Findlinge
im Spessart? 

Hier wird der Unterschied zwischen den heimischen "Findlingen" und den bekannten Findlingen aus Norddeutschland erklärt.


von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main



 
Findling von der Lache
Ein gefasster Gneis-Findling aus der Lache in Goldbach bei Aschaffenburg wurde unweit der Fa. Löwer aufgestellt
und die Entstehung mit einer Tafel erklärt. Der Ort befindet sich „An der Lache“, neben der Fa. Werner Recycling
und der Brücke über den Röderbach zwischen Goldbach und Aschaffenburg, der nicht weit entfernt in die Aschaff
mündet;
aufgenommen am 09.06.2018


Findlinge (Kernsteine) aus einer Wollsackverwitterung

Tafel zum
          Findling
Tafel mit der Legende zum Gestein, seiner Entstehung und des Alters des
Findlings an der Lache in Goldbach.


Die Findlinge (Kernsteine) an der Lache in Goldbach bestehen aus dem Gestein Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis der Mömbris-Formation:


Gneis
Blick auf die Schieferung:
Man erkennt viele trennende schwarze Biotit- und silbrige Muskovit-Schüppchen und dazwischen weißen Feldspat und grauen Quarz. Dies ist die bevorzugte Bruchfläche und der Grund für die oft abgeplattete Form der Findlinge,
Bildreite 8 cm

Gneis poliert
Blick auf den Querbruch senkrecht zur Schieferung, geschliffen und poliert:
Dabei fällt der hohe Anteil an Feldspat (Plagioklas) und Quarz ins Auge - unterbrochen von den Glimmerschüppchen (der Muskovit fällt hier kaum auf). Im Gegenlicht und am metallischen Glanz erkennt man die reichlich metallisch glänzenden Körnchen aus Magnetit und Hämatit, selten auch Pyrit-Einschlüsse,
Bildbreite 8 cm


Gneis
Bruchrauhe Fläche senkrecht zur Schieferung:
Das Zurechtschlagen einer solchen Bruchfläche erweist sich als sehr schwierig und dabei erfährt man die enorme Härte des Gneises quer zur Schieferung,
Bildbreite 8 cm

Die namengebenden Gesteinsbestandteile wie Staurolith und almandinreicher Granat sind so klein, dass sie auf der Schieferungsfläche kaum und im Querbruch nur schwer erkennbar sind. Aber mit dem Mikroskop sind diese leicht zu finden. Am besten sieht man alle Gesteins-Bestandteile in einem Dünnschliff bei polarisiertem Licht an.
Wenige und im großen Abstand vorhandene Klüfte und der hohe Anteil an Plagioklas und Quarz macht das Gestein für die Verwitterung weniger anfällig als bei den glimmerreichen Varianten. Damit ist die Voraussetzung geschaffen, dass eine Kernsteinbildung in größerem Umfang möglich ist. Mit der Freilegung durch die Erosion und die Bautätigkeit des Menschen kamen dann die Felsen ("Findlinge") zu Tage. 

Segnung
Unter großer Anteilnahme von etwa 170 Besuchern wurde der Stein mit der
Madonna am 01.05.2019 vom Goldbacher Pfarrer gesegnet.

Während der Bauarbeiten zur Erweiterung des Betriesbgeländes wurde im März 2019 im Stützenbereich für eine Halle ein gar 46 t schwerer Findling aus dem gleichen Gestein frei gelegt. Die Fa. Werner ließ den Stein mit erheblichem Aufwand gegenüber an die Ecke einer Wand transportieren, wo er zuküftig den Besucher bzw. die am Zaun vorbei laufenden erfreuen wird.



