"Hösbachit",
das merkwürdige Gestein
(Talk-Chlorit-Amphibol-Fels)
aus dem Spessart

von Joachim A. Lorenz, Karlstein a. Main




Landschaft bei Wenighösbach Hösbachit poliert
Links: Blick von der Feldkahler Höhe nach Süden; es schauen die Häuser von Goldbach bzw. Hösbach heraus,
aufgenommen am 18.04.2003
Rechts: Geschliffene und gut polierter Plattenabschnitt eines gefleckten Hösbachits,
Bildbreite 11 cm.



Panoramabild Wenighösbach
Der in Tal gelegene Ort Wenighösbach als Teil der Gemeinde Hösbach, von Süden aus gesehen (Panoramabild): Über der Kirche erkennt man den bewaldeten Hügel des
Gräfenberges, weiter links in der Senke liegt Rottenberg (nicht sichtbar). Im Tal rechts liegt Hösbach,
aufgenommen am 17.08.2008.
 
 

Hösbachit roh
Das Gestein ist im Acker nur schwer als solches erkennbar:
Lesesteinfund eines Hösbachit, mit den Spuren vom Pflug,
Bildbreite 7 cm

Am Sternberg bei Wenighösbach (Gemeinde Hösbach bei Aschaffenburg) steht ein unscheinbares, aber petrographisch sehr merkwürdiges Gestein an. Dazu existiert ein sehr ausführliches und umfangreiches Schrifttum (MATTHES 1963:43f; MATTHES & OKRUSCH 1965:100-102; OKRUSCH & SCHUBERT 1986:31-36; NASIR (1990:181ff); OKRUSCH & WEINELT 1965:83ff; OKRUSCH & WEBER 1996:168, Okrusch et al. 2011, S. 165, Aufschluss Nr. 47).

Hösabchit
          (geschliffen) Hösbachit
Hösbachit, angeschliffen und poliert,
Bildbreite linsk ca. 15 cm, rechts 6 cm

Das nach heutiger Nomenklatur als Chlorit-Hornblende-Fels bzw. Talk-Chlorit-Amphibol-Fels zu bezeichnende Gestein wurde von  MATTHES & OKRUSCH 1965 als „Hösbachit“ nach dem Fundort bei Hösbach (Wenighösbach) als "Hösbachit" bezeichnet. Im Spessart ist es heute das einzige bekannte Vorkommen. Leider existiert im sehr kleinen Verbreitungsgbiet zur Zeit kein guter Aufschluss (Steinbruch oder Felsen), so dass das Gestein nur in Lesesteinen gewonnen werden kann.

Hösbachit
          (bruchrauh)
Hösbachit, Bruchfläche mit den gläzenden
Flächen der Amphibole,
Bildbreite ca. 10 cm

Das im Handstück (siehe Bild oben) unscheinbare und wenig attraktive Gestein zeigt im Anbruch eine narbig-rauhe Oberfläche. Bei näherer Betrachtung erkennt man die kreuz und quer verwachsenen Amphibolstengel, während der Chlorit kaum ins Auge fällt. Selten sind kleine Talk-Schüppchen als glänzende Stellen zu erkennen. Eine Gefügeregelung oder bevorzugte Spaltbarkeit ist nicht vorhanden. Die Farbe ist im frischen Anbruch grünlich-grau bis grünlich-schwarz. Bei der Bearbeitung fällt die geringe Druckfestigkeit - aber die große Zähigkeit auf. Beim Anschlagen mit dem Hammer wird der Mineralfilz leicht eingedrückt, ohne dass die auftretenden Kräfte zu einer Spaltung des Gesteins führen. Die Schlagspuren bleiben als helle Dellen erhalten. Das geschliffene Gestein führt sich "fettig" an, als griffe man einen Speckstein oder Talk an. Das kommt daher, dass man bei der geschliffenen Fläche immer etwas Talk abschuppt, der das Gefühl eines Babypuders erzeugt.
Die Bearbeitung mit einem groben Sandstein als "Feile" dagegen ist problemlos und führt mit etwas Geduld zur gewünschten Form. Auch mit einer Bronze kann man das Material bearbeiten. Dies belegen besonders die sauberen Bohrungen für die Passstifte der bronzezeitlichen Gussformen. 

