Hier wird der Unterschied zwischen den heimischen
"Findlingen" und den bekannten Findlingen aus Norddeutschland
erklärt.
von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Ein gefasster Gneis-Findling aus der Lache in Goldbach bei
Aschaffenburg wurde unweit der Fa. Löwer aufgestellt
und die Entstehung mit einer Tafel erklärt. Der Ort befindet
sich „An der Lache“, neben der Fa. Werner Recycling
und der Brücke über den Röderbach zwischen Goldbach und
Aschaffenburg, der nicht weit entfernt in die Aschaff
mündet;
aufgenommen am 09.06.2018
Findlinge (Kernsteine) aus einer Wollsackverwitterung
Tafel mit der Legende zum Gestein, seiner Entstehung und des
Alters des
Findlings an der Lache in Goldbach.
Die Findlinge (Kernsteine) an der Lache in Goldbach bestehen
aus dem Gestein Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis der
Mömbris-Formation:
Blick auf die Schieferung: Man erkennt viele trennende schwarze Biotit- und silbrige Muskovit-Schüppchen und dazwischen weißen Feldspat und grauen Quarz. Dies ist die bevorzugte Bruchfläche und der Grund für die oft abgeplattete Form der Findlinge, Bildreite 8 cm |
Blick auf den Querbruch senkrecht zur Schieferung, geschliffen und poliert: Dabei fällt der hohe Anteil an Feldspat (Plagioklas) und Quarz ins Auge - unterbrochen von den Glimmerschüppchen (der Muskovit fällt hier kaum auf). Im Gegenlicht und am metallischen Glanz erkennt man die reichlich metallisch glänzenden Körnchen aus Magnetit und Hämatit, selten auch Pyrit-Einschlüsse, Bildbreite 8 cm |
Bruchrauhe Fläche senkrecht zur Schieferung: Das Zurechtschlagen einer solchen Bruchfläche erweist sich als sehr schwierig und dabei erfährt man die enorme Härte des Gneises quer zur Schieferung, Bildbreite 8 cm |
Die namengebenden Gesteinsbestandteile wie Staurolith und
almandinreicher Granat sind so klein, dass sie auf der
Schieferungsfläche kaum und im Querbruch nur schwer erkennbar
sind. Aber mit dem Mikroskop sind diese leicht zu finden. Am
besten sieht man alle Gesteins-Bestandteile in einem Dünnschliff
bei polarisiertem Licht an.
Wenige und im großen Abstand vorhandene Klüfte und der hohe Anteil
an Plagioklas und Quarz macht das Gestein für die Verwitterung
weniger anfällig als bei den glimmerreichen Varianten. Damit ist
die Voraussetzung geschaffen, dass eine Kernsteinbildung in
größerem Umfang möglich ist. Mit der Freilegung durch die Erosion
und die Bautätigkeit des Menschen kamen dann die Felsen
("Findlinge") zu Tage.
Unter großer Anteilnahme von etwa 170 Besuchern wurde der Stein
mit der
Madonna am 01.05.2019 vom Goldbacher Pfarrer gesegnet.
Während der Bauarbeiten zur Erweiterung des Betriesbgeländes
wurde im März 2019 im Stützenbereich für eine Halle ein gar 46 t
schwerer Findling aus dem gleichen Gestein frei gelegt. Die Fa.
Werner ließ den Stein mit erheblichem Aufwand gegenüber an die
Ecke einer Wand transportieren, wo er zuküftig den Besucher bzw.
die am Zaun vorbei laufenden erfreuen wird.
Findlinge
Isoliert vorgefundene, natürlich geformte auffallend große (etwa
über 1 m³) Felsen werden nach den von Gletschereis bewegten
norddeutschen Steinen (siehe unten) überall als "Findlinge"
bezeichnet. Synonyme sind Monolithe, erratische Blöcke,
Felsblöcke, auch nach dem Comic von Asterix & Obelix
"Hinkelsteine", usw. Die Entstehung wurde bereits bei SCHOTT
(1931: 36ff) ausührlich für Odenwald und Spessart beschrieben.
