von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main
Der Steinbruch F. G. SCHMITT am Ortsrand
von Altenmittlau am 06.03.1977 -
ein Bild aus der Zeit der guten Funde
- die bekannteste Azurit-Fundstelle in
Deutschland
Links: Tiefblauer Azurit-Kristalle auf braunem Dolomit,
Bildbreite ca. 5 mm.
Rechts: Wohl eines der größten Azurit-Aggregate aus
Altenmittlau,
Bildbreite 7 cm, Slg. HAPPEL, Mainaschaff.
Um 1986 wurden umfangreiche fossile Belege von Volzia hexagona mit weiblichen und
männlichen Zapfen an den Zweigen gefunden.
Lage:
Großer und flächenmäßig sehr ausgedehnter Steinbruch im
Zechstein-Dolomit am östlichen Ortsrand von Altenmittlau, zur
Gemeinde Freigericht gehörend (TK 5820 Langenselbold R 1055 H
5625, siehe Okrusch et al. 2011, S. 216, Aufschluss Nr. 110), ca.
10 km östlich von Gelnhausen im hessischen Teil des Spessarts. Die
Zufahrt zum Steinbruch befand sich an der Straße nach Horbach hin
- ein Schild SERVATOR - wies den Weg.
Hinweise für Interessenten (Nostalgiker):
Der Besuch des Steinbruches lohnt sich seit 1997 nicht mehr, da
aufgrund von Schwierigkeiten mit der Gemeinde und den Behörden
kein geregelter Abbau des Dolomites mehr stattfindet. Nach dem Tod
von Franz-G. SCHMITT im Dezember 1998 ging die Fa. Schmitt im
September 1999 in Konkurs. Der Abbau wurde eingestellt und der
weitläufige Steinbruch ist gänzlich verfüllt:
Das Regierungspräsidium Darmstadt verfügt 2019 eine weitere
Auffüllung des Geländes, weil nach dessen Meinung das Gelände
rechnerisch nicht standfest sein soll. Dazu werden nochmals 8.600
m³ Erde aufgefüllt und die Böschungen nachprofiliert ("Nachschlag
für den Kalksteibruch" Main-Echo Alzenau & Umgebung S. 18 vom
15./16. Juni 2019).
Kuriosum:
Die Azurite aus Altenmittlau sind weithin bekannt. Als Kuriosität
ist zu berichten, dass man eine Briefmarke des westafrikanischen
Staates Guinea mit einem Azurit auf Dolomit von Altenmittlau
versehen hat. Man verwendete dazu die Raubkopie eines Bildes aus
einem deutschen Mineralienbuch:
Im Heimatmuseum des Geschichtsvereins von Freigericht ist
eine
kleine Sammlung mit Mineralien aus Altenmittlau zu sehen
aufgenommen am 08.03.2009
Mineralien und Fossilien Museum
in Gründau-Lieblos
des Kinzigtaler Mineralien Club e. V. an der Gelnhäuser Str. 2 in 63548 Gründau-Lieblos wstlich von Gelnhausen. Hier wurde seit 2006 das 1823 errichtete Gebäude der alten Schule unter Aufwändung von über 5.000 Arbeitsstunden des Vereins einschließlich erheblicher Geldmittel und mit einem Finanzbedarf seitens der Gemeinde von 285.000 € restauriert. In dem schmucken Fachwerkhaus auf einem Sandsteinmauerwerk sind in zahlreichen Vitrinen auf 2 Stockwerken ca. 2.000 Mineralinen, Fossilien und Gesteine ausgestellt. Der Schwerpunkt bildete die Sammlung von Herrn Erich LATSCHENBERGER und die Fossilien von Herrn REITZ. Eigene Vitrinen sind mit Funden aus der Grube Messel, dem Spessart und Odenwald gefüllt. Ins Auge fallen zwei Flachvitrinen mit schmucken Achatscheiben mit Hintergrundbeleuchtung und eine aktuelle Bilderausstellung des Vereins. Im Anbau befindet sich ein Clubraum mit einer Bibliothek und im Keller besteht die Möglichkeit der Steinbearbeitung in einer Werkstatt.
