von Joachim A. Lorenz, Karlstein a. Main
Links: Blick von der Feldkahler Höhe nach Süden; es schauen die
Häuser von Goldbach bzw. Hösbach heraus,
aufgenommen am 18.04.2003
Rechts: Geschliffene und gut polierter Plattenabschnitt eines
gefleckten Hösbachits,
Bildbreite 11 cm.
Der in Tal gelegene Ort Wenighösbach als Teil der Gemeinde
Hösbach, von Süden aus gesehen (Panoramabild): Über der Kirche
erkennt man den bewaldeten Hügel des
Gräfenberges, weiter links in der Senke liegt Rottenberg (nicht
sichtbar). Im Tal rechts liegt Hösbach,
aufgenommen am 17.08.2008.
Das Gestein ist im Acker nur schwer als solches erkennbar:
Lesesteinfund eines Hösbachit, mit den Spuren vom Pflug,
Bildbreite 7 cm
Am Sternberg bei Wenighösbach (Gemeinde Hösbach bei Aschaffenburg) steht ein unscheinbares, aber petrographisch sehr merkwürdiges Gestein an. Dazu existiert ein sehr ausführliches und umfangreiches Schrifttum (MATTHES 1963:43f; MATTHES & OKRUSCH 1965:100-102; OKRUSCH & SCHUBERT 1986:31-36; NASIR (1990:181ff); OKRUSCH & WEINELT 1965:83ff; OKRUSCH & WEBER 1996:168, Okrusch et al. 2011, S. 165, Aufschluss Nr. 47).
Das nach heutiger Nomenklatur als Chlorit-Hornblende-Fels bzw. Talk-Chlorit-Amphibol-Fels zu bezeichnende Gestein wurde von MATTHES & OKRUSCH 1965 als „Hösbachit“ nach dem Fundort bei Hösbach (Wenighösbach) als "Hösbachit" bezeichnet. Im Spessart ist es heute das einzige bekannte Vorkommen. Leider existiert im sehr kleinen Verbreitungsgbiet zur Zeit kein guter Aufschluss (Steinbruch oder Felsen), so dass das Gestein nur in Lesesteinen gewonnen werden kann.
Das im Handstück (siehe Bild oben) unscheinbare und wenig
attraktive Gestein zeigt im Anbruch eine narbig-rauhe Oberfläche.
Bei näherer Betrachtung erkennt man die kreuz und quer
verwachsenen Amphibolstengel, während der Chlorit kaum ins Auge
fällt. Selten sind kleine Talk-Schüppchen als glänzende Stellen zu
erkennen. Eine Gefügeregelung oder bevorzugte Spaltbarkeit ist
nicht vorhanden. Die Farbe ist im frischen Anbruch grünlich-grau
bis grünlich-schwarz. Bei der Bearbeitung fällt die geringe
Druckfestigkeit - aber die große Zähigkeit auf. Beim Anschlagen
mit dem Hammer wird der Mineralfilz leicht eingedrückt, ohne dass
die auftretenden Kräfte zu einer Spaltung des Gesteins führen. Die
Schlagspuren bleiben als helle Dellen erhalten. Das geschliffene
Gestein führt sich "fettig" an, als griffe man einen Speckstein
oder Talk an. Das kommt daher, dass man bei der geschliffenen
Fläche immer etwas Talk abschuppt, der das Gefühl eines Babypuders
erzeugt.
Die Bearbeitung mit einem groben Sandstein als "Feile" dagegen ist
problemlos und führt mit etwas Geduld zur gewünschten Form. Auch
mit einer Bronze kann man das Material bearbeiten. Dies belegen
besonders die sauberen Bohrungen für die Passstifte der
bronzezeitlichen Gussformen.
Hösbachit mit einer von oben nach unten verlaufende Kluft,
ausgefüllt
mit einem parallel faserigen Amphibol. Gefunden von Günter FUCHS
(*19.11.1936 †02.07.2024), Hösbach.