Beginnende Kernsteinbildung an einer Kluft im Diorit. Steinbruch
zwischen Gailbach und Schweinheim,
aufgenommen am 01.06.2019
Entstehung
Unter einem deutlich wärmeren und feuchteren Klima - zuletzt anhaltend lange im Miozän - griff das mit Kohlen- und Huminsäuren beladene Wasser entlang der Klüfte das Gestein an und löste an der Korngrenzen der Gesteinsbestandteile die leicht löslichen Mineralien wie Glimmer und Feldspäte. Dadurch werden Tonmineralien gebildet und der Kornverband gelockert, so dass das Gestein vergrust. Der Vorgang schreitet fort, aber bei einem weitständigen Kluftnetz verbleiben mehr oder minder große Kernsteine (siehe Foto oben) zwischen den Klüften. In den Kaltphasen des Quartärs wurden die oberflächennahen Teile der Vergrusung abgeführt, so dass die großen Kernsteine an Ort und Stelle liegen blieben ("Wollsackverwitterung"). Dies führt in Hang- und Gipfellagen zu den bekannten Blockmeeren. Diese Art Verwitterung ist an Gesteine gebunden, nur wenige Klüfte aufweisen, keine Vorzugsrichtung in der Spaltbarkeit aufweisen und über einen langen Zeitraum stabil sind; bevorzugte Gesteine sind Granite, Diorite und ähnliche Gesteine. Nicht geeignet sind glimmerreiche Schiefer, vulkanische Gesteine, Carbonate, ...
Diese Verwitterungsformen sind weltweit verbreitet. Bekannte Vorkommen sind:
- Felsenmeer im Odenwald
- Luisenburg im Fichtelgebirge
- Brocken, Harz
- Dartmoor, Großbritannien
- Felsen in der Ostwüste, Ägypten
- Yosemite National-Park, Californien, USA
- Granitfelsen am Meer, Seychellen
Aber das sind nur noch die Reste eines einst viel größeren Reichtums an solchen Felsen. Von der Natur ausgewählt und für rissfrei befunden, wurden viele dieser Steine leicht erreichbaren zu Werksteinen verarbeitet.
Der bekannteste und größte Felsblock dieser
Art im Spessart wurde als "Dicker Stein" beschrieben (LORENZ 2004)
und er befindet sich nicht weit entfernt oberhalt der Autobahn A3
an der Anschlusstelle Goldbach. Auch hier wurde eine Tafel zur
Erläuterung aufgestellt. Aber auch normale Felsen aus Steinbrüchen
werden als "Findlinge" gehandelt, sind streng genommen aber keine.
Der Gesteinsfachhandel bietet jedoch auch reichlich Findlinge an,
die bei Baurbeiten anfallen. Je nach Größe, Form, Gesteinsart und
Herkunft werden dafür erhebliche Kosten fällig.
Man verwendt diese oft markant geformten Steine im Gartenbau und
als Poller auf Parkplätzen, als Gedenksteine oder zur Zierde. Oder
man verarbeitet diese zu Kunstwerken. Oft werden solche
Gesteinsbrocken beim Abbau in Steinbrüchen (z. B. in Dörrmorsbach)
und in den Kiesgruben des Maintals gefunden (Begleitrohstoffe). Im
Spessart sind es Kernsteine, als Relikte der tertiären
Tiefenverwitterung "Wollsackbildung"; im Maintal sind es
Driftblöcke aus dem winterlichen Eis des Mains während der letzten
Eiszeit:
Ein ganz besonderer Findling: Das Gestein ist ein
Muskovit-Biotit-Gneis aus
dem Raum Aschaffenburg oder Stockstadt oder aus deren Umgebung und
der
Blick auf den Querbruch offenbart eine Kleinfaltung, was zu einem
Zick-Zack-
Muster führt. Der Block wurde in Kahl von Konrad RÖLL gefunden und
stammt
ursprünglich aus der Grube Zeche Gustav in Großwelzheim. Er wurde
abgesägt
und das Endstück liegt heute im Keller (geologische Abteilung) des
Museums
in Karlstein-Dettingen,
Bildbreite 45 cm
Eisdriftblock aus der Niederterrasse des Mains; gefunden in einer
Baugrube für
ein Haus an der Händelstraße 7 in Dettingen a. Main im Oktober
1971. Der
Findling besteht aus einem verkieselten
Zechstein-Dolomit. Über den Verbleib
des etwa 4 t schweren Steins ist nichts bekannt; vermutlich wurde
der mit dem
Aushub abgefahren, deponiert oder zerkleinert.
