen pro
Woche um das Jahr 1800 etwa 1 t Eisen - pro Woche! Mit einem
neuen Hochofen konnte man bis zu 3 t am Tag erschmelzen.
Roheisen:
Bruchfläche von eines Roheisens ("Eisensau") aus dem
Hochofen des Eisenwerks in Laufach, erstarrt sicher
vor 1845. Darin haben sich fächerförmigene Lamellen
aus Graphit ausgeschieden;
Bildbreite 3 mm.
|
Schwarzer, gebrochener Holzkohlenrest eines
Laubholzes im Roheisen. Der Hochofen wurde mit
Holzkohle befeuert;
Bildbreite 6 mm.
|
Heller Schlackenrest im Roheisen aus Glas und
Fayalit, drin eingestreut kleine, gelbe
Pyrit-Kristalle und -körnchen. Das metallisch
glänzende Korn links unten erwies sich
merkwürdigerweise als elementares Titan!
Bildbreite 1,5 mm.
|
Bruchstück des Roheisens aus dem Hochofen des Eisenwerks von
Laufach konnte mit verschiedenen Verfahren untersucht
werden. Neue Analysen fanden neben der Holzkohle auch Pyrit
in der Schlacke als Neubildung. Dies wird bereits von
LEONHARD (1858:357f) beschrieben. Daneben fanden sich
eigenartigerweise auch winzige Körnchen von metallischem
Titan!
Museum Neue Hütte bei Schmalkalden in Thüringen: Hier ist
ein Hochofen mit Nebenbetrieben aus dem Jahr 1830 erhalten.
Die Eisenerzeugung des
9,60 m hochen Ofens im Innern des rechten Gebäudes lag bei
etwa 4 - 5 t Roheisen in 24 h, bei einem Verbrauch von etwa
10 t Erz und Zuschlägen
und 5 t Holzkohle. Die Anlage war bis 1924 im Betrieb,
aufgenommen am 26.06.2020.
Links: Museum Neue Hütte Schmalkalden: Neben dem Eingang zum
Museum (Kasse) liegt keine "Eisensau", sondern ein großer
Brocken aus
Eisenerz (glaskopfartiger Goethit, der in die natürliche
Lage um 90° gedreht werden müsste), vermutlich vom
Stahlberg, was dem anwesenden
Personal nicht bekannt ist. Das war das Erz, welches hier
verhüttet wurde.
Rechts: Das Gestell des aus (Bunt-)Sandstein erbauten
Hochofens aus dem Jahr 1830 mit einem bildlichen Abstich.
Die Schlacke wurde auf
der Rückseite abgestochen und in eine mit Wasser gefüllte
Schlackengrube geleitet und granuliert.
aufgenommen am 26.06.2020.
Hochöfen im Stahlwerk Völklingen (Saarland)
aufgenommen am 21.07.2013
Zum Vergleich:
Heute ist ein großer Hochofen ca. 75 m hoch, hat einen
Gestelldurchmesser von 15 m und erzeugt 12.000 t Roheisen am
Tag. Dazu braucht man etwa 20.000 t Eisenerze mit Kalk
(Möller), 4.000 t Koks, 1.750 t Einblaskohle und 11
Millionen m³ Luft. Dabei fallen dann ca. 3.500 t Schlacke an
- wohlgemerkt am Tag!
Ein solcher Hochofen steht beispielsweise bei der Salzgitter
AG in Peine wo man 2011 etwa 12.500 t Rohstahl am Tag
erzugte. Oder der Ofen Schwelgern 2 der Fa. Thyssen Stahl
in Duisburg Marxloh mit 12.000 t Roheisen am Tag
(RASCH 2015:278f).
Hätte man einen solchen Hochofen in Bieber betrieben, so
wären alle je abgebauten Eisenerze in etwa 3 Monaten
eingeschmolzen worden!
- Schlacke (Bestandteile)
Die Schlacken bestehen in der Regel aus Glas, Eisenoxid
(Wüstit; FeO) und silikatischen Bestandteilen (Fayalit; Fe2+2[SiO4]).
Der Gehalt an Eisenoxiden ist in der Regel noch so hoch,
dass man diese nach heutigen Vorstellungen als Erz in einem
Hochofen verwenden könnte. Die Ausbringung an Eisen im
Rennfeuer ist sehr klein, so dass der größte Teil des Eisen
als nicht sichtbarer Bestandteil in der Schlacke verbleibt.