Bildbreite 10 cm
Der Mineralbestand des frischen Gesteins setzt sich zusammen aus (Modal-Analyse): Amphibol 40 -70, Chlorit 20 - 45, Talk 2 - 10, Erze 1 - 7 und Apatit 0 - 2%.
Die chemischen Analysen erbrachte folgende, durchschnittliche Zusammensetzung (Hauptbestandteile und Spurenelemente):
Hauptbestandteile: | Gehalt in Gew.-%: | Spurenelemente: | Gehalt in µg/g: |
SiO2 | 44,4 - 47,8 | Ba | 15-30 |
Al2O3 | 8,1 - 11,1 | Ce | 10-30 |
Fe2O3 | 3,13 - 4,5 | Co | 75-110 |
FeO | 6,4 - 9,2 | Cr | 900-1.800 |
MnO | 0,18 -0,2 | Nb | 3-5 |
MgO | 18,7 - 22,5 | Ni | 500-1.200 |
CaO | 5,13 - 8,4 | Sc | 10-22 |
Na2O | 0,06 - 0,77 | Sr | 25-45 |
K2O | 0,1 - 0,18 | V | 120-140 |
TiO2 | 0,2 - 0,7 | Y | 15-30 |
P2O5 | 0,05 - 0,15 | Zr | 20-90 |
H2O | 4,2 - 4,85 |
Nach chemischen Analysen der einzelnen Mineralien handelt es sich bei den Mineralphasen um cummingtonitische und aktinolithische Hornblende, Klinochlor und Talk. Feldspäte und Quarz fehlen. Die Mineralien sind grobkörnig und eng miteinander verfilzt (siehe Dünnschliffbilder unten), so dass das Gestein eine große Zähigkeit ohne eine bevorzugte Spaltrichtung besteht. Schlägt man mit dem Hammer auf ein rundliches Stück, so erzeugt man zunächst eine helle Delle und das Stück zerbricht erst nach mehrfachem Anschlagen.
Als Ausgangsgestein vor der Metamorphose wird ein Gabbro angenommen. Das Alter ist wie das der anderen metamorphen Gesteine des Spessarts auf ca. 330 Ma anzusetzen.
Das sehr temperaturbeständige Gestein wurde bereits nachweislich
in der Bronzezeit als Material zur Herstellung von Gussformen für
den Bronzeguss verwendet. Man fand ein solche Formen bei
Hüttenheim, am Bullenheimer Berg bei Neustadt/Aisch in Franken und
bei Dippach bei Gerstungen in im Kreis Eisenach in Thüringen! Der
sicher Nachweis, dass das Material aus Wenighösbach stammt, wurde
mittels Analysen an Dünnschliffen erbracht (SCHUBERT, OKRUSCH
& BÖHME 1998). Die mit dem „Hösbachit“ daraufhin gemachten
Gussversuche mit Bronze bestätigten die gute Eignung als
Formrohstoff. Es ist der wohl exotischste Formenmaterial, den man
in der Bronzezeit verwandte.
Damit ist belegt, dass bereits in der Urnenfelderzeit
(Urnenfelderkultur der späten Bronzezeit von etwa 1.300 bis 800 v.
Chr.) ein über 100 km weiter Transport und vielleicht ein Handel
mit dem Gestein erfolgte. Dies setzt voraus, dass man zu dieser
Zeit gezielt auf verwertbare Gesteine prospektierte und auch den
Gebrauchswert erforschte. Eine zufällige Entdeckung ist wegen der
Kleinheit der Vorkommen und des speziellen Verwendung fast
auszuschließen.