Findling eines Granat-Amphibolits, gefunden in der Kiesgrube Bong
in Mainflingen,
aufgenommen am 01.07.1974.
Der markante Stein stand jahrelang an der Straße zwischen
Mainhausen und Stockstadt.
Darüber wurde mehrfach publiziert (OKRUSCH, STREIT & WEINELT
1967:183,
LORENZ & JUNG 2009:20). Das anstehende Gestein und damit die
genaue Herkunft
aus dem Spessart oder Odenwald ist nicht bekannt.
Anton-Günther-Denkmal bei Dettingen.
Ein rissfreier Diorit-Fels aus dem damals noch im Betrieb
befindlichen Steinbruch am Stengerts bei
Schweinheim (Aschaffenburg) wurde 1969 vom Heimatverband der
Graslitzer am Wasserwerk in Dettingen aufgestellt und mit einer
Plakette und Beschriftung zu Ehren des lokalen Dichters Anton
GÜNTHER (*1876 †1937) aus dem Erzgebirge
versehen. Solche Felsen werden zwar als "Findlinge" bezeichnet,
sie wurden aber nicht im Wortsinne gefunden, sondern im Steinbruch
erzeugt und sind damit keine Findlinge im Sinne eines natürlich
geformten Steinbrockens.
Der weitgehend immer im Schatten liegende Fels wird von einem
teils streifenförmigen Aufwuchs geziert. Unterhalb der
Bronze-Platte führen das ablaufende Wasser und die Metallionen zu
Veränderungen der Zusammensetzung der Flechten und Algen. Es zeigt
sich sehr deutlich, dass alle Felsen von biologischen
Gesellschaften besiedelt werden. Dies erzeugt auch eine
Veränderung des Gesteins, was zu einer Verwitterung führt. Hier an
dem Beispiel wird das sehr lange dauern, denn das Gestein Diorit
ist sehr beständig. In den 50 Jahren seit dem Aufstellen sind
keine tiefgreifenden Beeinflussungen oder
Verwitterungsspuren sichtbar.
Daraus resultiert, dass solche Felsen möglichst schattenfrei immer
in der Sonne liegen sollten. Das verhindert keine Besiedelung
durch Algen und Flechten, aber es verzögert dies oder der Aufwuchs
wächst nur dann, wenn es regnet, weil sonst das Wasser fehlt. Und
die Sukzession geht nicht über Moos bis zu den höheren Pflanzen
weiter.
Seit kurzem steht ein Kernstein aus Diorit am Sportheim in Hain am
Ostportal
des Tunnels Hain. Im Hintergrund fährt ein Zug zwischen dem Tunnel
Metzberg
und dem Tunnel Hain auf dem Weg nach Aschaffenburg. Der Stein
stammt
aus der Baustelle des Tunnels Hirschberg. Er gehört zu dem
Steinegarten am
Freizeitgelände in Laufach (Hain),
aufgenommen am 26.06.2018
Rundlich-länglicher, kavernöser Gneisblock
(Staurolith-Granat-Plagioklas-Gneis)
von etwa 5 t Gewicht an der Straße von Hösbach nach Schimborn,
2018 bei
Bauarbeiten für einen neuen Radweg aus einerBöschung frei gelegt.
Im Hintergrund
sind weitere Felsen zu sehen, die 1983
beim Bau der Straße angeschnitten wurden.
Aufgenommen am 02.09.2018
Im Steinbruch der Fa. STAHL in Haibach (Dörrmorsbach) werden beim
Abbau
immer wieder Diorit-Blöcke in Form der Wollsackverwitterung
angetroffen.