Bei den Öfen aus Ton schmolz ein Teil der Wand innen ab und
trug zur Schlackebildung bei. Auch die Erzfremden Anteile
und die Aschen der Kohle finden sich in den Schlacken
wieder. Das Zusetzen von Kalk (oder im Spessart Dolomit) ist
eine sehr junge Praxis; im Mittelalter und vorher wurde
sicher kein Kalk zugegeben, wie man aus den Schlackeanalysen
ableiten kann.
Schlacke aus der Elsava bei Hobbach,
Bildbreite 5 cm
Leider ist es nicht sehr leicht, eine gefundene Schlacke
einem bestimmten Prozess zuzuordnen, auch wenn die
Erwartungshaltung der Finder sehr hoch ist, den Beweis einer
Eisenerzeugung in den Händen zu halten. Zu vielfältig sind
die Einflussfaktoren: Ofentyp bzw. dessen Wandung,
Temperatur, Abkühlung, Länge der Schmelzreise, Rohstoffe und
Brennstoffe, Luftführung, usw; ja selbst die Korngröße
spielen in diesem Fall eine Rolle. Oder an welcher Stelle im
Ofen ist die Schlacke entstanden. Das ist im Innern anders
als am Rand, in der Gicht wieder anders wie im Gestell. War
es ein Versuch oder ist es die Produktion? Oder war es eine
fehlerhafte Produktion. Hinzu kommen Schlacken aus den Öfen
zum Schmieden, zur Stahlerzeugung und weiterer Verfahren.
All das lässt sich kaum durch Anschauen ergründen, sondern
man muss sehr umfangreiche und damit auch teure
Untersuchungen anstellen. Das beginnt mit einem Anschliff,
einem Dünnschliff, einer Phasenanalyse und einer chemischen
Analyse, da einer der Hauptbestandteile von Schlacken Glas
sind. Das kostet zusammen etwas 300 - 400 €. Dabei sind noch
keine Kosten für eine Altersbestimmung enthalten.
- Eisen (Zusammensetzung)
Das Eisen aus dem Rennfeuer ist in der Regel ein reines
Eisen, denn all die unerwünschten - aber auch potentielle
Legierungsbestandteile - gehen bei der niedrigen Temeperatur
in die Schlacke, mit zunehmender Temperatur aber ins Eisen.
Dazu gehören insbesondere die Elemente As, Mn, Ni, Cr und V.
Aus diesem Grund muss das Eisen zu durch Aufkohlen zu Stahl
geschmiedet werden. Eine Zuordnung aufgrund von Gefüge oder
chemischer Zusammensetzung ist bisher nicht erfolgt, da es
kaum Analysen noch gefügekundliche Untersuchungen gibt; das
liegt auch daran, dass es keine mittelalterlichen
Referenzproben gibt, die man sicher einem bestimmten Ort der
Erzeugung zuordnen kann. Durch Hinzufügen von Eisenschrott
aus anderen Orten können chemische Signaturen verändert
werden.
- Legierungsbestandteile
Chemisch reines Eisen ist sehr weich. So weich, dass man es
für technische Zwecke (mit wenigen Ausnahmen) nicht
verwenden kann. Deshalb legiert (bewusstes Zusetzen von
anderen Elementen) man es mit anderen Elementen, die
gewünschte Eigenschaften wie Rostfreiheit, Zähigkeit, Härte,
usw. erzeugen. Wichtigster Bestandtei des Eisens ist der
leicht verfügbare und kostengünstige Kohlenstoff. Weiter
werden zugesetzt: Mangan (Mn), Chrom (Cr), Vanadium (V),
Nickel (Ni), Kobalt (Co), Stickstoff (N), usw. in allen
erdenklichen Variationen. Das gezielte Legieren erfolgte
erst mit der industriellen Stahlerzeugung und der
chemisch-physikalischen Kenntniss der Hüttentechnik im 19.
Jahrhundert.
Unerwünscht sind Arsen (As), Wasserstoff (H), Schwefel (S),
usw. Sie vermindern die Qualität eines Eisens erheblich.
