von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Östlich der Haseltalbrücke wurde der Mittlere Buntsandstein frei
gelegt;
aufgenommen am 01.05.2011
In dem mehrere Hundert Meter langen Aufschluss staht der
Felssandstein über der Hardegsen Wechselfolge des Mittleren
Buntsandsteins (smHF der GK) in ca. 20 m Mächtigkeit an. Es
handelt sich um grobkörnige Sandsteine mit einer Bankmächtigkeit
von bis zu 1 m, unterbrochen von bis zu 15 cm mächtigen
Tonsteinen. Tongallen und leere Hohlräume sind selten. Ein Teil
des Sandsteines ist kieselig gebunden und glitzert in der Sonne
("Kristallsandstein"). Aufschlüsse im Mittleren Buntsandstein sind
sonst selten.
Das Vorkommen wurde inzwischen von GEYER & LORENZ (2014)
beschrieben.
Panormara-Blick nach Westen auf die Haseltalbrücke;
aufgenommen am 01.05.2011
Der Sandstein zeigt in den unteren Schichten eine
deutliche Schrägschichtung in stark wechselnder Folge.
In dem unteren Teil des Sandsteinprofils ist eine Erosionsrinne in
einer
helleren Sandsteinbank angeschnitten, Bildbreite ca. 10 m. Darüber
wurde eine sehr dünne helle Lage geschüttet. Dann folgen die
dunklen
Sandsteine, darüber die leicht nach Osten einfallenden Schichten.
Zwischen den Sandsteinlagen finden sich geringmächtige
Tonsteinlagen,
z. T. reich an Muskovit, Bildbreite ca. 40 cm
Kluft im Sandstein mit einem weißen Ton, von schwarzen Wurzeln
durchzogen,
aufgenommen am 14.05.2011.
Der Aufschluss wird auch nach den Bauarbeiten offen erhalten
bleiben. Einzig der Zugang ist wegen der Nähe zur Autobahn
schwierig. In dem Sandstein sind keine mineralisierten Klüfte
vorhanden, so dass sich der Aufschluss für Mineraliensammler nicht
lohnt; es gibt nicht mal eine Kluft mit Kalksinter oder
Calcit.
Auch die Baustelle westlich der Haseltalbrücke ist so weit fort geschritten, dass hier auch imposante Felsmassen des Mittleren Buntsandsteins aufgeschlossen sind. Es handelt sich hier um die Schichtenfolge der Detfurth-Formation mit der Detfiurth-Wechselfolge bis zur Hardegsen-Formation.
Der Aufschluss ist sicher einer der größten (wenn nicht der größte) im Bereich des Mittleren Buntsandsteins, welcher im Spessart bestand. Faszinierend sind insbesondere die hellgrünen Lagen und Linsen des an Tonklasten so reichen Sandsteins. Hier ist der Name des Buntsandsteins Programm, denn neben den grauen, roten und rotbraunen gibt es auch hellgrüne und dunkelbraune Sandsteine. Der meist grobe Sandstein ist z. T. reich an zersetzten Feldspatkörnern. Glimmerschüppchen finden sich in größerer Menge nur in den Tonsteinen und in den grünlichen Sandsteinen. In den tonigen Lagen sind auch Bleichungsflecken zu sehen. Viele der Tongallen (Tonklasten) weisen ebenfalls Bleichungshöfe auf. Auffallend ist das Fehlen von Netzleisten oder Rippelmarken.
Diese Sandsteine sind nur eingeschränkt als Baustein geeignet,
da die tonigen und insbesondere die grünen Schichten nach einer
mehrfachen Vernässung durch Regen in dünne Lagen zerfallen, was
bereits eine Probennahme für Untersuchungen schwierig macht.
Auffallend ich auch hier das völlig Fehlen von Calcit auf den
Klüften. Eine möglich Ursache könnte die nicht vorhandene
Lössauflage sein, so dass keine Ca-Ionen eingetragen werden
konnten.
Die ehemals große Baustelle im Sandstein des Mittleren
Buntsandsteins südlich der BAB A3 mit Blickrichtung Osten,
aufgenommen am 14.05.2011
Eine dm mächtige Lage aus einem hellgrünen gefärbten Sandstein,
rechts daneben eine Nahaufnahme des gleichen Gesteins an einer
abgesägten Probe,
Bildbreite 9 cm.
aufgenommen am 14.05.2011
Grünlicher Sandstein als auskeilende Linse,
aufgenommen am 23.06.2011
Grüner Ton unter Belastungsmarken im Mittleren Buntsandstein,
Bildbreite 11 cm
Ein dunkelbrauner Sandstein, völlig durchsetzt von einem
feinschuppigen
Hämatit, Bildbreite 2 cm. Das Material fällt im Haufwerk beim
Abbau
durch seinen Glanz auf und erinnert im Handstück in der Sonne an
einen
Schleifstein aus Siliziumcarbid.
