Die lange Straßenbaustelle von 1983
zwischen Hösbach und Schimborn
bei Feldkahl
im Spessart. 
 


von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main

Rutschung
          2015 Rutschung
   Die Gneis-Felsen an der Straße von Hösbach nach Schimborn in der Höhe von Feldkahl nach der Felsrutschung 2015,
aufgenommen am 27.02.2016. Inzwischen wurde die Stelle saniert, so dass man die Felsen kaum mehr sehen kann.



Felsen am Straßenrand
Die Felsen nach dem Freischneiden am 10.03.2002


Gneisfelsen an der Straße zwischen Schimborn und Hösbach
Straßenneubau am "Hühner Grund" zwischen Feldkahl und Wenighösbach der Verbindungsstraße (Staatsstraße 2307) Schimborn - Hösbach (Geologische Karte Blatt 5921 Schöllkrippen, R 1440 H 4460; Fundortnummer
268). Der Aufschluss bestand in der Bauzeit von Ende 1982 bis ca. 1985. 

Hühnergrund 1983
Blick aus der Baustelle in Richtung Wenighösbach. In dem Felsen
rechts sind die mineralreichen Klüfte noch verborgen,
aufgenommen von R. T. SCHMITT (Würzburg) im März 1983.

Der hier anstehende (Staurolith-)Granat-Plagioklas-Gneis (OKRUSCH 2011:156f) ist sehr reich an Feldspat, so dass der mehr verwitterungsbeständig ist, als die sonstigen Glimmerschiefer. Außerdem ist das Kluftnetz nicht so kleinräumig, so dass große Felsblöcke gebildet werden können. Infolge der Härte wurden die Felsen beim Bau der Straße nicht eingeebnet, sondern man ließ die Rippen stehen.

Im November 2015 kam es zum Abrutschen von einigen Tonnen Fels an der nahezu senkrecht aufragenden Felsrippe, ausgelöst durch die tiefreichenden Wurzeln der Bäume, die in den letzten Jahren darauf bzw. hinein gewachsen sind. 


Fundsituation Quarzkristalle
Links: Der größte der in der alpinotypen Kluft gefundenen Quarz-Kristalle in Fundsituation im Juni 1983 (Foto Hans KOLB, Aschaffenburg). 
Rechts: Der Quarz-Kristall der hier kopfüber in der Druse hing, nach der Bergung;
Bildbreite 15 cm

In den alpinotypen Klüften konnten bis zu 15 cm große Quarz-Kristalle gefunden werden (HOCK et al. 1986). Dabei wurde der größte und unbeschädigt herausgemeißelte Kristall im Bild oben nach dem Finder Roland BATHON "Roland" getauft. Die Mineraliensammler Peter VÖLKER, Hans KOLB und Rudolf KULLMANN halfen bei der schweißtreibenden Bergung des einmaligen Fundes und sicherten auch die Mineralien der Umgebung. Weitere Sammler konnten in den Felsmassen der weitläufigen Baustelle weitere Teile der Kluft und auch noch frei gewachsene Quarzkristalle in einer für den Spessart seltenen Größe und Habitus bergen. Diese Quarze sind meist von Chlorit überwachsen, wie man das von den alpinen Klüften kennt. 


Folgende Mineralien sind hier gefunden worden:
Ein Mineral der Amphibol-Gruppe, Anatas, Andalusit, Biotit, Chalcedon, Chlorit, Epidot, Feldspat, Ilmenit, Magnetit, Muskovit, Quarz, Titanit, Adular, Aktinolith, Apatit, Beryll, Chalkopyrit, Disthen, Fuchsit, Granat, Hämatit, Rutil, Sericit, Titanomagnetit, Schörl, Zirkon, aber teils nur in winzigen Kristallen.


Titanit
Titanit-Kristalle, Slg. A. VORBECK, Goldbach,
Bildbreite 2 cm

Epidot
Epidot-Kristalle auf Feldspat, Slg. A. VORBECK, Goldbach,
Bildbreite 2 cm

Apatit
Gebrochener Apatit-Kristall, Slg. A. VORBECK, Goldbach,
Bildbreite 2 cm

Anatas
Winzige "oktaedrische" Anatas-Kristalle auf Epidot-Stängeln und
überzogen von Eisenhydroxiden, gefunden am 01.04.1983,
Sammlumg Nr. 437,
Bildbreite 7 mm

Anatas-Kristall
Kleiner Anatas-Kristall in einer Kluft, auf Feldspat aufgewachsen,
Sammlung Nr. 1053
Bildbreite 1,5 mm



Infolge des Bewuchses und der Nähe zur Straße sind keine Funde mehr möglich. 