Findlinge
Isoliert vorgefundene, natürlich geformte auffallend große (etwa über 1 m³) Felsen werden nach den von Gletschereis bewegten norddeutschen Steinen (siehe unten) überall als "Findlinge" bezeichnet. Synonyme sind Monolithe, erratische Blöcke, Felsblöcke, auch nach dem Comic von Asterix & Obelix "Hinkelsteine", usw. Die Entstehung wurde bereits bei SCHOTT (1931: 36ff) ausührlich für Odenwald und Spessart beschrieben.

Wollsackverwitterung
Beginnende Kernsteinbildung an einer Kluft im Diorit. Steinbruch zwischen Gailbach und Schweinheim,
aufgenommen am 01.06.2019

Entstehung
Unter einem deutlich wärmeren und feuchteren Klima - zuletzt anhaltend lange im Miozän - griff das mit Kohlen- und Huminsäuren beladene Wasser entlang der Klüfte das Gestein an und löste an der Korngrenzen der Gesteinsbestandteile die leicht löslichen Mineralien wie Glimmer und Feldspäte. Dadurch werden Tonmineralien gebildet und der Kornverband gelockert, so dass das Gestein vergrust. Der Vorgang schreitet fort, aber bei einem weitständigen Kluftnetz verbleiben mehr oder minder große Kernsteine (siehe Foto oben) zwischen den Klüften. In den Kaltphasen des Quartärs wurden die oberflächennahen Teile der Vergrusung abgeführt, so dass die großen Kernsteine an Ort und Stelle liegen blieben ("Wollsackverwitterung"). Dies führt in Hang- und Gipfellagen zu den bekannten Blockmeeren. Diese Art Verwitterung ist an Gesteine gebunden, nur wenige  Klüfte aufweisen, keine Vorzugsrichtung in der Spaltbarkeit aufweisen und über einen langen Zeitraum stabil sind; bevorzugte Gesteine sind Granite, Diorite und ähnliche Gesteine. Nicht geeignet sind glimmerreiche Schiefer, vulkanische Gesteine, Carbonate, ...
Diese Verwitterungsformen sind weltweit verbreitet. Bekannte Vorkommen sind:

Aber das sind nur noch die Reste eines einst viel größeren Reichtums an solchen Felsen. Von der Natur ausgewählt und für rissfrei befunden, wurden viele dieser Steine leicht erreichbaren zu Werksteinen verarbeitet.


Der bekannteste und größte Felsblock dieser Art im Spessart wurde als "Dicker Stein" beschrieben (LORENZ 2004) und er befindet sich nicht weit entfernt oberhalt der Autobahn A3 an der Anschlusstelle Goldbach. Auch hier wurde eine Tafel zur Erläuterung aufgestellt. Aber auch normale Felsen aus Steinbrüchen werden als "Findlinge" gehandelt, sind streng genommen aber keine. Der Gesteinsfachhandel bietet jedoch auch reichlich Findlinge an, die bei Baurbeiten anfallen. Je nach Größe, Form, Gesteinsart und Herkunft werden dafür erhebliche Kosten fällig. 

Man verwendt diese oft markant geformten Steine im Gartenbau und als Poller auf Parkplätzen, als Gedenksteine oder zur Zierde. Oder man verarbeitet diese zu Kunstwerken. Oft werden solche Gesteinsbrocken beim Abbau in Steinbrüchen (z. B. in Dörrmorsbach) und in den Kiesgruben des Maintals gefunden (Begleitrohstoffe). Im Spessart sind es Kernsteine, als Relikte der tertiären Tiefenverwitterung "Wollsackbildung"; im Maintal sind es Driftblöcke aus dem winterlichen Eis des Mains während der letzten Eiszeit: 

Gneis
Ein ganz besonderer Findling: Das Gestein ist ein Muskovit-Biotit-Gneis aus
dem Raum Aschaffenburg oder Stockstadt oder aus deren Umgebung und der
Blick auf den Querbruch offenbart eine Kleinfaltung, was zu einem Zick-Zack-
Muster führt. Der Block wurde in Kahl von Konrad RÖLL gefunden und stammt
ursprünglich aus der Grube Zeche Gustav in Großwelzheim. Er wurde abgesägt
und das Endstück liegt heute im Keller (geologische Abteilung) des Museums
in Karlstein-Dettingen, 
Bildbreite 45 cm