Kluft im Hösbachit
Hösbachit mit einer von oben nach unten verlaufende Kluft, ausgefüllt
mit einem parallel faserigen Amphibol. Gefunden von Günter FUCHS
(*19.11.1936 †02.07.2024), Hösbach.
Bildbreite 10 cm

Der Mineralbestand des frischen Gesteins setzt sich zusammen aus (Modal-Analyse): Amphibol 40 -70, Chlorit 20 - 45, Talk 2 - 10, Erze 1 - 7 und Apatit 0 - 2%.

Die chemischen Analysen erbrachte folgende, durchschnittliche Zusammensetzung (Hauptbestandteile und Spurenelemente): 


Hauptbestandteile: Gehalt in Gew.-%: Spurenelemente: Gehalt in µg/g:
SiO2  44,4 - 47,8 Ba    15-30
Al2O3    8,1 - 11,1 Ce    10-30
Fe2O3    3,13 - 4,5 Co    75-110
FeO    6,4 - 9,2 Cr  900-1.800
MnO    0,18 -0,2 Nb      3-5
MgO  18,7 - 22,5 Ni  500-1.200
CaO    5,13 - 8,4 Sc    10-22
Na2O    0,06 - 0,77 Sr    25-45
K2O    0,1 - 0,18 V  120-140
TiO2    0,2 - 0,7 Y    15-30
P2O5    0,05 - 0,15 Zr    20-90
H2O    4,2 - 4,85

Nach chemischen Analysen der einzelnen Mineralien handelt es sich bei den Mineralphasen um cummingtonitische und aktinolithische Hornblende, Klinochlor und Talk. Feldspäte und Quarz fehlen. Die Mineralien sind grobkörnig und eng miteinander verfilzt (siehe Dünnschliffbilder unten), so dass das Gestein eine große Zähigkeit ohne eine bevorzugte Spaltrichtung besteht. Schlägt man mit dem Hammer auf ein rundliches Stück, so erzeugt man zunächst eine helle Delle und das Stück zerbricht erst nach mehrfachem Anschlagen. 

Hösbachit
          (Dünnschliffbild)
Hösbachit, Dünnschlifffoto,
Bildbreite ca. 1 mm
(Foto M. OKRUSCH, Würzburg)

Hoesbachit LPL Hoesbachit #PL
Dünnschliff des Hösbachits (angefertigt von Leonhard WÜNSCHE (*25.09.1942 †15.04.2014) aus Nürnberg), links linear polarisiertes Licht,
rechts gekreuzte Polarsiatoren,
Bildbreite 1,25 mm 

Als Ausgangsgestein vor der Metamorphose wird ein Gabbro angenommen. Das Alter ist wie das der anderen metamorphen Gesteine des Spessarts auf ca. 330 Ma anzusetzen.

Das sehr temperaturbeständige Gestein wurde bereits nachweislich in der Bronzezeit als Material zur Herstellung von Gussformen für den Bronzeguss verwendet. Man fand ein solche Formen bei Hüttenheim, am Bullenheimer Berg bei Neustadt/Aisch in Franken und bei Dippach bei Gerstungen in im Kreis Eisenach in Thüringen! Der sicher Nachweis, dass das Material aus Wenighösbach stammt, wurde mittels Analysen an Dünnschliffen erbracht (SCHUBERT, OKRUSCH & BÖHME 1998). Die mit dem „Hösbachit“ daraufhin gemachten Gussversuche mit Bronze bestätigten die gute Eignung als Formrohstoff. Es ist der wohl exotischste Formenmaterial, den man in der Bronzezeit verwandte. 
Damit ist belegt, dass bereits in der Urnenfelderzeit (Urnenfelderkultur der späten Bronzezeit von etwa 1.300 bis 800 v. Chr.) ein über 100 km weiter Transport und vielleicht ein Handel mit dem Gestein erfolgte. Dies setzt voraus, dass man zu dieser Zeit gezielt auf verwertbare Gesteine prospektierte und auch den Gebrauchswert erforschte. Eine zufällige Entdeckung ist wegen der Kleinheit der Vorkommen und des speziellen Verwendung fast auszuschließen. 