Diese werden ausgesondert und liegen dann für die Gartengestaltung
bereit,
aufgenommen am 08.09.2018
Die Mitglieder des Heimatbundes Oberbessenbach e. V. stehen neben
bzw. auf
einem mit Moos überwachsenen "Findling" (Kernstein einer
Wollsackverwitterung)
eines begonnenen Steinbruches westlich von Oberbessenbach durch
die Fa.
Kleinschmidt aus Aschaffenburg um das Jahr 1964 (angeblich
eingestellt wegen
zu viel Abraum - was ich nicht glaube), etwa 300 m östlich des
Steinbruches der
Fa. Stahl in Dörrmorsbach (Geologische Karte 1:25.000 Blatt 6020
Haibach,
etwa R 3517450 H 5534510). Dabei wurde der
geschätzt 50 t schwere Kernstein
frei gelegt; man beachte die weiteren Kernsteine im oberen Teil
des Steinbruches,
aufgenommen am 29.12.2018.
Am 29.05.2019 wurde die daneben stehende Erläuterungstafel unter
Federführung von Franz BILZ der interessierten Öffentlichkeit mit
Musik und einer anschließenden Stärkung präsentiert. Dr. Gerrit
HIMMELSBACH vom ASP Aschaffenburg erläuterte dabei die Bedeutung
der Information und der Netzwerke im lokalen Umfeld durch die
ortansässigen Bürger und die Vermittlung von Wissen über solche
Tafeln.
Der vom Moos und Flechten befreite und damit recht helle Kernstein
aus der Verwitterungszone des hier anstehenden Diorits mit den
schwarzen
Amphibolit-Einschlüssen und Joachim LORENZ als Maßstab. Bei einer
kleinen Information zur Entstehung zeigt er neben der neu
aufgestellten
Erläuterungstafel in Stil der Kulturwege einen Andesit mit
basaltähnlichen Eigenschaften. Dieses Gestein ist das vulkanische
Pendant zum
Tiefengestein Diorit. Hinzu kamen Erläuterungen zum Pegmatit; ein
solcher Gang mit einer Zonierung ist in einem der kleineren Steine
sichtbar.
Aufgenommen von Helga LORENZ am 29.05.2019
Einer der kleineren Blöcke ist von einem hellen Pegmatit-Gang
durchzogen.
Man beachte dabei die Kornvergröberung in der Gangmitte. Die
Kalifeldspat-
Kristalle sind weißlich verwittert. Neben den grauen Quarzen ist
nur etwas
schwarzer Biotit eingewachsen. Seltene Bestandteile wie z. B.
Allanit, Zirkon
oder Erze fehlen,
aufgenommen am 01.06.2019
Südlich von Oberbessenbach liegen 3 Kernsteine aus
Diorit mit einer Tafel, die erläutert, dass man früher
solche Steine als Markierungen nutzte;
aufgenommen am 20.04.2019
Auf der Nordseite befindet sich ein Magisches Quadrat nach dem
Vorbild an der Sagrada Familia (Basilika im Bau) in Barcelona
(Spanien). Die Addition der Zahlen ergibt immer 33. Das Gestein
der Tafel ist ein Gabbro und stamt nicht aus Bessenbach.
Großer Sandsteinblock in einer lang gestreckten Blockhalde
("Felsenmeer")
am Hohestein etwa 1 km nördlich von Alsberg (kleiner nordöstlich
gelegener
Ortsteil von Soden-Salmüster);
aufgenommen am 13.04.2019.
Nach der Geologischen Karte von Hessen 1:25.000 Blatt Nr. 5722
Salmünster und Blatt Nr. 5622 Steinau a. d. Str. (EHRENBERG &
HICKETHIER 1982:29f) handelt es sich um den Geröll führenden
Solling-Sandstein (heute die Solling-Formation des obersten
Mittleren Buntsandsteins).