Beachten Sie bei einem Besuch auch die Hochwassermarke vom
29.05.1911 - fast auf den Tag genau 100 Jahre vor der Eröffnung
des Museums am 28.05.2011. Neben dem Vermerk im Sandstein befindet
sich ein Schild aus Messing.
Das Museum ist nach Absprache (Tel. 06051/7897172 oder
info@kinzigtaler-mineralienclub.de) geöffnet. Der Eintritt ist
frei, jedoch freut man sich über eine Spende.
Die Eröffnung fand am 28.05.2011 mit einer musikalischen
Untermalung und durch Bürgermeister Heiko MERZ bei strahlendem
Sonnenschein statt. Dabei war es der 35. Hochzeitstag von Erich
LATSCHENBERGER, zu dem Bürgermeister MERZ insbesondere seiner Frau
gratulierte.
Die Gründung und Einrichtung des Museums erfolgte gegen den
Zeitgeist, da man sich an anderen Städten und Gemeinden eher um
die Schließung alter Museen mit naturkundlichen Inhalten Gedanken
macht. Dafür gilt der Gemeinde Gründau und den politischen
Vertretern hohe Anerkennung.
Die Ausstellung der Mineralien befand sich früher in Gelnhausen
und konnte in Lieblos erheblich erweitert werden. In den Räumen
werden auch zahlreiche fossile Hölzer gezeigt (Ramholz,
Wächtersbach, Frankfurt, Wittgenborn, Kaichen, ...).
Literatur:
BLEUEL, M. (1985): Altenmittlau. Eine berühmte Azurit-Fundstelle.-
Lapis 10, Heft 1, S. 13 - 16, München
BLEUEL, M. (1991): FUNDSTELLE STEINBRUCH SCHMITT, ALTENMITTLAU.-
Begleitheft zur VFMG Sommertagung 13.-16.September 1991
Gelnhausen, Hersg. Kinzigtaler Mineralienclub e. V., S. 73 - 78.
BOSSE, P. & BLEUEL, M. (1988): Nicht nur Azurit - Altes und
Neues aus Altenmittlau.- Emser Hefte 9, S. 56 - 64,
Haltern
GERSTENBERG, A. & REINHARDT, M. (2017): Nicht nur Azurit – die
Mineralien von Altenmittlau im Spessart.- Mineralien-Welt. Das
Magazin für Mineraliensammler 28. Jg., Heft 5 Sept.-Okt.
2107, S. 43 – 59, 45 Abb., [Bode Verlag GmbH] Salzhemmendorf.
KOHORST, P. (1999): Neufund im Zechsteindolomit von Altenmittlau
Erstnachweis von Cuproadamin bzw. Zn-Olivenit.- Mineralien-Welt 10,
Heft 6 Nov.-Dez. ´99, S. 19, Haltern.
KOWALCYK, G. & SCHAARSCHMITD, F. (1989): Neue Koniferenfunde
aus dem Zechsteinkonglomerat Südhessens.- Cour. Forsch.-Inst.
Senckenberg 109, 153 - 163, Frankfurt.
LORENZ, J. mit Beiträgen von M. OKRUSCH, G. GEYER, J. JUNG, G.
HIMMELSBACH & C. DIETL (2010): Spessartsteine.
Spessartin, Spessartit und Buntsandstein – eine umfassende
Geologie und Mineralogie des Spessarts. Geographische,
geologische, petrographische, mineralogische und bergbaukundliche
Einsichten in ein deutsches Mittelgebirge.- s. S. 305, 336ff,
347f, 783f.
OKRUSCH, M., GEYER, G. & LORENZ, J. (2011): Spessart. Geologische Entwicklung und
Struktur, Gesteine und Minerale.- 2. Aufl., Sammlung Geologischer
Führer Band 106, VIII, 368 Seiten, 103 größtenteils
farbige Abbildungen, 2 farbige geologische Karten (43 x 30 cm)
[Gebrüder Borntraeger] Stuttgart.
SCHWEITZER, H.-J. (1996): VOLTZIA HEXAGONA (BISCHOFF) GEINITZ aus
dem mittleren Perm Westdeutschlands.- Palaeontographica Abt. B
239, S. 1 - 22, [E. Schweitzerbart'sche V.] Stuttgart.
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