Vermutlich liegen in den Lägern vielen archäologischen Grabungen unerkannte Formen aus Hösbachit. Vermutlich müsste man im Umkreis von 350 km forschen. Da aber die Funde oft bei den Grabenden verblieben, in die nächsten größeren Städte oder gar in die Landeshauptstadt gelangten (oder früher gar nach Berlin), ist das gezielte Suchen eine schwierige Aufgabe. Möglicherweise sind auch solche Stücke gar nicht gesammelt worden oder gingen in den Bombennächten des 2. Weltkriegs verloren.

Die Suche nach weiteren Gussformen aus dem Hösbachit hatte Ende 2022 den ersten Erfolg gebracht. Nach einem Hinweis von Stefan SAUER konnte ein Fund aus Wenkheim (Gemeinde Werbach, Main-Tauber-Kreis), sehr nahe an der heutigen Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg, auch dem Material zugesprochen werden. Der Fund stammt aus einem Grabhügel ungefähr 2 km östlich des Ortes, der bereits 1922/23 archäologisch ausgegraben wurde. Die beiden Formen liegen heute in schwarz präsentiert, in einer großen Glasvitrine im Badisches Landesmuseum in Karlsruhe (Inventarnummer C 10932 und C 10933) im Keller in einem Kontext, bei dem es um das Gießen von Metallen geht. Diese Formen wurden bereits mehrfach publiziert (OVERBECK 2018:135,137). Sie sind in einem sehr fragilen Zustand, z. T. rissig und geklebt und an machen Stellen auch (mit Gips?) ergänzt. Die helle Färbung der Gussformen ist vermutlich darauf zurück zu führen, dass die Lagerung in den basischen Sedimenten des Muschelkalks über 3.000 Jahre dazu geführt hat, dass sich eine dünne Kalkschicht abschied. Diese ist noch überlagert von einer Festigung aus Knochenleim oder so was ähnliches, so dass der Glanz erklärbar ist. 

Bronzegussformen
Ohne die Möglichkeit, diese Gussformen aus Wenkheim nahe in Augenschein
zu nehmen, konnte man das Gestein nicht als Hösbachit erkennen (Badisches
Landesmuseum Karlsruhe);
aufgenommen am 19.12.2022.
 


Waldlaubersheim
In der Zeitschrift AiD (Archäologie in Deutschland) Heft 03/2021 ist im Heft 03/2021 auf Seite 60 ein Beitrag über einen Fund einer Bronze-Gussform aus Waldlaubersheim bei Bad Kreuznach erwähnt (LANG 2021). Die Abbildung zeigt eine Formhälfte für ein "Beil" und außen für 4 Ringe (siehe Foto oben). Das Gestein wurde darin als „Metamorphit“ bezeichnet und sah nach der Abb. so aus, als bestünde es aus Hösbachit. Es konnte am 07.02.2023 in Mainz begutachtet werden und erwies sich tatsächlich als Hösbachit, so dass man jetzt auch einen Transport von 100 km nach Westen nachweisen kann. 



Hannover
Ein Fund einer etwa 25 cm langen Bronze-Gussform bei Sarstedt bei Hannover (AiD 1/2013 S. 49) erwies sich nach einer Inaugenscheinnahme ebenfalls aus Hösbachit und damit auch aus dem Spessart stammend. Die Gussform einer Lanzenspitze mit 2 Bohrungen für Passstifte ist gebrochen und sie wird in der archäologischen Ausstellung des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover gezeigt.


Streufunde von Hösbachit auf Äckern um Stockstadt lassen darauf schließen, dass auch hier das Gestein bearbeitet wurde. 