Nach eigenen Überlegungen ist das der Volpriehausen-Basissandstein
(Volpriehausen-Geröllsandstein; heute Volpriehausen-Formation des
untersten Mittleren Buntsandsteins - siehe dazu auch GEYER &
LORENZ 2014). Dieser ist reich an weißen, gut gerundeten
Quarzgeröllen und weiteren seltenen Steinchen mit bis zu 6 cm
Größe. Der Sandstein ist teilweise kieselig gebunden und bildet
aus diesem Grund ein verwitterungsbeständige Schicht, die
hangseits zur Blockbildung neigt. Ein einzelner Felsblock in
Zeltform im unteren Hang am Hohstein erreicht eine Masse von -
überschlägig gerechnet - etwa 60 t. Damit ist das der größte
natürliche, isoliert liegende Sandsteinblock im Spessart. Die
Felssteine sind entgegen anders lautenden Meinungen nicht von
Menschen bearbeitet oder bewegt worden. Stellenweise ist in den
horizontal liegenden Felsblöcken eine beginnende
"Opferkessel"-Bildung festzustellen; auch diese napfförmigen
Vertiefungen an der Oberfläche sind natürlichen Ursprungs.
Kleinere Gesteinsbrocken können innen gebleicht sein und weisen
stellenweise außen eine schwarze Patina ("Wüstenlack") aus
Eisenhydroxiden und Manganoxiden auf.
Felsenmeere im Sandstein sind im Spessart nicht häufig und z. B.
an den beständigen Felssandstein gebunden (OKRUSCH et al.
2011:83). Wie das Felsenmeer bei Alsberg entstanden ist, ist
derzeit Gegenstand der Forschung.
MEIDINGER (18418:8f) beschreibt aus dem Raum Lohr, dass man die
Blockmassen des Sandsteins gezielt gewonnen hat - auch weil die
Qualität der Steine höher ist, als bei denen aus einem Steinbruch.
Das berühmte Felsenmeer bei Reichenbach im Odenwald. Hier liegen
die Quarzdiorit-Blöcke
(NICKEL 1985:127) in einem Tal im steilen Hang. Im oberen Teil
gibt es zahlreiche Spuren
einer römischen Gesteinsgewinnung, die einen gezielten Abbau von
Blockmaterial belegen.
Aufgenommen am 30.06.1991
Wollsackverwitterung in der Wüste: Riesiger Kernstein aus einem
granitschen, dioritischen
oder syenitschen Gestein einer vermutlich kaltzeitlichen
Tiefenverwitterung mit dem
rezenten Abtrag des Verwitterungsschuttes und damit Freilegung mit
hoher Reliefenergie
ca. 30 km in der Ostwüste südwestlich von Hurghada, Ägypten,
aufgenommen am 20.02.2016
"Split Rock" im Joshua Tree National Park. Der gespaltene
Kernstein hat sicher einer
Masse von mehr als 1.000 t - aber der wurde nicht von einem
Gletscher bewegt, denn
der ist hier aus dem anstehenden, kreidezeitlichen Monzo-Granit
heraus gewittert worden,
so dass man diesen Stein - die Spaltung liegt hier in schwarzen
Schatten - im Rahmen
einer kleinen Wanderung bewundern kann. Der Riss war sicher schon
angelegt, als der
Stein noch in der Erde steckte - also keine Spaltung durch die
Temperaturunterschiede
in der Wüste!
Aufgenommen am 23.04.1981
Kernsteine einer tertiären Wollsackverwitterung nahe der Canyon
Village Lodge, einer 2005 gebauten Anlage in einer
phantastischen Gegend. Die hier herum liegenden Steine und die
darunter befindlichen Felsen werden der Namaqua-Formation
zugeordnet; sie bestehen aus 1,2 Ga alten Gneisen;
aufgenommen am 08.04.2008.
Findlinge als Geschiebe:
Völlig anders ist die Situation in der ehemaligen Eisrandgebieten
Norddeutschlands (und im auch im Alpenvorland). Hier haben die
kilometer mächtigen Eismassen aus Skandinavien (bzw. der
Alpen) auch große Felsen über weite Strecken im Eis transportiert.