Vermutlich liegen in den Lägern vielen archäologischen
Grabungen unerkannte Formen aus Hösbachit. Vermutlich müsste man
im Umkreis von 350 km forschen. Da aber die Funde oft bei den
Grabenden verblieben, in die nächsten größeren Städte oder gar in
die Landeshauptstadt gelangten (oder früher gar nach Berlin), ist
das gezielte Suchen eine schwierige Aufgabe. Möglicherweise sind
auch solche Stücke gar nicht gesammelt worden oder gingen in den
Bombennächten des 2. Weltkriegs verloren.
Die Suche nach weiteren Gussformen aus dem Hösbachit hatte Ende
2022 den ersten Erfolg gebracht. Nach einem Hinweis von Stefan
SAUER konnte ein Fund aus Wenkheim (Gemeinde Werbach,
Main-Tauber-Kreis), sehr nahe an der heutigen Grenze zwischen
Bayern und Baden-Württemberg, auch dem Material zugesprochen
werden. Der Fund stammt aus einem Grabhügel ungefähr 2 km östlich
des Ortes, der bereits 1922/23 archäologisch ausgegraben wurde.
Die beiden Formen liegen heute in schwarz präsentiert, in einer
großen Glasvitrine im Badisches Landesmuseum in Karlsruhe
(Inventarnummer C 10932 und C 10933) im Keller in einem Kontext,
bei dem es um das Gießen von Metallen geht. Diese Formen wurden
bereits mehrfach publiziert (OVERBECK 2018:135,137). Sie sind in
einem sehr fragilen Zustand, z. T. rissig und geklebt und an
machen Stellen auch (mit Gips?) ergänzt. Die helle Färbung der
Gussformen ist vermutlich darauf zurück zu führen, dass die
Lagerung in den basischen Sedimenten des Muschelkalks über 3.000
Jahre dazu geführt hat, dass sich eine dünne Kalkschicht abschied.
Diese ist noch überlagert von einer Festigung aus Knochenleim oder
so was ähnliches, so dass der Glanz erklärbar ist.
Ohne die Möglichkeit, diese Gussformen aus Wenkheim nahe in
Augenschein
zu nehmen, konnte man das Gestein nicht als Hösbachit erkennen
(Badisches
Landesmuseum Karlsruhe);
aufgenommen am 19.12.2022.
In der Zeitschrift AiD (Archäologie in Deutschland) Heft 03/2021
ist im Heft 03/2021 auf Seite 60 ein Beitrag über einen Fund einer
Bronze-Gussform aus Waldlaubersheim bei Bad Kreuznach erwähnt
(LANG 2021). Die Abbildung zeigt eine Formhälfte für ein "Beil"
und außen für 4 Ringe (siehe Foto oben). Das Gestein wurde darin
als „Metamorphit“ bezeichnet und sah nach der Abb. so aus, als
bestünde es aus Hösbachit. Es konnte am 07.02.2023 in Mainz
begutachtet werden und erwies sich tatsächlich als Hösbachit, so
dass man jetzt auch einen Transport von 100 km nach Westen
nachweisen kann.