 





Bronzegussfest am 17. August 2008 bei Wenighösbach

Der Verein für Heimatpflege Wenighösbach e. V. lud zum 1. Bronzegussfest nach Wenighösbach ein. Und hunderte von Besuchern kamen und sahen, wie man mit einfachen Mitteln wie einem Tiegel, Holzkohle, einem Blasebalg, Zangen, Formen und "Erfahrung" Bronze gießen kann. Mitglieder der Gruppe "Werkburg" aus Darmstadt unter der Leitung von Michael IBSEN erzeugten schwitzend zahlreiche Abgüsse bei dem warmen und trockenen Wetter. Ein Rahmenprogramm aus Vorträgen, eine Ausstellung, Zinngießen, eine Führung und Speisen und Getränke luden zum Kommen ein:

Gießerzelt
Das Zelt der Gruppe "Werkburg" aus Darmstadt am späten Vormittag, noch spärlich besucht. Im Vordergrund erkennt man in der Asche des Feuers die Formen aus Ton, die nach dem Abgießen zerschlagen werden müssen.
Vortrag Herr
                Okrusch
Herr Prof. Dr. Martin OKRUSCH von der Universität Würzburg bei seinem Vortrag zur früheren Verwendung des Hösbachit als Formenmaterial - hier am Beispiel eines originalen Bruchstückes einer Form aus der Bronzezeit, gefunde in der Nähe von Kitzingen.
Zinngießen
Auch die Kinder kamen nicht zu kurz: Sie konnten "Jochbach-Taler" aus Zinn gießen bzw. gießen lassen und wurden so spielerisch an den Guss von Metallen heran geführt.
Abgüsse von G.
                Jäggle
Filigran erscheinende Bronzeabgüsse in Formen aus Hösbachit, montiert auf Hösbachit-Klötze des Künstlers und Bildhauers Gerold JÄGGLE aus Ertingen
 
Gussformstück
Originales Bruchstück einer urnenfelderzeitlichen (vor ~3.000 Jahren) Bronzegussform für ein Randleistenbeil (links der Einguss) aus Hösbachit aus Wenighösbach - gefunden bei Hüttenheim in der Nähe von Kitzingen. Die geteilte Form hatte Passbohrungen für ein genaues Zusammensetzen der Formhälften. Das Stück wurde von Herrn Erwin GREULICH aus Hüttenheim zur Schau gestellt.

Im Jahr 2011 wurde die fehlende Hälfte von Herrn GREULICH gefunden und beide Stücke waren im Knauf-Museum in Iphofen ausgestellt (siehe unten).
Herr Greulich
Herr Erwin GREULICH aus Hüttenheim (Markt Willanzheim), der Finder der bronzezeitlichen Gussformen aus Hösbachit auf den Feldern im Raum Kitzingen. Ihm ist es zu verdanken, dass diese Funde mit einem interdisziplinären Ansatz unter Verwendung von mineralogischen Methoden in Würzburg untersucht werden konnten.
Feuer mit
                Tiegel
In dem mit Holzkohle genährten Feuer wurde in einem Tiegel aus Graphit die Bronze erschmolzen. Zum Erreichen der Schmelztemperatur der Zinnbronze von ca. 1.200° C musste ein Blasbalg eingesetzt werden.
Bronzegussform
Die moderne Bronzegussform eines Randleistenbeiles in Hösbachit graviert von Stefan SAUER aus Wenighösbach vor dem Abguss, mit den hölzernen Passbolzen und Kerben zum Verspannen der Formhälften.
frisch
                gegossen
Der sichtlich stolze Stefan SAUER beim Begutachten des Erstgusses eines Bronzebeiles.

Hier glitzert die goldene Bronze. Die Bronzefunde unserer Vorfahren der Archäologen sind dagegen grünlich braun. Nicht metallisch glänzend und auch matt. In den 3 Jahrtausenden ist ein Teil der Bronze in Oxide und Carbonate umgewandelt worden, die stumpf und glanzlos aussehen. Somit ist es es sehr schwer, sich den einstigen metallisch-goldenen Glanz in den Vitrinen der Museen vorzustellen.
Bronzebeil
Das erste Randleistenbeil aus Zinnbronze (80 % Cu, 20 % Sn) nach dem Guss in der Formhälfte aus Hösbachit. Da die Form kalt war, ist die Bronze zu schnell erkaltet und zeigt eine sehr unebene Oberfläche und ein Loch (Lunker) im Bereich der dünnen
Schneide. Für weitere Abgüsse muss die Form sicher ~300° vorgewärmt werden, so dass diese sicher trocken ist. Da das Metall dann nicht abgeschreckt wird, gibt es eine schönere Oberfläche als auch eine bessere Abformung im Schneidenbereich. Weiter fehlt ein Formlack, also eine Schlichte, die die Ablösung vom Gestein erleichtern würde.