- Gusseisen (Produkte)
Gusseisen wurden wohl in sehr kleinen Massen auch Ende des
Mittelalters hergestellt; aber sie waren Luxusgüter mit
exorbitanten Preisen, da der Aufwand zur Herstellung sehr
große war. Gusseisen in großen Mengen konnte erst
hergestellt werten, als man große, hohe Öfen ("Hochöfen")
bauen konnte, die mit einer dauerhaften Belüftung (Wind)
betrieben wurden. Als Brennstoff wurde nach der Holzkohle
meist Steinkohle und Koks verwandt. Hier lief die Schlacke
und das Eisen getrennt ab und es ließen sich mit einer
Schmelzreise bis zu Tonnen an Eisen erschmelzen. Diese
wurden dann entweder direkt vergossen oder in einem
Coupolofen (heute Kupolofen) zu Grauguss, mit einigen Gew.-%
C, der in Lamellenform ausgeschieden wird, weiter
verarbeitet. Später konnte durch das Impfen der Schmelze
auch erreicht werden, dass der Graphit in Kugelform
(globularer Graphit) ausgeschieden wird, was mit einer
erheblichen Steigerung der Festigkeit des Gusses (GGG)
einher geht, weil die Kerbwirkung der Lamellen fehlt.
Das funkenstiebende Ausschütten (Eisenausgabe) des
elektrisch betriebenen
Schmelzofens in der Gießerei für Grauguss bei der
früheren manroland AG
in Offenbach. Das flüssige Eisen aus dem Elektoofen wird in
Pfannen mit
einem Gabelstapler von der neu gebauten Schmelzerei in die
Gießhalle
verfahren.
Infolge des hohen Arsen-Gehaltes in den Bieberer Eisenserzen
konnte man das Eisen aus dem Hochofen nur als Gusswerkstoff
verwenden, die keine hohen mechanischen Belastungen
ausgesetzt waren. Dies waren beispielsweise
Ofenplatten.
Gusseiserne Platten im Spessart-Museum in Lohr. Dabei
handelt es sich um die Ofenplattensammlung der Fa.
BOSCH-Rexroth, die aus 163 Exemplaren besteht und von Adolf
REXROTH (*1867 †1938) zusammen getragen wurde. Dazu gibt es
Erläuterungen auf einem gefalteten Handblatt 004/2/93 für
Besucher.
Solche mehr oder minder verzierte Platten wurden auch in
Bieber produziert. Direkt aus Bieber stammende und mit einem
Vermerk versehene Platten waren bis vor kurzem nicht
bekannt:
Randlich stark korrodierte Ofenplatte aus Roheisenguss von
Bieber (03.04.2021): In den Ecken 4 Schalen als Gehänge, in
denn kleinere hängen. Unter ein Blumenschmuck mit in der
Mitte Acanthus? Ein am Boden knieender Prophet Elias
empfängt einen Mantel vom Propheten Elia, der bei einem
Wettersturm in einem feurigen Wagen und von feurigen Rossen
in den Himmel gezogen wird. Das Motiv stammt aus dem Alten
Testament der Bibel. Die Platte ist etwa 60 x 60 cm und
vermutlich ein Fehlgus oder Überproduktion, der bzw. die
nicht verkauft werdenn konnte. Wir sind für Hinweise sehr
dankbar, wenn Sie wissen, wann man so was gegossen haben
kann; dann bitte ich um eine Nachricht. Die aufwändige
Restauration wird einige Monate dauern und die Platte wird
später im Museum in Bieber ausgestellt.
Eine alter Fund von Gusseisen stellen Kartetschen-Kugeln aus
der Schlacht bei Dettingen (1743) dar. Solche Kugeln werden
im Museum im Karlstein ausgestellt. Nach den Ausführungen
von Dr. Robert FECHER (Geschichtsverein Kleinostheim) wurden
sie von den Hannoveranischen Truppen verschossen. Sie
bestehen aus einem lunkerreichen Gusseisen! Infolge der
schnellen Abkühlung bei der geringen Masse bildet sich eine
sehr harte Gusshaut, die weit in das Geschoss reicht, so
dass solche Kugeln eine sehr hohe Durchschlagskraft hatten.
- Stahl (Probleme bei der Herstellung)
Man konnte mit einem Rennofen meist nur ein undefiniertes
Eisen herstellen, welches erst in einem weiteren Prozess zu
Stahl wurde.
Ein Schmied auf der Burg Partenstein am 26.06.2011
Eisen ist sehr weich, so dass man es kaum für technische
Zwecke (Geräte, Werkzeuge oder Waffen) verwenden kann. Aus
diesem Grund lässt man Kohlenstoff eindiffundieren, der sich
im Eisen löst, so dass daraus Stahl wird. Damit kann man die
Härte und Zähigkeit steuern, was die Schmiede der
Vergangenheit empirisch lernten und oft zu einer wahren
Meisterschaft entwickelten (man braucht sich dazu nur die
Waffen in den bekannten Sammlungen der Burgenmuseen
anschauen). Die Herstellung war arbeitsintensiv und damit
war der Stahl sehr teuer.