Bronzegussfest am 17. August 2008 bei Wenighösbach
Der Verein für Heimatpflege Wenighösbach e. V. lud zum 1. Bronzegussfest nach Wenighösbach ein. Und hunderte von Besuchern kamen und sahen, wie man mit einfachen Mitteln wie einem Tiegel, Holzkohle, einem Blasebalg, Zangen, Formen und "Erfahrung" Bronze gießen kann. Mitglieder der Gruppe "Werkburg" aus Darmstadt unter der Leitung von Michael IBSEN erzeugten schwitzend zahlreiche Abgüsse bei dem warmen und trockenen Wetter. Ein Rahmenprogramm aus Vorträgen, eine Ausstellung, Zinngießen, eine Führung und Speisen und Getränke luden zum Kommen ein:
Das Zelt der Gruppe "Werkburg" aus Darmstadt am späten Vormittag, noch spärlich besucht. Im Vordergrund erkennt man in der Asche des Feuers die Formen aus Ton, die nach dem Abgießen zerschlagen werden müssen. |
Herr Prof. Dr. Martin OKRUSCH von der Universität Würzburg bei seinem Vortrag zur früheren Verwendung des Hösbachit als Formenmaterial - hier am Beispiel eines originalen Bruchstückes einer Form aus der Bronzezeit, gefunde in der Nähe von Kitzingen. |
Auch die Kinder kamen nicht zu kurz: Sie konnten "Jochbach-Taler" aus Zinn gießen bzw. gießen lassen und wurden so spielerisch an den Guss von Metallen heran geführt. |
Filigran erscheinende Bronzeabgüsse in Formen aus Hösbachit, montiert auf Hösbachit-Klötze des Künstlers und Bildhauers Gerold JÄGGLE aus Ertingen |
Originales Bruchstück einer urnenfelderzeitlichen (vor ~3.000 Jahren) Bronzegussform für ein Randleistenbeil (links der Einguss) aus Hösbachit aus Wenighösbach - gefunden bei Hüttenheim in der Nähe von Kitzingen. Die geteilte Form hatte Passbohrungen für ein genaues Zusammensetzen der Formhälften. Das Stück wurde von Herrn Erwin GREULICH aus Hüttenheim zur Schau gestellt. Im Jahr 2011 wurde die fehlende Hälfte von Herrn GREULICH gefunden und beide Stücke waren im Knauf-Museum in Iphofen ausgestellt (siehe unten). |
Herr Erwin GREULICH aus Hüttenheim (Markt Willanzheim), der Finder der bronzezeitlichen Gussformen aus Hösbachit auf den Feldern im Raum Kitzingen. Ihm ist es zu verdanken, dass diese Funde mit einem interdisziplinären Ansatz unter Verwendung von mineralogischen Methoden in Würzburg untersucht werden konnten. |
In dem mit Holzkohle genährten Feuer wurde in einem Tiegel aus Graphit die Bronze erschmolzen. Zum Erreichen der Schmelztemperatur der Zinnbronze von ca. 1.200° C musste ein Blasbalg eingesetzt werden. |
Die moderne Bronzegussform eines Randleistenbeiles in Hösbachit graviert von Stefan SAUER aus Wenighösbach vor dem Abguss, mit den hölzernen Passbolzen und Kerben zum Verspannen der Formhälften. |
Der sichtlich stolze Stefan SAUER beim Begutachten des Erstgusses eines Bronzebeiles. Hier glitzert die goldene Bronze. Die Bronzefunde unserer Vorfahren der Archäologen sind dagegen grünlich braun. Nicht metallisch glänzend und auch matt. In den 3 Jahrtausenden ist ein Teil der Bronze in Oxide und Carbonate umgewandelt worden, die stumpf und glanzlos aussehen. Somit ist es es sehr schwer, sich den einstigen metallisch-goldenen Glanz in den Vitrinen der Museen vorzustellen. |
Das erste Randleistenbeil aus Zinnbronze (80 % Cu, 20 % Sn) nach dem Guss in der Formhälfte aus Hösbachit. Da die Form kalt war, ist die Bronze zu schnell erkaltet und zeigt eine sehr unebene Oberfläche und ein Loch (Lunker) im Bereich der dünnen Schneide. Für weitere Abgüsse muss die Form sicher ~300° vorgewärmt werden, so dass diese sicher trocken ist. Da das Metall dann nicht abgeschreckt wird, gibt es eine schönere Oberfläche als auch eine bessere Abformung im Schneidenbereich. Weiter fehlt ein Formlack, also eine Schlichte, die die Ablösung vom Gestein erleichtern würde. |
Nach dem Erfolg kann man davon ausgehen, dass es in den nächsten
Jahren weitere Veranstaltungen dieser Art in Wenighösbach geben
wird. Mit mehr Erfahrung werden auch bessere Abgüsse erzeugt
werden können.