Kalkstein
Grauer Kalkstein (Muschelkalk) als vermutlicher Eisdriftblock aus einer
Kiesgrube der Umgebung; nach den Ausführungen von Albert WAGNER
wurde der 1980/81 vom früheren Pfarrer Wolfgang SCHWATZ hier an der
Kirche in Niedernberg (bei Aschaffenburg) aufgestellt. Länge des
Geologenhammers als Maßstab 40 cm;
aufgenommen am 03.02.2023.
Es ist der einizige große Driftblock aus Kalkstein, den ich in einer Kiesgrube
am Untermain sah.


Quarzit
Eisdriftblock aus der Niederterrasse des Mains; gefunden in einer Baugrube für
ein Haus an der Händelstraße 7 in Dettingen a. Main im Oktober 1971. Der
Findling besteht aus einem verkieselten Zechstein-Dolomit. Über den Verbleib
des etwa 4 t schweren Steins ist nichts bekannt; vermutlich wurde der mit dem
Aushub abgefahren, deponiert oder zerkleinert. 


Granat-Amphibolit
Findling eines Granat-Amphibolits, gefunden in der Kiesgrube Bong in Mainflingen,
aufgenommen am 01.07.1974.
Der markante Stein stand jahrelang an der Straße zwischen Mainhausen und Stockstadt.
Darüber wurde mehrfach publiziert (OKRUSCH, STREIT & WEINELT 1967:183,
LORENZ & JUNG 2009:20). Das anstehende Gestein und damit die genaue Herkunft
aus dem Spessart oder Odenwald ist nicht bekannt.


Anton Günther Denkmal
Anton-Günther-Denkmal bei Dettingen.
Ein rissfreier Diorit-Fels aus dem damals noch im Betrieb befindlichen Steinbruch am Stengerts bei Schweinheim (Aschaffenburg) wurde 1969 vom Heimatverband der Graslitzer am Wasserwerk in Dettingen aufgestellt und mit einer Plakette und Beschriftung zu Ehren des lokalen Dichters Anton GÜNTHER (*1876 1937) aus dem Erzgebirge versehen. Solche Felsen werden zwar als "Findlinge" bezeichnet, sie wurden aber nicht im Wortsinne gefunden, sondern im Steinbruch erzeugt und sind damit keine Findlinge im Sinne eines natürlich geformten Steinbrockens.

Der weitgehend immer im Schatten liegende Fels wird von einem teils streifenförmigen Aufwuchs geziert. Unterhalb der Bronze-Platte führen das ablaufende Wasser und die Metallionen zu Veränderungen der Zusammensetzung der Flechten und Algen. Es zeigt sich sehr deutlich, dass alle Felsen von biologischen Gesellschaften besiedelt werden. Dies erzeugt auch eine Veränderung des Gesteins, was zu einer Verwitterung führt. Hier an dem Beispiel wird das sehr lange dauern, denn das Gestein Diorit ist sehr beständig. In den 50 Jahren seit dem Aufstellen sind keine tiefgreifenden Beeinflussungen  oder Verwitterungsspuren sichtbar.
 
Daraus resultiert, dass solche Felsen möglichst schattenfrei immer in der Sonne liegen sollten. Das verhindert keine Besiedelung durch Algen und Flechten, aber es verzögert dies oder der Aufwuchs wächst nur dann, wenn es regnet, weil sonst das Wasser fehlt. Und die Sukzession geht nicht über Moos bis zu den höheren Pflanzen weiter.