Nach dem Erfolg kann man davon ausgehen, dass es in den nächsten Jahren weitere Veranstaltungen dieser Art in Wenighösbach geben wird. Mit mehr Erfahrung werden auch bessere Abgüsse erzeugt werden können.
 

Hinweis:
Eine sehr ausführliche Darstellung der Gesteine und deren Geschichte um Wenighösbach findet sich in der Chronik von Wenighösbach, darin auch ein sehr umfangreicher Beitrag von OKRUSCH & SCHUBERT zum Hösbachit.




Exkurs zu den Fundstellen der Bronzegussformen:

Ortsschild Hüttenheim

Hüttenheim & Bullenheimer Berg, die Fundstelle der Bronzegussformen
Der kleine Weinort Hüttenheim (zum Markt Wilanzheim gehörend) liegt ca. 10 km südöstlich von Kitzingen am Rande des Steigerwaldes, unmittelbar am Rande der Steilstufe (hier ist das fränkische Schichtstufenland plastisch sichtbar). In der hügeligen Ebene herrschen Kalke vor, darin eingeschaltet Gips und Anhydrit (der wird hier untertägig in einem sehr weitläufigen Bergwerk von der Fa. Knauf zur Herstellung von Estrichen abgebaut), darüber auch die Keupersandsteine.

Kirchenburg, Hüttenheim Gipsmauer
Die Kirchenburg in Hüttenheim, links die inneren Gebäude an der Umfassungsmauer, rechts die im Zentrum die Kirche. Teile der Bauten
bestehen aus großen Gips-Quadern, der zwar zum Zeitpunkt des Bauens leicht bearbeitbar ist, aber da wasserlösch, heute bei der Erhaltung
große Probleme macht (ähnlich wie beim Anhydrit, der unter Volumenzunahme in Gips umwandelt). In Hüttenheim gibt es keine Straßennamen,
sondern nur ausgeschilderte Hausnummern (so wie das in vielen Ortschaften des Spessarts früher auch der Fall war)!
aufgenommen am 01.02.2009

Die Lehmböden sind arm an Steinen. Hoch über Hüttenheim und über dem benachbarten Bullenheim ragt der Bullenheimer Berg auf. Auf ihm befindet sich ein Ringwall. Die außerordentliche Lage muss einst eine große Bedeutung gehabt haben, denn man fand hier einen großen Hortfund, der im Mainfränkischen Museum in der Feste Marienberg in Würzburg ausgestellt ist. 