In dem Sandstein ist Uran enthalten (LORENZ et al. 2022:26ff).
Bleichungshöfe (Reduktionshöfe) in einem tonreichen Sandstein aus
dem Mittleren Buntsndstein, Bildbreite 3 cm. Auch um die
Tongallen sind auffällige Bleichungserscheinungen ausgebildet,
Bildbreite ca. 14 cm.
aufgenommen am 3.06.2011,
Schichtenweise ist der Sandstein sehr reich an Tonklasten mit
einer Bandbreite von mm bis hin zu mehr als 20 cm. Diese zerfallen
sehr schnell, wenn
diese der Witterung ausgesetzt sind (ähnlich wie beim
Bröckelschiefer),
aufgenommen am 23.06.2011
Manche Schichtflächen bestehen fast deckend aus kleinen Muskovit-
Schüppchen und lassen sich daher leicht zu ebenen Platten spalten,
Im frischen, feuchten Handstück kann man das Gestein fast
als
Muskovit-Quarzit ansprechen.
aufgenommen am 23.06.2011.
Nach Fertigstellung der A3 im Jahr 2012
ist der Aufschluss nicht mehr leicht
zugänglich. Gegen die Fahrbahn wurde ein Fangzaun gespannt. Der
Sandstein ist inzwischen stark verwittert und schuppt
kleinplattig ab, so dass der Regen das Sediment nach unten
schafft. Nur in den Rinnen, die von den Baggerzähnen erzeugt
wurden, sind noch Merkmale des Gesteins erkennbar.
Der Zustand des Sandsteins nach der Bewetterung,
aufgenommen am 01.03.2014
Am Rand der mit Kalkschotter ausgelegten Rinne hat sich
eine offene Spalte
gezeigt, so wie man sie auch bei Weibersbrunn beobachten
konnte,
aufgenommen am 01.03.2014
Die Bauarbeiten wurden inzwischen mit einem Brückenneubau
abgeschlossen, so dass die der Durchstich nach Rohrbunn erfolgen konnte. Gegenwärtig
werden noch kleine Nacharbeiten im Bereich der Raststätte
Rohrbrunn ausgeführt, so dass in den nächsten Jahren oder
Jahrzehnten nicht mit neuen Aufschlüssen zu rechnen ist. Die
Böschungen sind zum Teil mit Draht gesichert und inzwischen
begrünt.
Mann kann diesen Teil des Buntsandsteines dann
auch als natürliche Felsen in der Seltenbachschlucht
östlich von Klingenberg anschauen, eines der 100 schönsten
Geotope in Bayern.
Hier finden sie weitere Informationen zum Buntsandstein im Spessart.
Literatur:
GEYER, G. & LORENZ, J. (2014): Quo vadis Buntsandstein?
Ungeahnte Fallstricke der Nomenklatur und Stratigraphie im
Spessart.- Jahresberichte der wetterauischen Gesellschaft für die
gesamte Naturkunde zu Hanau/gegr. 1808 163 - 164,
Themenband Spessart, S. 33 - 73, 22 Abb., Hanau.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G.
HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine.
Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende
Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische,
geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche
Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 111ff.
LORENZ, J., JUNG, J. & VÖLKER, A. (2022): Die Eisenerze des
Buntsandsteins im Spessart – Genese und die Quelle einer
mittelalterlichen Eisenverhüttung? Iron-ores in the Buntsandstein
Unit of the Spessart – Genesis and a Source of a Medieval
Ironworks?- in LORENZ, J. A. & der Naturwissenschaftliche
Verein Aschaffenburg [Hrsg.] (2022): Eisen & Mangan. Erze,
Konkretionen, Renn- und Hochöfen.- Nachrichten des
Naturwissenschaftlichen Museums der Stadt Aschaffenburg Band 112,
S. 9 – 40, 31 Abb., 2 Tab.
NEBEL, W. (1988): Die Autobahn überwindet den Spessart und
vergewaltigt ihn nicht. Vor 40 Jahren hatte die Planung begonnen,
vor 30 Jahren war die erste Teilstrecke fertig.- Spessart Heft 9
1988, S. 3 - 25, 21 Abb., [Druck und Verlag Main-Echo Kirsch &
Co.] Aschaffenburg.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und
Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer
Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils
farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm)
[Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
SCHWARZMEIER, J. (1984): Geologische Karte von Bayern 1:25000
Erläuterungen zu Blatt Nr. 6122 Bischbrunn.- 106 S., 9 Abb., 2
Beilagen, 1 Karte, Bayerisches Geologisches Landesamt München.
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