Der Rhyolith von der
Hartkoppe bei Sailauf
im Spessart und
seine vielfältigen und seltenen Mineralien

 

von Joachim Lorenz, Karlstein a. Main 



Der Steinbruch im April 2021
Das Waagehäuschen und alle anderen Betriebseinrichtungen sind abgebaut worden. Im still gelegten Steinbruch hat
sich durch das Regenwasser ein See gebildet, der infolge des anhaltenden Niederschlags und der kühlen Witterung
weiter ansteigt,
aufgenommen am 27.10.2024.


Steinbruch in
          der Hartkoppe
Der inzwischen aufgelassene Steinbruch in der Hartkoppe am 30.11.2019 

Panoramafoto des
          Steinbruchs
Der große Steinbruch in der Hartkoppe am 15.11.2014


Steinbruch als Panoramabild Steinburch Hartkoppe 2013
Links: Blick in den Steinbruch in der Hartkoppe im Sommer 2008 bei hochstehender Sonne mit der 1. (oben rechts) bis zur 6. Sohle (mitte unten), der
Regenwasseraufbereitung (links außen), der Waage (Mitte oben links), der Aufbereitung  (Mitte oben) und dem Kontakt zum Nebengestein (rechts).
Weiter erkennt man auf dem Bild nur noch wenig Wasser, da kein Wasser aus dem umgebenden Gestein zuläuft. Wenn das Kluftsystem leer gelaufen
ist, trocknet der Steinbruch aus und es läuft erst wieder Wasser in den Steinbruch, wenn es regnet.
Rechts: von der gleichen Stelle aus fotografiert, aber am 06.12.2013
bei trübem Winterwetter der tiefe Blick in trichterförmigen Abbau. Der Steinbruch ist um eine Sohle tiefer geworden. 


Der Abbau wurde zum 31.12.2017 eingestellt. Der Steinbruch ist nicht mehr zugänglich, weil wegen des Vogelschutzes eingezäunt.  


Schriftzug

Tafel des Kulturrundweges in Sailauf
        am Steinbruch
Seit der Eröffnung des 10 km langen Kulturrundweges "Bleckmaul & Sailaufit" in Sailauf unter sehr reger Beteiligung der örtlichen Bevölkerung am 06.06.2005 kann man sich über den Steinbruch an einer Tafel auf der 1. Sohle informieren. Davor ist ca. 1,5 m² mit einem Verbundstein-Plaster befestigt worden, dessen Steinanteil aus dem roten Rhyolith besteht. Auch der darum verteilte Splitt stammt aus dem Steinbruch.  

Die Stelle ist auch ein „Earthcache“ (ohne Behälter) für das Geocaching. Dabei muss man Fragen beantworten, was nur geht, wenn man vor der Tafel steht (opencaching.de/OCA555 – N 50° 01,950´ E 009° 16,476´).
 
Vogelschutzschild
Das Landratsamt Aschaffenburg hat Schilder aufgestellt,
die ein Betreten des Steinbruchs als Fußgänger verbieten;
aufgenommen am 17.05.2020



Zusammenfassung

Nördlich von Ober-Sailauf bei Aschaffenburg in Nordwestbayern befindet sich an der Hartkoppe ein Rhyolithvorkommen (Quarzporphyr (Pq) der GK 25 Blatt Nr. 5921 Schöllkrippen R 35.19.600 H 55.44.250). Das ovale Vorkommen hat etwa die Ausdehnung von 500 x 200 m und ist durch einen großen , aber still gelegten  Steinbruch aufgeschlossen.

Das durch einen großen, zur Zeit fünfsohligen Steinbruch aufgeschlossene Gestein wird von mehreren SO-NW streichenden Manganerzgängen durchbrochen. Die Gänge führen als Hauptbestandteile Calcit, Braunit, Todorokit, Hämatit, Seladonit und Baryt, als Nebenbestandteile Manganit, Hausmannit, Kryptomelan, Dolomit, Kutnahorit, Goethit, Quarz, und Fluorit. Hier tritt auch Powellit und Scheelit auf. Da der Abbau eingestellt wurde, gibt es keine Möglichkeiten mehr, Mineralien oder gar die seltenere Mineralien zu finden. 