Hüttenheim und Bullenheimer Berg Hortfund, Bullenheimer Berg
Links: Der Bullenheimer Berg mit seinen (flurbereinigten) Weinbergen auf den kalkigen Keupersedimenten (darüber der Wald auf den armen Sandsteinen), dahinter Hüttenheim und weit entfernt der Steigerwald mit Iophofen. Der Bullenheimer Berg war in der Unrnenfelderzeit eine Ringwallanlage, was auf einen beudenden Ort schließen lässt. Leider wurden sicher viele Funde auf dem ca. 30 ha großen Plateau des markanten Berges durch Raubgräber mittels Sonden gefunden und dann verscherbelt.
Rechts: Teile des Hortfundes oder Depotfundes vom Bullenheimer Berg (Hort F), ausgestellt in der Sammlung des Mainfränkischen Museums in der Feste Marienberg in Würzburg (die Beschriftung der bedeutenden Exponate in dem Museum ist typisch schlecht (für archäologische Museen), da man nicht erkennen kann welches Stück zu der dürftigen Beschriftung gehört.). Man erkennt auf dem Bild Schaukelringe, (Lappen-)Beile (z. T. mit einer angegossenen Öse), eine Lanzenspitze, Messer und im Hintergrund Bronzegusskuchen ("Bronze-Barren") (beschrieben als Hortfund F, HAGL 2008). Dazu gehören noch Sicheln und eine Amphore aus Bronzeblech, ein Unikat ohne einen ähnlichen Fund irgendwo sonst. In dieser fand man die Samen vom Schlafmohn in einer Menge, die absichtlich eingefügt worden sein muss; dies bedeutet, dass man hier in der Urnefelderzeit bereits den Schlafmohn anbaute und sicher auch dessen Wirkung kannte.
Das es auf dem Berg eine ganz Reihe solcher Funde gab und man die Reste einer Besiedlung fand, war dieser markante Berg Teil einer Gesellschaft, die über eindrucksvolle handwerkliche Fähigkeiten verfügte. Sicher ist, dass man hier auch Bronze schmolz und vergoss. Da es weit und breit keine Vorkommen für Kupfer und Zinn gibt, musste das Metall über einen Fernhandel herangeschafftz werden. Auch dies zeugt von einer langfristigen Verflechtung der Beziehungen, da die nächsten abbauwürdigen Zinnvorkommen im Erzgebirge oder in Großbritannien liegen. Kupfererze die mit den damaligen Methoden verhüttbar waren, sind weiter verbreitet und stehen in den Mittelgebirgen und dem alpinen Raum an.

Anhydrit-Bergwerk Firma
        Knauf, Hüttenheim
Das Anhydrit-Bergwerk der weltweit tätigen Fa. Knauf in Hüttenheim, in dem eine ca. 4 m mächtige Lage des Anhydrits im Keuper abgebaut wird.
Das Berwerk erstreckt sich auf eine Fläche von mehr als 1,3 km² Fläche und ca. 130 km offene Strecken. Das abgebaute Gestein wurd bereits unter
Tage auf eine Korngröße <50 mm gebrochen und dann mittels Förderbänder ins Estrichwerk transportiert; links eine Jubiläumslore am Stollenmundloch
mit dahinter anstehendem Gips/Anhydrit.
aufgenommen am 01.02.2009
Rechts die weithin sichtbare Aufbereitung mit dem 1985 erbauten Estrichwerk. Hier werden 14 verschiedene Produkte wie Fließerstriche, Nivellierestriche,
Füll- und Spachtelmassen. 1992 wurde das Werk "runderneuert" und auf eine Jahreskapazität von 400.000 t ausgebaut. 1999 wurde der 2,5-millionste
Tonne Fließestrich verladen (RÖDIGER & SCHUMACHER 2003:240ff).


Hüttenheim-Panorama Winterlicher Blick auf Hüttenheim (aufgenommen am 01.02.2009). Hier auf den Feldern fand Herr GREULICH vom Weingut Ebracher Hof in Hüttenheim Bronzegussformen; kaum zu glauben, wenn man die weiten Feldfluren anschaut. 

Ebracher Hof, Hüttenheim   Wein aus Hüttenheim
Das schön restaurierte Haus des im Weingut Ebracher Hof  in Hüttenheim (Hüttenheim
Haus Nr. 58), daneben Wein vom Hüttenheimer Tannenberg.




Vom 1. Juli  - 4. November 2012 fand im Knauf-Museum Iphofen eine Ausstellung statt:
"Mythos Bullenheimer Berg".  
Dabei wurden die sonst verstreut verwahrten Funde des markanten Bergs in einer sehr gut ausgestalteten (aber nach meiner Meinung zu dunklen) Ausstellung nebeneinander präsentiert. Darunter auch zahlreiche Hortfunde aus Bronze, die merkwürdigen Goldhüte und Rekonstruktionen der Verwendung. Ein Film erläuert zusätzlich die Historie und die Erforschung mit sehr unterschiedlichen Methoden. Dazu gibt es ein gutes Buch ("Mythos Bullenheimer Berg"
), in dem die Inhalte der Ausstellung vertiefend dargestellt wurden (MERGENTHALER & KLEIN-PFEUFFER 2012).