- Hammerwerke (Schmieden)
Im Mittelalter und der beginnenden Neuzeit wurde aus der
Luppe Eisen und dann Stahl geschmiedet (Hinweis: in einem
Hammerwerk kann kein Gusseisen verarbeitet werden, da es
nicht schmiedbar ist). Dies geschah zunächst von Hand und es
bildeten sich zahlreiche Berufe für spezielle Produkte
heraus, die handwerklich organisiert waren. Sie alle
benötigten Eisen oder Stahl:
Schlosser, Blechschmiede, Hufschmiede, Hackenschmiede,
Zirkelschmiede, Zeugschmiede, Klingen- und Messerschmiede,
Nagelschmiede, Sensen- und Sichelschmiede,
Pfannenschmiede, aber auch Schlosser, Nadler, Spengler,
Feilenhauer, Plattner, Bogner, Schwertfeger,
Büchsenmacher, Sporer, Uhrmacher und Drahtzieher.
Da das Schmieden von Hand ungemein schwer ist, ersann man
eine Einrichtung, bei der ein Wasserrad einen Hammer
betrieb. Dabei wurde neben Roheisen auch hauptsächlich
Schrott aus anderen Regionen verarbeitet. Es gab in Spessart
insgesamt 18 Hammerwerke, die in der Regel bis zum Bau der
Eisenbahn in den Spessart existierten. Der Hammer bei
Hasloch (Kreuzwertheim) wurde bis 2012 betrieben und somit
auch das einzige Hammerwerk des Spessarts und ganz
Deutschlands welches noch funktionfähig und nahezu
unverändert aus dem 18. Jahrhundert erhalten ist.
Heute ist es ein Museum (Kurtz Ersa Hammermuseum) und
Vorführungen werden von Otto HAAMANN gezeigt.
Das Hammerwerk von Hasloch, erbaut 1779;
aufgenommen am 25.03.2012
Hier bei Hasloch bestand mit Armin HOCK(†) als Schmied das
einzige noch in Betrieb befindliche Hammerwerk zur
Herstellung von Glockenglöppel bis 2012, heute ist es ein
Museum. Die Bilder stammen von einem Besuch mit der
Wetterauischen Gesellschaft am 25.03.2012
Die Fa. Kurtz ersa hat im Jahr 2014 das Gebäude renoviert
und weitere historische Gebäude in ein einzigartiges
Hammermuseum verwandelt, welches am 1. Juli 2014 eröffnet
wurde. Gleichzeitig konnte die 235jährige Firmengeschichte
in einem Begleitband nieder gelegt (MEIER 2014) werden. Der
zweisprachige Band (deutsch/englisch) kostet nur 19,95 €.
Das Museum ist in den Monaten April - Oktober außer Montag
10 - 16 Uhr geöffnet, Nov.-März von Freitag bis Sonntag zu
den gleichen Zeiten. Der Eintritt kosten für Erwachsene 4 €.
Für Gruppen werden weiterhin Schmiedevorführungen
angeboten.
Hammerwerke mit einem oder mehreren Standorten und Hämmern
gab es in:
- Bieber
- Laufach
- Heimbuchenthal
- Hobbach
- Wintersbach
- Hafenlohrtal
- Lohr
- Waldschaff
- Frammersbach
- Fellen
- Laufach
- Weyberhöfe
- Oberndorf
- Hasloch.
Die ehemaligen Hammerstandorte Lohr (Rexroth), Laufach
(Düker), Weilbach (Linde) und Hasloch (Kurtz ersa bis 2021)
wurden als Gießereistandorte fortgesetzt und produzieren
noch heute Graugussprodukte. Alle anderen mussten wegen
Brennstoffmangel und zu hohen Transportkosten in der Mitte
bis Ende des 19. Jahrhunderts schließen.
Von dem so erzeugten Eisen und Stahl lebten
bis ins frühe 20. Jahrhundert zahlreiche Berufe, meist als
Handwerker: Büchsenmacher, Drahtzieher, Feilenhauer,
Hufschmied, Klingen- und Messerschmied, Nadler,
Nagelschmied, Schwertfeger, Schlosser, Uhrmacher, Wagner,
Zeug- und Zirkelschmied, ... (REITH 2020).