Diorit-Kernstein
Seit kurzem steht ein Kernstein aus Diorit am Sportheim in Hain am Ostportal
des Tunnels Hain. Im Hintergrund fährt ein Zug zwischen dem Tunnel Metzberg
und dem Tunnel Hain auf dem Weg nach Aschaffenburg. Der Stein stammt
aus der Baustelle des Tunnels Hirschberg. Er gehört zu dem Steinegarten am
Freizeitgelände in Laufach (Hain),
aufgenommen am 26.06.2018


Gneisfindling
        bei Feldkahl
Rundlich-länglicher, kavernöser Gneisblock (Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis)
von etwa 5 t Gewicht an der Straße von Hösbach nach Schimborn, 2018 bei
Bauarbeiten für einen neuen Radweg aus einerBöschung frei gelegt. Im Hintergrund
sind weitere Felsen zu sehen, die 1983 beim Bau der Straße angeschnitten wurden.
Aufgenommen am 02.09.2018

Findlinge für die Gartengestaltung
Im Steinbruch der Fa. STAHL in Haibach (Dörrmorsbach) werden beim Abbau
immer wieder Diorit-Blöcke in Form der Wollsackverwitterung angetroffen.
Diese werden ausgesondert und liegen dann für die Gartengestaltung bereit,
aufgenommen am 08.09.2018


Oberbessenbach
Die Mitglieder des Heimatbundes Oberbessenbach e. V. stehen neben bzw. auf
einem mit Moos überwachsenen "Findling" (Kernstein einer Wollsackverwitterung)
eines begonnenen Steinbruches westlich von Oberbessenbach durch die Fa.
Kleinschmidt aus Aschaffenburg um das Jahr 1964 (angeblich eingestellt wegen
zu viel Abraum - was ich nicht glaube), etwa 300 m östlich des Steinbruches der
Fa. Stahl in Dörrmorsbach (Geologische Karte 1:25.000 Blatt 6020 Haibach,
etwa R 3517450 H 5534510). Dabei wurde der geschätzt 50 t schwere Kernstein
frei gelegt; man beachte die weiteren Kernsteine im oberen Teil des Steinbruches,
aufgenommen am 29.12.2018.

Am 29.05.2019 wurde die daneben stehende Erläuterungstafel unter Federführung von Franz BILZ der interessierten Öffentlichkeit mit Musik und einer anschließenden Stärkung präsentiert. Dr. Gerrit HIMMELSBACH vom ASP Aschaffenburg erläuterte dabei die Bedeutung der Information und der Netzwerke im lokalen Umfeld durch die ortansässigen Bürger und die Vermittlung von Wissen über solche Tafeln.

der gereinigte Findling mit JLo   Tafel am Findling  
Der vom Moos und Flechten befreite und damit recht helle Kernstein aus der Verwitterungszone des hier anstehenden Diorits mit den schwarzen
Amphibolit-Einschlüssen und Joachim LORENZ als Maßstab. Bei einer kleinen Information zur Entstehung zeigt er neben der neu aufgestellten
Erläuterungstafel in Stil der Kulturwege einen Andesit mit basaltähnlichen Eigenschaften. Dieses Gestein ist das vulkanische Pendant zum
Tiefengestein Diorit. Hinzu kamen Erläuterungen zum Pegmatit; ein solcher Gang mit einer Zonierung ist in einem der kleineren Steine sichtbar.
Aufgenommen von Helga LORENZ am 29.05.2019

Pegmatit
Einer der kleineren Blöcke ist von einem hellen Pegmatit-Gang durchzogen.
Man beachte dabei die Kornvergröberung in der Gangmitte. Die Kalifeldspat-
Kristalle sind weißlich verwittert. Neben den grauen Quarzen ist nur etwas
schwarzer Biotit eingewachsen. Seltene Bestandteile wie z. B. Allanit, Zirkon
oder Erze fehlen,
aufgenommen am 01.06.2019


Oberbessenbach
Südlich von Oberbessenbach liegen 3 Kernsteine aus
Diorit mit einer Tafel, die erläutert, dass man früher
solche Steine als Markierungen nutzte;
aufgenommen am 20.04.2019
Auf der Nordseite befindet sich ein Magisches Quadrat nach dem Vorbild an der Sagrada Familia (Basilika im Bau) in Barcelona (Spanien). Die Addition der Zahlen ergibt immer 33. Das Gestein der Tafel ist ein Gabbro und stamt nicht aus Bessenbach.