Hinweis:
Eine sehr ausführliche
Darstellung der Gesteine und deren Geschichte um
Wenighösbach findet sich in der Chronik von Wenighösbach,
darin auch ein sehr umfangreicher Beitrag von OKRUSCH &
SCHUBERT zum Hösbachit.
Exkurs zu den Fundstellen der Bronzegussformen:
Hüttenheim & Bullenheimer Berg, die
Fundstelle der Bronzegussformen
Der kleine Weinort Hüttenheim (zum Markt Wilanzheim gehörend)
liegt ca. 10 km südöstlich von Kitzingen am Rande des
Steigerwaldes, unmittelbar am Rande der Steilstufe (hier ist das
fränkische Schichtstufenland plastisch sichtbar). In der hügeligen
Ebene herrschen Kalke vor, darin eingeschaltet Gips und Anhydrit
(der wird hier untertägig in einem sehr weitläufigen Bergwerk von
der Fa. Knauf zur Herstellung von Estrichen abgebaut), darüber
auch die Keupersandsteine.
Die Kirchenburg in Hüttenheim, links die inneren Gebäude an der
Umfassungsmauer, rechts die im Zentrum die Kirche. Teile der
Bauten
bestehen aus großen Gips-Quadern, der zwar zum Zeitpunkt des
Bauens leicht bearbeitbar ist, aber da wasserlösch, heute bei der
Erhaltung
große Probleme macht (ähnlich wie beim Anhydrit, der unter
Volumenzunahme in Gips umwandelt). In Hüttenheim gibt es keine
Straßennamen,
sondern nur ausgeschilderte Hausnummern (so wie das in vielen
Ortschaften des Spessarts früher auch der Fall war)!
aufgenommen am 01.02.2009
Die Lehmböden sind arm an Steinen. Hoch über Hüttenheim und über
dem benachbarten Bullenheim ragt der Bullenheimer Berg auf. Auf
ihm befindet sich ein Ringwall. Die außerordentliche Lage muss
einst eine große Bedeutung gehabt haben, denn man fand hier einen
großen Hortfund, der im Mainfränkischen Museum in der Feste
Marienberg in Würzburg ausgestellt ist.
Links: Der Bullenheimer Berg mit seinen (flurbereinigten)
Weinbergen auf den kalkigen Keupersedimenten (darüber der Wald auf
den armen Sandsteinen), dahinter Hüttenheim und weit entfernt der
Steigerwald mit Iophofen. Der Bullenheimer Berg war in der
Unrnenfelderzeit eine Ringwallanlage, was auf einen beudenden Ort
schließen lässt. Leider wurden sicher viele Funde auf dem ca. 30
ha großen Plateau des markanten Berges durch Raubgräber mittels
Sonden gefunden und dann verscherbelt.
Rechts: Teile des Hortfundes oder Depotfundes vom Bullenheimer
Berg (Hort F), ausgestellt in der Sammlung des Mainfränkischen
Museums in der Feste Marienberg in Würzburg (die Beschriftung der
bedeutenden Exponate in dem Museum ist typisch schlecht (für
archäologische Museen), da man nicht erkennen kann welches Stück
zu der dürftigen Beschriftung gehört.). Man erkennt auf dem Bild
Schaukelringe, (Lappen-)Beile (z. T. mit einer angegossenen Öse),
eine Lanzenspitze, Messer und im Hintergrund Bronzegusskuchen
("Bronze-Barren") (beschrieben als Hortfund F, HAGL 2008). Dazu
gehören noch Sicheln und eine Amphore aus Bronzeblech, ein Unikat
ohne einen ähnlichen Fund irgendwo sonst. In dieser fand man die
Samen vom Schlafmohn in einer Menge, die absichtlich eingefügt
worden sein muss; dies bedeutet, dass man hier in der
Urnefelderzeit bereits den Schlafmohn anbaute und sicher auch
dessen Wirkung kannte.