- Bieber (Hochofen)
In Bieber bestanden lange Zeit nacheinander Hochöfen, deren
Eisenproduktion im 2. Drittel des 19. Jahrhunderts
eingestellt wurde. Leider gibt es nur wenige Bilder und
Zeichnungen, und auch wenige Beschreibungen von den Anlagen,
so dass man davon ausgehen muss, dass die wie viele andere
der Zeit auch aussahen. In Bieber zeugen zahlreiche Reste
(Friedhofkreuze, Zäune, Fehlgüsse und auch eine Ofenplatte)
von der einstigen Eisenproduktion (LORENZ & NICKEL
2022).
Hochofenschlacke aus Bieber,
Bildbreite 23 cm
Gusskreuz im Sandsteinsockel auf dem Friedhof der
Laurentius-Kirche aus dem 12. Jahrhundert in Bieber,
hergestellt aus dem Eisen der bieberer Hochofenproduktion,
aufgenommen am 21.04.2007.
- Laufach (früher Hochofen, bis heute Kupolofen)
In Laufach bestand wie in Bieber ein Schmelzerei, in der
neben Eisen auch der Kupferschiefer aus Sailauf und Laufach
verhüttet worden ist. Heute erzeugt die Fa. DÜKER in einem
Kupolofen Eisen zur Herstellung von Röhren und Armaturen,
die mit einem patentierten Verfahren mit sehr beständiger
Emaille überzogen werden, so dass die Rohre auch von Säuren
und anderen aggressiven Stoffen nicht angegriffen werden.
Die Besonderheit ist, dass die Kupolöfen zum Schmelzen des
Eisens ausschließlich mit Erdgas befeuert werden - und nicht
wie sonst üblich mit Koks. Dieser kokslose Kupolofen wurden
bei der Fa. DÜKER entwickelt, patentiert und dann auch an
andere Gießereien verkauft, so dass etwa 30 Gießereien einen
Ofen aus Laufach verwenden oder verwandt haben.
Werkstor aus einer Kombination zwischen Schmiedeeisen und
Gusseisen,
vermutlich aus dem 19. Jahrhundert,
aufgenommen am 11.06.2013
Der "Rohrmann" vor der Fa. Düker,
aufgenommen am 03.08.2015
Die noch vor 20 Jahren vorhandene Ofensau aus dem Hochofen
war in dem Betriebsgelände bei Nachfrage nicht mehr
vorhanden. Durch einen freundlichen Hinweis konnte der
Verbleib der Ofensau geklärt werden. Der chemischer
Vergleich eines Eisens aus dem Hochofen von Laufach mit
einem Eisenerz der Umgebung erbrachte keine so eindeutige
Signatur, als dass man das Eisen einfach einem Erzvorkommen
zuordnen könnte.
- Hailer (Reste einer Eisenverarbeitung)
Nach den Ausgrabungen von Herrn Hans Kreutzer aus Meerholz
bestand in Hailer eine Eisenverarbeitung. Die Untersuchungen
dazu sind noch im Gange. Neben größeren Eisenmassen und
Schlacken sind auch zahlreiche Urkunden vorhanden.
Die historische Museums-Schmiede der Famile DESCH in Hailer
ist seit
1854 in deren Besitz und wird liebevoll gepflegt.
aufgenommen am 24.06.2012
- Seidenroth bzw. Neudorf (Steinau an der Straße)
(Rennfeuer)
Nahe einer mittelalterlichen Wüstung am Eisenberg oder
Eisenkopf (Name!) bei Seidenroth) bestand sicher mind.
ein Rennofen, der leider bei der Entdeckung zerstört und
nicht dokumentiert wurde (LORENZ 2010:742). Die Bergkuppe
ist Teil der Alsberger Decke und diese ist aus einem Basalt
aufgebaut.
An den Neudorfwiesen nahe der aufgegeben Siedlung Neudorf
befindet sich eine bedeutende Eisenwirtschaft im Spessart.
Das Gelände ist von sehr vielen (wohl mehr als 100) und
dicht nebeneinander liegenden Schachtpingen überzogen, die
einen intensiven Duckelbergbau auf Eisenerze bezeugen. Auf
Initiative von Rainer GESCHWINDNER wurde von Laura
HASENSTEIN und unter Leitung von Claus BERGMANN vom
Archäologischen Spessartprojekt (ASP) 2018 begonnen,
punktuell in einem ehemaligen "Industriegebiet des
Mittelalters" nach Sachzeugen zu graben (Details finden Sie
auf der website
der Grabung). Dabei kam reichlich blasige Schlacke,
aber zunächst kein Eisenerz zu Tage. Dabei handelt es sich
um ein sehr unscheinbares Erz, welches in der älteren
Lagerstättenliteratur als "Basalteisenstein"
bezeichnet wird - heute werden diese Vorkommen, auch
international, nicht mehr abgebaut. Solche goethitischen
Eisenerze aus tertiären Verwitterungslagerstätten wurden in
bescheidenem Umfang bis in die 1980er Jahre im und am
Vogelsberg gewonnen, wo sehr ähnliche Lagerstätten
existierten und bebaut wurden. Diese führen darüber hinaus
noch Bauxit - der bekannte Rohstoff zur Erzeugung von
metallischem Aluminium.