Blockhalde
Großer Sandsteinblock in einer lang gestreckten Blockhalde ("Felsenmeer")
am Hohestein etwa 1 km nördlich von Alsberg (kleiner nordöstlich gelegener
Ortsteil von Soden-Salmüster); 
aufgenommen am 13.04.2019.

Nach der Geologischen Karte von Hessen 1:25.000 Blatt Nr. 5722 Salmünster und Blatt Nr. 5622 Steinau a. d. Str. (EHRENBERG & HICKETHIER 1982:29f) handelt es sich um den Geröll führenden Solling-Sandstein (heute die Solling-Formation des obersten Mittleren Buntsandsteins).
Nach eigenen Überlegungen ist das der Volpriehausen-Basissandstein (Volpriehausen-Geröllsandstein; heute Volpriehausen-Formation des untersten Mittleren Buntsandsteins - siehe dazu auch GEYER & LORENZ 2014). Dieser ist reich an weißen, gut gerundeten Quarzgeröllen und weiteren seltenen Steinchen mit bis zu 6 cm Größe. Der Sandstein ist teilweise kieselig gebunden und bildet aus diesem Grund ein verwitterungsbeständige Schicht, die hangseits zur Blockbildung neigt. Ein einzelner Felsblock in Zeltform im unteren Hang am Hohstein erreicht eine Masse von - überschlägig gerechnet - etwa 60 t. Damit ist das der größte natürliche, isoliert liegende Sandsteinblock im Spessart. Die Felssteine sind entgegen anders lautenden Meinungen nicht von Menschen bearbeitet oder bewegt worden. Stellenweise ist in den horizontal liegenden Felsblöcken eine beginnende "Opferkessel"-Bildung festzustellen; auch diese napfförmigen Vertiefungen an der Oberfläche sind natürlichen Ursprungs. Kleinere Gesteinsbrocken können innen gebleicht sein und weisen stellenweise außen eine schwarze Patina ("Wüstenlack") aus Eisenhydroxiden und Manganoxiden auf.
Felsenmeere im Sandstein sind im Spessart nicht häufig und z. B. an den beständigen Felssandstein gebunden (OKRUSCH et al. 2011:83). Wie das Felsenmeer bei Alsberg entstanden ist, ist derzeit Gegenstand der Forschung.
MEIDINGER (18418:8f) beschreibt aus dem Raum Lohr, dass man die Blockmassen des Sandsteins gezielt gewonnen hat - auch weil die Qualität der Steine höher ist, als bei denen aus einem Steinbruch.  


Gneisfelsen
Aus einer Wiese in der Ortslage von Steinbach (hinter der Sonne) ragen Felsen des
Staurolith-Plagioklas-Gneises aus dem Boden;
aufgenommen am 13.07.2024.
Als man ein neues TRAFO-Haus baute, mauerte man die gefundenen Steinblöcke
unterhalb des alten TRAFO-Hauses wieder ein. Die Steine erinnern an "Findlinge"
und diese haben eine ähnliche Entstehung, waren aber nicht los gelöst. Also
Kernsteine im Werden. 