Das es auf dem Berg eine ganz Reihe solcher Funde gab und man die
Reste einer Besiedlung fand, war dieser markante Berg Teil einer
Gesellschaft, die über eindrucksvolle handwerkliche Fähigkeiten
verfügte. Sicher ist, dass man hier auch Bronze schmolz und
vergoss. Da es weit und breit keine Vorkommen für Kupfer und Zinn
gibt, musste das Metall über einen Fernhandel herangeschafftz
werden. Auch dies zeugt von einer langfristigen Verflechtung der
Beziehungen, da die nächsten abbauwürdigen Zinnvorkommen im
Erzgebirge oder in Großbritannien liegen. Kupfererze die mit den
damaligen Methoden verhüttbar waren, sind weiter verbreitet und
stehen in den Mittelgebirgen und dem alpinen Raum an.
Das Anhydrit-Bergwerk der weltweit tätigen Fa. Knauf in
Hüttenheim, in dem eine ca. 4 m mächtige Lage des Anhydrits im
Keuper abgebaut wird.
Das Berwerk erstreckt sich auf eine Fläche von mehr als 1,3 km²
Fläche und ca. 130 km offene Strecken. Das abgebaute Gestein wurd
bereits unter
Tage auf eine Korngröße <50 mm gebrochen und dann mittels
Förderbänder ins Estrichwerk transportiert; links eine
Jubiläumslore am Stollenmundloch
mit dahinter anstehendem Gips/Anhydrit.
aufgenommen am 01.02.2009
Rechts die weithin sichtbare Aufbereitung mit dem 1985 erbauten
Estrichwerk. Hier werden 14 verschiedene Produkte wie
Fließerstriche, Nivellierestriche,
Füll- und Spachtelmassen. 1992 wurde das Werk "runderneuert" und
auf eine Jahreskapazität von 400.000 t ausgebaut. 1999 wurde der
2,5-millionste
Tonne Fließestrich verladen (RÖDIGER & SCHUMACHER 2003:240ff).
Winterlicher Blick auf Hüttenheim (aufgenommen am 01.02.2009). Hier auf den Feldern fand Herr GREULICH vom Weingut Ebracher Hof in Hüttenheim Bronzegussformen; kaum zu glauben, wenn man die weiten Feldfluren anschaut.
Das schön restaurierte Haus des im Weingut Ebracher Hof in
Hüttenheim (Hüttenheim
Haus Nr. 58), daneben Wein vom Hüttenheimer Tannenberg.
Vom 1. Juli - 4. November 2012 fand im Knauf-Museum
Iphofen eine Ausstellung statt:
"Mythos Bullenheimer Berg".
Dabei wurden die sonst verstreut verwahrten Funde des markanten
Bergs in einer sehr gut ausgestalteten (aber nach meiner Meinung
zu dunklen) Ausstellung nebeneinander präsentiert. Darunter auch
zahlreiche Hortfunde aus Bronze, die merkwürdigen Goldhüte und
Rekonstruktionen der Verwendung. Ein Film erläuert zusätzlich
die Historie und die Erforschung mit sehr unterschiedlichen
Methoden. Dazu gibt es ein gutes Buch ("Mythos Bullenheimer
Berg"), in dem die Inhalte der Ausstellung vertiefend
dargestellt wurden (MERGENTHALER & KLEIN-PFEUFFER 2012).