Bronzegussform
In dem begehbaren Geländemodell waren kleine Vitrinen eingelassen,
in der auch 2 der bekannten Bronzegussformen aus Hösbachit liegen,
darunter auch ein nach Jahren gefundene, einst fehlende Hälfte! Man
vergleiche das Stück vorne links mit der Abb. weiter oben. Die neu
gefundene Hälfte ist von einem Pflug geschädigt, was den hellen
Streifen erklärt. Die Stücke rechts sind rekonstruierte Abgüsse,
hergestellt von Karl SCHNEIDER (*07.09.1942 †14.04.2022) aus
Volkach.
aufgenommen am 13.07.2012




Münchbergfest am 14. August 2011 bei Wenighösbach

Der Geschichtsverein von Wenighösbach bleibt der Bronze treu. So wurde mit Hilfe der Gemeinde und dem Verein für Heimatpflege Wenighösbach e. V. unter Mithilfe des Bürgermeisters ein Sandsteinblock* enthüllt, der eine Bronzeplatte trägt (Panoramastein). Sie weist die Richtungen und nennt die Entfernungen zu lokalen Fixpunkten - sogar weit entfernter Städte wie Köln! Die hervorragend gestaltete Platte aus einer patinierten Bronze wurde vom Künstler Gerold Jäggle aus Stuttgart gestaltet und hergestellt. Der hübsch gestaltete Platz an einer Wegabzweigung lädt zum Verweilen und Rasten ein. Unter reger Teilnahme der örtlichen Bevölkerung und mit einer Verköstigung durch den Verein konnte eine trockene Pause zwischen Regenschauern zur Einweihung  genutzt werden. 

Münchbergfest  Panoramastein
Links: Blick vom Münchberg auf Wenighösbach (im Hintergrund mitte); rechts die Ansprache
nach der Enthällung mit (v. l.) Pfarrer, Stefan SAUER (Verein f. Heimatpflege), Gerold JÄGGLE
(Künstler), Bürgermeister HAIN und Ferdinand SAUER (Verein f. Heimatpflege).

Bronzeplatte
Der Schöpfer und sein Werk: Herr JÄGGLE (Mitte) aus
Stuttgart an der Bronzeplatte am 14.08.2011 hört und
beantwortet Fragen zur Herstellung des Gusses.


*Leider wurde ein Sandsteinblock verwendet, der hier garnicht vorkommt. Er wird nicht sehr lange halten, da der Stein gegen das Lager aufgestellt wurde. So kann das Wasser leicht in die Schichtfugen eindringen und der Frost wird den Stein sprengen. Die Bronzeplatte wird länger halten. Hätte man mich gefragt, dann hätte ich einen Hösbachit oder einen örtlichen Gneisbrocken empfohlen.