Diese können enorme Volumen haben und damit über 1.000 t schwer
sein. Solche Findlinge gibt es logischerweise auch in England,
Irland, Niederlande, Dänemark und ganz Skandinavien, aber auch
Polen, den baltischen Staaten und Russland; und rund um die Alpen.
Und warum sind diese Findlinge rund? Nun, beim Eistransport werden
höchstens Schrammen erzeugt, die zu Gletscherschliff führen.
Die Rundungen stammen von einer Verwitterung vor dem Transport in
klimatisch anderen Zeiten, die es auch in Skandinavien gab. Es
sind die gleichen Kernsteine wie in den deutschen
Mittelgebirgen.
Hier einige eindrucksvolles Beispiele:
Der "Siebenschneiderstein" aus dem Karlshamn-Granit Schwedens
(etwa 160 km entfernt) liegt an der Küste der Ostsee vor dem Kap
Arkona
auf Rügen und wiegt etwa 165 t, hier mit Helga LORENZ als
Größenvergleich;
aufgenommen am 18.06.1992.
Nicht weit von dort, liegt bei Göhren in der Ostsee, etwa 300 m vom Ufer entfernt der Stein "Buskam" mit einem Volumen von etwa 600 m³, so dass das Gewicht auf ca. 1.600 t geschätzt wird (TREICHEL 1959). Dies sollte der größte bekannte Findling in Deutschland sein.
Der "Kobbelner Stein" in der Gemeinde Neuzelle in Brandenburg
wurde erst 1925 ausgegraben und besteht aus einem Hornblende-
reichen Syenit-Granit von der Ostseeinsel Bornholm (ca. 250 km
entfernt). Der Block wiegt etwa 256 t; aufgenommen mit
Helga LORENZ als Maßstab;
aufgenommen am 10.06.1992.
Bei Rauen in den Rauenschen Bergen in Brandenburg befanden sich
einst die "Markgrafensteine", von denen der Große ein Gewicht von
700 - 750 t aufwies (und der "Kleine" etwa 450 t). Damit war der
Große der schwerste Findling in Brandenburg. Helga und Joachim
LORENZ stehen am 09.06.1992 daneben als Größenvergleich (linkes
Foto) am kleinen Markgrafenstein. Sie bestehen aus dem
Karlshamn-Granit von Schweden (ca. 300 km entfernt).
Vom Großen Markgrafenstein wurde 1827 eine Platte von Hand
abgespalten und der Berliner Bauinspektor Christian Gottlieb
CANTIAN ließ im Auftrag des preussischen Königs Friedrich-Wilhelm
III. davon eine große, geschliffen und polierte Schale herstellen,
die heute in Berlin im Lustgarten steht. An der Bearbeitung waren
bis zu 100 Leuten beteiligt. Die funktionslose Schale hat einen
Durchmesser von 6,91 m und wiegt 75 t (SCHROEDER 1999:98ff). Damit
ist sie die wohl größte Granitschale der Welt (rechtes Foto vom
16.02.2013 mit der winterlichen Abdeckung) und war zum Zeitpunkt
der Fertigstellung 1831 eine Art "Weltwunder".
Beim Museum am Schölerberg in Osnabrück liegt ein rundlicher
Granit-Block aus Mittelschweden. Der etwa 38 t schwere Stein
wurde 1986 bei Verthe, ca. 10 km nordöstlich von Osnabrück
gefunden. Es wird ein Transportdistanz von etwa 800 km
angenommen.
Aufgenommen am 10.09.1993
Pers sten am Omberg am Vetternsee in Südschweden ist ein Beispiel
für
einen sehr großen Findling (man vergleiche mit dem Mercedes) eines
ortsfremden Kristallingesteins, der hier auf einem ordovizischen
Kalkstein liegt. Für den Stein fand ich keine Massenangabe, aber
geschätzt sollte der so etwa 250 t auf die Waage bringen,
aufgenommen am 25.06.2005
Literatur
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die Kulturlandschaft Spessart 98. Jahrgang, Heft April
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zwischen Marienkirche und Siegessäule.- Führer zur Geologie von
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