In dem begehbaren Geländemodell waren kleine Vitrinen
eingelassen,
in der auch 2 der bekannten Bronzegussformen aus Hösbachit
liegen,
darunter auch ein nach Jahren gefundene, einst fehlende
Hälfte! Man
vergleiche das Stück vorne links mit der Abb. weiter oben. Die
neu
gefundene Hälfte ist von einem Pflug geschädigt, was den
hellen
Streifen erklärt. Die Stücke rechts sind rekonstruierte
Abgüsse,
hergestellt von Karl SCHNEIDER (*07.09.1942 †14.04.2022) aus
Volkach.
aufgenommen am 13.07.2012
Münchbergfest am 14. August 2011 bei Wenighösbach
Der Geschichtsverein von Wenighösbach bleibt der Bronze treu. So
wurde mit Hilfe der Gemeinde und dem Verein für
Heimatpflege Wenighösbach e. V. unter Mithilfe des
Bürgermeisters ein Sandsteinblock* enthüllt, der eine Bronzeplatte
trägt (Panoramastein). Sie weist die Richtungen und nennt die
Entfernungen zu lokalen Fixpunkten - sogar weit entfernter Städte
wie Köln! Die hervorragend gestaltete Platte aus einer patinierten
Bronze wurde vom Künstler Gerold Jäggle aus Stuttgart gestaltet
und hergestellt. Der hübsch gestaltete Platz an einer
Wegabzweigung lädt zum Verweilen und Rasten ein. Unter reger
Teilnahme der örtlichen Bevölkerung und mit einer Verköstigung
durch den Verein konnte eine trockene Pause zwischen Regenschauern
zur Einweihung genutzt werden.
Links: Blick vom Münchberg auf Wenighösbach (im Hintergrund
mitte); rechts die Ansprache
nach der Enthällung mit (v. l.) Pfarrer, Stefan SAUER (Verein f.
Heimatpflege), Gerold JÄGGLE
(Künstler), Bürgermeister HAIN und Ferdinand SAUER (Verein f.
Heimatpflege).
Der Schöpfer und sein Werk: Herr JÄGGLE (Mitte) aus
Stuttgart an der Bronzeplatte am 14.08.2011 hört und
beantwortet Fragen zur Herstellung des Gusses.
*Leider wurde ein Sandsteinblock verwendet, der hier garnicht
vorkommt. Er wird nicht sehr lange halten, da der Stein gegen das
Lager aufgestellt wurde. So kann das Wasser leicht in die
Schichtfugen eindringen und der Frost wird den Stein sprengen. Die
Bronzeplatte wird länger halten. Hätte man mich gefragt, dann
hätte ich einen Hösbachit oder einen örtlichen Gneisbrocken
empfohlen.
Literatur:
HAGL, M. (2008): Ein urnenfelderzeitlicher Depotfund vom
Bullenheimer Berg in Franken (Hort F).- Bayerische
Vorgeschichts-Blätter Beiheft 19, 184 S., 28 Abb., 6 farb.
Tafeln, Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Verlag C. H.
Beck] München.
LANG. T. (2021): Bronzezeitliches Metallhandwerk.- Archäologie in
Deutschland (AiD) Heft 03 2021 Juni- Juli, S. 60, 1 Abb., [wbg
Wissenschaftliche Buchgesellschaft] Darmstadt.
LORENZ, J. (2006): Die geologische Geschichte und die Gesteine von
Wenighösbach im Spessart.- S. 19 – 38, 7 Abb.; in
Interessengemeinschaft Dorfchronik Wenighösbach [Hrsg.] (2006):
Wenighösbach Ein Dorf im Wandel der Zeit, 710 S.,
zahlreiche, teils farb. Abb. und Tab., 2 farbige, gefaltete Pläne
in Umschlagklappe [Kuthal-Druck] Mainaschaff.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G.
HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine.
Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende
Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische,
geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche
Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 627f, 785f.
MATTHES, S. (1963): Exkursion in das Kristallin des Spessarts am
17. September 1962 mit Beträgen von O. BRAITSCH, Göttingen,
M. OKRUSCH, Würzburg und Wi. WEINELT, München.- Fortschr. Mineral.
41, S. 13 - 45, Stuttgart.
MATTHES, S. & OKRUSCH, M. (1965): Spessart.- Sammlung
Geologischer Führer, Band 44, 220 S., [Borntraeger]
Berlin.