Links:
Der Leiter der Ausgrabung, Claus BERGMANN von der
Denkmalpflege des Main-Kinzig-Kreises, erläuterte den
interessierten Besuchern das zu dem Zeitpunkt etwa 4 m tiefe
Loch in der ergrabenen Pinge. Hier traf man unter dem
basaltischen Andeit einen sehr zähen Tonstein an. Leider
wurde weder in der Schachtpinge noch in den Aushub
verhüttbares Eisenerz angetroffen. Vermutlich hatten die
mittelalterlichen Bergleute hier alles Eisenerz
hereingewonnen - oder das Erz stammt aus einer Schicht
darunter.
Rechts:
An den Containern der Grabung versuchten mittelalterlich
gekleidete Bürger mit fremdem Eisenerz und Holzkohle (im
Vordergrund) in einem Rennofen aus Ton aus einem Erz
metallisches Eisen zu erzeugen. Die Blasluft wird dabei von
Hand über ein Gebläse erzeugt. Das mühsame Unterfangen
erbrachte keine großen Quantitäten aus metallischem
Eisen.
Aufgenommen zum Grabungsfest am 24.06.2018.
Konkretionäres Eisenerz aus einem Eisenhydroxid (vermutlich
Goethit) als der Rohstoff für die mittelalterliche
Eisenwirtschaft
an den Wüstung von Neuendorf östlich von Steinau an der
Straße. Das Erkennen des Eisenerzes im bewaldeten Gelände
ist
wegen der Verwechselung mit den hier auch vorkommenden
blasenreichen Schlacken aus der Verhüttung und der auch
ähnlich
aussehenden vulkanischen Gesteine - weil partienweise sehr
blasenreich - sehr schwer oder infolge der Umhüllung mit
Erde für
Laien kaum möglich.
Bildbreiten links 6 cm, rechts 18 cm.
Glaskopfartiger Goethit mit einer lackartig glänzenden
Oberfläche als kleiner
Teil eines einst größeren Stückes it einem größeren
Hohlraum,
Bildbreite 7 cm
Die genauen geologischen Verhältnisse am Eisenberg sind
ansatzweise geklärt, weil es weder einen geeigneten
Aufschluss noch eine Bohrung gibt, die man beproben könnte.
Die Pingen sind wohl alle verstürzt und aus dem ringförmigen
Aushub bzw. Haldenmaterial kann man infolge des Bewuches und
der Laubschicht kaum Informationen entnehmen. Teilweise
überlappen sich die ringförmigen Wälle um die Schächte, so
dass der Aushub gemischt ist. Ohne Grabung ist es nicht
möglich, eine Klarheit zu erreichen. Und da eine
mittelalterliche Handscheidung erfolgte, ist es recht
unwahrscheinlich, dass man hier Eisenerz finden kann.
Hier ist inzwischen ein Bagger der Stadt Steinau zur
Eintiefung eines Richtschnittes tätig geworden. Die
überraschenden Ergebnisse sind in dem Buch "Eisen &
Mangan" veröffentlich worden.
Gegenwärtig werden die Schlacken- und Eisenreste, wie auch
die Erze untersucht, die während der Grabung gefunden
wurden.
Belege für eine Eisenverhüttung sind in der Region nicht
sehr häufig. Die nächstgelegene, deren Erze ähnlich sein
könnten, ist aus Großenlüder-Müs bekannt. Hier fand man sehr
reichlich Schlacken im Maßstab von Tonnen und die Reste von
5(!) Stücköfen (LUKE & VERSE 2018), aber komischerweise
keine Erze.
Zur Eröffnung des 126. Kulturwanderwegs "Eisenberg, Ton und
Stuterei:
Jenseits des Bellinger Bergs" bei Steinau a. d. Str.
(Südroute) am
09.06.2024 erläutert Claus Bergmann den Duckelbergbau am
Eisenkopf
anhand der neu aufgestellten Tafel.