Beispiel für Wollsackverwitterung außerhalb des Spessarts:


Felsenmeer Odenwald
Das berühmte Felsenmeer bei Reichenbach im Odenwald. Hier liegen die Quarzdiorit-Blöcke
(NICKEL 1985:127) in einem Tal im steilen Hang. Im oberen Teil gibt es zahlreiche Spuren
einer römischen Gesteinsgewinnung, die einen gezielten Abbau von Blockmaterial belegen.
Aufgenommen am 30.06.1991

römische Sägespuren
Im höher gelegenen Teil des Felsenmeers befindet sich neben der Riesensäule auch der so
bezeichnete "Altarstein", ein etwa 40 t schwerer Kernstein, der an 3 Stellen angesägt ist und
in den Sägeschnitten Keiltaschen aufweist. Es sind römische Bearbeitungsspuren. Es ist der
unvollendete Versuch, den Block in große Platten zu zerteilen. An der frei liegenden Sägefläche
kannman die Beständigkeit des Diorits ermessen, denn in den 1.700 Jahren ist kaum Material
abgewittert. Damit gehört der Fels zu den beständigsten Gesteinen der Region und überhaupt,
aufgenommen am 28.10.2019


Drehstein
Kernstein einer Wollsack-Verwitterung aus dem Odenwald. Der Granit wurde einge-
kerbt, poliert und drehbar auf einen Sockel montiert. Der asymmetrische Fels kann von
einem Menschen in Drehung versetzt werden; davon wird in allen Altersstufen reger
Gebrauch gemacht - hier mit der 8jährigen Karina aus Goldbach. Infolge der Trägheit
der Masse kann man den, einmal drehend, kaum anhalten. Das Kunstwerk steht vor der
Einfahrt in den Tagebau der Grube Messel bei Darmstadt,
aufgenommen am 10.04.2022


Tertiärquarzit
"Tertiär-Quarzite" als braune und mit Moos bewachsene Findlinge im Wald von
Nidderau-Eichen in der Wetterau;
aufgenommen am 23.05.2024


Dartmoor
Typische Felsen aus Granit (Great Staple Tor) als Rest einer Verwitterungsdecke, die
in der letzten Kaltphase weitgehend abgetragen wurde. Der Granit gehört zum
Cornubian Batholith, einer etwa 280 Ma alten Intrusion, die sich bis zu den Felsen
von Land´s End von Cornwall verfolgen lässt. Es handelt sich um die noch im Verband
liegenden Kernsteine einer Wollsackverwitterung - vergleiche mit dem großen Foto
aus dem Steinbruch oben. Aufgenommen auf einem Höhenrücken im Dartmoor,
Devon, Großbritannien;
aufgenommen am 14.07.2000


Wollsackverwitterung in der Wüste
Wollsackverwitterung in der Wüste: Riesiger Kernstein aus einem granitschen, dioritischen
oder syenitschen Gestein einer vermutlich kaltzeitlichen Tiefenverwitterung mit dem
rezenten Abtrag des Verwitterungsschuttes und damit Freilegung mit hoher Reliefenergie
ca. 30 km in der Ostwüste südwestlich von Hurghada, Ägypten,
aufgenommen am 20.02.2016


Split
        Rock
"Split Rock" im Joshua Tree National Park. Der gespaltene Kernstein hat sicher einer
Masse von mehr als 1.000 t - aber der wurde nicht von einem Gletscher bewegt, denn
der ist hier aus dem anstehenden, kreidezeitlichen Monzo-Granit heraus gewittert worden,
so dass man diesen Stein - die Spaltung liegt hier in schwarzen Schatten - im Rahmen
einer kleinen Wanderung bewundern kann. Der Riss war sicher schon angelegt, als der
Stein noch in der Erde steckte - also keine Spaltung durch die Temperaturunterschiede
in der Wüste!
Aufgenommen am 23.04.1981 


Kernsteine
        Namibia
Kernsteine einer tertiären Wollsackverwitterung nahe der Canyon Village Lodge, einer 2005 gebauten Anlage in einer
phantastischen Gegend. Die hier herum liegenden Steine und die darunter befindlichen Felsen werden der Namaqua-Formation
zugeordnet; sie bestehen aus 1,2 Ga alten Gneisen; 
aufgenommen am 08.04.2008.