Literatur:
HAGL, M. (2008): Ein urnenfelderzeitlicher Depotfund vom Bullenheimer Berg in Franken (Hort F).- Bayerische Vorgeschichts-Blätter Beiheft 19, 184 S., 28 Abb., 6 farb. Tafeln, Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Verlag C. H. Beck] München.
LANG. T. (2021): Bronzezeitliches Metallhandwerk.- Archäologie in Deutschland (AiD) Heft 03 2021 Juni- Juli, S. 60, 1 Abb., [wbg Wissenschaftliche Buchgesellschaft] Darmstadt.
LORENZ, J. (2006): Die geologische Geschichte und die Gesteine von Wenighösbach im Spessart.- S. 19 – 38, 7 Abb.; in Interessengemeinschaft Dorfchronik Wenighösbach [Hrsg.] (2006): Wenighösbach  Ein Dorf im Wandel der Zeit, 710 S., zahlreiche, teils farb. Abb. und Tab., 2 farbige, gefaltete Pläne in Umschlagklappe [Kuthal-Druck] Mainaschaff.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 627f, 785f.
MATTHES, S. (1963): Exkursion in das Kristallin des Spessarts am 17. September  1962 mit Beträgen von O. BRAITSCH, Göttingen, M. OKRUSCH, Würzburg und Wi. WEINELT, München.- Fortschr. Mineral. 41, S. 13 - 45, Stuttgart.
MATTHES, S. & OKRUSCH, M. (1965): Spessart.- Sammlung Geologischer Führer, Band 44, 220 S., [Borntraeger] Berlin.
MERGENTHALER, M. & KLEIN-PFEUFFER, M. [Hrsg.] (2012): Mythos Bullenheimer Berg.- 224 S., zahlreiche meist farb. Abb., Fotos, Skizzen, Zeichnungen, Profile, Knauf-Museum Iphofen, [Verkag J. H. Röll GmbH] Dettelbach.
MURAWSKI, H. (1992): "Nur ein Stein" GEOLOGIE DES SPESSARTS.- 304 S., herausgegeben von den Museen der Stadt Aschaffenburg.
NEUMANN, G. & VOLLAND, A. (1959): Eine Gussform der mittleren Bronzezeit von Dippach Kr. Eisenach.- Ausgrabungen und Funde Nachrichtenblatt für Vor- und Frühgeschichte, Band 4, Heft 5, S. 238 - 240, Tafel 38a-b, [Akademie Verlag] Berlin.
NASIR, S. (1990): Coexisting Cummingtonite-Hornblende Pairs in Meta-mafic Rocks from Central Spessart Crystalline Complex, NW-Bavaria, F.R.G.- Chem. Erde 50, S. 181 - 188, [Gustav Fischer Verl.] Jena.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm) [Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
OKRUSCH, M. & WEINELT, Wi. (1965): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1 : 25000, Blatt Nr. 5921 Schöllkrippen.- 327 S. [Bayer. Geol. Landesamt] München.
OKRUSCH, M. & SCHUBERT, W. (1986): Das Gestein Hösbachit als Material für prähistorische Bronze-Gußformen aus dem fränkischen Raum.- Mainfränkische Studien Band 37, S. 31 - 36, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e. V. Würzburg.
OKRUSCH, M. & WEBER, K. (1996): Der Kristallinkomplex des Vorspessart.- Z. geol. Wiss. 24, S. 168, Berlin.
OVERBECK, M. (2018): Die Gießformen in West- und Süddeutschland (Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern).- Prähistorische Bronzefunde Abteilung XIX · Band 3, 365 S., 36 Abb. im Text, Tab., 70 unpag. SW-Tafeln im Anhang, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz [Franz Steiner Verlag] Stuttgart.  
RÖDIGER, W. & SCHUMACHER, H. (2003): Wachsen und Werden. Biografie der Unternehmerfamilie Knauf.- 416 S., zahlreiche, meist farb. Abb., Kanuf Gips KG Iphofen, [Rotabene Medienhaus] Rothenburg o. d. Tauber.
SCHUBERT, W., OKRUSCH, M. & BÖHME, M. (1998): Urnenfelderzeitliche Bronze-Gußformen aus dem fränkisch-thrüringischen Raum: Materialansprache und archäologische Bedeutung.- S. 791 - 813, 7 Abb., 2 Tab., Tafel 58 und 59.- in ROLLE, R. & SCHMIDT, K. [Hrsg.] (1998): Archäologische Studien in Kontakzonen der antiken Welt.- Veröffentlichungen der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg 87, 886 S., 66 Tafeln, [Vandenhoek & Ruprecht] Göttingen.
WULF, F. (2013): Bronzezeitliche Waffenschmiede im Leinetal.- Archäologie in Deutschland (AiD) Heft 1 2013 Februar - März, S. 49, 1 Abb., [Konrad Theiss Verlag GmbH] Stuttgart. 

 

*Bei einem Dünnschliff wird eine Gesteinsscheibe auf 0,030 mm abgeschliffen, auf eine Glasträgerplatte geklebt und unter dem Mikroskop, u. a. bei gekreuzten Polarisatoren angeschaut. Man kann dann die Art der Mineralien, die Anteile und deren Ausbildung studieren und entsprechende Schlüsse ziehen.


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