- Heimbuchenthal (Rennfeuer)
Bei den Ausgrabungen der mittelalterlichen Burg Mole durch
Harald Rosmanitz und seine Helfer wurden typische
Rennfeuerschlacken gefunden, die eine Eisenverarbeitung
belegen (siehe LORENZ 2010:740f), aus der wahrscheinlich in
der Tradition und später das berühmte Hammerwerk der
REXROTH´s mit dem gleichnamigen Weiler Höllhammer hervor
gegangen ist.
Harald ROSMANITZ erklärt am 26.07.2009 den Besuchern die
Mauerreste
der Burg Mole.
- Haibach: Ketzelburg
Die bei archäologischen Grabungen gefundene Schlacke aus der
Ketzelburg ist entgegen der anders lautenden Pressemeldungen
keine Schlacke aus einem Rennfeuerprozess. Die
Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen.
- Volkersbrunn: "Eisenlöcher"
Nahe der Hohen Warte bestehen Reste einer einstigen
Eisenerzgewinnung. Einfache Sondagegrabungen Ende 2018 und
im Winter 2019 in dem Areal durch die Mitglieder des
Naturwissenschaftlichen Vereins Aschaffenburg erbrachten
sehr bescheidene Mengen von Eisen- und Manganerzen aus dem
hier anstehenden Buntsandstein. Insbesondere die Manganerze
stellen gegenwärtig noch ein Rätsel dar, denn die Quelle für
das Mangan im Buntsandstein außerhalb von
Gangmineralisationen ist derzeit nur schwer erklärbar. Ein
"Bergbau" nach unserer heutigen Vorstellung hat es hier wohl
nicht gegeben.
Brekziierter Sandstein aus Volkersbrunn, dessen Porenraum
und Klüfte mit
braunem Goethit ausgefüllt sind. Das Stück ist ein
Ackerlesestein und wurde
angeschliffen und poliert,
Bildbreite 12 cm
Beschädigter, glaskopfartiger Kryptomelan mit einem
teilweisen dünnen
Überzug aus einem Eisenhydroxid als mm-dicke Lage auf dem
Sandstein,
Bildbreite 8 cm
In Anlehnung an die Bleierze aus der Eifel kann man die
fleckig
erscheinende Kryptomelan-Imprägnation im Sandstein ebenfalls
sehr
treffend als "Knottenerz" bezeichnen. Damit sind die
isoliert im Sandstein
befindlichen, rundlich-eiförmigen, knotenartigen Erzbereiche
gemeint,
Bildbreite 8 cm
Die Grabungen erfolgten auf Initiative von Karl SCHMITT
(*09.07.1939 †20.11.2024) aus Volkersbrunn. Er widmete uns
dafür ein eigenes Gedicht; siehe dazu S. 60 im Beitrag von
LORENZ et al. 2022.
- Hohe Warte
Die hartnäckige Nachsuche durch die Mitglieder des
Naturwissenschaftlichen Vereins Aschaffenburg nach
mindestens einem weiteren Vorkommen für Eisen- und
Manganerzen im Spessart um Volkersbrunn führte zum Fund
einer flächige ausgedehnten Lagerstätte, die der von
Volkersbrunn sehr ähnlich ist. Auch hier sind die Spuren
eines Versuchsabbaues oder einer Erkundung heute noch
sichtbar. Dies zeigt, dass kleine Eisen- und
Manganvererzungen im Sandstein des Buntsandsteins sehr viel
verbreiteter sind, als zunächst vermutet.
Sandstein mit Spalten- un Rissfüllungen aus Kryptomelan,
daneben Imprägnationen aus braunem Goethit im Sandstein von
der Hohen Warte,
Bildbreite beider Fotos 11 cm.
Vermutlich gibt es im Sandstein-Spessart weitere Stellen, an
denen versuchsweise auf Eisenerze prospektiert wurde.
- Eisenbach (Obernburg)
Hier weist der Name auf das Eisen als Erz oder/und
Verhüttungsprodukt hin.
Um den Ort - wie im nahen Mömlingen - gibt es zahlreiche
Gewinnungsstellen für "Basalt", eigentlich ein
Nephelin-Basanit mit einem K-Ar-Alter von 49 Ma (LIPPOLT
1975). Der Abbau erfolgte in Steinbrüchen und sogar unter
Tage. Diese Stollen wurden während des 2. Welkriegs als
Luftschutzkeller von der örtlichen Bevölkerung genutzt.