Findlinge als Geschiebe:

Völlig anders ist die Situation in der ehemaligen Eisrandgebieten Norddeutschlands (und im auch im Alpenvorland). Hier haben die kilometer mächtigen Eismassen aus Skandinavien  (bzw. der Alpen) auch große Felsen über weite Strecken im Eis transportiert. Diese können enorme Volumen haben und damit über 1.000 t schwer sein. Solche Findlinge gibt es logischerweise auch in England, Irland, Niederlande, Dänemark und ganz Skandinavien, aber auch Polen, den baltischen Staaten und Russland; und rund um die Alpen. Und warum sind diese Findlinge rund? Nun, beim Eistransport werden höchstens Schrammen erzeugt, die zu Gletscherschliff führen.
Die Rundungen stammen von einer Verwitterung vor dem Transport in klimatisch anderen Zeiten, die es auch in Skandinavien gab. Es sind die gleichen Kernsteine wie in den deutschen Mittelgebirgen. 


Hier einige eindrucksvolles Beispiele: 

Siebeschneiderstein
Der "Siebenschneiderstein" aus dem Karlshamn-Granit Schwedens
(etwa 160 km entfernt) liegt an der Küste der Ostsee vor dem Kap Arkona
auf Rügen und wiegt etwa 165 t, hier mit Helga LORENZ als
Größenvergleich;
aufgenommen am 18.06.1992. 

Nicht weit von dort, liegt bei Göhren in der Ostsee, etwa 300 m vom Ufer entfernt der Stein "Buskam" mit einem Volumen von etwa 600 m³, so dass das Gewicht auf ca. 1.600 t geschätzt wird (TREICHEL 1959). Dies sollte der größte bekannte Findling in Deutschland sein. 


Kobbeln
Der "Kobbelner Stein" in der Gemeinde Neuzelle in Brandenburg
wurde erst 1925 ausgegraben und besteht aus einem Hornblende-
reichen Syenit-Granit von der Ostseeinsel Bornholm (ca. 250 km
entfernt). Der Block wiegt etwa 256 t; aufgenommen mit
Helga LORENZ als Maßstab;
aufgenommen am 10.06.1992.

Markgrafenstein  Granitschale
Bei Rauen in den Rauenschen Bergen in Brandenburg befanden sich einst die "Markgrafensteine", von denen der Große ein Gewicht von 700 - 750 t aufwies (und der "Kleine" etwa 450 t). Damit war der Große der schwerste Findling in Brandenburg. Helga und Joachim LORENZ stehen am 09.06.1992 daneben als Größenvergleich (linkes Foto) am kleinen Markgrafenstein. Sie bestehen aus dem Karlshamn-Granit von Schweden (ca. 300 km entfernt).
Vom Großen Markgrafenstein wurde 1827 eine Platte von Hand abgespalten und der Berliner Bauinspektor Christian Gottlieb CANTIAN ließ im Auftrag des preussischen Königs Friedrich-Wilhelm III. davon eine große, geschliffen und polierte Schale herstellen, die heute in Berlin im Lustgarten steht. An der Bearbeitung waren bis zu 100 Leuten beteiligt. Die funktionslose Schale hat einen Durchmesser von 6,91 m und wiegt 75 t (SCHROEDER 1999:98ff). Damit ist sie die wohl größte Granitschale der Welt (rechtes Foto vom 16.02.2013 mit der winterlichen Abdeckung) und war zum Zeitpunkt der Fertigstellung 1831 eine Art "Weltwunder".