Brandtit auf
        Calcit
Hellbraue, transparente Brandtit-Kristalle auf weißem Calcit,
Bildbreite 1 cm 

Hochinteressant ist das Vorkommen von Brandtit, einem wasserhaltigen Calcium-Mangan-Arsenat, das erst von wenigen Fundorten beschrieben wurde. Aus Sailauf stammen sicher die größten Stücke des Minerals - weltweit! Es wird von Calcit und Aragonit, dem ebenfalls seltenen Mineral Kutnahorit und auch Rhodochrosit begleitet und bildet bis 2 mm große, farblose bis weiße Kristalle, oder bis 5 mm große Sphärolithe, die bis zu dm-große Flächen überkrusten können.

In einer anderen Paragenese konnte ein völlig neues Mineral der Mitridatit-Gruppe als Sailaufit in Mn-Calcit, Hausmannit und Arseniosiderit führenden Partien gefunden werden. Wie neue Untersuchungen zeigten, liegt nicht das Mn-Analogon zu Arseniosiderit vor, sondern es handelt sich um ein neues, sehr komplex aufgebautes Mineral - eben der Sailaufit -, ein wasserhaltiges Ca-Mn-Arsenat-Carbonat mit eben nur Sailauf als eine von inzwischen 3 Fundstellen weltweit. Es ist nur sehr schwer vom dunkelbraunen bis schwarzen Arseniosiderit zu unterscheiden. Inzwischen gibt es weitere Fundstellen von Sailaufit in der Schweiz, Mexiko und Griechenland. 

Sailaufit
Winzige Sailaufit-Kristalle unter derm REM,
Bildbreite 0,03 mm

Im Jahr 2014 wurde ein weiteres, völlig neues Mineral aus Sailauf beschrieben, der Okruschit. Das Mineral ist bis jetzt ausschließlich aus Sailauf bekannt.

Infolge des fortschreitenden Abbaues konnten weitere, z. T. bemerkenswerte Mineralien, wie Jordisit, ged. Arsen, Arsenolamprit, Uraninit, Uranocirit, Uranospinit, Pitticit und Yukonit nachgewiesen werden. Dabei wurde auch der Lieferant für das As erkannt. In geringen Mengen - aber weit verbreitet - wurde Bertrandit und Humboldtin gefunden. Weiter konnte die Liste der selten Mineralien um die gefunden Mineralien wie Tilasit, Domeykit, Chernovit-(Y), Bergslagit verlängert werden!

Bemerkenswert ist auch das Auftreten von bis zu 15 cm großen, achatgefüllten Lithophysen in primärer Lagerstätte. In den Drusen konnte neben Hämatit noch Apatit und Humboldtin nachgewiesen werden. Die Fundmöglichkeiten für die Lithophysen sind seit Jahren als sehr gering einzustufen.

Lithophyse mit Achat
Angeschliffen und polierte Lithophyse mit gebändertem Chalcedon (Achat),
Bildbreite 6 cm 
gefunden am 21.11.1984

Zur Altersstellung des Rhyolithes konnte eindeutig festgestellt werden,dass der Rhyolith älter als das Zechstein sein muss, da er von Ablagerungen desselben diskordant überlagert wird.
 
 

Abstract

At the Hartkoppe hill, north of the village of Ober-Sailauf (close to the city of Aschaffenburg, North-West-Bavaria), a rhyolithe body is exposed by a big, active quarry. The rhyolithe is presumably of lower Permian (Rotliegend) age and is coverd by upper Permian (Zechstein) sediments. It contains several, SE-NW striking veins of manganese ore, containing calcite, braunite, todorokite and baryte as main constituents. Addition minerals are, among others, dolomite, kutnahorite, manganite, hausmannite and fluorite. Powellite was also found in the paragenesis. Of special interest is the occurrence of the rare Ca-Mn arsenate-hydrate brandtite so far only described from a few localities in the world. Brandtite forms colourless to white crystalls, up to 8 mm long, which may be arranged in spherulitic aggregates. The mineral is associated with calcite, aragonite and kutnohorite.
A so far undescribed Ca-Mn arsenate (now discrbed as Sailaufite), a member of the mitridatite group was detected as coating of small caverns in Mn-calcite, hausmannite and arseniosiderite-bearing veins. Constant growth of the quarry opens som mineral-rich areas with different minerals like arsenic, arsenolamprite, jordisite, pitticite, yukonite and some uranium-minerals. A few Minerals are not to definate. In 1995 in addition Tilasite, Domeykite, Chernovite-(Y) and Bergslagite were found! And 2014 a second new mineral from the quarry where discribed as Okruschite.

 

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Literatur

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