Die den Buntsandstein durchschlagenden Basalte sind meist
von kleinen Eisenerzlagerstätten umgeben, die bis in die
Neuzeit ein Quell für eine bescheidene Gewinnung von
goethitischen Eisenerzen waren. Die Erze sind recht
unscheinbar und für einen Laien nicht als solche erkennbar
bzw. im Gelände kaum von den dunklen und schweren
vulkanischen Gesteinen unterscheidbar, so dass das
Heimatmuseum bis zum Februar 2020 keine Belegstücke
ausstellen konnte.
Bei den Eisenerzen handelt es sich nach den bisherigen
Beobachtungen um mit Goethit imprägnierte Sandsteine des
Buntsandsteins.
Links: Typische Abbaustelle, vermutlich ein
Gewinnungsversuch mit einer größeren Halde aus dem 19.
Jahrhundert im Gemeindewald von Eisenbach.
aufgenommen mit Walter KLOTZ aus Eisenbach im winterlichen
Wald am 10.02.2020.
Rechts: Handstück eines typischen Eisenerzes aus einem mit
Goethit imprägnierten Sandstein von einer Halde am
Eisenberg,
Bildbreite 11 cm.
- Konkretionen
Sie bestehen oft aus Eisenhydroxiden wie Goethit und
Lepidokrokit und bilden sich im Sediment unter uns. Sie
sehen nicht sehr schön aus und meistens bekommte man
schmutzig-braune Hände, wenn man die angreift. Wenn diese in
gößeren Mengen vorkommen, z. B. im Torf von Mooren und
Sümpfen, dann hat man solche Erze gewonnen und auch
verhüttet ("Raseneisenerze").
Konkretion aus tonigem Siderit ("Toneisenstein") mit einer
Schale aus
Goethit und etwas Lepidokrokit aus dem Kies einer Kiesgrube
bei
Babenhausen,
Bildbreite 15 cm
- Verwaltung
Wenn man ein Bergwerk, z. Beispiel für Eisenerze, eröffnen
will, benötigt man je nach dem rechtlichen Umfeld
(Bundesland) über die Zeit (seit dem Mittelalter) eine
Genehmigung durch eine Behörde, wie z. B. ein Bergamt. Bei
uns das Bergamt in Bayreuth zuständig und es war die
untergeordnete Behörde der einstigen bayerischen Königlich
General-Bergwerks- und Salinenadministration in München.
Bei dieser Behörde kann gemutet werden, d. h. man vermutet
eine Lagerstätte und lässt sich diese in eine Mutungskarte
eintragen, so dass man ein Vorrecht darauf hat. Bestätigt
man ein Vorkommen und will es ausbeuten, muss man sich eine
Genehmigung zum Abbau geben lassen, die Verleihung heißt.
Dann wird ein Betriebsplan erstellt, den das Bergamt
absegnet und die Kontrolle darüber wacht das Bergamt. In der
Regel muss man anschließend regelmäßig einen Bericht
abgeben.
Verleihungsurkunde vom 29.11.1869 für die Grube
Johannes bei Wasserlos.
Das Vorkommen von Goethit im Glimmerschiefer ist nach
heutigen Gesichtspunkten eines Prospektors eine
"Rucksacklagerstätte", d. h. die Vorräte bewegen sich auf
einige hundert oder tausend Tonnen. Zudem ist der Gehalt an
Eisenoxid mit knapp unter 50 % zu klein. Ein Abbau wäre
unter den gegenwärtigen Umwelt- und
Landschandschaftsschutzgedanken völlig undenkbar und wenn
denn, viel zu teuer. Außerdem könnte die Lagerstätte keinen
modernen, großen Hochofen dauerhaft mit Erz bedienen, denn
das Vorräte bei Wasserlos wäre nach wenigen Stunden im
Hochofen verschmolzen. Für eine wirtschaftliche Gewinnung
müsste die Lagerstätte einige Millionen t umfassen. Und man
müsste eine Schiffsverladung am Main einrichten, an der pro
Tag mind. 1 Schiff beladen werden könnte. Hinzu käme eine
Aufbereitung und Pelletieranlage - und noch mehr. So etwas
ist gegenwärtig gesellschaftlich nicht genehmigungsfähig. Im
Ausland schon.
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Kleiner Elefant aus Grauguss - gusseiserner
Sympathieträger für das Gewerbe der
Eisengießereien, hergestellt in der Graugießerei bei der
ehemaligen MAN Roland
Druckmaschinen AG in Offenbach um 1995,
Gewicht 240 g
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