Osnabrück
Beim Museum am Schölerberg in Osnabrück liegt ein rundlicher
Granit-Block aus Mittelschweden. Der etwa 38 t schwere Stein
wurde 1986 bei Verthe, ca. 10 km nordöstlich von Osnabrück
gefunden. Es wird ein Transportdistanz von etwa 800 km
angenommen.
Aufgenommen am 10.09.1993

Pers sten
Pers sten am Omberg am Vetternsee in Südschweden ist ein Beispiel für
einen sehr großen Findling (man vergleiche mit dem Mercedes) eines
ortsfremden Kristallingesteins, der hier auf einem ordovizischen
Kalkstein liegt. Für den Stein fand ich keine Massenangabe, aber
geschätzt sollte der so etwa 250 t auf die Waage bringen,
aufgenommen am 25.06.2005



Literatur
EHRENBERG, K.-H. & HICKETHIER, H. (1982): Erläuterungen zur Geologischen Karte von Hessen 1:25 000 Blatt Nr. 5622 Steinau a. d. Str.- 2. Aufl., 199 S., 19 Abb., 18 Tab., 1 Beiblatt, Hessischen Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden.
GEYER, G. & LORENZ, J. (2014): Quo vadis Buntsandstein? Ungeahnte Fallstricke der Nomenklatur und Stratigraphie im Spessart.- Jahresberichte der wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau/gegr. 1808 163 - 164, Themenband Spessart, S. 33 - 73, 22 Abb., Hanau..
LORENZ, J. (2004): Der „dicke Stein“ an der Autobahn A3 zwischen Aschaffenburg-Damm und Goldbach.- Spessart Monatszeitschrift für die Kulturlandschaft Spessart 98. Jahrgang, Heft April 2004, S. 17 - 22, 10 Abb., [Main-Echo GmbH & Co KG] Aschaffenburg.
LORENZ, J. (2019): Felsenmeere und Findlinge – Zeugen eines warm-feuchten Klimas.- NOBLE Magazin Aschaffenburg, Ausgabe 03/2019, S. 76 - 78, 8 Abb., [Media-Line@Service] Aschaffenburg.
MEIDINGER, H. (1841): Statistische Übersicht der Mainschifffahrt und der Flößerei im Jahr 1840 nebst einigen Worten über Frankfurts Handel der Vorzeit und seine Messen.- 230 S., mit einer Karte des Mainstroms und des Main-Donau-Kanals, [Johann Valentin Meidinger] Frankfurt am Main.  
NICKEL, E. (1985):  Odenwald. Vorderer Odenwald zwischen Darmstadt und Heidelberg.- Sammlung Geologischer Führer Band 65, 2. erw. Auflage, 231 S., mit 63 Abb., 45 Fig., 6 Tab., mehrfach gefaltete Karte in Umschlagklappe, [Gebr. Borntraeger] Berlin·Stuttgart.   
OKRUSCH, M., STREIT, R. & WEINELT, Wi. (1967): Erläuterungen zur Geologischen Karte v. Bayern. Blatt 5920 Alzenau i. Ufr.- 336 S. München 1967.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm) [Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
SCHOTT, C. (1931): Die Blockmeere in den Deutschen Mittelgebirgen.- Forschungen zur Deutschen Landes- und Volkskunde 29. Band, 78 S., mit 2 Textabb. und 16 Tafeln im Anhang, [J. Engelhorn Nachf.] Stuttgart.
SCHROEDER, J. H. (Hrsg.) (1999): Naturwerksteine in Architektur und Baugeschichte von Berlin Gesteinskundliche Stadtbummel zwischen Marienkirche und Siegessäule.- Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg Nr. 6, 230 S., zahlreiche auch farb. Abbildungen (auf ausklappbaren Tafeln)., Karten und Skizzen, [Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg] Berlin.
TREICHEL, F. (1959): Ein riesiger Findling in Norddeutschland.- Der Aufschluss Zeitschrift für die Freunde der Mineralogie und Geologie Jahrgang 10, Heft Nr. 12 Dezember 1959, S. 326 - 328, 2 Abb., [VfMG e. V.] Heidelberg.  


Zurück zur Homepage oder an den Anfang der Seite