MERGENTHALER, M. & KLEIN-PFEUFFER, M. [Hrsg.] (2012): Mythos
Bullenheimer Berg.- 224 S., zahlreiche meist farb. Abb., Fotos,
Skizzen, Zeichnungen, Profile, Knauf-Museum Iphofen, [Verkag J. H.
Röll GmbH] Dettelbach.
MURAWSKI, H. (1992): "Nur ein Stein" GEOLOGIE DES SPESSARTS.- 304
S., herausgegeben von den Museen der Stadt Aschaffenburg.
NEUMANN, G. & VOLLAND, A. (1959): Eine Gussform der mittleren
Bronzezeit von Dippach Kr. Eisenach.- Ausgrabungen und Funde
Nachrichtenblatt für Vor- und Frühgeschichte, Band 4, Heft
5, S. 238 - 240, Tafel 38a-b, [Akademie Verlag] Berlin.
NASIR, S. (1990): Coexisting Cummingtonite-Hornblende Pairs in
Meta-mafic Rocks from Central Spessart Crystalline Complex,
NW-Bavaria, F.R.G.- Chem. Erde 50, S. 181 - 188, [Gustav
Fischer Verl.] Jena.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und
Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer
Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils
farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm)
[Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
OKRUSCH, M. & WEINELT, Wi. (1965): Erläuterungen zur
Geologischen Karte von Bayern 1 : 25000, Blatt Nr. 5921
Schöllkrippen.- 327 S. [Bayer. Geol. Landesamt] München.
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Material für prähistorische Bronze-Gußformen aus dem fränkischen
Raum.- Mainfränkische Studien Band 37, S. 31 - 36, Freunde
Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg.
OKRUSCH, M. & WEBER, K. (1996): Der Kristallinkomplex des
Vorspessart.- Z. geol. Wiss. 24, S. 168, Berlin.
OVERBECK, M. (2018): Die Gießformen in West- und Süddeutschland
(Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern).-
Prähistorische Bronzefunde Abteilung XIX · Band 3, 365 S., 36 Abb.
im Text, Tab., 70 unpag. SW-Tafeln im Anhang, Akademie der
Wissenschaften und der Literatur, Mainz [Franz Steiner Verlag]
Stuttgart.
RÖDIGER, W. & SCHUMACHER, H. (2003): Wachsen und Werden.
Biografie der Unternehmerfamilie Knauf.- 416 S., zahlreiche, meist
farb. Abb., Kanuf Gips KG Iphofen, [Rotabene Medienhaus]
Rothenburg o. d. Tauber.
SCHUBERT, W., OKRUSCH, M. & BÖHME, M. (1998):
Urnenfelderzeitliche Bronze-Gußformen aus dem
fränkisch-thrüringischen Raum: Materialansprache und
archäologische Bedeutung.- S. 791 - 813, 7 Abb., 2 Tab., Tafel 58
und 59.- in ROLLE, R. & SCHMIDT, K. [Hrsg.] (1998):
Archäologische Studien in Kontakzonen der antiken Welt.-
Veröffentlichungen der Joachim Jungius-Gesellschaft der
Wissenschaften Hamburg 87, 886 S., 66 Tafeln, [Vandenhoek
& Ruprecht] Göttingen.
WULF, F. (2013): Bronzezeitliche Waffenschmiede im Leinetal.-
Archäologie in Deutschland (AiD) Heft 1 2013 Februar - März, S.
49, 1 Abb., [Konrad Theiss Verlag GmbH] Stuttgart.
*Bei einem Dünnschliff wird eine Gesteinsscheibe auf 0,030 mm
abgeschliffen, auf eine Glasträgerplatte geklebt und unter dem
Mikroskop, u. a. bei gekreuzten Polarisatoren angeschaut. Man kann
dann die Art der Mineralien, die Anteile und deren Ausbildung
studieren und entsprechende Schlüsse ziehen.
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