Anmerkung: 
Ich konnte den Aufschluss eigentlich nur einmal besuchen, denn zu dieser Zeit besuchte ich für eine 3,5 jährige Fortbildung die Abendschule in Aschaffenburg und musste neben meiner bisherigen Tätigkeit auch noch einen neuen Beruf lernen. So bleib in den Jahren kaum Zeit für eine andere Beschäftigung. Aber die Sammlerkollegen haben dankenswerterweise die interessantesten Funde aus der Baustelle geborgen und so der Nachwelt erhalten. 



Schimborn - Feldkahl

2015 wurde in der Verängerung der gleichen Straße zwischen Schimborn und Feldkahl ein Radweg gebaut. Er streift die Böschungen der östlich davon liegenden Hügel und bei den Bauarbeiten wurden die Hänge steiler abgeböscht. Dabei fanden sich auch wieder die Felsen und Kernsteine aus dem Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis und -Glimmerschiefer. Besonders beeindruckend ist ein erfreulicherweise stehen gebliebener Felsen mit einer herrlichen Stauchfältelung und einem Krenulationsgefüge. In weiten Teilen der Böschung war ein Gneis-Saprolith mit Klüftung und Quarz-Gängen frei gelegt worden, der in den oberen Teilen von Löss überdeckt ist. Infolge der Phobie gegen Felsen sind alle Böschungen mit Allerweltspflanzen übergrünt worden.

SGPG
          Schimborn Radweg SGPG-Fels
Die Baustelle für den Radweg zwischen Schimborn und Feldkahl am 26.07.2015:
Felsen mit einer schönen Stauchfältelung. Bei näherem Hinsehen erkennt man den sehr unterschiedlichen Gehalt als Plagioklas und auch
reichlich bis zu 2 cm große Staurolith-Kristalle (siehe Abb. unten). Die quarzreichen Partien treten als positiv herauspräparierte Lagen hervor.
Der Fels ist sicher der derzeit schönste Felsen der Mömbris-Formation im Verbreitungsgebiet.

Staurolith im Gneis
Nach dem der Regen den Felsen gereinigt hat, treten die braunen, harten
Staurolith-Kristalle und die hellen Plagioklas-Porphyroblasten hervor,

aufgenommen am 10.04.2016

Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis wie
        links jedoch bei #Pol
Ein Stück des Gesteins vom Felsen oben mit einem horizontal liegenden, reliktischen Staurolith-Kristall, der
im Wachstum behindert war. Darüber hinaus ist der Plagioklas, Granat, Glimmer und Quarz zu erkennen.
Damit kann das Gestein als Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis bezeichnet werden. 
Bildbreite des Dünnschliffs 5 mm,
links bei linear polarisiertem Licht, rechts der gleiche Ausschnitt bei gekreuzten Polarisatoren


Der 2018 gebaute Radweg von Feldkahl bis zum Golfplatz schuf neue Aufschlüsse:

Gneisfindling
        bei Feldkahl
Rundlich-länglicher, kavernöser Gneisblock ("Findling") (Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis)
von etwa 5 t Gewicht an der Straße von Hösbach nach Schimborn, 2018 bei
Bauarbeiten für einen neuen Radweg aus einerBöschung frei gelegt. Im Hintergrund
sind weitere Felsen (siehe oben) zu sehen, die 1983 beim Bau der Straße
angeschnitten wurden.
Aufgenommen am 02.09.2018

Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis
Relativ frischer Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis mit reichlich unscheinbaren Staurolith-Porphyroblasten und wenig Plagioklas, dazu noch eine aufgeprägte Kleinfältelung. Angeschliffenes Handstück,
Bildbreite 13 cm 
Amphibolit
Gleichkörniger Biotit-Amphibolit, angeschliffen und poliert
Bildbreite 14 cm
Quarzit
Sehr merkwürdiges Gestein aus Quarz, Magnetit, wenig Gimmer, bereichsweise auch reichlich Feldspat und darin einzelnen Amphibol-Stängeln. Das auffallend feinkörnige Gestein ist in der geologischen Karte als Quarz-Plagioklas-Fels bezeichnet worden. Es erinnert an einen Migmatit, angeschliffen und poliert
Bildbreite 15 cm



Literatur:

HOCK, J., KOLB, H. & VÖLKER, P. (1986): Seltener Kluftfund im kristallinen Vorspessart.- Aufschluss 37, S. 239 - 244, 3 Abb., [VFMG] Heidelberg.
KREUZER, H., LENZ, H., HARRE, W., MATTHES, S., OKRUSCH, M. & RICHTER, P. (1973): Zur Altersstellung der Rotgneise im Spessart Rb/Sr-Gesamtgesteins-Datierungen.- Geol. Jb A9, S. 69 - 88, Hannover.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G. HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine. Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische, geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 242, 247.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm) [Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
OKRUSCH, M. & WEINELT, W. (1965): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:25000 Blatt 5921 Schöllkrippen.- S. 82 ff, München.
OKRUSCH, M. & WEBER, K. (1996): Der Kristallinkomplex des Vorspessart.- Z. geol. Wiss. 24, S. 168, Berlin.  


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